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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

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Nr. 280-304 (1. Dezember 1919 - 31. Dezember 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0615
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r. MethlM

IN 1H. dezmder
A vermählt.

-ritz Theurtt

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61

. Iahrgang - Nr. 29§

kreidelberger Seitung

Montag, 22. Dezember 1SU»

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Vadksche post" «rschelnt an jedem vlochentage mlttag8 12 Uhr und kostet bel
postanstalt monatltch Mk.220. vierteltShrliL INt. 6.60 ausschlteblich Fustell.
nebübr: dnrch die Ugenturen oder ble Trägennnen sret ins kaur monallich IM.2.25.
° hauptschrlftleiter: Uurt Ztscher.

Eegründet 1SSS



vaoisMe Vosi

wochenbeNage: Der vorn ^

Landessrgan -er Deutschen liberalen Volkspartei Vadens

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für dar
Unterhaltungrbeilage
für Turnen

Spiel und Sport Alfred S ch m i tz, sämtlich in Heidelberg. Fernruf 182. - Berliner Vertretung: Berlin VV S»

Bambergerstr.3. FernrufAmtKurfürst318. - Für denAnzeigenteilverantwortlichAlfred SchmitztnHeidelberßh
Fernruf 8!». - Drmk und Verlag : Heidelberger Derlagsanstalt und Druckerei B.m.b.H. Heidelberg, Hauptstr. 2I,

Das Wichtigste vom Tage

Zn den Verhandlungen in Paris sind einise
neue Berzögerungen entstanl.en.

Die Kommissiqu fUr ausivärtige Angele-
gcnheitett des amerikanischen Senats bat die Ent-
schlietzung Kuox in veränderter Form ange-

„ommmen.

Zm rheinisch - westfälischen Jirdustriegebiet
vcrurjacht der Kohlenmangel bedenNiche V:-
triebscinsicllungen aller Art.

Nach einrr Mcrdung aus Kairo wurde auf
den äayptischen Premierminister wie-
dcr cin Anschlag verübt.

Aus Vaden

Dem Landtag wird zur Regelung der Besol-
dungsfrase der Beamten ein Nachtrag
zum Staatsvoranschlag zugchen.

Um den Einheitsstaat

Wie unser Verliner Vertreler er-
sährt, wird dcr Beschlng der preuhischen Lan-
oesvcrsammlung zur Herbeisührung des deut-
schcn Einhdtsstaates zu wichtigenVe-
sprcchungcn im Reichskabinett und
im Rcichsrat führen.

Badcn unv die Ecfahr der Verpreujjung

In emcin Leltartikel wendet sich die amt-
liche „Karlsruher Zeltuirg" gegen das Besti.e-
bm oer drei Mehrheitsparteicn der preußi-
schcn Landcsversümmlung auf Schafsung eines
dcntschen Einheitsstaalcs. Darin schrerbt das
Älattk

Wir wissen sanz geiiaiu, was Äie Aktwn Preu-
ücus zu b^deuffea hat. Cs handelt sich keineswegs
' darum, dab Preuben in Deutschland ausgeht, son-
dcrn einzig daruim, datz alle übrigen Vundesstaaten
in Preuben aiUfgehen. dab siovonPreubensa-
schluckt wor-den sollen. Das ist dao Kern-
vunkt der ganzen Fvage! Der Emheitsstaat nach
mcukischcm Wünscheni wäre weiter nichts, -als die
Aerpreubung des Reichcs. Und dafür bodanken wir
uns hier im iSüden nrit allar Entschiüdewheit und
sind*bereit, uns mit allen erlaubten Mit-
teln gegen eine solche Zumutung zur
Wolir zu selzcln . . . Dcrs Reich nvübte 'amseiMm--
ccrfallen, Ler Reichssedanko iläglich Schifsbruch
leiden, wenn man -ernstlich Äaran gehen wollte,
diche Fdee duiichzusührsn. Wir ruffen die baidische
B o'ölkerung auf, sich zu dem vreubkschen lAIntrag su
äutzcrck? Wir sind keine Sekunde im Zweifel dcr-
rilber, dah dicho A-ciußerungen in ihrer -grobeu
Mhrhcit eine entrüstete uild scharfe Ableh-
.» u n g ergeben wwden.

Die Stellung der bayerischen Parteien

München, 20. Dez. Der L a n d t a g gab bei
. seiner Schlußsitzung durch seine verschiedenen
Parteivertreter Erklärungen zum Ein-
heitsstaat ab. Die bayerische Volks-
partei (Zentrum) erklärte sich, getreu ihren
Parteigrundsätzen, absolut gegen die Unitari-
sicrung des Reiches und die Bestrebungen, die
' darauf abzielen. Die sozialdemokrati-
sche Partei steht der organischen Herbeifüh-
rung eines deutschen Einheitsstaates sympa-
ihisch gegenüber. Die demokratische Par-
tei crblickt dagegen in den überstürzten Versu-
chen auf Herstcllung unbeschränkter Reichsein-
heit eine ernstliche Gefährdung der mühsam
errungenen neuen staatlichen Erundlagen, die
die deutsche Neichsverfassung dem Deutschen
Neiche und seinen Ländern soeben gegeben har.
Dcr bayerische Bauernbund und die bay-
rische Mittelpartei lehnen ebenfalls die
Vcstrebungcn ab. Die Unabhängigen
sehcn dagegen in der organischen Durchführung
des Einheitsstaates ihr Hauptziel.

Ne».e Taktik dcr Kommunisten. Wie unser
Vrrlii'.er Vertreter erfährt. hat '-'in T«il der kom-
munijit'chen Führer die Absicht, fich an den Wah-
len zum Reick)stase zu beteiligvn und elne
Listenverbindung mit den Unabhänsisen
elnuisV'hen.

Vrei nme üeutsthe Noten

Drei <r7osen

Paris, 21. Dez. Die deutsche Mission de>r
le>enskonferei,z hat drei N-oten üiborroicht. Div'
erste Rote b.handclt die Bosttininunsen für Truv-
pentransporto nach Fnkraffttveten ides Friedensver-
trages. .Die zwrüte Note behcmdelt die Frage, dte
zu Vegiiui d'r «egeicwärtigen Vevhandllmgeil zwi-
schen den lDchifffahrtssachverstänsdi'gen auffgeworffen
wur.de und die gonaue Angaben hinsichtlich ldar dcut-
schen leichtpn Kreuzox fordert. Die drttt« Note be-
lsagt, datz die N>ationaloor)ammlung das von den
Deutschen unt'lischriebene Protokoll itber dlo Unter-
drückung des Art ikels 61 dov Reichsverfas-
isung über die Ve^oinisung DeutjchQesterreichs
mit Deutschland ihrerseits «''nehmigt hat.

Der Stand der Beratungen

(Etgener Drahtbericht)

-A Bcrn, 21. Dos. Mus Paris wird göm-ldet:
Dcr Obersts Nat der Alliierten hat <rm Sonntag
nicht getagt. Eir. wird sich erst anr Montag früh
Versaimmrln. Wenn dio engl. Aibovdnung aus Lon-
Kon die nötigen Jnstvu-ktionen erhalten hat, wird
der Oberste Rat .das Stiudium dcr von Dautschland
zu verlangeitden EntschLdigungen fortsetzem
Die «nslische Rsgierung hiat verlangt, datz an
Ort und Stello in Danzig und in verschiädenen
deutschen Haf«n durch Sachoerständige FestMlun-
gen stattfinden sollon, über wffsviel ^chiffs-
mateivial Deutschland zur Zeit verfügt. Um die
ttiateriells AuMihruiig der F-ried'nSbediMuugon
und besondsrs die Ueibergaibe gewisser Gebietsteile
an die Altticrten sicherzustellen, ist sohr wahrschein-
lich, datz am Mffttwoch zwischen don alliietten
und deutschen Sachverstänldiigen eino Boratung
stattfindet.

Nach zuverlassigen Nachrichten scheint es, dab
dis Verbündeten unter sich inach nicht zu
einer Einigung aelangen konnteln. JmrerhalL
tzer französischen Delegation machen sich «ntgcigonge-
^tzte StröuMwgvn gältend. Die Mjariiresachoer-
stäwdigen voiilangen vor all m dve Auslieferuwg
leichter Krouzer, während die volitischckn Kreise «ine
Neg-olung auf Erund d'r deutschen VorMäge vor-
ziehen dürfton. Diose Eogensätze dor Auffasiung
brachte es mit sich, ^ah in de>m Augewblick, als
dvo siransösrscho D^legatffon bereits vm Begrilff war,
die desutschen Dorschläge ansunehmen, von der ffran-
zösischon Admlvalitüt ein Beto erfolgte. deur d>te
Dcffosation ffalgen mutzt<e.

Eine neue Verzögerung?

Cine von der Bäslor Nationalzeitung verbrei-
tetv Parisor Sllvlloiuwg enthält eine Angabs, deren
Bestätisung bedouten würde, datz die Dköalichkeit
ncuer Lersögerungen des Friodonseintritt
durchaus gogoben ist. Die Allkierten Lohauvton,
moldet dias Blatt, datz Doutschland 90 000 Tonwen
an Werfftmaterial alletn in Danzia hevausgeiben
könnto. Die doutschen Sachverständlgen stellen in
lAvrede, datz in Dansia oino derartige Tonnage
vovhanden ist. Die Frage ist jetzt, olb Doulschland
sei'vn SchisffsraulM in Danzig veräutzern will oder
s. nstwio darüber veirffiist bat oder oib sich di>e> alli-
ierten Sachverfftändigsn täuschen. Es ist möglich,
datz sine interalliierts Kommission nach Dansig
geschickt wirsd, um iiber diesoFrage Klarbeit su schaf-
sen. Fw diesem Fallo würde die Jnkvaftsotzuwa dvs
Friedensvsrtraaes nicht vor Weihnachten stattfin-
den können.

Unvcrcchtlgte Nachsorderungen

Berlin, 21. Dcz. Nach einer Meldung des Tele-
graas aus London vom 17. Dezonlber teilte Chur-
chill im Unterbaus mit, datz Doutschland, den Ve-
stimmungen des Waffewftlllstandes zufolge, noch
abliofern müsse: 5000 Gcffchütze, 25 000 Maschiwen-
gewohre, 33000 Laufgrabonmörffer und 1700 Flug-
zouge.

Dazu wird von zuständiger Se.ffte festgestellt,
datz DeutschHaud den iin Wan'ensttllstand überaom-
menen Borpflichtungon zur Abgabe von Maffen
aller Art uwd Flugzeuge rcfftlos nachgokommen ist.

Die Koften des Wiederaufbaus

Haoas meldet, die vow Louchouir für den Wic-
deralchbau der zerstorten Goüiete geforslerte Summe
oon 5 Milliarden Franken babe sich als völlig un-
gonügcnid erwiefen. Die Kosten würden von Mini-
ster Tavdieu auf 130 Mittvaaden gcffchätzt.

Der Ucbcrgang zum Friedenszustand
Berlin. 21. Dez. Zur N-gelung däv mit dem Jn-
krafttreten des Friedewsvertraa^'s erforderlich wer-
dewden tochnischen UebargängÄbcfftimnMngen hatte
die Note Clemeuceaus vam 3. Noo'imber
zur Entsewdung Lovollmächtigter dMtscher M.treter
,nach Paris .auffMordeirk. Die Kommissiion
dafür rst gebildlt. Die mrtitärischen Mctglicdcr
d-ieser Konrmiffsion sind abgereist, die übcigen ver-
lasien heute abend Berlin.

Annahme der Entschlietzung Knox

Lvashrngton, 21. De^. Der Ausschutz sür auswär-.
tige Angelcigencheiten d.s S^.iats hat die Ent'chlie-
bung des Sewator Kuox, der den Frredens-
zust-and mit Dsutschlawd herzustellen s'cht,
in abgoänÄerter Form anHenommen. Jn d r
Ewtschltchung wird der NegioMng bei dein Projekl
der Errichtung einer internätionalen Liga zur Auff.
richtung dötz Friedens im grotzen und gcmzen Un-
tcsrstützung rugosagt, da die Verein. Staaton dcr-
rauf bedacht sein mutzten, mit den Altiierten in
guten Bszi.ehun-aon ru bl-ib-n. Die demokratiffchen
,Akfftglteder bcjkämvfen dio Entffchlietzmrg, lvührciQ
die Revublbkaner haffen, in ihr die Grundlage ffür
eine jSchlichtung d,-s anlätzlich der Besvrcchung des
Friodensvertrages entstandenen Konslikts zu sin-
den.

Die Entschlietzung <rklärt weitcr. datz, ffalls
Deutschland den Väre'lnigten Staaten nicht die
durch den Versailler Vertrag vo.eiubartcn wes ul-
lichen Vorteile gcuvährt, die vollzieihsnde Gewält
jcdweden Handol zwischen amrerikailiffchen und dowt-
schen Stwatscm.gechörigew vorbieten werde. Di,e
Entschlietzung äutzert srch übov die Frage der ffor-
mellen Ratkfikation dos Vertragos. ^i^ sucht don
FriedÄlszustaird zwischon Doutschtand und -Len Vor-
eiwigten Staaten, horzustellen, tndoin sis an die
Kriegserklärung der Veroinigten Staaten eirinnoct
und aiutzersvom betont, datz der Friede a/ls wicder-
hergestellt zu 'botvachteni ist, so bald 3 Grotzmächte
und Deuitschland den V-rtrag ratifiziert häben.

Die fSewatskomimWon scheint dc-mnach auff il e
Bomübuwg yerzichtet su hab n, den Fricd-n echue
die Jnteroentioir des Präsidentm Wilson vorru-
bcreitew, wie dies von S>enator LiHge im verflosi i-
nen Mowat vovgeffchlagen wordm war. Die Ent-
schlietzuug Knor wird in der Fovm einer vevbunde-
nen Entschli.ebung Comiffoiuto vingcb.'acht. Für dffe
Aimahme einer dovartffgen Entffchlffebung rst die
ZustiinmMng -dex M«l>rheit des Senats unlb dio Bo-
stätigung durch don Präsidenten der Rc'vublik er-
ffovderlich.

Die Auslieferungsschmach

Paris, 21. Dez. Nach MitteilullLen Marcel
Huttns im „Echo de Paris^ sind die Vorberei-
tungen für die Einleitung des gerichtlichen
Verfahrens gegen die als „schuldig" befunde-
nen Deutschen weit vorangeschritten. Mehr als
600 deutsche Namen, darunter etn Sohn
Kaiser Wilhelms des Zweiten.
Kronprtnz Rupprecht tlnd eine Reihe von
Armeekommandeuren, stehen in dem Verzeich-
ls. Iusgesamt werden von allen Verbünde-

ten der deutschen Regierung 1000 Namen mii-
geteilt werden. Eine Anzahl von Komman-
deuren der Kriegsgefangenenlager in Deutsch-
land, die französische Kriegsgefangene gehüssi-
gen Scherereien aussetzten, soll ebenfalls zur
Verantwortung gezogen werden.

* Au» L-er U.S.P. Ein Fübrer der Uuabhiin-
«laen. Dr. Nestriepke. veröffsenllicht eine Er-
kläruna. datz ur a-ls Gegner ffeden T' rrors nach
dsm Verlauf dss Leipziger Partettuges aus der
Partel austrete.

Me steht es um uns?j

Die Entente-Vesprechungen in London ha-
ben die inicrnationale Lage kompliziert, aber
nicht gerade wesentlich zu unseren Ungunsten
verschlechtert. Einig stnd unsere Hauptfeinde.
das ist England und Frankreich, nur in ihrem
Vorsatz, die Schwäche Deutschlands nach allen
Regeln der Entente-Staatskunst weiter aus-
zube'lteil. Jm übrigen klaffen ailf^er feiwd-
lichen Seite die alten InteressenMensätze auch
auf der Londoner Konferenz. Ia, man könnte
behaupten, diese Widersprüche in den Jnter-
essen und Willensaktionen der Entenle sind ge-
rade in Loudon erst recht vor der übrigen Welt
offenbar geworden. Die Tatsache, daß Italien
nicht so will, wie es Frankreich gern möchte,
und daß Eugland dem von Frankreich ausge-
arbeiteien Vündnisvorschlag nur mit großen
Vorbehalten und jedenfalls unter noch größe-
ren Opfern auf Seiten Frankreichs einigen Ge-
schmack abzugewinnen vermag, zieht sich wie
chn roter Faden durch alle Vesprechungen der
feindlichen Blätter über das magere Ergebnis
der Londoner Zusammenkunft.

Der Völkerbund ist 1 ot. Und eine
neue Aera von Allianzverträgen und Mächte-
gruppicrungen tritt an seine Stelle ini Augen-
blick, wo auch der Vater des Völkerbundsge-
dankens in der amerikanischen Form dre letzten
Zeuhen seiner versiegenden politischen Krafr
und Macht gibt. In Paris hat man zu spär
eingesehen, daß Amerika und England die
Welt in Znterejsensphären bereits verteilt
hatten, noch ehe der Frieden zum tatsächlicheu
Abschluß gebracht ist. Frantreich will nun das
Vcrsäuinte nachholen und seinen Anteil an der
Herrschaft über die Wclt haben. Allein es jsi
mil seinem Vcrlangen zu spät gekommen. Das
zeigt am deurlichsten die Haltung der engli -
schcn Presse, die einen recht kühlen
Ton anschlügt, der in Paris zu denken geben
muß. Wenn nicht alles«täuscht, wollte .sich Cle-
menceau in London unter Preisgabe wichtiger
sranzösischer Sonderinteressen in Kleinasien
eine Art Eeneralvollmacht für reichlichste Ve-
wegungssrerheit Frankrerchs dem deutschen
Neich gegenüber holen. Kürzer ausgedrückl:
der Tiger gedachte in London die vollkommene
Austeilung Deutschlands dasür zu erreichen,
daß Frankreich England neue Konzessionen iu
Kleinasien macht. Daraus scheint vor der Hand
nichts geworden zu sein. Entweder hat Frank-
reich zu rveuig geboten, was England verlocken
könnte, eine französische Kontinentalmacht von
napoleonischem Ausmoße hochkommen zu las-
sen, oder England hat das französische Ange-
bot in Bezug auf Kleinasien heute garnicht ersr
sonderlich nötig. da Frankreich mit seinen in-
neren Nöten und seinen alten Kolonien ge-
rade genug zu luu hat, um sich nicht allzu in-
tensiv mit den komplizierten Dingen im nahen
Orient zu befassen.

Die englischen und italienischen Blätter
sind nämlich voll von merkwürdigen Darstcl-
lungen über das e i g e n a r t i g e Verhält-
nis zwischen den Kommissaren Frankreichs u.
den lokalen Verwaltungsinstanzen in Sy-
rien. Der Eindruck ist vorherrschend oder
scll heroorgebracht werden, daß der sranMschs
Einflutz im Orient von Woche zn Woche gerin-
ger wird und daß die Zeir nicht fcrn ist, wo
Frankreich am Ende seines orientalischen La-
teins ist. Wenn nun Clemenceau aus seiner
Not eine Tugend und England allerlei Ange-
bote am ostlichen Mitlelmeer mucht, so wirv
man in London, wo man über Schwächczu-
stünde Ealliens ausgezeichnet unterrichtct zu
sein pflcgt, den Mcrt solchen Eiitgegenkommcns
nichi hoch cinschätzen.

An der Seine hat man vor allein elns über-
sehen: England ist jctzt außerhalb Europas
hinreichend gesattigt. Es möchte seinen Nicsen-
raub, den es im Kriege machte, iu aller Ee-
mütsruhe verdauen. llnd dazu braucht es
Ruhe und deshalb scheut cs Ableukungcu. wie
sie ihm Frankreich zugedocbt bat. Sch.ießlich
 
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