Wochenbeilage: Oer Sorn
Landesorgan ösr Deutschen liberalen Volksvartel Vadens
Hauptschristleiter und verantwortlich für den politischen und volkswirtschaftlichen Teil Kurt Fischer. für das
FeniUeton, Kunst und Wissenschast, Theater und Musik, Neues aus aller Welt und die Unterhaltungrbeilage
Inlius Kraemcr, fiir Vaden, Oertliches und Literatur Fritz Gandenb erger vonMoisy, für Turnen
Spiel und Sport NlfredSchmitz, lämtlich in Hsidelberg. Fernruf 192. - Berlftzex Dertretung: Berlin VV 50
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Fernruf 82. - Druck und Verlag: Heidelberger Derlagsanstalt und Druckerei G.m.b.H. Heidelberg, tzauptstr. 23^
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Das Wichtigste vom Tage
Eestern Abend ist laut „Vormärts" von den
unabhängigen uud spartakistischen Arbeiterräten u.
Funktionären »n Berlin die Parole zum polltischen
lvcneralstrerk ausqeqeben worden.
- Vor dem U n t e ra ussch u » wurden
qestern Bethmnnn Hollweq und Staats-
sekrctär a. D. Zimmermann oernommen.
Heute werden Admiral v. K och und Helfferich
uttssoqcn.
Durch die elftii.qiqe Verkehrsspcrre hofft mau
allein in Prrusten 110 00V Tonncn Kohlen zu er-
sparcn.
Nach eiuer Mitteiluuq dcs sächsischen Finanz-
n'.'nisters wird ein Neichsqesetz über die Ve-
steuerunqsrechte der Einzelstaaten ausqrar-
beitet.
Die anierikallische Neqieruuq aröeitet einen
Entwurf aus. der vomSenat verlattqt, sich i,l dieser
Woche definitiv zur Natifikation des
Friedrns auszuspreche'l.
Die dcutsch-amer'.kauische Petroleumqesellschaft
qcdenkt monatlich 50 000 Tounen Petrole-
u m nach Deutschland einfiihren zu köllncn.
Der estn sche OLerüefehlehaber. Admiral Pitka,
becichtet, dle Laqe dcr A mee I " denitsch sei
h o f f n u u q s l o s.
A«rs Baden
Vie eistägige verkehrssperre
Zil Karlsruhe tritt eine deutsch - fran-
zösischc Konferenz zur Beratuu.q über die
Ersatzaiisprüche der aus Elsatz-Loihrinqen Vertrie-
bcnL» zusammen.
De Generaldirektion der badischen
Staatseisenbahnen qibt dic Vedinqunqen
bekannt. nnter derrc,c sich in nächster Z'it der A r -
beiterverkehr auf den badlschen Bahnen ab-
wickeln mird.
Die„Furcht vor demFrieden"
Die „Dcutschs Allgom. Zeitung" veröffentlicht
eiiien Artikel, „Die deutsche Polittk", in Äem es
k-eiht: I« länger die Ratifikatbon sich hinziM,
dcsto mehr vcrstärkt sich das G'ifülil, als ob sich die
hsutigen Staatsmänner dcr Entente vor dem
Frioden fürchten. Mit dom Frieden Leainnt
rmangsweise die Eemcinsamkeit der VölleraLbeit.
Denn noch bat dre Entente Ang st, ven all deii
Fo-rister ungen und Rechten abzugchen, die
vun elun.al au"f d 'm Pavivr stshen. Wenn nicht al-
les täufcht, Ist ste dabei, d.n ursvrünglichen Fricden
noch ins Unendli ch e zu vcrzöarrn. Der Frle-
dcnschlub nracht die Aufrcchtcrbaltung dss Wcrf-
fcirstillstandes uniuöglich, oder richtiger gesagt, die
Austcchterhaltung macht dcn F r reide n ssch lu h
8 egenstaudslos. Bleibt d r Wasfcnsti llstand
aufrccht er.b>rltc.», so ist jeden Angenblick mit Kün-
digun.g und Vormarsch zu rcchuen und so
koii'men mir aus der Zeit drs Krieg:rochtes und
der Kricgsmittcl überbaupt nicht 1>eraus."
Zvr Liefrrung der Milchtühe
Das „Verl. Tagebl." enthält Miiteilungein von
k'uer Prv t. jtakt i on hervorrcaenireio engstscher
VLechnIichk jt.u gegeu die vou dcr Entcnäe gefor-
d. cte Abiieferung vou 140 000 Mllchtiiben aus
Deut'chland. Der Einjvrich wstd iin JntUicsse des
Lev n>s uiid der Gcs"ndbeit dcutscher KiNd-r erho-
ben. Es wi >: A-blö^ung der Ententeforderung
durch cine E>-°rdfordcrimg vorgejchlagen.
Die deutschen Schifse iu HoLaud
, Dle dcutsche Regierung lcgt in einer
Note an die Alliiert n ihrcn Standvunkt str der
Fr.-.üe dcs Vcikauss deutscher > Handels -
s. 11sse an Hollmild Äar. Sle e-cklärt snnl Schluh'.
T,. die d. ut che Negrerung be, ibrem Vcrhalten le-
dl l>ch von dem Eedankcn geleitet mivd, den Nech-
t n d.cr Neutralen gebübrendo Rücksicht zu
sch 'nlcn, ^klärt sie sich bereit, sich einer auf Grund
e. ° ?s U 'b.rciirkommens S'.v'ischen den alliierten umd
ast>-">crtcn Neglerungen '.,ud der niederländi'schen
Reglcrttli.g g.trosteneu sthi>Sdsr:chterljchi.'n Entschei-
dung äb.r die ,'.atlon.ale Zugehörcgkeit der 5 bo.
re-its 1015 und 1916 vLrkcviift«>il Sch'sfe und der
Ein Aufruf der Regierung
Verlsti, 5. Nov. Die Regierung erlätzt e'Mlrn
Aufrnfa,rdas Volk. in dem sis sagt. iduh dke
..lngoordnkte Verkehrseinstellung nur dann Erfolg
s.-uben kann. wenn alle Kräfte zur Erseugunz
uid Beförderung von Kohlen und Kartoffeln auf
das böchstc ang^svannt werden. Sie appettiert an
d'ce« Bergleure, die Koblenfördsrung weiter zu
ste'merin, an die Landwrrte, die Kartoffeln ab-
zul'efern und an dis Eisenbabner. alla Kräfte
auf böchste Leistungsfähigkeit zu stellen. Dlf Tags
lang vrühten Koblen- und Kartoffelzüge unaufhör-
lich church g.rnz De.itschland rc-Nen. Wenn srch in
dicsen Tagen die Hvffnungen erfüllcn, dann köninen
w;-- dein Mnter ruhiger öntgegensehen. aks heute.
Dre Beförderung der Post
Verlin, 3. Nov. Infolge der Leoorstebe,lden
Einstelluirg des Persouenvcrkehrs fällt die MLglich-
keit sort, Psstsendunqen in Schnett- n. Personenzügen
zu bcfördeln, d'e kinsichtlich d:r Briefsendungeil!
und Zeitnngrn bishec ausschliehlich für deren Veför,
terung Seuutzt wurde,:. Infolgedessen kLnnen auf
den Hauptstrecken nurnoch EilgüterzUge, inr
übrigen Gürerzüge für den Postoersand ürnuht
merdrn.
Der Nlltze«, der Sperre
Ueber den Nntzen der Sperre jpvach sich der vreu-
bische Eisenbahnminister Oesor zu Derlin.c'r
Prcsscvertretern sehr zuversächtlich aus. Der
Nutzen wstd in der Frcimachung zahlreicher Loko-
»uitiven für den Eütowerkehr bestehsn und in der
Kohlcnersoarnis, die trotz der Bcvmcchrung der >
Eilgüterzügo Zu erwarten sei. Die Kartoffel -!
-Eültiskeit der Uebcrtragung arch da"n zu unter-
w.irfc.ii, wenn sie vcö» dcr hiestg«.u Stellungnahme
abweichen sollte.
Die Abstimmurrgskommissionen
Lertiil, 5. Stov. Dcr Oberste Rat bat boschlossen,
datz der Vorsi tz der Volksabstr>mmungskommissi.o-
'ie» und ocr Konmrandanturcn der tnteralliierten
Abte'rlungen in folgestd'r Wriso vcrteilt wevden
soll: Allenstein an Erostbritannien, Marien,
Merderan Ibalien, Oberschlesienan Frcmk-
reich und Tefche n an die Vereinisten iStaaten
vn>d bis zur Ratisikation drs Friedensvertrages
durch Amerila provisorisch an Fvankreich.
Die neue Ententenote
Verlin. 4. Nov. Der dcutschen Frtedenisdelegation
in Paris wurde cine Note des Obevstem RateZ
übcrrcicht, in der gesagt ivird, dr» lder vorgcschene
Zeitpunkt zur -AufsteNung des erstem Pro-
tokolls gekomme'r sei. Das Protokoll könne >alber
eilst dann unterze'üchnet werden, wcnn die Ausfüh-
runq dcr Dentschllind durctz das Waffenstillstai'ldsab-
kommcn iibcrtragenen Vcrpflichtungrn genau. prä-
zisi-rt se>. Dcutschlansd babe eine Ansabl dieiser
Vcrvflichtu>'gen nicht erfüllt. Es seien noch Loko-
moticcn u»d Wagc" zu I'lcfer>n und die in Ruhland
bcfliidlichen dentichen Truppsn seven noch nicht zu-
lückaezogen. Das Verzeichnis dcr von den Deut-
schen bchchlagnahmt n Eelder und Werte sei noch
>'!cht überseLeii. Die d''utschrn Sch'ffe in Scapa
F l o w scien se'rstört w-orden. Auch in andcren
Punklen scien die Verpslichtungen nicht erfüllt. Zn.
folgcdessen murde cine Ncihe von Strafv>erfü-
gungen au.fgcstcllt, durnnter die Ausliefevung
uon 400 600 Toilnen an s hmlinmeiideri Docks, Kräh-
nen, Schleppern, Bagger» usw. Dre Besatzungen
der in Scava Flow versenkten SHiffe sollc«» zu-
rückbehalten weidsn. Für !d>en Welgerungs-
tall werden Zwangsmatznahmen ange-
droht. Bis zum 10. Nooomber smd baoollmäch-
rigte Vertreter nach Paris ru entsendon, dle mit
den Ncrtretern der Alllierten die Uebergangsbe-
stvmmungen fllr dic> AbstimnvungsgaL'lete usw. zu
regeln haben.
Es gehört dre aaiize Vrutalität der Enteble Äaizui,
jetzt noch. nachdem Deutschland Hcreits am 28. Jun>t
verforgnng wird gechessert und vor allem die
Kohlenversorgung, über die Oeser sagte-:
Jch hoffe bestiinmt, iricht nur die täglich gefotderten
Kochlen cvbfcchren zu können, sondern auch die srv-
tzcm Vorräte der Halden, dcch erwarte ich aiuch, dlah
die für die Kohlenverteilung zuständigen Stellen
die Zeit dazu Lonutzen, die- Eisenibabn selber besser
mit Kohlen zu versorgen, denn mcchr mrd vor a<-
lom bessere Koblen sind die Voraussctzung, Äatz
wir leistuugsfähig blciben.
Wird nennenswert gespart?
s-o nmnchem, der durch die Reisespcttrs aufs
emvsindlichste betroffen wird, steigcn blttere Zwei-
fel an der Notwendigbstt der strei'gen Matznahme
auf. Sind es wirklich nennenswerte Vor-
teile, dio unseiom Kohlenversorgungssnstem Kurch
die -olstägige Stillegung cvwachsen? Dcmigegen-
über ist es xatsam, sich eiirmal die Ziffer d"s Küh-
lentagesverbrauchcs dcr pveutzischen Eisenbahnen
zu vcrgegenwärtigen.' Sie beträat beut^ 32 000
Tonnen. Nkcht weniger als 10 000 Tonnen entfallen
hicavon a.uf den Vevbrauch dcr zur Beförderung
>von Persomn bestimmt n Züge. Mithin werden
a.1so allcin für Preutzen 110 000 T. Kohlen gespart
werden.
Anfang Desember die nüchste Sperre
Von unserem Verliner Vcrtreter
(:) Berliir, 5. Ncw. Wie wir l'örep, wird die
zeitweilige gä:.zl:che EinsteNung des Pevsonenzug-
rerkehrs im Laufe dieses Wintcrs wiedorholt
in Erscheinung treten müssen, da die gegen-
wärtige Matznahme noch keinen Erfalg in Aussicht
stellt. Wenn erforderlich. dnrfte Anfang De-
zeniber c>i»-.- ab-rmalige -Spcrre des Pevsoncnver-
kehrs eintreten.
denFriedensvsrtrag untevzeichnet hat.auf angebliche,
N''chtersnslii,igen des WaffeiistiUstands. zuvückrugl'ei-
fen, nm weitere Erpo.ffungen an dem wehrlosen
Deutschla.id -u begehen. Es wird ciben von Tag
zi! Tag deutl'.cher, datz d's Entente garnicht den
Friehen will.
Für Ruhe und Ordnung
Von unsercm Verlinc'r Vcrlreter
s:) Bcrlin, 4. Noo. Von unterrichteter Seito er-
fahren wir, datz in Negierungskreisom für die ersten
Navomberwochen Unruhen -erwartet wer-
den,,und man dccher schrrfe Matznahmen in Evwä-
gung ziebe. Wie verlautet, will Noske rm Falle
eines Ausbruchs emsthaftc't Unruhen zu dsn
schärfstcn Mittcln der Grwalt greiscn.
(:) Berlin, 5. Nov. Mie wir bören, wird der
neus Neichsmmister des Jnnsm Koch dün aiidersn
K.abin.cttsmitglicd>ern st'in in Aussicht gcnommenes
Ordnungsprogramm zur V'gutachtung vor-
legen. Dieses Programm Ist von langer Hand in
der demorvatischi.n FraikL'on vorbercitet unso >Ee-
genstand einac.hender Erörterungen gewesen, >und
kann daher als eiii Wcrk der domokrati'sche» Frak-
tion angesebon wevden.
Weiteres Sinken der Valuta
Saarbrücken, 4. Nov. (Elgener D.iahtbcricht.)
Der Markkurs ist im iSaaigcdict autzerorden t-
lich gesunlen. Die Saaichrückeircr Baiikcn ha-
ben, gostern den französischcm Fra»ken zu 3,48 Mark
abgegoben ass'.liyübcr 3,26 M. in der Vormoch?.
^Dascl, 4. Nov. An dsr Schweirev Törs-e bat die
Matziiahme der doutschen Nogiermig. den Pqrsoneu-
verkohr zehn Tage einzirstellen, ein weiteres Sinkcn
der Valuta gobvacht. Die Mavk ist im Kurse auf
16 Gontimes gosunken; der Kurssturz dau -
ert an. _
* Amerikas Ecschäststräaer in B-rlin. Der ame-
rikanischs Reqierunaskommiffar in Deutschland.
Dressel. wmrde zum amerikaüischen Eeschäfts-
träqer in Berlin ernannt.
* Der S. Novsmbcr i„ den s'-chttlen. Für den 9.
Nooember sollen keine offiziellen Schulfeiern
angosetzt werden, vielmehr blej>bt es den Lehrern
vorbehaltan, die Ereignisse den Schüffrn in ,g e -
fchichtlicher Bewertung vorzusühren.
Vsthmann über Wilsons
Friedensaktion
Vou Rechtsanwalt Kempkes» M. d. N.
Mit bogreiflicher Spanming, hatte man der
eidltchen Zeugenvernehmu'ng des früheren Reichs-
kanzlers Bethmann im Unl'sraus'chutz des pavla-
mentiarischen Untersuchungsausfchuiies in meitesten
Kreisen entgegengesehen. Sollte sie doch die Aus-
safle des vernommenen Bolschafters Bernfftvrff er-
gänzen und klarstellpn und sollte nunmiehr die Auf-
fassung allerderjenigen, dte nach dem 9. November
imnier wieder Äie Schnldfrage <vin Krieae mid an
der Verlängerung des Krieges gegen die so-
genannts Rechte der Nationalversammlung aufse-
rollt hatten, ihren stolzesten Triunrph erleoen.
Aber wieder einmal war es nichts mit all diesen
Hosfnuiiaen. und vor der harten WirklichLeit der
zeugeneiolichcn Aussage brachen alle PhantMen
und Jllusionen derjenigen zusammen, die seit JaHr
und Taa sthon nrit mVhr oder weniger ajodffti-
scher Zicherheit davon gesprochen hatlen, man ihätte
>im Frühsahr 1917 zu etnem Friednn mit der En-
tente kommen können. und nur der aus der ae-
meinsamen Schüld dsr O. H. L- der Rechtsparteien,
der Alldentschen und Schwerindustrie entstandene
ll-Bootskrieg babc die lanse Dauer di.'s Weltkrie?
ges und damit den endgültigen Zrilsämmenbruch
vcvschuldet. Schon die Aussage von Bcrnstorff, der
als jetziger Vorsitzender des demolratischcn Klubs
in Berlin und «ls bchonderer Eünst.ing dlrr Domo-
kvatischen Partei annexionistischer Befangenheit
gewitz nicht verdächtig war, hatte nicht gcinz in dwi
Ichöne Bi.d hineingepatzt. Seine Erklärung, unsn
Fri^ensangicHot vom 12. D.ezember 1916 sei in
Amerika als Schwäche angesehen worden und habe
daher di/s Wirkung dsr Wilsonichsn Aktion lähineu
müffen. war die beste Nechiferlisunü der Auffas-
sung. datz das forlwährende Dränqen nach Frie-
densverhandlungen aus Seiten der Zentralmächte
-der Entente die fcsteste Krcrft und Gvundlaae zum
weiteren Zusammeichalten und Aushalten gege-
ben habe. Ab!-r inimerhin Bernstorffs Aussage
konnte von dsn verstiegenen Schwärmern einer
Völkerverständigung ünd Völkerversöhnung inso-
fern als ein Eewinn gebucht werden. als B^rnstorff
seinor subiektiven Aüffaffung dcchin Ausdruck vcr-
lieh, datz Wilson berert und rn der Lage gewe'ien
'sei, einen zum mindestpn ertcäglichen Frleden zu
verniitteln. Diese Bernstorffsche Auffassung war
grotz geworden in eäner Umgebung, die von dem
Zentvwlpunkt der diplomatischen Leitung, bei der
alle Fäden zusan!>meillieS-'n. räunnlich nnd infolge
der VerkehrÄschwierigkeiten auch innerlich so cchge-
trennt war, datz schon >aus diesem Erunhs jeder
dort tätiae Diplomat nur eiuen Ausschnitt aus
dom diplomatischen Gescrii'.tbetrisbs üshen konnte
und von vornhcrem auch bei einmal imterstellter,
grötzter subjektiver Bffähimmg Snnen Anspruch
auf zulrefsonde objektittr Würdigung erhoben
konnte. Dazu kam die dauernde Abhängiükeit von
einem Mil'ieu. das bswutzt »nit allen Mitteln da-
hin drängte, oen ftemden Diplomaten die Dinge
so schen zu laffen, wie es d-oi eigenen amerikani-
schen Jntereffen ani besten entspracl). Es lag daher
in der Natnr der Sache. datz die Bernstorffsche
Meinuüg bsi einigermatzen sachlicher Würdigung
mir dann für die Fvaae einer p.'rpatztcir Eelegeiv
heit Verwertung finden konnte. wenn auch der lei-
tende.Kanzlcr die Auffassung. ipsnn auch vielleicht
ungern unter de», Drucke des Eides als zutreffend
oder doch wenigstens wahvschsinlich hättr bestäti-
gen müffen. Eine derartige Vostätigung ist aber
nicht ersolgt, violnrehr ist (und das-ist wohl das
Wesentliäiiste der ersten Vernehmuna des Reichs-
lanz ors) die snbjektive Anstcht des Botchwftcrs m
Wafhington mit -so Mten und zwinaenden Erun-
den widerli-'gt worden. datz die Mär, wir hätten
1917 ei'nen erträslichen Frieden bekommcn kön-
iieii, wenn nicht dtplomatischs Fehler gemacht wor-
dcn wären, und wenn nicht der U-Bootkrieq der
Ai'nlexionrsten auf der Nechten alle aufkeimeildsn
Möglichkeiten vernichtet hätte, ihre endgültiae
Erledigung gefundcn hat.
Wilson selbst wur, 'so suhrte Bethma'iu Holl-
wsa bei seiner Dernehnnmg aus. ein grotzer Zau-
derer, bei dem mün gar ivcht wiiien konnte, wann
er die Friodcnsaktioii. n-Liin er stc wirtlich ernsb
haft gewollt hätte, auszusühren gcso'nnen aewesen
Der Zeitpunkt der Ausführung sei aber gerade
das Entcheidende gemesen. da ein nach etwaigen
militärischrn Mitzerfolgen der Zcntvalmüchte vonr
Prästdenten unternommener Schritt entmeder ne-
gativ -wusfallen miitzte, od:r aber Deutsch-and tn
die unigünstig-ste Vertragsposition zu bringen geeig-
net geiveftn soi. Dieser charakteristische Zug Wil-
sons, dcn Eraf Bernstorff in einem Bericht vE
14. Januar selbst dahin unterstrich, datz er von dem
..zauo-rnden Urteil des Prästdenten Wiffon, der
alle Fragen aern d-ilatorisch bchandele', spvach,
habe i.'s zmeifelhaft erschrinen laffen. ob d:r PrM-
dent zu dem Schritt einer ernstgemeinteii -und ziel-
bewustt durchgefichrten Friedeiisaktion sich wirkttch
ent'chlieken wliide. Zweifel an Wi lsons Beryal-
icn dic dadurch kolne Abschwächuua eriahvon
kon'nten datz -ruch neutrale Staatsnranner nach der
/