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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 228-254 (1. Oktober 1919 - 31. Oktober 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0182
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>-'!



nns noch immcr die Earantien ge
boten, culf dcnen wir dereinst wieder zum
starken nationalen und wirtschaftlichen Leben
gelangen können. Wir bedürfen gerade jetzt
cines kräftigeni Aufnahmegebiets für
zur Ordnung und ehrlichen Kraftentfaltung
Strebende, und ebenso bedürfen wir eines
fruchtbaren Bodens, aus dem Person-
lichkeiten sprießen mit klarcm Kopf und star-
ken deutschen Herzen. Angesichts des Schwin-
dens der öffentlichen Autorität sorgt der Selb-
ständige in dcr deutschen Mittelschicht für ihre
Aufrechterhaltung daheim. Hier redet nicht
wie in den Eroßbetrieben jeder dem Herrn in
die Leitung hinein, hier wird durch Pflege des
Familiensinnes die Erundlage für den starken
Ctaat gelegt. Und wo das alles im Dienste
eincs hohen Jdeals nicht bewußt geschieht, da
sorgt die Eigenart des wirtschaftlichen Ar-
beitens, -Erwerbens und Strebens für das
Eintreten der erwünschten Wirkung.

Gelingt es uns nicht, wirtschaftlich wieder
zu erstarken, dann erwächst uns der Eeist nicht
wieder, der uns auch nach außen hin wieder
wehrhaft macht. Arbeitsmöglichkeit
ist hier eine der ersten Vorbedingungen, und
diese bietet das mittelständische Erwerbsleben
immer noch in behutsamem Maße. Nach der
Eewerbezählung von 1907 ernährten Handel,
'Handwerk und Gewerbe mehr als ein
Sechstel der deutschen Eesamtbevölkerung.
Mag der zeitige und kommende Rohstoffman-
gel auch den Erwerbsmöglichkeiten manches
Hemmnis bereiten: durch sparsame Verwer-
tung und bessere Ausnutzung, durch bessere
Verteilung der Leistung auf das große hei-
mische Auftragsgebiet gibt der Mittelhetrieb
auf Zahre hinaus reichliche Arbeitsgelegenheit
und verhindert das Anwachsen der Riesenzahl
von „Staatspensionären" aller Art. Steuern
künnen nur aus produktiver Arbeit fließen,
aber mit dem Niedergange der mittelständi-
schen Erwerbsschicht — man denke auch an ihre
Nerbindung nnt dem Hausbefitz — versagt die
Quelle. Zn leichtfertigster und gleichgültig-
ster, dem Verbrechen Dorschub leistender Weise
wüstet die öffenrliche Hand mit unserm Natio-
nalgut, und das darbende, in sträflicher Der-
blendung erhaltene Volk sieht nicht ein, daß
nur der Sachkundige und an der Bewahrung
der Eüter mit seinem Vermögen interessierte
Kaufmann hier Wandel schaffen kann; Ledenkt
nicht, daß die gewaltigen Lohnsteigerungen
den ohne viel Personal arbeitenden Mittel-
stand nicht drücken und deshalb in der Preis-
bemessung der Waren und Leistungen wettbe-
werbsfähiger machen, als den dem Masienter-
ror ausgelieferten' Eroßbetrieb.

Wer schützt die großstädtische Bevölkerung
vor Hungersnot, wenn in den etwa kommuna-
lifievten oder privaten Eroßbetrieben der Le-
bensmittelversorgung die Arbeitnehmer in den
Streik eintreten? Noch sind z. B. die Väcker-
meister einer Grohstadt in der Lage, ällein
ohneiAngesteklte die ganze Bevölkerung
mtt Bwt zu versorgen, und so lange es die
Vrelheit der Ladengeschäftsinhaber gibt, be-
steht für die Lebensmittelversorgung keine
Streikgefahr.

Trotz der ideellen und wirtschaftlichen
Werte. welche die Erhaltung mittelständischen
Wirkens unserem Dolke gewährleistet, sind die
jetzkgen Eesetzgeber bemüht, die Lebensfä-
higkeit der Lescheidenen oder Ledeutenderen
Selbständigkeit dauernd zu unterbin-
d.e n. Für zahlreiche dieser Eesetzgeber muß
inan allerdings statt „trotz" sagen „wegen"..


Pieles kann ein Volk entbehren,

Wenn dazu die Not es zwingt, A

Doch Lenr Feinde muß es wehren, ^

Der es mn seine Sprache bringt. 0-

Martin Greif A

Sonnenfinsternis

Ronmn von Else Stieler-Marshall
Lop^riLbt QretbleinLr.Lo. Q.m.b.li. LeipriL 1916

(4. Fortsetzung)

..Mc» rvoihnen denn deine Eltern, Peier?"

..Beim Hiimnelvater", antwortete der Bub und
schlug fromm Uver Kreuze, eines sür den Vat'r
und eines für die Mutter.

Klinghart schwieg eine Weile und betrachtete
den Junsm, der ihm, je länger er ihn boobachtete,
desto besser gefiel.

»Schäde", sagte er nachdenklich, „du wärst gerade
der rechte Knappe für mich gewesen. Doch wenn
du so gern auf dem <Niordhof bist . . ."

„Eern oder nit, ich gehör dorthin, Herr."

„Du bist ein treuer Burs-He. Aber hei mir
würde es dir auch gefallen hcrben . . .?"

^rhabt keine Eeü^n. was soll ich da?Meint

ihr, rch soll euch das Esssn kochen und die Stubrn
fogen? Das ist nit Bub'.narbeit. Ihr müßt eine
AtaÄ) heraufnehmen, w.mn euch eine daherscht".
Me,Peter ungedul'oig. „Ietzt weiset mir meiae
Eecß.

..S^lcich, menr F-eund. Komm her". erwi-
d^eA.^"bhart. Sie traten zusammen ins Freie.

„Erst weise du mir. Mie heißen die Becge
dort hinter der Rotnadel. die wie die Orgelpfeifen
stchen?"

,L)as sind die fünf Schwestern. Von denen hnt
nmr die kleinste noch einen Nnmen füc sich allsin.
Dort drautzen, seht, das ist lxrs Wichtel. Er i>t
gor lieb, der Berg. Nirgsnd blübsn Habmichlieb
und im Sommer der Enzian so schön wie dort.
Un>d das Mchtel. das dort haust, ,st ein gutes, ein
Freundwichtel."

Run Mußte der Bub noch die Höfe aijf den
Dtatten crNären. Zunächst, steil unter dem Hoch-

denn sic wissen genau, daß 'erst die Zerstörung
des Mittelstandes ihnen die Bahn zum sozia-
listischen Staate freigibt. So lange dex Mit-
telstand wirken und schaffen kann, ist alle von
dcn Sozialisten und ihren Mitläufern geübte
Eleichmacherei Stückwerk, denn an seinem ge-
sunden Sinn zerschellt die Sozialisierungs-
lehre. Er sieht ihre Wirkungen und kennt das
Leben. Schematischer Achtstundentag, viel zu
weit gehende Erwerbslosenunterstützung und
die behördliche Unfähigkeit, die Aufgaben der
freien Unternehmung zu erfüllen, lassen den
Fleißigen und Ordnungsliebenden ein Grauen
vor der Gegenwart ankommen. Und aus dem
gleichen Gefühl heraus crblicken sie in dem
Eesetzentwurf über die Kommunalifierung von
Wirtschaftsbetrieben teils einen absichtli-
chen Angriff, teils einen aus Verlegenheit
geborenen Vorstoß gegen die freie selbstver-
antwortliche Unternehmung im Mittelstande.
Die Annahme des Entwurfs würde die Frei-
gabe der mittelständischen Zukunft an das
sozialistische Dogma bedeuten. Wenn sozia-
listische oder gar kommunistische Mehrheiten in
den Stadtverwaltungen durch dieses Eesetz in
der Lage sind, Handel, Handwerk und Ee-
werbe zu knebeln und zu schikanieren, nach der
Eesinung zu konzessionieren oder zu „ratio-
nieren", dann ade froher guter Unterneh-
nungsgeist und glückliche aufbauende Zukunft.
Mogen Zentrum und Demokraten
stch vor Augen halten, was es bedeutet,
hier den Regierungsgenossen den kleinen
Finger zu reichen.

Nicht oon unten aus der gärenden Masse
und nicht von oben aus den gesättigten Krei-
sen des Volkes kommt uns die Gesundung.
Wenn sie uns beschieden ift, und ich glaube
daran, dann erwächst sielangsam wiede:
aus der unoerbildeten, der hohlen Phrase ab-
holden, nüchtern, treu unv stark denkenden
Schicht des Mittelftandes in Stadt
unü Land.

Die Rückkehr der Gefangenen

)orn der Mordhof. Da wohnt dem Pejter sein
ausr, der Stefan Soller.

Drüben hinterm Wcrbd. am Mtlen Hang, das ist

der Hof lam Schlage, aehört den GvaSlerleuten, den
alten Eltern des wilden Aofef, dem sie jetzt um

Ostern Lei eliner Rauferei in der Tanne drunten
im Dorfe ein Auae ausgesHIagen hcvben.

Eanz dräutzen am Wichtess, mas man llrum mehr
recht sieht. ist oer Wlndbruchhof. dort haust ein ein-
spänn'Mr alter Bauer mutterseelenalleinf ohne
Weib und Kind, Knecht oder MaaD.

Vom Gtaslevbofe ben Hang ein Mt Stück hinab,
u hellgrünen Matte im Häußel sitzen

auif der weiter

„am

junge Leute, die Wiesners. Dort heißt man es
Lachquell",-weil auf der Wiese unweit hes Hauises

)quell.

der Lach quillt, der spätrr unten im Schorngrund

die grotze Schneidcmühle treiben mutz. ^

Das Dorf unten. das grotzmächtige, ift Schorn-
gvund. Heio, dort sind die Leute reich. Drei,
vier Kühe im Stall, Ziegen und Hühner, gar njcht
zu zählen. Aecker. Wiesen und Wälder.

Der Mchael Kern ist von allen der reichste.
Und die Kirche, von hier aus klein wlnziL wie ein
SpielzevL, fft in Wahrheit herrlrch, gvotz und schön
und viele Pracht rst darrn. Der Pfarrer isi alt
und vorr allen Mcnfchen der beste,

«Aber da dvautzen, jenseits der kleinen fernen
Bcrge, die hinter dern Dorfe iim Wauen liegen.
dort ganz hrnten, wo der goldens Streifen schim-
mert, Peter, was maq das iern?" fcagte Klrnghart.
ovspannt was der Bnbe erwrdern würde. llnd
ernsthart antwortete der:

„Meiter dvaußen? Dort liegt die Welt. Herr.
Ich war noch nrt dort. Kennt.ihr sie nit? Fch hab
gemeint, ihr kämet just daher."

Klinghart lächclte.

„Ja, dort liegt die Wllt, eine der vielen Wel-
ten. Ob ich sie kenne? Nicht viel gsnauer clls die
Wellen dort oben über unseren Häuptern. LLenn
du mtch nächstens wieder einmal um Mitternacht
besuchst, so lässe ich dich durch ern grotzes Rohr zum
Mond hlauifiehen und zeige dir die lsiebirge oo>rt
und erkläre sie dir wie du mir die Berge deiner
Heimat gezeigt hast. Und zeige dir die Sterne, viel
näher und klarcr als du si-e zu lehen gewohnt bist.
Da syllst du schauen, mein Funge."

Dem Peter griff ein heitzev Schreck aNs Herz.
Eebirge auf dem Ätond! Wcr konnfe davon wissen,
der nicht dort oben daheim war!

Die Abschlüsse mit Aolland

Zu der vom Reichsfinanzminister Erzberger in
der Nativnalversammluag mktgeteilten Nachricht
vam Wschlutz eines «raßen Warenkredits mit Hol-
land hort dre „B. Z.", daß es sich vor allem dabei
um Petroleum und andere Treiböle hiandelt. Die

MLensen sind sehr bedeutendV S'ö'fort liefer-
)00 Tonnei ' " --

bar sind 40 000 Tonnen und weitere 100 000 kön-
LlMfe dLsn ächsten Halbjcchres qeliefert wer-
den. Adschlusie mjt anderen Lrefevanten und wie-
dor anderon Waren sind teils nocb im Eange, tells
schsn lm Abschlutz. Ueber die von der Entente an-
«enommene Konseren, über die Zollgrenze im
WAten, dre am 10. Oktober stattfinden soll, sind
biSher noch keine Einzelheiten Mgeloat.

DkeAntwort auf die Baltikum-Note

Von unserem Vcrliner Vertreter
(:) Berlin, 3. Okt. Wie wir cefahren, wird die
deutfche Regierunq jn jhrcr Antwort auf die Droh-
note weqen der Näumunq drs Baltikums dre En-
ersuchen, ihr mitzuteilen. welche
«-^/^ine Maßnahmen qeqen die sich zur
Runkehr weiqernden Truppen zu crqreifen seien.

Deutsches Reich

Äationalversammlung

(!) Verlin, 3. Okt. Wie wix erfahren. wer-den
in kommender Moche die Veratnngen dex dentfch-
sranzösischen Militärvertreter irber den Heim-
transport drr deutschen Kriegsgesange-
nen in Frankreich Seginncn^

Hanrburg, 2. Okt. Wia dke Marine-Schiffahrts-
bcsrchtiguusskommri ffion mittoilt, ist das Snglische
DesrSot idos Äuslausens jder dsatschsn
DefanLeaentransportdampfer hnrte zunächst sür
4 uinff'erer Damvfer aufgehoben wordpn, u'nld
zwar wvriden Orotawa nach Harwich, IMElle
n-ach Jersey, Vrillcvrlsal nach Southampton
und Jetsvy und der Dampfer Basdaid nach New
Castle abgohen. Jn dielsen Häfen warten Le-
retts Krieg.gefcmgiene, dve vor AuÄbruch des englr-
fchen EiisenLaibnie>ristr«!Ns dorthi^r göschickt w-otden
wawen Mf den Mtüansvort. Mann wortere
Damvser lmslauifen können, wivd ovn ds-m: Der-
lauj des englrschen Ersenba hnerstr'eiks ab-
hängen,

Dersailles, 2. Okt. Der Fünfer -r'at ernLNnbe
eine Kommission, die dre-Frcvge des*Rück-
tr-ansportes dav deutschen und östc-rreichiHchen
Kr iegsg sfan gen^n crus Srbirren! stüMc^
ren soll. Der Rcrt bsschlotz fernor den rusiisihen
Kreuzer „WoLLa", den dre englische Marine rm
sSchwarzen Msore gSkwvsrt hat, dsm Eenerail Deni-
kin rur Verfügung zu stellen. Wsiter setzt Liör Rat
idve Bsdingumgen fest, untcir denonl die deiutschsn,
österreichffchen unid neutval-err Delegierten sur Ar-
beiterckomftiÄenz nach Waishington fajhren können.

„Was wollt ihr hier im Turine -auf dem Hoch-

schorn?" fMte er in furchtsamer Neugier.

,Das Wetter will ich euck» machen. ihr Bauern",

scherzte Ktingjhiart. ^ch wac srei und froh. wie seit
langem nicht mehr, hrer im frischen ^Morgenwind

und diosen kbaren Kinderaugen gegenüber.

Peter ncchm es für heilrgen Ernst. Was wür-
dem sie drunten im Hofs füc Augon machien! Er
zcvppolte vo>r Verlanixen, sern-r Neuigkeiten eili-g
hinabzutragen.

rneine Eeitz ws-it von hisr? Ach lieber
Monoherr, zeigt sre mir nur."

.^ck, Khre drch, Peter. erst aber komm srüh-
stücken"

Hunger hat ein Hirtenbub inrnrer. Und Peter
w>ar Mwaltvg neugierig -auf die Speisen im Turme.
Gut würden sis sein und rhn nicht vergiften oüer
oerzaubern, deun datz der Monherr ein freund-
lichor Eeist war, das merkta man schon.

Mit staunenden Augeir sah Peter zu, wie Kling-
bart Speilsen aus einer BleckMchse ncchm und in
sinen Topf tat, wie er seinen 5>artfpiritus zuvecht-
inwchte und mit einem Taschenfmerzeug entzündete
Dann koistete der Bub erst mit Vorsicht, um sleich
davauf wacker einzuhauen. Noch nie hatte 'ihm eine
Speijo so köAich semundet. , , ^ c«. -r

«So , sagte Klr-nghart nach bendeter Mahlzert.
„nun will ich dich zuc St-'lle Mren. wo gcstern das
Ziegentier zutraulich an mich herankam. Sie hätte
w'ochl mit mir aehen möaen, wenn der Hund,es se-
litten hätte. Peter. du zeia mir. wo rch am nachsten
Wasser finde, Bob hat Durst. Er kann nicht war-
ten, bis mittaa die Maultiere mit anderer Wahl-
t-at auch ein ,Hak Wasser heraufbringen werden..
Hcrüen wir wert bis zur nächsten Quelle?"

„Ear nit, Herr. Drunten, wo das Erün anhebt,

rinnselt schon asier aenua."
Pe

leter kam mit de-r wredergefundenen Lies 'und
sein-en Wundernachrichten freudostrahlerrd und
wtchtrg zum Mondho.se hinunter. Der Bauer war
mit dem Knechte im Holz, äb-er die Fvau und Eva
waren daheim und er durfte erzA)len.

Drolben also im Turme wohnte ein Mondherr.
Er habe es felbst gesagt, datz cr dort oben Weg und
Steg kenne... und alle Berge.

„Jch habe noch ksinen so geseben", sagte Pe-
ter> .chis Har

.mut ist rhm slcrtt uud weitz, er hat kei-
ncn Bart wie unsere Bauern. gvad unter der Nase
sitzt ihm ein schärfes Dürstckren Und seine Hckare

nach seineir Berhältnissen verdient. Drr Möq!>L.
keit dcr Erhöhung unserer Baluta hängt besondev»
auch von dem Vertrauen ab. das man in

Bcrlin, 2. Okt.

Die Beratung der Jnterpellation Heinze über

die Valuta

wrrd sortgesetzt.

Abg. Dr. Heim (Ztr.): Die Schuldfragendebat-
ten in unseren Parlamenten zeugen von politischer
Unreife und schaden unserer Valuta. Seit der
Reyolution drucken wir monatlich 4 Mal so oiel
Noten als im Krieg-e. Helfen kknn uns nur Spar-
samkevt. Die Korruvtion ist unleugbar. Ge-
gen die A.rb e itsunlust geschreht nichts, Jn

neutralen Ländern unserer Erholunqsmöqlichkeit
entgegenbringt. Durch Verhandlungen mutz eine
internationale Festigung der Valuta kftrbeig-füh.t
werden. Das lregt auch im wohlverstandenc-n
teresie Englands und Amerikas.

Es folgt die erste Beratung des Eesetzentwurses
über die Abänderung der Verordnungen über die
Arbeitszeit in den Bäckereien und Kon-
ditoreien.

Die Vorlage geht nach kurzer Debatte an den
sozialen Ausschutz.

Es folgt die erste Veratung des Eesetzontwurfes
über das Arbeitsentgelt der Empfänger von
Militärversorgungsgebührnissen.

Neichsarbeitsminister Schl'cke beqründet kurz die
Vorlage. üie nur ein kleiner Ausschn'rtt aus dcnr
grotzen Milrtär-Versorgungs sei. das er noch
in diesem Winter dem Hause vorzulegen gedenkt.

Abg. Hoch (Soz.): Wir sind im allgemeinen
mit dem Entwurf einverftanden. E nzelne Vedsn-
ken könnten in einer Ausschutzberatung behoben
werden. Naturgemätz käme der soziale Ausschus,
iir Frags, der am bestsn die Beratung des Betriebs-
rätegesetzes für einen Tag unterbrechen tönnte. urn
diesen Entwurf zu erledigen.

Aüg. Siehr (Dem.): Die Schlichtungsausschüsse
wevden. dte Paragraphen des Eesetzes mit Leben
ersüllen müsien, um sie zum Wohle unserer
Kriegsbeschädigten anzuwenden.

Nach einer Erklärung des Abg. Koch (Düssel-
dorf) (D--N.) vc-rtagt sich das Haus auf Freitag
1 Uhr. Werterberatung. autzerdem Intorpellatron
Heinze wegen Zahlung der Einfuhrzölle in Eold.

E(n

der Steuepaesetzgebnng mutz auf die kleinen und
r Rentner grotze Rücksicht genommen wer-

mittleren

den. Einsn künstlichen Abbau der Preise kann ich
nicht befürworten. Dre imperialistischen Westrepu-
Lliken warten nur auf den Zeitpunkt. wo wrr ihnen
Mangels an Zahlungsmitteln unscre wirtschaft-
lichen Quellen verpfänden müsssn. Wir brauchen
erne Katalogisierung der uns nötigen Einsuhrarti-
kel unb eine Sperre gegen die unnötigen. Es
wäre zu erwägen. ob wrr nicht cine

grogzügige Auswanderungspolitik
betreiben müsien. Wir können rascher genesen.
als wir glauben. wenn wir nur arberten. (Beifall
beim Zentrum und rechts.)

Abg. Wurm (U. S.) wünscht eino Konferenz
oon Sachverständrgen. nicht blotz von Interessenten.
sondern vor allem von VolkswirtschaMern über
die Dalutafrage. Nötrg sei die Beschafsung oon
langfrrstkge'n Kreditsn von Anrerika. autzerdem
müssen wir uns aber mit der russischrn Regierung
so stellen, um von einem polttisch und wirtschaftlich
gesundeten Rutzland Rohstoffe und Nahrungsnnttel
zu erhalten.

Neichsfiuanzmiuister Erzüerger: Eine Konfe-
renz. wie sie der Abg. Wurm wüirscht. ist bererts
an der Arbeit. Eewitz künn die Arbeitsmöglichkert
und Arbeitslust. nur gehoben werden. wenn dre
Ernährung verbessert wird. Für das
Winterhalbjahr wrll die Regierung dreieinhalb
Milliardeir bereit stellen zur Senkung der Lebens-
mittelpretse. Dre Mark ist im Inlande viel mehr
wert als im Zluslande. Wir müssen also eine Hö-
hl.rbewertung der Mark im Auslande bewirken. Zn
der heütigeir Konferenz im - Neichsfinanzm'iniste-
rium waren dre anwesenden Bankdirektoren ern-
mütrg darin. daß dre

Zwangswirtschaft nicht weiter gclockert
werden darf. "Es ist uns bekannt^ daß eine wahre
Iagd nach fremden Kupons und fre'ndon Bank-
noten stattstndet. Lkatzreglen dag-g<n sind im
Eange. Die Valutaanlerhe aller.: wrrd es natür-
k'ch auch nicht mnchen. aber augenblickrrch braucken
wi : e>ne solche. uiiv uus weiter zu Ei' e

Au sw a ii d e ru ngsp o l it i k kann d'e Regie-
rung nicht betrsiberr. Das Deutsche Reich hat ge-
nug. unr 60 Millioncn zu crirähten, wcnn jeder
seine Pflicht tut. (Boifall.)

Abg. Dr. Rieher (D- Vp.) : Nur Arbeit kann
uns helfen. Jedes Volk hat die Valuta. die es

intersraktioneller Pretzausschuß der Neq e-
rungsparteien

Die drei Negierungsparteien beabsichtigen. einen
interfraktionellen Ausschutz ihrer Presse einzusetzen.
in den jede Parteipresie drei Vertreter ent-
senden soll. Der interfraktionelle Ausschuß der
Presie soll in engster Fühlung miteinander arbei-
ten.

Die Berliner Demonstrations-
versammlungen

Von uusercm Bcrliner Vertreter
(.) Bcrlrn. 3. Okt. Der gestrige kritische
Tag in Berlin ist erfreulicherweise nicht so ver-
laufen. wie man es vorher befürchtet hatte. Die
mehrheitssozialistischen Arbeiter waren der Ver-
sannnlungsparole durchweg nicht gefolgt. die unab-
hängigen und kommünistischen nur teilweise. Bei
den lebenswichtigen Detrieben. wio auch ber Stra-
ßen- und Hochbahn, war keine Streikstörung einge-
treten. Die Bersammlungslokale waren abge-
sperrt durchi Schutzmannschaft. Reichswehr und Mi-
litärpolizei. Es gelang überall, die Versamm-
lungsteilnehmer unblutig zu zerstreuen. nur in den
Pharussälen in der Müllerstraße kam es. da die
Menge Schmährufe auf Noske und den Polizei-
präsrdenten ausbrachte und der Aufforderung. aus-
ernanderzugehen. nicht Folge leistete, zu einer
Schießerei. bei der ein oder zwei Personen
getötet. 6 schwer verletzt und 10 leicht
verwundet wurden.

Alte und neue Kommunistenputsche

Darmstadt. 2. Olt. Das Schwursericht
fällte heute iw Prozetz gesen dre Anstrster des
Offenü-acher Komlmunistenputsches cvni
Karsteitaa, bei dem 20 Porfonein.getötet und viele
verletzt wurderr, das U r t e iE. Es lautet aesen
den Ärbeiter EiseitreiH auf 8 Jcchre Gefäng-
nis und 10 Jahre Ehrverlust, glesen üen Taalöhner
Bauch auf 6 Aahre Zuchthaus und 10 Jachre Ehr-
verlusi, gsgen Chefrau Braun auf 1 Iahr Ec-
fängnrs und gegen Bockhard rruf 2 Jahre Ee-
fänanis.

München, 2. Okt. Die Münchener Palizei ver-
haftete einen aus Qcstervsich zugowanderten
Hutinacher namens R ott e r. Rottec war wüchrend
der Rätezeit im Zentralrat und in der Lebens-
mrttekkommsiion tätig. Es bejstecht der dringendc
Verdacht, daß der Verhaftete mr der Ermor-
dung, des stüheren StadtkoMMQndanten der Mün-
chener Räterepublik, Weinderg. beterligt
gewesen ist. R. flüchtete im Mai über Wien nach

smd ganz goldig, wre das Licht vonr Monde.

-oen hat er, denen sieht man es gleich an, datz er
droiben am Himmel dahsim isi. Sie srnd ganz him-
melbl'au und glänzig."

lFortsetzung folat)

Theater und Musik

Heidelberger Stadttheater

„Die Flrdermaus" vo>n Strautz.

Mit beiden Fützen Mgleich ist die Oporette ins
neuü Spieljahr Hinerngefprungen, sofort mrt der
„Medermaus", die sonst erst gegen Ende aufschäumt,
wenn „die Paare" und das Uebrige sich zusanrmen
«gefmrden". Also ein Wagnis. das vcm Vertrauxn
zcmgle und so-lches <ruch gerechtfertigt hat. Atan
konnie recht warm werden an diesem Eröffnungs-
abeind und darf mit angenehmen Erwartungen
oorrvärts schauen.

Die re'rzendste deutsche Ovcrette war unter der
Regre Maile natürlich nicht auf dem Opern-
marterbett schnrerzhaft gestreckt. aber recht operet-
tenmätzig Lohaglich eingerichtet. Namentlich der
crste Mt, rn vornehm wshnlrchem Zimmer. war
rwn vertraulrcher Stümmung. Dgs Eefängnis, im

Zeichen eines. köstlichen Frosch des Herrn Ma i l e,
sprudÄte rn ununterbrochsner Lustigkeit un

___ und san^i

ohne den oft übertriebenen FuselduUst prickslnd
„fidel" Der Ballakt, hübfch in der Umklerdrmg
gab mjit einem zahlreichen und mufikalischen Lho:
und klernen Tanzeinlagen Boscheideneres. D'ie un-
sterMiche Apotheose des Walzers, — nachdem die
Gäste, die offenbar ihre Marken vergasien hatten,
sich ohnie Speise lediglich mit Ehcrmpagner begnüü-
ten, — wollte sich aber nicht zur richtrgcn berau-
schenden Dreiorertslstaktorgie aufraffen. Was
wisien Towstepbeine vo.m Miener Walzer, den man
bei Strautz Mtanzt!

Nadi-gi hat. wie berühmte Kolleglen, die ent-

ziickende Partrtur zur Ehrensache gcmacht, sehr ge-
" ^ ' fand dre

schmackvoll die Zeitmatze abgewogen und fanl
perlende Muisrk vo>m sommerlich ausgeruhten Or-
chester mit leichter Anmut gotragen. Fn der ge-
schickt gegliederten Onoectüre hütten die Vioilinen
nur erheblich reiner spielen müsftn.

Fast lauter neues Menschen-material war zur
ersten Parade aluf der Dühne gswcksen. Vom ftu-

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