g 61. Iahrqang - Nr. 227
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Heiöelberger Zeitung
D enstag, 30. September 191S
vke „vadkschc post" erschelnt an jedem wochentage mittaas 12 Uhr und kostet bet ^
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Das Wichtigfte vom Tage
Ceneral von der Eolh ift, nachdem selne
Bemiihungen, die Truppen zum Abmarsch zu Ve.
wegen, erfolslos blieben, abberufen wor-
drn.
Zn Bayern ist eine Negierungskrisis ausge-
brocheu; vorauostchtlich wird ein Koalitionskabi-
nett uuter Hauvtbeteiligung des Zen.
trums zustan-e kommen.
Dex Verlinex Metallarbeiterstreik
s,at sich wciter ausgebreitet und immer nrehr den
Charakter eines politischeu Kampfes ange«
nommen.
In Leipzig kam nach langen Verhairdlun-
gen das Mitteldeutsche Braunkohleu,
sundikat zustande.
Die Volksabstimmung in Luxemburg hat
die Mehrhert für eine Monarchie mit der bis-
herigen Croßherzogin ergeben.
Die englische Regierung -at die Unabhiin-
gigkeit von Litaue» anerkannt.
Die Friedensoerharrdlungen zwischen
Letten und Sowjetrußland nehmcn er-
N'n günstigen Verlauf. Jhre Beendigun»
wird für Mitte Oktober erwartet.
Der Eisenbahnverkehr in England
ist fast ganz eingestellt. Unruhen werden
nicht gemeldet.
Die Zsolierung von Fiuure ist jetzt ook-
standig. Sämtliche Verbiudungen sind unterbrochen,
auch die Erenzen gegcn Kroatie» sind geschlosten.
Die Drohung mit dem
Brotkorb
Verlin. 29. Sevt. General Nudant hat dem
Vertreter der deutschen Waffenstillstandskommission
in Düsseldorf eine Note überrercht in der.dre allr-
ierten Regrerungen erklären die deutsche Regierung
versuche sich der in Artikel 12 des Waffenstillstands-
vertrages oom 11. Nooember 1918 einaegangenen
Verpflrchtung, ihre Truppen unverzüglich hinter die
Erenzen Deutschlands vom 1. August 1914 zurück-
zuziehen, zu entziehen. Die alliierten Negierungen
lehnten es besonders ab. zuzulassen, daß die deut-
sche Regierung stch der ihr zukommenden Verant-
wortung dadurch entzieht. daß sie vorgibt, nicht die
Macht zu haben. die im Baltikum stehenden Trup-
pen zum Eehorsam zu zwingen, Sie ersuchen dem-
gemäß die deutsche Regierung, unoerzüglich die Zu-
rückziehung jämtlicher deutscher Truppen, Stäbe
und Dienststellen, die sich in den baltischen Pro-
vinzen noch befinden, in Angriff zu nehmen. Zu-
gleich hat die deutsche Regierung unverzüglich die
erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. um alle
Deutsche, die nach der Demobilisation Dienste in
russifchen Formatronen angenommen haben. hinter
die oben beschriebene Erenze zurückzuziehcn.
Die aUiierten und assoziierten Negierungen er-
ktärcn. daß sie bis zu dcm Zeitpunkt. wo sie fcst-
gestcllt habcn, daß ihrem Ersuchen entsprochen wtLd.
keincrler von der deutschcn Negicrung unter-
breiieten Anträge bezüglich der Versorgung
Deutschlands mit Lcbensmittel und Nohstoffe
in Betracht ziehen werden. Zm Ubrigen
werdcn die Alliierten alle frnanzielleu Er
l e i ch t e r u n g e n aülehnen. Wenn die deut-
sche Aegierung wciterhin ichrcn Verpslichtungen
nicht nachkommt, werden atte allrierten Mächte die
hier erfordsrlichen Maßnahmen ergreifen.
Was werden wir tun?
Zu der Note hcißt es in der „Deutschen Allgem.
Zeitung": Daß die Reichsregierung nicht versucht
hai. deiir Abkommen. das es eingegangen ist. zu
widcrzichand^ln. ist durch eine Reihe von Mast
regein erwiescn. Nur die Würdiguiig des be-
sondcren Zustandes der Truppen. denen die
Regicrungen der Nandstaaten zum Teil Land-
erwcrb und Ansiedelungsmöalichleit versprochen
hattcn und die jetzt als enttäuschte Landsknechte
sich fühlen fu zu der Erk.nirtnis. daß in diesein
Falle zwischen dem Willen der Nrgierung. ihrcn
Vsrpfl chtungen nachzukommen, und der Ausfüh-
rung ein meiter Weg ist. Es bleibt zwei-
selhaft, ob die Reaierung praktisch im
Die Regierungsumbilüung
Bor der Entscheidung
Von unserem Verliner Vertreter
(!) Verlin, 30. Sept. Gestern nachmittag tra-
ten Äro Mtslteider des Reichskabinetts, dre Füh-
vec der fosiaMmokratischeil Fraktion., des Zeir-
trunvs uird der domokiatischen Fraktion d>er Natio-
nalversanrinlung zu einer Sitzung rusammen,
um über den Wiodereintritt der Dsmokva-
ten in die Roichsregierung zu verhandeln. Der
gL'rso Fvagenikomplex wuüde noch einmal
durchberaten. Die Sitzumg, die vSrtvaulich
wair, dauerte fast vier ^Stunden. Die Vevhand-
lungen sinid Nun endlich soweit gediehen, datz
dis -Whrer ihven! Frakttonen Bericht eistatten
kö'.riren. Jm Laufe des heuttgen Vormittags düvste
die Neubesetzimg der in Frage kommend'sn Ressorls
Lurch den Reichsprästdenten erfolgen,, sodatz sva-
te-stems heute abend dio Umgruppie-
pung des Kabinetts j^eendat sein dürste.
Jm Gegensatz dasu meld^-MTB.:
Berlin, 29. Sept. In der heute unter dem
Vovsitz di.'s ReichsLanzlers abgebalteneN Bera-
tung des Kaibimetts mit den Führern der Mehr-
hestsparteien über die Umrbrlldung der Regieüung
wurdon sorvahl die polrtischen als auch Pevsonal-
rragM eingehenld erörtert. Die Berhandlungen-
werden morgen w e i te r gefü hr t. Miorgen
werden auch d'ie Fraktionen, denen dre letzte Ent->
scheidung sufällt und die bisher sich noch nicht ver^
sammeln konnten, zu der Frage 'Stellung
ne hmen.
AHo scheint die „Einigung" noch nicht „restilos"
oodvehen zu seim. roeil man stch über demi Schacher
uin dvesen odex jenen Posten noch nicht eiimigen
konnte.
Demokratische Kritiker
Georg B-ernHard schreibt in der „Vofs--
schen Zeitung": „Die demokvalrsche Partei trUt
in ien-e Regierung zurück, die sie >aus Äuslands-
uud aus w-irtschaftspolitischen Gründen vsvlassen
bat. Ste verliert die Angriffskraft nach links und
die Bimrdesgenossen von rechts und mutz stch gleich-
zeitig von rhren neuen Allrierten — Zentrum und
Sosialdemokratie — jene Angriffe auf ihre Fri-v-
dcnspdlitik gefallen lassen, !diV diese ja schon zu ih-
vor evgenen Selbstoerteidigung gagon dio Demo.
kraien richten müssetr. Wie eigentlich untev diesen
Umständen ein Wablkampf geführt werden soll,
steht vollkommen unerfindlich. Das
Opfer, das dio deinokratische Partei augenblicklich
bringt, Sst umso grötzer, als die Nolle. die ste 'rn
dcn letzten Mouatoiv spielte, ihr n'cht govade rn
Mussen Anhänger eöworben Hat5 „Die paar
Monate bis zu den Wahken genügen, uin
stch geiiveinsnm mit den andeven Partoien giehö-
rrg zu kompromitti eren. Es üleibt aber
keine Zeit mohr um etwa noch zu bohebende Feh-
ler hintevher gut zu ma-chen. Die Partei hckndelt
r >ie jomand, der kurz vor dem Ende des Spiels
noch hoch pointisrt. H-at er Glück, daim ist es ga-
wiß gut. hat er aber m der kurzen Zeit Lis gum
Tnde Pech, dmm goht er mit leeren Talüchen nach
Hause." _
stande sein wird. die der deutschen Nationalität
Entrvachsenen wie Deutsche zu behandeln. Es ist zu
hoffen, daß der Verband die angedrohten Maß-
regeln, die Deutschlands Nuin bedeuten würden,
dann nicht in die Tat umsetzen wird, wenn er die
Ueberzeugung gewinnt. daß die Reichsregie-
rung alle Mittel de-, Willens i,"d der Tat ein-
setzen wird, um dem Vertrag treu zu bleiben.
Noch nicht genug?
Dsr Friodensausschutz der fvam. Klamnvsr hät den
Veschlusrantvag Le Fcvrei^-bercrten, dev die Re-gie-
gicruivg ovfucht, mit den Sigin'atärlstaaten Ve- Ver-
saillc-r Vertvwges.Besprechungen einzuleite-u, zu dem
Zivccke^ d«in Fviedensvertrag einen Nachträo
anzufügen, der die Entwaffnung Deutschlands
ui'Ä seiner Derbündeten durch ldas Verbot der
Herstellung gewister Kriegsartikol und durch
Vrrfügung aller notwendtg erachteten Matznah-
iinen in Mirklichikeit durchzuführen. Die Friede-us-
konferenz b schlotz, di-esen Antvag einer, Beratuna
zu uilterzieheii, und cruch die Meinuiiü der Nogie-
rung einzuholen.
Jm „Berliner Tagebl'att" sagt Theodov
Wolff: ,Ks ist ganz selbstoevstänldlich, dah db-
Demokrlaten eines Tages wioder rn den Regie-
rungssaäl zurückkehren müssen, aus denr fie vor edr
Ui-.terzerchnlung de>s FriÄdensvertvages forigogan-
gcn sind. Mer ste Lrauchien srch eigentlich nicht Su
bceilen unh können warten, bis eine EelegenheiL
z:>r völligen Umbildung dcs Kabinetts stch bob."
Von rmserem Berliner Vertreter wird
uns geschrieben:
Tvotz der ernsten Zö'rt müßte man eigentlich
kachen, wenn man die verzweisolten Bemübungen
der drei Fraktionen sieht, bei dem statffinoenden
Aemtevwechsel nicht zu kurz zrr kommen. Die Er-
klärunig unseres unoergleichichen FinanMinisters
Erzberger und die Auslassungen des ,/Vorwärts",
daß die Dsmokraten zufrieden >sein müssen, über-
haupk einen Posten zu erhalten und datz es nur ein
Entgegenkommen des Zentrums und der Soziail-
demokvaten wäre, h'atte die denvokratische Fraktion
doch ziemlich vor den Kopf gestotzen.
Ms Erzbergers ErkläruMen ist lselbst von
einem Lcvien die Angst hercvuszuspüren, die dieser
mit allen Hrmden gehetzte Mnister hak. Es könnte
ja vorkonrmen, datz ihnr eivtweder der Posten eines
Vizeprästdenten genommen wird oder äber was
nvch wcchrscheinllicher, die Demokraten könnten, wie
sie auch verlcrngen. den Reichsfinlanzministerposten
besetzeir. Vor die Wahl gestellt. entweder den Vize-
kanzlerposten oder aber den Posten eines Reichs-
vergleilichen' und liicht wieder gutzuistachenden
Dumncheiten (man denke nnr an die Abstempeluivg
der Wertpcrpiere) die er als Vevwialter der Reichs-
finanzen semacht hat, auf andere Schultern abzu-
rvälzen, um sich vor dem eines Tases etnsetzenden
Strafgericht des deutschen Volkes zu dvücken,
das nur ihm zu danken hat, datz unsere Mark im
AuÄlande ein Fünftel bis ein Sechstel ihres nch-
iigen Wertes nur „och notiert.
Ob nun Erzberger oder vin DemokraE den
Neichsfinanzministerposten erhalten. ist fchsießlich
ganz gleichaültig, denn unsere Finanzen stnd sort
dem Zulfammenbruch im November zerrüttet, daß
es selbst einem tüchtigen Demokraten schwer fallen
würdo, die verfahrene Sache xvus dem Schmutz zu
zieherr Außerdem ist nicht darcrn zu zweifeln. daß
trotz des Eintritts der Demolraten. der allte Kurs
in der Regierung weiter verfossgt wird. da Zentvum
und Sozialdeiiwkräten immer die Mehrheit in der
Negierung bilden werden, und daher jeden ihnen
nicht passenden Standpunkt der anderen rücksichtslos
untordrücken würden.
Eine Aenderung zum Besseren wird
und kann n-ur dann eintreten. wenn an Stelle die-
ser alten, im Jnneren völlia haHlosen, jodem Ver-
antwortungsgefühl maiigelnden Regieruns, an-
dere Manner an ihre Stelle treten. die auf
däs Vertmuen des ganzen deutschen Volkes gestutzt,
von Grund cuff wieder aufsbaiuen. was irrsinnige
Menschen niedergerissen haben. Das demsche Volk
wird stch ja wobl noch binige Zeit dvesen Kuh-
handel und dre Sucht der Mehrheits-
fraktionen nach Aemtern und Wurden
ansehen. Aber Erzbecgrr unb' Genossen LMucbon
sich nicht zu wundern. wenn Lanz plotzlich die
Stimme des Dolkes sprechen und rucknchtslos alle
die zur Verantwovtung ziehen wird, die es versmn-
den haben, ssit dem Bestrhen dor glorreichesv Re-
publik, trotz ihrer 1lnfähigke>it. ein Volk. am Gangel-
bande zu Mhre-n, einzig und allein mn per-
sönlicher Vorteile willen.
Nach dem „Temvs" setzte der Münisterprästdent
Clciivenoeau auseinanlder. datz der Frvedensvcrtrag
durch seiiven Avtikel 168 alle notavendigciv Maß-
nahmen getroffen habe, um die Entw-aff-
nung Deu-tschlands effektiv su machen.
ALcr er sei der Anstcht. Laß er sich im Prinziv
mit der Mn-cchme oiner Tagesordnunü -dieser Art
eiivvorstanden erkläven könne. Er mcrche nur dc-n
Vorhalt, hinstchffich der rcdciktioivellen Abfassung
der Tagssordnung. da der Text nur dro Allfferten
betr-effen diürfe, nicht albec Deutschland, dänin .mir
chni könive män unter keinen Umständen Wrrlhaiid-
lungoni miedlor ankwüvfon. Endlich sei or der An-
sichi, datz die Alnnahmo einer solchen Tagrsord-
nuiW cirst nach der Ratifisie-run,g des
Friedensvertrases evfolgen dstrfe. Es
handlo sich ffir> dis Rogierung Hiovboi um einle
Frage d-or Wiiirde und er erkläre ausdrücklich, datz
er.seine Varant-wortlichkeit nach dlesdr Nich-tnnu
voll aiffrecht erHalte und die Werträuonsfväge ste-I-
len wiirde. Der Vollausschutz vertagte seino Be-
ratungen auf d!en Nachniittag.
Die lldeen des Krieges
Von Alfred v. Tirpitz*)
Die Angelsachsen hatten voll erkannt. datz
in so ungeheuerem Ningen die Macht der
Zdeen den Sieg auf den Flügeln Irägt. Sie
riefen hinaus in allen Sprachen: „Hört ihr
Völker der Erdenrunde, hier ist ein Volk un-
ter uns, welches beständig die Eintracht stört,
Krieg erklärt und die Welt erobern will, wäh-
rend wir euch stets nur die Freiheit bringen.
Mit dem Elsatz hat es angefangen. jetzt ver-
sucht es dasselbe in Belgien. und wenn es Er-
folg hat, kommt ihr daran. Dies Volk wird
von einer blutigen Militär- und Junkerkaste
in Sklavenketten gehalten, und der Kaiser, ihr
Antokrat, lätzt nach Belieben die Welt in
Flammen aufgehen. Helft uns das Volk nie-
derzuschlagen, damit wir es nach Verdienst
bsstrafen können. Erst wenn das erreicht ist,
können wir den von allen edlen Menschen ge-
wünschten Völkerbund schlietzen, und Friede
wird auf Erden sein. Die Menschheit wird eine
Herde von Lämmern bilden, und soweit nötig,
wollen wir freiwillig den Hirten abgeben."
So etwa flotz es von den Lippen der angel-
süchsischen Führer in tausend Tönen und zähe-
ster Wiederholung. Nn solchen Reden be-
rauschten sie sich selbst und ihre Völker. Da-
mit diese aber auch den nötigen Hah ausbrach-
ten, um den Krieg bis auf das Messer durchzu-
führen, riefen sie in die Welt: „Seht diese
Dcutschen, welche die Kunstwerke Frankrekchs
zerstören, seine Frauen schänden und den Kin-
dern in satanischer Wollust die Hände ab-
hacken." Dazu rollt das Eold des Feindes in
allen Ländern und auch in Deutschland ,wo es
nur Voden fand. Aber schlimmer als das. man
fatzte den Michel an seiner Weltfremdheit und
an jenem Zug der Selbstvernichtung, der nn-
sere tausendjährige Eeschichte wie ein blutige:
Faden durchläuft. Man benutzte mit Eeschick
den auch in Deutschlanb stellenweise einge-
drungenen internationalen Kapitalismus und
jenes Ferment der Dekomposition, welches in
Organen wie der „Frankfurter Zeitung" eine
so geschickte Vertretung hat.
Was stellte nun die politische Füh-
rung Deutschlands diesen geistigen
und kaufmännischenWaffen unse-
rer Feinde entgegen?
Sie konnte.sagen: „Ihr Angelsachsen habt
seit Jahrhunderten die Völker des' euro-
päischen Festlands gegen einander getrieben.
Aus Stammesresten und Länderfetzen hat
Prcutzen das zersplitterte Deutschtum wiedev
zusammengefaßt, und je stärker es wurde, je
mehr hat es sich zu der Erkenutnis durchgerun-
gen, datz es unsere Sendung sei, für die Frei-
heit Europas einzutreten, gegenüber den jen-
seits der Meere entstehenden Niesenmächten.
Denn in seiner vom Meere umflossenen man-
nigfaltigen Eliederung wird Europa stets dic
höchsten geistigen Werte erzeugen. wenn seine
vielen, eng aneinander stoßenden Einzelkultu-
ren sich frei entwickeln und gegenseitig bcfruch-
ten können. Deutschland steht und fällt mit
Europa und Europa mit ihm. Darum liegt
es im eigensten Intereffe Deutschlands. die
Völker des europäischen Festlands völlig frei
und damit leistungsfähig zu erhalten. Ihr An-
gelsachsen aber unterjocht die Völker leiblich
und geistig. Seht, ihr Völker der Erde, wie-
viele von euch mehr oder weniger schon zum
vegetierenden Vasallenleben herabgesunken
sind, und wie grotz diese Eefahr in der Zu-.
kunft erst wird. Wir kämpfen daher für d!e
Freiheit aller Völker der Erde gegen die alles
verschlingende Tyrannei des Angelsachsentums.
Ihr werft uns Militarismus und Auto-
kratie vor, während bei euch zur Aufrechter-
haltung des Kriegswillens die schärfste Dikta-
tur besteht, die die Eeschichte kennt, und ein«
*) Die „Er in nerungen" SMred v. Trrpiß
sind heute crschienen (5.26 Seitcn. K. F. Kochler
Verlcm. Loipzia. Preis oah. 20 M5. geb ^ ML)
Mir kommen auf das überaus ^^lsante Buch
dcs Organffalors unserer iMarlne noch UtuSiulirliql
zurück.