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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

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Nr. 280-304 (1. Dezember 1919 - 31. Dezember 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0567
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l's. in allem
n Prwat für 480 A
zu verkaufen.
lgebo'e unter Nr. vrrt
n die „Bavische Posr«.

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c einige Monate cn

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nrieten gesucht.

limt nur ein gut erb4
es Jnstcuinent mit schi<
nTon mB-tracht. Lorz.
nste Behandlung zuqp
;ert. — Änerbieten unla
48 an die „Bad. Post".

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61, Iahrgang - Nr. 291

^eidelberger Seilung

Samstag, 13. Dezember 1919

! nke vadische post" erschelnt an sedem wochentage mittags 12 Uhr und kostet bei r
' ieder"Postanstalt monatlich Mk.220, r.ierteljährlich Mk. 6.60 aurschliehlich Znstell« r
!.,k>übr: dncch die Ngenturen oder dte Trägerinnen frei inr yaur monatlich Mk-2.25. Z
° ^ kjauptschriftleiter: Uurt Ltscher. r

Gegrundet l838


lvochendeilage: Oer Vorn

Landesorgan öer Oeutschen liberalen Volksvartei Vadens

Hauptschristleiter und verantwortlich für den politischen und volkswirtschaftlich»n Teil Kurt Fischer, für da»

Feuilleton, ttunst und Wiisenschast, Theater und Musik, Neues aus aller Welt und die Unterhaltungsbeilage
siultus Kraemcr, für Baden, Oeriliches und Literarur Fritz Gandenberger von Moisy, für Turnen

Spiel und Sport Alfred Schmitz, sämtlich in Hetdelberg. Fernruf 182. - Berltner 'üertretung: Berltn 51>

Damberqerstr.9. Fernruf AmtttursürstJIS. - Für denAnzeigenteil verantwortllchAlfred SchmttztnHeidelderß,
Fernruf3i>. - Druck und Verlag ^ Heidelberger Derlagranstalt und Druckeret G.m.b.H. Heidelberg, tzauptitr 2L»

Das Wichtigste vom Tage


Dcr ttste Unteransschuk für die Unt rsuchung
iiber die Borkriegszeit will auck ken Kafser oer«
„chmrn lassen. Professor T>r. H ö n i g e r-Frci»
l,nrg lvurde als Sachverständiger hinznaezogen.

Das Vetriebsrätegesetz wurde im Auvschuh der
Nationalver,amm.ung in zweiter Lesung er-
ledist.

Der Reichsverband der deutsche« Zn-
dujtrie und die Vcreinigung drr deut.chen Ar-
lcitne-crveibL^ « faht n eine Entschliehung
gege» die jetzige Form des Betriebsrätege,etzes.

Der Tiroler Landtag hat einstimmig dcn
Zsntrag, Tirol mit Deutschland zu einem gemein-
jameu Wirtschaftsgcbiet znsammcn zu
ichlicbcn, angenommen.

Das deutsch - schweizerische Wirt-
schafts - Abkonimen vom 12. Zuni 1919, das
Ende Nov.mber abgelaufen ist. wurde elnjtwei en
bis Ende dle.es Zahres verlängert. damit in-
ischcn ein »cues Lsbkomme» getrosfen werden
anv.


Bei der in d'r Berner Bui» esvrrsammlung ex-
solklen Bnndesratswahi wurden Motta zum
Schweiz r Bunde^spräsidenten u. Schul-
kheh zum Vizepräjidenten gewählt.

Zm Budapester Terroristenprozeh sprach drr Ee-
richtLliof gegcn 14 Angekiagte das Todesur-
Moedcs. Beihilse zum Mor>. Naubs.
Plundermlg. Vergewaltigung. Hehlerei und dergl
aus. Die iibrigcn Angcklagten wurdcn zn K rker-

strasen oermteilt. «

8sus Vaden

Zm badischen Landtag xam es auch ss-
Itcrn wred.r zu heft-gcn B e s ch w e r d e n jjb r ie
Zurücksetzung der Badener in der Neichs-
Landtag vertagt < sjch dann

vlk Mltte Zannar.

evangelische Generalsunode
wah.te den Oberamtsrichter Muchow - Freibura
lPoi.) zum Kirchrnratspräsidentrn.

Zm Mittcritandssanatorium (Hotel Bell oue in
Heldelbcrg) wurds durch Grohfeuer er-
heblichrr Schadcn nngerichtet.

Der südwestdeutscheKanaloerein be-
sann gestern seine Tagung in Mannhrim.

Die Anwerüung von Kohlenarbei-
tern in Baden sür das Bergbausebiet

lmt in letz.er Zrit Fortschritte a-

wacht. ^le e.nstweilen dort herrschende Woh
»nngsnot so.l bal-. brhobrn sein. und daun eine
slärlerc Verwendung badischer Llrbeitskräfte mös-
lich nnrden.

Die Franzosen habe» ohne Angabe von
'Sriinden den badischen Landcswetter-
warte die Ausnahme ausländischer Wetter-
uachrichten verboten.

Der Kaiser als Ieuge

V'rliir. 12. Drz. Der erste Unterau°/chuk des
par amentarischcn Unters.'chunasrusschusses beschäf-
ngte sich heute urit der Verteil.ung d:r R'.iferats
liir den Frage-bogen über dir Vorkriegszeit
rind Las B-rhw'.ten der Deut ch:n tn dsr Z' st zroi-
ichen dem Attentat von Serajewo uid de-m Ultt-
matuim Es wurde anger gt. drn früh'ren deut-
Ichen Kaiser eüensalls ZU vernehnren. even-
luell dmch Bermitllung Hollands. doch
wurde die Lntscheidung hiersiber zuvückg<etzt. dis
vle AuÄklll.'tsv-ri0nen rhre Antworten eicköerncht
HLven. Als Sachverständige sind neu hiuzugezo-
acu Professor Ja:ckh. Prosrssor D.r. Hönig«er-
^rei.burg. Die nächste Sitzung -des ersten Unter-
ausschusses wird im 'Iianuar stattfin^en.

Der UnLersuchungsaus'chutz zum
Fall Helsferich

^ar amentarische Untersuchunasausschuk der
Aationalversammlnna beschloh nrit allen aeaen 2
«timmen rn Erlediauna drr Fragen. die durch
das Verhaltrn des frühcren Staatssekrerärs Dr
Helsf rich b"i seiner Vernehmuna aufaowor-
en uiurden. zu erklären, dak jedes Mitslted des
UivtLriuchunaslrusschusses das Fraaerecht habe
und infolardessen auch jeder Auskuirstsperson die
Antwortpfltcht jedem Ausschukmltalied ae-

vie öeutühe Mtwortnote

Noch nicht abgesandt

Bou unserenr Berliner Bertreter
t:) Berlin, 13. Dez. Wts Kreuzzeituna »nd
Lokala-nzeiaer üLereinstirnmend melden. ist dte
deutsche Antwort auf die Noten der Entente immer
noch nicht fertiagestellt Ueber den Zeilpunkt der
Absendung lakt sich nichrs saaen. Auch die Liste
der 9tamen. die an den roerteren Verhand'unaen
tn Paris tetlnehmen sollen. ist noch nicht abaeschlos-
sen Zm Geaensatz zu diesen Meldunaen verlauter
nach der Morgenpost, dah die Note <rm aestriaen
Freitaa abassundt worden ist.

Die Liste der deutschen Vertreter

steht irnrner noch nichl sest. Dasi Senator Petersen
nicht an der Abordnunq teilnimmt. rst auf eine
Ablehnuna seinerseits zurückzuführen. Es ist an
d.-r Auffassuna fcstzuhalten. daf, rvir mit allem qu
ren Willen und Entaeaenkommen mit d"r Entenk
bezüalich e'nes Schadenersatzes für Scapa Flow
verhandeln wollen. dak wir ab"r n'chts tun könncn
was aeeiqnet wäre. unser wirtschaftiches Erab zu
f.aben.

Simsou alS Vertreler Dentschlands
unerwttnscht?

Die Melduna. der zufolqr Herr v. Simson
mi"der in Paris als Vertreter Deutschlands wirken
soll. wird von der franzönichen Presse mit aro-
hem Unbehaqen aufadnommen. Der ..Temps"
sch-.eibt. dasi 5>err v. Simson der Vertreter dcr re-
aktionären Elemente und in keiner W»ise aeeiqnel

sei, eine Neqieruna zu vertreren. die sich als M-
zifistisch und deir.vkratisch bcZeichnet.

Die betrogenen deutsche r Sozialisten

Einer Bankerotterkläruna drr sozia-
listischen Znternationale koinmt ein
Natschlaig sleich. den die sranzöstschen Sozialisten
ihren deutschen Genossen zu qeben stck berusen sün
en. Die „Humanite" schreibt nämltch. daft die
französischen Sozialisten den deutschen Genosien
nur rat-en können. für die schleuniae An-
nahme der Vedinaunaen d"r Allii"rten ein^'tre-
ten. da d'ie stanzöstsch.'n Sozialisten keinen Ein-
flusi zuaunsten der Deutschen arltend machen
könuten.

Zm Vertrauen auf die Hilfe der Znter-
nationale haben die deutschen Sozialisten für
die Unterzeichnuna des D'rsaille'- Vertraa^s a"-
stimmt — im Nertraucn auf sie hoffte ste uoch heute
eine Nevision dieses Vertraqes zu erreichen.

Der Druck von innen

Von einiacn 40 revolutionären Vetriebsröien
Bcrlins ist b<ch!ossicn wordsn. sosern di^ Neichs-
reaieruna durch ausweichsnde Antworten mili-
tärische und -wirtschaftliche Mastnah-
men der Entente aeaen Deutschland veranlasien
ollte. zu Mas endemonstrat ionen des
Proletariats aeac'n die Neaieruna im qanzen Reich
aufzufordern. Die Wiederbilduna d:s roten
V o l l zu a s rate s ist nach der Aushebuna des
Belaaerunaszustandrs von den revolutionären Ob
leuten Leschlossen worden.

qenüber oblieqe. Znr übriaen beschlosi der Aus-
schust. dasi er in der Vollversainmluna nicht als
Beschwerdeinstanz für Ansprüche aeqen die Ent-
scheidunaen dcr Unterausichüsie anaerufen werden
könne. sondrrn dast seder der Unterausschüsie selbst-
ständia über -etwaiae Einsprüche von Auskunfts-
personen oder Sackverständiaen zu «mtlckeiden
habe.

Tirols Anschluhbegehren

Zn der Donnerstaqs-Sitzuna des Tiroler Land-
taaes wurde ein Ai traq einqebracht. der Tiroler
Landtaq wolle beschliesten. d.n Landtaq und die
Landesreaieruna zu beauftraaen. zur Retiunq des
Landes vor dem aänzlichen Zusammenbruch sofort
mit der Staatsreaieruna iu Wien Verbandlunaen
einzuleiten. damit di.se beim Obersten Rat in Pa-
ris crwirke. kiast'Tirol mlt dem Deutschen
Neiche zu einem aemeinsamen Wirtschaftsqebiete
zusammenaeschlossen werde. Der Aniraa
wurd-', nachdem sodc Partie eine ErLäruna abge-
aeben hatte. einstimmia anaenommen.

^ Freistaat Danzig

Der Vevollmächtiate der Posener Neaieruna in
Parts stellte iin Auftraa süner Neqiwnlna den An-
trag, die Vorarbeiten zu den Berbmrdlungen zwi-
schen d:m Freistaat Danzia und Polen zu be-
schleuniaen. Die Vorbereitunaen müstten in vier
Wochen beeudet sein. da die Danziaer seit lan-
aem die endaültiae Entscheiduna über ihr Los er-
warten.

B^zillen-tzunnen

Wie die englischePresthetze während LesKrieLes

1. -l Ausiend acwirkt hat. zeiat ein Brlef den dic
holländi.chr Filialo der Sieinens-Schucker>trr>cr!e
G. m b. H. jüuast aus Ostindicn erhielt.

Der holländischcn Filtale aina im Auaust d. Z.
ei.i T^llqrcnun ni i der Aui/.'b-aoc'sie Bomtay
zu. dcsie- Znbalt unvollständia -war. Di? brcref
fe>ioe Filiale vermutele in ^"m Abs^nvcr d>e
Bombay-Vertretuna d.r Siemens
Vrothers Dynamo Worts Ltd.. London,
und bat in höflichem Tone um Aufkläruna. Die
Antwort aus Bombay lautete iibersetzt felaen-
dnmasten'

„Wir haben Zhren Brief Nr. 26 A N.. datiert

2. Septcmber 1919, erhalten. Zh:e Bemc.ku-ia.
dast wir Zhi.' n ungefähr cmn 2l- August d. Z. ein
Telcrramm aeschickt haben. ist eine aanz acmeine
Lüne ^ eines Hunnen würdla. Wir wisicn nichr.
was der Zweck Zhres Briefes ist Falls dies aber
ein Schritt sein sollte. einen Schriftwechsel in Ab-
sicht auf Geschäfte mit nns anzufanaen. so können
wic Zl/nen offeü sanen. dast. solauae der Unter-
zeichnete lübt. er nichts ..Deulsches mehr
berühren wird. da es st i n k t. wie Zhr
N a m e. Wir wollen auch nicht Zhre freundlichcn
Erüste — von „B az i l l e n -H un n e n". Wir
wollen unsere Kunden nicht wisien.lasien. dast u.ir
Vriefe von „Vazillen-Hunnen" erhalten habcn.
daher schreibcn Sie nicht wieder an uns — falls
Sie es doch tun. werden wir Zhnen cincn wirklich
unflätiqen Brief schreiben. Es- ist selbstverständ-

lich sckMer. in Worten auszudrücken. was ein nor-
mal ansiändia denkender Britc oon d>.u deutschen
Hunnen denkt, abcr Sie dürften in der Laae sein.
es aus dem Vorstehenden zu ersehen."

Wie wäre nun wohl erst cin ..wirklich unflätiaer
Brief" jenes ang.oindj.chen Eentloman ausge-
fallen?

Der Prozetz Lindner

Zn dem Prozcst Lindner und Genosien wurde
die ZeugenvernehuMng fortg.'setzt. Man erfnhr
aus den Aussagen. >.'ie aus dsr Landtogstribii'.ie
gcüustert worden waren, dast die ganze bayerischr
Volkspartei an die Wand ^estellt gchörte u-nd mit
Handgranaü'n beworf.'n w-id.n sollte. Auf der
Straste b-'geeneten dem Zeugen. Landtagsabg-'ord-
neten Wimmerfall. nach u:r Ermordmig Eis-
ners verschiedene Äiilltärpoitsn,mit Hamidgranaten
und Ncvolvern, die riefen: „Der Schuft. der Huud."
Die Aeustenmaen ga.teu Auer.

Schrislleiter Kunkei q.rb ein genaues Vild
ülber drr Docgänge im LandlLg. Er hat den
Eindiuck si>hccht. dast Lin lier die aanze Minister
bank zuis'aiinnienjchiesten wollte. Der Mibanaeklagte
Frisch soi ihm dabei ein gstreuer Helf r gewHen.
Nachdain Lmdner verlschwunden war. knallten
Schusio aus der Diplouiatenloge. Dort feien acht
bis zchn Leute unter Führuiis Hasemeisters 'gewe-
scn. der serusl n hwL:: „So. jetzt gchts weiterl"
Später ha!t Kunkol den Lindner im Qandtaigs-
sebäude getroffen und ihn l/on Soldaten >als Tä-
ter Lezeichnet. Er, hcvbe die Festnahme veranlas-
sen woltcm. cvbler die So daten seii?n laud i: ver-
'klevdete Leute geme.en. Sie erk.'ärtm. das gehe sie
nichts crn, das hab? allrs so konvmen müsien.

Bei der Forhsetzang der Zeugen vern ehmm n>g in
der Berhandlung üLgen Lindu r und Gi.'nosien war
die Llnssaige bemerkenswert. die der Hausverwal-
ter im Landtage. A t t e n bergler. machte. Er
sing ncch der Blnttat an der ros-eroierten Trt-
biine vorbei. in der die Mitgltcher des v volut!»
näven Arbeiterrates Plcrtz genommrn l-°atten. Alle
Sott-aten seien mit Handgranaten a.ssigsrüstc't gs-
wesen. Es sej seine persönliche Ueborzeugung. dast
die Soldaten nicht zum Schitzs, seud.'rn zur Ver-
nichtung des Landtngs belstunimt Viren.
Das hÄbs nmn auch aus dsr Ha.tung der Solda-
ten den Attentätern geaenüiber entnehmen kön
ntzn. — Jni 'weitevcu Verlauc der Vernchimung
uiurde die Person ttes ntttangl.S a.gten Frisch et
was schärfer als bicher in die V vhandlung her-
einaezogen. Eine anschauliche Schildevuua der
schrHüleu politischsn Atnidspläre jener Tagi^ oab
Stawtsrat Sänger. Der frühere Zustizminister
Timm berichtet über die lstztsn Tage vor dam
ZusamtmiL'iibruch des Landtags den Niücktritt der
vevschiedenen Minister. die letzte Ministerratssitp
ung uud kam sch iehlich auf den 21. Fobvuar zu
sprechsn. Timm konnt- sich noch im letzten Augen-
blick in Sichsrheit bringen.

Bcrn. 12. Dez. Zn diplomatischsn Kreissn Bel-
arads oerlautet. dast der Berabauminister anlästlich
seiner Neise nach Wicn auch nach Verlin reisen
wird, um mit dem Neichspräsidenteu Ebcrt über
die Aufnahme der/dip'omatischen Beziehunqen
zwischen dem Aöniqreich Serbien und Deutchland
zu verhandeln.

Offener Vrief an Herrn
Unterrlchtsminister Hummel

Mannhetm, Dezember 1919.

Sehr geebrter H>err Mtnist«rl
Ein Zahr ist dahin. seil der Unisturz das länM
dringliche Problein der Schulreform >-iner sihnel-

len Löfüng entgegeiizusühren ver,prach. Nun aber
veraolst Atonat um Monat, und es «sschiuht nichts
irgendwie Wesentliches; ia. man weist nicht
einmal. ob settens der Negierung üburha'Upt
ein weiteres Ziel ins Auge sefatzt ist und
was sür die Zvkunft vorber."itet wivd.

Zn den Kreisen der Lehrepchait ist man sich
Larllbsr'klar. dast eine Reform Zeit braucht, um so

inehr Zeit, je oründlicher und iuuifasieirder sie iu
wiro. Und es dürfte oiese Er--

Angriff aenommcn
kcnntnis auch für dte weitere Oeffentlichkeit Ge-
w'cht b.komniien. sc'bad man nur tsiststHt, die
öffcntliche Meinung zu lenken sie auf dem Lcvufen-
den zu erhalten übsr Ziel nnd Arbeit ttsr Führung.
Zcdoch wisien wir auch. dah mit Ei isetz. BsrordnunL
Organifation allein ein neü s Lebm. neuer gei-
sti-ger Gehalt nicht in dio Schule hineingabraicht
werdrn kann. Dte Erfüllung der Schule mit einer
Zdee, die der grohen gerstigen Not lles Volkes hillf-

reich entgegenkommt. ist höM nötig und dari. um
tschen

der Zukunst des deutschen Volkes willen. nicht amf
uubestmttnle Zeit verschoben werde«. Zede Woche,
se.dr Atonat bedeutet unwiederbringlichen Verluist.
Dabei wäre ein Wirken durch dieSchule ker natur-
S'gebene Weg. wo älle noch s» wohlml inenden
Aufrufe zur Einkehr nnd Einsicht seitens dsrNegie-
runa einfach vsrsägen müsien. Doch geht lnzwischen
die Schule ihren Gang.'als gings sie die allgttu^ine
Notlase c>ar nick)ts au. als hätte sie eine stir cvlle
Z-itcn Lü-ltiae Sondevaufgabe zu erstillsn; isie
steht M'sterhalb des grosten Stroms. auf eiuer Zm--
fel der Vevgansenh.it inrnltten >der V^anllimL
gcgenwärtigen Lebens.

Sollte sich. Herx Minister. nicht, in Wvg ftn-
dsn lassen. die 6,elstige Umstellung dl SHul-
unmittelbar zu erzielen. bevor Eesetz und Orga-
nkKtioii in Kraft tretdn können? Sollte das nicht
Zhre erste und eigenste Auffaübe sein? Der Weg
stihrte unmittcibar bin an die Lehrer.-
schaft, an ein ststes vertrauensvoDs Zusaminen-
wirl! n mit ihr: Sie hätten von Zllver überlegs-
nen Stellung aus Direktiveu zu geven. die in der
C./j')u5Mbsiit unmitl>s>lüair wirk.iam 'wsrdsn Vnn-
ten. S i e hätten die Lehrer um sich zu sanvmeln,
ihre Wün'che entgegenzunehmen. ihre Erfahrun-
gen M verwerten. Zst das nicht Aml und Auf-
gabe oines Führ'srs? Solches lcbendise und
zeugende Wirken wäre mehr wert als alle bürokra-
tijchs Aktenarbsit zuamenOenomum Stets kön-
nen Verordnung. Grsetz. Organisation blost einom
von mn:n heraius Werdsnden d.'n Lerb. die <rb-
schliestcnde Form schaffeu. Was nützte uns eine
Tchulv.iforin, die eben nur aus Gdsetz. Verorvnung,
Oraaniiation bestände? Und woher ge.enken Sie
den G'ist der künftigsn Sch'.le zu bezichcn? Doch
ctwa nicht aus Parteidoktrinenl

Man versprach 'Uiis einst aus der Dsmw-
kratic die Auslese der küafligen Führerj^Zst
nun die FähigV.Ä zur Parteiführerjcha.ft eine Go^
währ für gute Führung der ö'fent.ichen Erzie-
huna? Wtr habsn. Herr Minister. s.'it Sie im
Amt sind. von Zhnen -mancherlsi über Zhre TL-
tiakeit in der Partei und über «eren poli-
tifches Mesen vernommen. aber nsck ka<u.in
Weientliches über das. roas Sie der S ck u l e
zumal an gsistisen Wert.-n zubringen geden-
k e n. Wir Lehrer tasten mit unserer AvLeit in der
Unsicktt'rbeit heru-m. Es geht Hruite wte
einst alles Wichtige in der Versch-viegenheit der
Aintsstabs, hinter d-'n uiiuiirchdringlichsn Schleier
der Akten vor sich Das ischrint uiir al>er nicht der
Sinn kves Nogimeats im Voilksstaat zu ^iu. Wir
wollen nicht zu un'erer Ueberraschung eines Taves
das Füis arn Lshördlichrv lEntschsiestungsn, r-on
dcnen zuvor niemand wustte. an denen die Betei-
ligten keinen inneren Anteil hatten. über die
Schule ecaosicn ftiid-'n. Wir Lehver sind' vor dsr
Zukaiift ebensosehr m i t v e r on 1 w o r t -

l i ch für d-as geisilge MM dcs Volkes wie die

lich für )

Ve-Höioen. Zum mindesien wollen wrr desha.lb

nnerlich mitbetejligt sein. wollen missen,
woll-'n uns niit unserer Arbeil u. Person eiust.lleu
auf das Wer.ende. wollen lebendige G'ieder der
Eenvnnschast. vicht Haudlanger eines behördlichen
Zufallswilleus sein. Wir nieinten einst. -unter dem
demokratisch'n Neg'rment wiirdsn solche Fordsrun-
gen selbstverständliche Erfülluna finden. Doch es

lästt sich kasini ein Ünterschied gegen frühsv wshr-
nehr

ehmen. Drängt sich dann der Verdacht auf. es
lei bsi der Führung übcrhaupt keine echte Znitia-
tive. keine tmgende Zdee vorhanden. ver'chwindet
das V rtrauen. dann liegt die Schuld sicher nicht
auf unserer Seite.

Jn vorzüglicher Hoch.ichtnng . ^

Ernst iKrieck.

Anmerkung der S chr i f t lel tu n«: Zn-
" ' ' r,t der

dcm wir diesen "Ofsensn Vrtef" hiermi.
Oesfent.ichkeit übsrg.'ben. stellen wir sleichzeittg
 
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