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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 228-254 (1. Oktober 1919 - 31. Oktober 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0196
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es scheiiit, dah wir nicht einmal durch solche
Erniedrigungen unsere Zukunft crtaufen könn-
ten. Wenn der Entente der Gedanke unserer
Landsknechthilfe bei der Erlösung Nutzland
ernhast diskutabel erschiene, brauchte sie nicht
so energisch auf die Zurückziehung der Eiscr«
nen Diöision aus ihrer antibolschewistischcn
Ausfallsstellung zu bestehen! Ilnd wenn die
Sowfetregierung, wie wir ja nun ernsthaft
glauben diirfen, kapituliert, dann verzich>
tet die Entente erst recht auf deutsche Mitar-
bett im Osren. Dann nimmt sie den Aufbau
Nußlands ganz in „eigene Regie" und
uizs droht nach der Verriegelnng des Westens
noch die Verriegelung des Ostens. Das ist die
Eefahr der Stunde, die im Werden neuer rus-
sischer Zustände liegt.

Die Aufgabe der Stunde ist daher die
schärfste Veobachtung dieser Entwicklung. Man
kann annehmen, dcch auf die Sowjetregierung
eine Koalitüu^yon Menschewiki und Kadet-
ten folgt, eine Art gemäßigt sozialistisch-li-
berale Regierng. Die kommende russische Re-
gierungskombination wird zunächst einmal
versuchen, von der Entcnte . frei zu kommen,
um in Deutschland seinen Arbeitskräften und
seinem technischeN Eenie nnd rn seiner ver-
.wandten Not den natürlichen Verbündeten
zur Eesundung Nußlands zu sehen.

Und das ist die Möglichkeit der
Stunde, die sich aus dem Werden eiües neuen
Zustandes in Rutzland ergibt.

Wilsons Erkrankung

Rotterdaw. 6. Okt. Die letzten Meldungen aus
Washington besagen. daß Wilson von einem Kreis
von Aerzten umgeben ist. zu denen gestern Noch
N'eue Spezlalärzte hinzuaezogen wurden.
Es gebt Wilson nicht besser, weil Kerz und
Atemtcrtigkeit und Temperatur arof?e Vesorgnis
erregen. Man sraat sich. ob die Krankheit nicht
eine'seelische sei. Das Pressebureau Nckdio meldet
im Eexrenscch hierzu. dast Wilsons Zustgnd besser
gewotden sec. Dr. Grayson wetgert sich. Einzel-
heiten über dst Krünkheit Wilsons zu veröffent-
lichen. Zmmerhin steht soviel fest, daß Wiffon
einiae Nahrung zu sich nahm und im Lckufe des
Frcitag etwas aeschlüfen hat.

Basel, 6. Okt. Der „Herald" meldet aus Wa-
fhinaton: Wilson hat innerhalb von, 9 Taaen
zwei Nervenchoks erlitten,' seine Kräste ha-
hen Ledenklich abaenommen: er lteat oft wie aei-
stesabwesend und wird von dauexnden Ner-
venerschütterunaen heimaesucht.

Rüssische „Arbeitsleistung"

Wie in dem bolschewistischen Rukland heute ae-
arbsitet wird. darüber aibt .^verewenski Kommu-
nift' folaendes interessante Bilh der Arbeitsein-
stilung der russischen bolschLwistischen Arbeiter:

„Statt acht Stunden zu arbeiteN. acht der Er-
holuna und acht dein Lernen zu widmen, wirv jeszt
nur Noch vier Stunden aearbKitet. acht tze-
fchlafen und zwölf beimi Kartenspiel
verbracht. Kartenspielon und Nichtstun sind dis
Hauptbeschäftigungen der Faortkarbeiter. die diese
LebensgewohNheiten in die Dörser verpflanzen,
wo die Feldarbeiter von ihnen angesteckt wsrden ü.
es ihnen gleichtun. Daß unter solchen Zeitveriveiben
das Einbrinaen der meist recht uNbefriedigend
ausgefallenen Ernte unterbleibt, braucht kaum
hervoraehoben zu roerden. Dieies Treiben wird
von den Arbettern als „Kommunismus" L^eich-
net, so dafr der einfache Bcwer ünter einem Kom-
munisten einen notorischen Faülenzer versteht und
die Ueberzeuauna aewinnt. daß dte kommunistische
Regierung sich ebenfalls mit Nichtstun beschäftigt
und so alles wirtschaftliche Lckben zum Stillstand
brinat."

Es ist nicht weiter verwunderlich. wenn Lei
herartiaen Arbeitsteiftungen die Zustände in Rutz-
land fo geworden Nnd. wte ste tzeuis Tatsache stnd.
Man künn sich aber daraus recht wohl ein Bild
davon machen. wie es fchlietzltch ckuch in Deutsch-

land ausfehen mu„re. wenn diese östlichcn „Ar-
beitsmethoden" auch in Deutschland noch weiter
um sich greifen sollten.

Protest Finnlands in der
Alandsfrage

Ein ToleMaMnr crus Kelsingfors bchagt, dcrtz
die finni'sche Regierung rurzoit an einer Note «rrj-
beitat, in der beim Obersten Nat in Paris segen
die MbbretiuM der Acvlandsiniseln an Schjwelden
proteistiert wird.

Mackensens Archive

Bern. tz. Okt. Wie eiu rmnirnisches Preffebüro
meldet. find 20 Kisten mit amtlichen Archiven
des Generals Mackensen en.tdeckt wor-
den, die sich aiuf die Kr'iossopevcrtioneu dar> deut-
fchcim Heere an L>er Ostgrenze bcsiehen. Die Archive
wurdeu zur gen,a«n Untersuchung nach Bu-
karest gesandt.

* Koblenz wird nach der Ratifizieruns des
Friedensvertrags oer H'auptsih für die deutsch-
ameriSanischen HandelsMckiäfte sein.

* Der Sultan hat die Demission des Kabi-
netts Danoald Jerid Pascha angenommcn.

Badische Politik

Landesausschutztagung
der liberalen Volkspartei

Ft. Karlsruhe. 5. Okt.

Unter Leitung des LanldesvorchandIoorlsiben-
den Dr. Eurtrü s-Heidelberg fcrnd <mn Sonütas,
5. OEtobe-r, im FdiedrichGof Au Kcrrlsruhö, dre
von allen Ortsgruvven sehr gut bchnchte LaWös-
vettreter-Versaisirmluiüg Ler Deutschoü (kibe-
ralrn Volkspartei stalt. 45 Dvrtreter wa.
ren zuaosen. Nlcrch knir-en Eröffnungsworte.n dürch
den VorMenden evstattete dtsr EeneralseErÄät v.
W ä ch t e t--HeideMerg Dericht über die vartviü
volitrsche Lage. Das Evgobnis dör Wtcchlen
zur> Natrönalvsrsammlung und den Einzellcrndta-
gen im Januar fei gvwiffermahen eine Mloment-
photosvcvvhiö der damals nvch nwch links gerichte-
ten Vewegung. Houte sei allgemein ein Umschwung
nach rechts festzustellen unter de>r Parole: ,jLos
vön den Rogrerungsvarteieii!" Nach eingeihenlder
Eharatteristik dosi anderen Partoien, im beffondo-
ren der demokvatischM Partei Mft Wen schMächli?
chen, stets komvromihelnden und dsr Dosmldömo-
kvatiie nachlMifenden Politik, betvüte der Rcldner
die E-rundorinüiVr'en dev Deutschsn VolksvarteH
dio aiuif döm lidevalön, niationalen üüd sozialen
Ecdanken beruhe. Unler Ablehnnng aller Fuston-en
mit lin-ks u. rechts worde die Deutsche Volksmrrtej
Liie mcühre Partel der Mitte sein. (Lebhaster Bei-
strll).

Daraus wiukjden iinne'rorganHatori'jch'e F-rasen
bohandelt. Die Orgccne de's Landesvarbandes stnd
der Vorsitende, crls dor unter llebhcfftem Beiffall
einstimm-ig Dr. Eurtiüs wiedergSwäHlt wuvde. der
geschäftsführenjd>e Ausschnb der Qandesauftschutz
und der Parteitag. Dce endgilttgen Mahle-N zum
gcschÄftsMrend'en Anrffchutz bleiben dem näch-
sten LandesaussckM. der iM Ianuar 1S20 kn Of-
senburg stattsiüiden soll, vorbehalten, doch murde
von vornherein sefftselogt, datz aüch Fraueü in
ihm enthalten soin sollten. Zwei Fvauen. ie eine
vms Heiidelbars und Mmnheim, wurden sosort be-
stimmt.

Dos weiteren wurde über die Agitation's-
fragen beraten. Es wurdö elne Reihe von
wertvollen Anregungen und Fingerzeigen gsgebem',
dio durch den geschäftsffiihrenden Ausschutz und die
Ortsgrluloven sogleich in die Tat umgesetzt weüdien
sollen. Die Ausstellung dor Kandidäteulffte zum

Süichstag wurdc dom geschästsführenden Ausichuh
übsrsebein, der seine diesbezüglichen Vorschläge
machen soll. Mitt der Vertellung der Vertmeter dor
einzolnen OwtsgruVpen zn-m Parteitag in Loipzig
wuirdo die VovmrtlagSberatunig geischlossen.

Dor Nachinittaig war ausffchllehlich der Be-
sovechsung ünd Boriatung der „Enmdjätze" für das
Parteiorograiinm gorvidmet. Eine! Fülle von An.
vegungon und Vorffchlägcn, die naturgeinätz hier
im Dinsslnen nicht behandelt worden können, fan-
den in 'Airträgen und AbänderunSsvorffchlägcn ih-
rcmi Mederffchl<rg. Die allseitige, freudigo M'itar-
boit am Partoiiproüvainnr und -Arbeit war das
lMvorstechendste Kennzeichen des Vorttetertages,
der einen überMs angVröaten und harmonischen
Berlauff nahm. Eegen 5l4 Uhr schlotz der Vor-
sitzcndo mit Wvrton herzlichen DankSs die Tagunig.

Gegen die Parteiwirtschaft

Schriftleiter Karl Vinder wirft in der ..Badi-
schen Landeszeitung" die Frage auf,. ob die R e-

publik bis jetzt das gebracht hat, was von
ihr etwartet wurde. Vinder verneint d ese
Frage und sieht die Eründe dafür u. a, in der Par-
teiwirtschaft, die sich durchgesetzt habe. Diese Par-
teiwjrtschaft habe sich in den Ecmeinden und auch
ün Stacfte Eeltunä verschafft. Wörtl'.ch schrttbt
Binder:

„Im alten Staat wurde trotz aller siicht zü be-
streitenden Protettionswirtschaft bei Besetzung
wichtiger Stellen immerhin noch etwas auf eine
gewiffe Qualifikation gesehen. d. h. es kamen nur
Leute in Betvacht. die eine gewisse Fachüusbildung
hatten. Heute ist alles Pürteisache. Heute sind die
LasiÄratsämter allerdinas nicht mchr in erster Li-
nie Sprungbretter für Korpsstudenten. sondern
solche für Pärteigrötzen. wie das Veispiel in Hörde
zeigl, wo die sozialistische Mehrheit des Kreises
einen Eärtner zum Landrat göwählt hat. Solche
Vorgänge lietzen sich noch vielo aufftihten. wiL
brauchen dabei gat nicht autzerhalb der badischen
Erenzpfähle zu aehesi. Das schöne Wort Beth-
mann Hollweas: ..Freie Bahn dom Tüchtigen" ist
mehr als je zur Phrase aoworden. Heute he'itzt
es: Freie Bahn dem Parkeitüchtiaen. Man
wird dio Empfinduna nicht los, datz auf diese Weise
sehr ost Leute in hervorraaende Stellen avschobesi
werden, ae.stiae Mittelmätziakeiten. die unter an-
dereu Verhälinissen nur nni Not und Mühe das
Abiturium oder ein fachliches Examen bestanden
habesi würden. Ist es da ein Wunder. wenn durch
solche auf die Spitzo aetriebtne Parteiwirtsch'aft,
-ei der st'ch dio Sozialdemokratie und das ZentruM
nach Matzaabe der Parteistärke aanz besönders
uuszeichnen. die Unzusriedenheit mit dem neuen
Staut immer weiter Boden aewinnt, und bei
Veraleichen zwischcn dem alten und dem sieuon
Stüatswesen düs letztcre unaünst'a absck)ireidet! Es
witt> Sache dsr Parteien seisi. daftir zu söraen. datz
di-ese Parteiwirtschaft auf eisi aewisfes er-
träaliches Matz beschränkt wird. dank wird
aüch die Freüde an der dLMokratische'n Nepublik
Bodesi faffen in der Maffo des deutschesi Volkes."

Binders AuSführungen deckesi sich vollauf mit
den schon öfters von uns aeäutzerten Kkitiken. Nur
in eisiem kösinen wir nicht Mit ihM übereisistimmen.
Freude an der demoiratisckstm Republik hat jetzt
schon kein Mensch mehr. deshalb wird er auch in
Zukusift keine haben.

* Mehrhrit dex PosttiSen in der evängclischeü
Eeneralsynode. Das Ergcbnis dor Wahlen zur
aiMerordenttichen eivangelischen Eenoralsynoldo liegt
jetzt vor. Damach erhaltesi die Positiven 50,
die LiberaleN 31 usid die Mittelpcrrtcff 4 Ditze.
Die Pösttiben haben somit 7 Sitze üiber div a b-
folute Majorität, die 43 beträgt> erhcttteir.
SM über 60 Fcvhren sind mit Äichsm Ergebn-is
di's PMtivsni in Baden zuM> «vsien Male suaus.
sch'laggebender Vedeutüng' sEngi.

* Mis der Demottatischen Partei. Anstelle
d«r ÄbgeoüdneLen Fr>au- Maicffanne Weber, die
wegsn Wegsuss nach Mstnchon ibr Mändat nieder-
gölegt hai. wivd OekonoMierütV i e l h a u e r-Rcv-
staitt ftr dtW Lasidtiag eintreteil.

Zynische Witze

Der .Porwärts" hat in den letztcn Ta<ö-
einc Erfiiid-ung verbreitet. die er offenbar s ^
witzig HM, die aber in ihrer, zyniffchcn Äehaeis-!»
kcit den richt'iMn Voweis dasüi bietct. wie ties
volitiffche Kamvfesweiffe in Ler sozjal-dcnwftat
Presse «effnnkcn ifft. Es handelt sich dabei um x
Meldung, Lude-ndorff habe den auf 20 ^

onen gsschätzten Ertrag seincs Buches rch,
susünstsn Äor Kriegsverwundeten vsriwendei
Meldung trug in ilhrer ganzen Änfmachung' ^
Stempel der Erfindung an der Stirn W e m '
scfort ekkenen konnte, war sie Lodiglich darauf

gelegt, ein Demenli herioorzurufen und dann d '
M'.t hämftch-s Kritiik an Ludendorft zu Wen ^

Canz

genau so ist es auch gekominen. Jn seiner Mem
numimor vom Montög bringt der „Vonvärts" ei,i
rweite Notiz mit der bissigen Uoöorffchrift
dendorff gibt nicht s." Der InhM 'strot-'
von gemoinen Andeuieungn und Ausfällen geg^
den frlüheren Eene-ralquartiermeister. Diej's
ganive Perdächt'lgungsManöver hot natürlich scch-
lich -niicht die mindeffte Berechtigung. Cs jn

diglich ve-vjönlich-er Gehäffigkefft sususchreiben diatz

der .Potwärts" ffeinen zynischen Mtz — vdsr' was
«r fiir Wih hält — an Ludendorfff übt und zum
Deijpiel nicht an Hcrrn von Bethinann. dessen
Duch doch sicherlich auch cin Luchhändlerischer xr-
ffola ist. Ueberhaupt aber jst diese Schnüfse!
l e i, die sich an Ludmldorsfs Dvuren heftct die
denböar niLdrigstH u-nd gemeinste Forim
in die sich politiiffche Eegnerffchaft kloiden kanii'
De.r „BovwLvt's" hatto bere'tts in einer ftüheren
Notitz und in demstlben Sinne Ludendorss als den
finanziell erfolaroichen Äutor a.ngegr!isfen. Er
hatte dwmals bohauvtet, Lud-endorft öabe be'ffon-.
dcrs viel an den ausländiffchen Ausgabon- verdient
Das Ecmze klang aus in die BoMerkung: „Es Mt
doch nichts rentcMeres, als ein verkorener Krieg."
Jn dor sorialdomMiatiffchen „Elocke" bemerkt der
ftühete ReÄhiätaäÄabgeordnM Pavl Lentffch zu
dieffer Leisftrng forgesidies:

„Man mag volitiffch zu Ludondörss stehen tvft
man will, aber es iist für dve moraliffche wie in.
tellertuelle Boffchaffenheit ei'siirr Partei ein ffchkech-
tes Zeichen, wenn siö lediglich um dcn Jsistink-
ten dor Wasffon zu schmeicheln ünd um
sich von der „unabhängigen" Konkuvrenz nicht an
„RadiSallisMus" übertresfen zu laffen, zu derar-
tigen Nichtswürdigkeiten sreift."

Durch ein Urteil aüs den eigenen Reihosi' ifft
äuch dirs nöu'Äste Mrchiwerk des Dorwärchs. däs die

orste Esmeiniheit noch überitrumvft, richtig gekoiisi-
zeüchnet.

Mrch der ,Mk", die angeblich hümoristis'chr Wo-
chenbei'lage dcs Berliner Tageblattes, hat sich in
den lotzten Tagon wieder einmal mit zynischrm
Mitz gaüz auf die Stuft des Vorwärts gestellt. Er
bringt in ffeiner letzten Nummor ein TiftlbiL»,
dessen Degleittext nach dem Staatsgerichtsheif ruft.
Anis dsm Bi-ldc selbst tr-etcm, die Toten des Wttt-
kriegoc, in dcr Eestali von Totengeripp-en als Än-
kläger auf. An Vcr Anklagebank aber ste-hrn
deuffche und ostevreichiffche Staatsmänner und
Heerfülhrer, an ichrer Svitze ftr rlaher Karibatur
der General Ludondorft. Ob es wohl Doütischr giöt,
die sich von dieffcim Bilde mchk mit tbesonr Ektt
abgeiwandt haben. Selbst die sSoüialdemoikiaten
haten in Aer Nationalversammlung ffojvftl Selbsr-
bkimuhtffein gewüHrt, dah sie da's beutffche Schu'Me-
kenntnis indom Vertragsenftoiurif der Entente
zunächfft als ungöheuerlich und unmahr abkkhsiten.
Selbst isi ihren Reihen haben sich Polttikcr gcftcn-
den, die fest geblieben sind und sich auch dmn har-
ten Zwasige nicht unterw>.rfcsi haben. Dah das
Schüldbcikenntnis damsi doch in Vevffmlles mit un-

Neues aus aller Welt

Warnung vor Einwanderung nach der
Ltkraine

Aus dem Leserkreise wird uns geffchrieben: Ein
soeben aus Kiew etngetroftener russischer Freund
teilt mir mit. dah -ie Zustände dort sowohl, ckls
auch in andc-pen ukraintschen Städten und Dörfern
ganz entsetzlicho feten. Unter vtelen Strapazen
und mit Lebensgefcchr aus Ktew entflohen. wo er
als Geisel (er ist der Sohn eines Fabrikasitesi) ber-
hcrftet werden ffollte. benutzte er den Zug nach
Warschau und war bis dort «cht Tage unterwegs.

Frctlich hatte dies seine Eründe. Ilnfveiwilliger
Aufenthalt auf der Strecke. verasilaht durch den

Wunsch des Zugpersonals. durch Kontribution
bei den Neisenden sich dio Taschen zu füllen. Wer
nicht zal)lte. wurde auf fteleM Felde einkach aus-
gesetztchansi Mangel an Heizmaterial. so dah man
gczwungen wurdo. im Walde Väume zu fällen usid
nach der Lokomotive zu schleppen. Matt und ma-
rode in Warschau angekommcsi. litt es ihn dort
aber auch nicht länger und er benutzte die erste
Eelogenheit. nach Deutschlasid zu kommen. welches
ihm nach all dem Erlebten als eine Oase tn der
Wüste erschien. Mord usid Totschlag. Hunger und
Elend herrschen jetzt dort, wo man friiher uur
Frohsinn. reges Schaffen und Wohlhabcsiheit
kannte. Iede Arbeit liegt darnleder. der Handel
stockt. Räuberbanden durchziehen plüsidernd und
mordend das Land. Heute niMmt Konowalow-,
morgen Petrow Besitz einer Stadt oder etnes Lor-
fes. um, nach wüstem Morden, Sengen und Bren-
. nen. fobald Widerstand geleistet wird. zu ver-
schwrnden und einem anderen Raubgesellen Platz
zu machrn. Niemand ist seines Lebens sicher,
. Eigentum ist Diebstahl. Jn Kiew sieht e? furcht-
bar aus. Vor ihrem Abzug erschoffen dle Volsche-
wiki noch 700 Kinder. die Blüte der Bourgeoisie:
in den Kellern nwdern die Gebeine der früheren
Hausbefitzer. Nur da herrscht eine gewisse Ord-
nuna uild Sicherheit. wö gerado genügend Militär
vorhanden: wehe, roenn dieses abzieht! Sofort
Laucht dünn wioder die rote bolschewistische Garde
i auf. rohestes. verkommenes Eesin.del.

Mögsn diese Zustände auch uns zur Warnung

dienen und zur Aufrechterhaltung der Ordnung an-
spornen __

* Die erste Luftzeitung. Desi Reiffenden des eng-
liffHen LufistWfes R 93, das zunzoit nrit seisiem
Schiweffterffchift gröbere Fährten von Ensliasild uach
Frcmkreich, BtÄgten unb den -eirfftörten EeHjeten
usitevnümmt, würde -auf den FrühstÄckstiffch eine
Lufkäuisgabe der „Times" überreicht die an BvrÄ
aus drcchtloffen Nachrichten zusammengefftellt usid
grsoruckt wordesi war.

^ Für die Aufdcckung verschobenen Heeres-
gutes ffpielt neibesi dier Tätigkeit dex in Be-tracht
kon^menden ^Stellen offt der Zuffall eine wlichtige
Rolle. So esihielt kümlich ein junger Kauffmann
dalvon Küüntnis, daß in einem Hauskeller> be-
trächtlliche Mngen Kabeffdvaht lagerten. Unäuff-
ffällige Nachffotffchungen verffMkten seinen VeMrcht
sobatz er seine Entdeckung dem ftir dffe' Erffassung
verschöbenen Heercs-Mtes zuständigen Reffevato
.Miedererffassusig" d!es ReichÄverwertungsamtiäs in
der Fvanzöstschen Striatze Nr. 55—56 mtttetlte. Es
erüüb sich, datz in der Dat eine Schiebusig vorlas,
wokauff dom Kaüffmann «isiei Belochsiung von 500
Mark ausgezMt weöd-esi konnte. — Die eleiche
Summe ffiel in NürMerg einem Arbeiter su, der
dic Behörd« dcMüff üuffmerkfam gemlüchi -hatte, datz
in einvm Betriebe 12 000 Säcke, dffe dort Leretnigt
wMdon, dom Prosiiasitamt nicht surückgslteffesit
sondern verschoben werdtzn sollten.

* Ein eige>nsirtiges Bergnügen. BiellS'iffch^
Soldat en v-evM,stalte1esi tn Obckrraiss'e'l usi-
ter stch Schiehübungen. Daböii benutzt>«m
siuch ldjde LesiaMairton Häuser als Zielffcheibe. Fn'
ei.nsm Haulft wurdc: einp Irau durch sinen Schutz
s chwier.vhsvletz t. Jn jeinom asidove,n Ucwffe
dmchchlula eff.no Kugel eisi Fenffder u-nd tvaff «isi
Ktznd lm> der Miähnung ffo. schwor, datz es Üalld Var-
auf fft a r b.

* DreyfUs! Unter denen, die am 11. Sept. das
Offisierkreuz der ftanzöstffch. Ehrenlogion erhielten,
war auch Oberstleutnant Dreyffus. — derff«lbe, der
vor 25 Jahren als Haapiinann in Paris öffentlich
dogradiert und nachher asiff die Teufels-Insel de-
iportiert wurde. Er hat also wieder Dienst getan
rmd sich im Kriege gegen die Deutschen, an die er
datmals fein Adoptio-Vatevland — er war Elsässer
— verraten haben sollte, ausgezeichnet! — Was
sagen Lie Deutschen dazu, die sich zu jener Zeit seiner
so marm annahmen?

Kunst und Wissenschaft

* Bon der Unioersität Freiburs. Bei der ersten
Immatrikulakiön am Sams-taa wurden 457 Stu-
diorende, darunter 61 Frauen, als atademische Bür-
ser auffgeiwmmen.

s Karl Straube wird voraussichtlich Lie Lei-
tusig der Akademie der Tonkunst in Mün-
chesi Lbernehmesi.

* Alfred Maderno hat einen Kampffroman ge-
gen den Senssitionsfilm geffchrieben. Der Ro-man
erffcheisit in den nächsten Tagesi Mnter dem Titol
»Ktno'' im Verlaa von Earl Noitzner in Dresden.
.iGlne bedeut'same literaturwissensschalfLliche Püblika-
tivn desssejlbeil Verfassers stcht ebenffalls nahe
bevor.

* Ein Revolntionsbuch Renä Schickeles, des
Dichters vosi ..Hans im Schnackenlöch' ersscheint in
Kürzs. Es heitzt »Der nsunte November". Schffckelle
aM Vartn niM nur eine faLbi-ge DarssteMng der
Beyliner Novombertage. er versucht auch darüber
hinaus in die Grundprobleme unserer Zeit ein-u-
drtügen; e-r ninrmt vom sozialistischen Standpunkt
ams etne EvneraliabrechsiuNA nvit dom Bolscheiwffs-
nrus Usid dem Dittatorgedcmken vor. um die Re-
puWk d^ Geisstes ecrichten zu Lönnen.

* Hochschulnachrichten. Eeh. Rat Prof. Dr. jur.
vonTuhr inHalle wird dem Ruffe zur Ueber-
nahme des Leyrstuhls für römisches und bürger-

ttches Recht an der Universttät Köln folgen. —

Eeheime Medizinalrat Dr. Max Oberst
a. o. Professor für Chirurgie an der Universttät
Acklle und Lhefarzt des Krankenlmuses „Berg-

mannstrost". vollendet am 6. Oktober das 70. Le-
bensjahr.

* Eegen Erich Wolfgang Korngold wendet sich
ffin -der Münchener Zeitung Ler brckannte Minchr-
ner Kvmponist und Mlusikdirektor Wihelm
Maucke. Kürzlich wurde von Korngold beiiichtel.
er habe eine neue Oper „Die totc Stadt"
beendet. Mnucks teilt nun mit, datz ex bereits 1917
eine Oper vollendet habe, die drnffelbcn Stofff,
nämlich Rodenbachs „Das tote Briigge", be-
handle. Die Mäuckesche Over heihe .Aas Fest de-
LebenÄ", Kori'gold habe seine Brügge-Oper crsl
„Der> Triunwö des Lebens" genannt und sft crsi
neuerdings in „Die tote tStadff" umgetauft. Maucke
behauiptet unff! will dafür noch Beweise LrmgLN,
datz Korngolds Over in „nicht -L-aUz cffnwand-
fteier Verbindung'^ zu dem Mlauckclchm Merke
stehe, er werde alles tun, um das geistigö Eigsn-
tumsrecht uud d-ie Priorität djer Jdee öögcn d'.«
Firma -Korngold su behaupten.


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