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Stadttheater
Wittwoch, den 8. Otober 1919
Vadische post - Nr. 234
SeUage
50 Iahre LiberaUsmus in
Baden
Bon Geh. Nat Ludwig Mathy-Mannheim.
Am 5. Oktober dieses Jahres ist in Knrlsruhe
die Gründung der deutschen libera-
len Volksvartei von Nertrctern der Orts-
gruppen von Karlsruhe. Heidelbera. Mannheim,
Freibura. Baden-Baden und anderen bad schen
Ctädten unter auten Vorzeichen vollzogcn
worden. Bei diesem Anlaü ist es wohl angebracht.
daran ,m erinnern. das; hie national-libcrale^Par-
t-ii. iu der die neue deutsche Volkspartei .v T.
wurzelt. in Baden aeradevor sünfzig
Iahren gegründet worden ist, und mit Wehmut
darauf hinzuweisen. dak diese einst so grosre und
ersolgreiche Partej in diesem Jahre mit Stol.i
ihren fünfzigjähriaen Geburtstaa hätte feiern
können. wenn ihre psührer nicht durch die Novem-
derrevolution ins Bockshorn aejagt teils zur de-
mokratischen. teils zur deutsch-nationalen Partei
übergelaufen wären. Da diese Feier ausgefallen
ist mit all den schönen Reden. die dabei gehalten
werden konnten. ist es unsern Lesern vielleicht
willkommen. an jene Gründungstage von 1869 er-
innert zu werden/l
Die nationalliberale srraktion mar
bei der Eröffnuua des norddeutschen Neichstaaes
mit einem Proaramm bervoraetreten. das in Zu-
sammenwirken mit der Reaieruna die freiheitliche
Entwickluna zu fördern versprach und als dieses
Ziel uationale Einbeit und volle Befriediauna
der liberalen Wünsche des Volkes bezeichnete. Der
Eintritt Süddeutschlands in den Bund sollte mit
allen Kräften bctrieben merden. Diese Erkläruna
fand einen lebhaften Widerhall in Vaden. wo die
drei aearrerischen Parteien. mit denen die deut-
sche liberale Volksvartei auch heute „och und im-
mer wieder m kämpfen hat. in rühriaer Tatiakeit
beariffen waren.
Die S o zi a 1 d e m o k r a t i e stak noch in den
Kinderschuhen. Anfanas Septembex 1868 lud der
Reichstaasabaeordnete I. B, v. Schweiher und der
Zollparlamentsabaeordnete fsfrihsche .iu einem all-
gemeinen deutschen Arbeitertaa auf den 27. Sept.
nach Berlin ein. Zur Vorbereituna fand am 13.
Septcmber 1868 in Mannheim ein Arüeitcrtaa
statt. jju dem dic Vereine der Buchdruckereiaehil-
fen, Ziaarrenarbeiter. Schneider und Bäcker i,re
Mitalieder entiandten. Damit beaann die sozia-
listische Beweauna in Mannheim, die anfänalich
von den büraerlichen Parteien unterstüht wurde.
Man sah die Sozialisten zunächst nur als den äu-
Kersten linken f^Mael der Demokratie un.
Die entschicden Liberalen batten sich im März
1866 zu einer badischen F o r t s ch r i t t s p a r-
tei zusammenaeschlossen. der entsch eden Demo-
kraten. wte die Mannheimer Kopser und Moll
und der Rcchtsanwal Heinrich von Fedex. damals
Meiter Vizepräsident dös Lan.dtaas.. aber auch
oie nachmaliaen Nationallibsralen Gerbel. Kie-
fer und Eckhard anaehörten. ÄZie diese Partei
infolae des Krieas von 1866 weae'n der Stim-
munasverschiedenheiten über di- Stelluna Rreu-
siens und Ocsterreichs zum künftiaen Deutschen
Reich und über Bismarcks Politik auseinander
f el. braucht hier nicht weiter ausaefühct ,',u wer-
den.
Die Gründuna der demokratischen
P'artei war in einer Versammluna auf dem
Eambrinuskeller am 4. Mär,; 1868 beschlossen wor-
dcn. In einer Sitmna des neubelebten demokra-
tischen Vereins, der aus dem früheren Volls-
verein hervoraina. wurden im Februar 1869 die
Vüracr A. Bolliaer. I. E. Dresler. I. P. Eichels-
dörfer. A. ffabrid. ?serd. Schneider. Franz Schuh
und M. Strecker aewählt. die hauptsächlich in den
Kämpfen um Gemeindeanaelcqenheiten hervortra-
ten.
Eefährlich wor die u l t ra m o n t a n e P a r-
tei oder katholische Volkspartei. Sie erlanate
bei den Wahlen zum deutschen Zollparlament am
18. Februar 1868 im 11. badischen Wahlkreis. der
) Die folgende Darstelluna >st mit weniaen
Aenderunaen der Geschichte Mannhsims oon Pro-
fessor Dr. Friedrich Walter entnommen. Band II,
S. 528 ff.
.die Aemter Mannheim. Schwohinaen. Wiessoch
und dcn Amtsaerichtsbeairk Philippsburg um-
faßte, 5800 Stimmen für Oberhofgerichtsadvokaten
Noßhirt. während der liberale Kandidat H. Ehr.
Diffene mit 6300 Stimmen. also nur mit einer
aerinaen Mehrheit. aewählt wurde. Die Demo-
kraton enthielten sich der Wahl.
Es war dahex die höchste Zeit. dasi die Libe-
ralen sich fest zusammenschlossen und straff oraa-
nisierten. Die führenden Männer der Partei wa-
ren damals und noch lanae nachher Lamey. der
nach seinem Austrttt aüs dem Staatsmtnisterium
infolae des Krieges von 1866 nach Mannheim
aezoaen war und den Mannheimer Verkündiaer
aründete. Eckhard und Kiefer. neben denen
noch Bluntschli hervortrat. Jm November
)868 bildete sich in der badischvn Kammer eine
liberale Oppositivn aeaen das Ministerium ZoUy,
bei dessen Bilduna uach dem Tode dcs Staats-
ministers Mathy s3. 2. 1868) die liberalen' Füh-
rer überaanaen wurden. Vierzehn liberale Ab-
aeordnete. darunter Lamey. Kiefer und Eckhard,
vcrsandt-n von Offenburq aus ihr Proqramm,
das qroßes Aufschen erreqte und die aemäsiiaten
Ltb.yalen vcrstimmte. Da ein tieferer Grund zu
einer Spaltunq dcr -Partet nicht vorlaq. wurde
nach turicm Geplünkel der Streit .iwischen der
liberalei- Reqieruna und der liberalen Opposi-
tion b"iqeleqt rind cine Vsreiniquna vollzoaen.
Ein Aufruf des qeschäftsführenden Ausschusses
der lib-.ralen und nationalen Partei,
unterzeichnet von Ecknrd. Kiefer. Gerbel und
Nusibaum. lud die Parteifreunde zu. einer Lan-
d e s v e r s a m m l u n q in Ofsenburq auf
den 2 3. Mai 1869 ein. Die auf dieser Ber-
sammlunq beschlossene Orqanisation der badischen
nationall bcralen Partei in Krcis- und'Ortsaus-
schüssen wurde alsbald durchqeführt: in Mann-
heim sand am 1. Iuni 1869 im „Badener Hof"
die tonstituierende Versammlunq der nationalli-
beralen Partei statt. des ..Preusisnvereins". wie
die Geqner spotteten. Lamey. der als Ver-
trauensmann an d.r Ofsenburaer Versammlung
toilaenommen hatte. berichtete llber die dort qe-
fasiten Veschlüsie: daim wurde der Ortsausschusi
qcbildet und zwar aus den sieben Herren Ph'lipp
ArtorE Th. D ffene. -Karl Hoff. Dr. Leopold
Ladenburq. Auaust Lamey. Pfarrer Schettenberq.
Fecdinand Scipio. Das Herz qeht einem alten
Mannheimer auf we"n er sich dieser Mänuer u«ld
ibrer pvlitischen Tät qk.it er'nnert. Sie sind
Zänqst aus drm Leben aeschieden: aber ihr Geist
lebt noch fort und feiert in diesem Iahre in der
deutschen liberalen Volksvartei in einer schivereren
Zeit. als jene erlebt hatten: aber auch nach einer
Zeit der Grösie. wie iene sie ersehnt. eine vielver-
hsisiende Auferstehunq.
Kommunisien-.Helden"
Die neucste Nunimer d.r Wiener sozialistifchen
Wechenschrift „Der Kainuf" vcröffentlicht Doku-
mc.lte zuc Eeschichte des bolschopiistüschen Putsches
.am 13. Juni auf Eruivd dsr Darststtung des Kam«
munisten Dr. Ernst Bettelheim. Diofer or«
h.bt l, e f t i a-e'Be , ch u ld i g u n g e n gc.g.-,, die
Führer dcr Wioner Ko»i.munistcn und behauptet.
dasi sre in der Nacht vor dcni 15. Iuni m i t
ihrem E i n v e r st ä n d n i s von dor Polize:
verbaftet wu.id.n. al-jo nicht Märtyrer des
Proletariots waren, son^ern in W'.r.klichke!t M
i r 'oon sicheren Gswab isam dcr Polize» Lrachten-.
Avch svätcr, als der Plan vcrwilkkicht wcrdem
sollte. crm 21. Iuli -die Rätodiktajur auszurufen,
'ch ecktcn ai'ch die rkld kalen Fiihrer schon am eo-
sten Tage nach ibrer Wabl vor dor Novolution zu-
rück, inik>em sie nur eine einzige gründends Ver«
sa» mluug ablirelten. dafür aber umsomehr Auto-
n, o b ika u s s l ü ge vsranstnlteten und immsr
melch ncue EeLder verlangton. ohne jemals Rech-
nung zu logon. Dr. Bettelhei,n/wirft den dama
l'gen Führern vor, grosie Geldsummern ver>
untreut zu haben. Bei dieser unglaublichen
Kcrrvption soi eine wirkliche Avbeit unmöglich se-
wesen.
Deutsches Reich
Demokratische-Dämmerung
Dor bekaunte Denwkrat Hello v. Gor-lach
harft in der ,Mslt mn Mdntns" folgende Ktage-
lieder Jevennrä:
. Nionvand. deiv nüchtorn Deutschlands Stimmung
vcrfolgt hat, ist tin Zureifol darüber, dah dis NeaE-
ticn in den lssitsn Mionaten geavaltig gswonnsn
hat. Demokvaten aus dem Lande Lerichten mir
g-anz trostlos von der Massenabwands-
rnng von l i nk s n a ch r e ch t s. Scharen städ-
tischer Bür-gorl, die crm 19. Ianuar denwkratisch
cdcr gar mohrhoitssozialistisch gestimmt hadeu,
sollcn sich jekt offen rechts äubern. Kommen erst
dic nsüsn Stouevn, von deven Riessnhaftigksit das
grcsie Publikum noch gar ksine Vsrstelluliüg hat,
zu.r Crhobung, so mird dis Unzufriüdenbeit erst
recht dis Akiasien der rrgend etwas Besitzenden nach
rechts trsijben".
Das ist Iraglos sohr richtig beobachtot univ -deckt
sich gawau mit dem, was küvzlkch der angesohens
dsmokvatische Fournalvst Dr. Oehlke tn dsy „Bres-
bavsr Zeitung" kundbat und der seitte Betrachtun-
gen bskanntlich mit dem Seufzer schloh. dah dte
hrutigs Regierung be'r den nächstsn Wahlen ihr
blaues Munder evleiben" meüde.
Ails in Darinstadt die DemokvatM- bei den Ge-
mcindewahlsn völlkg -geschlagen waWi. msinte das
demokvatiische Wocheniblatt, es sei eigentlich ein
Gewtnn für den demokratischen Eedanken. Wrr
wünschen dcn Herren noch mshr solcher „Ee-
rvinne".
Der „Rheinliessische Beobachter" in Ober-Zngel-
heim (Rr. 84) scheint sonst. sernem Ton nach zu
urteilen. ein vechtes demokratilsches Ncvolvrvblatt
su soin. - Zm Anschlu.h an dsn Demokratischon Par-
teitag in Berlin schreibt er über auch mal etwas
Vernünftiges, menn er u. a. aussührt:
„Eino schwisrige Frags sllr dis Partek ist dte
Abgrenzung nach rechts hin. Während d'ie sinem
meinen, nran solle die Naiion.allibc-ralsn abstohen,
wotten aivdere gerade die ZusLmnionfassung dov sog.
libsvalen Elemonts. Die Sacho w'rrd mahvschein-
lich ganz von s e l b st so kommen: brü den
nächston Malilen werden die Nationalli-
her-alen', d'i!e sich der Deinokvabischrn Partoi. a.n-
gcschlosson baben, g-anz von sel-bst wieder
zu den Nationalliberalen übert-re-
t e n. Wio ineinen, es sei das bosto, damit zn rcch-
non und sich mit dsr Parteipolitik hierauf einzu-
vichten. Wkr können nicht di'e Jntoressc.ni dss Gr-oh-
kavitals vertreten. andererseits bvar chen mir Ar-
beitoünt-^resiLN nicht beiondsrs zu vertrstcn, weil
die- M-beitorichast ja doch soziialdLmakratisch wählt."
Abgosehen von der schoiEciligon B.mevkung
über das „Grohkapital", (das sich doch gcvairs zu
den Demokrat-en gsflücktet bat!) i'st das durchaus
richtig.
Harden am Pranger
„Zch lade Marin, ilian Harden, den Her-
-ausgebor -der „Zukunft", vor das Gericht dcs deut-
fche.l Volkes. Zch klage MLximiliaii Hardsn vor
di-osen, Esricht einer dreifachon Schuld an.
Zch klase khn an, einc.v der Hauptschukdigen. an
dem unfolrgen Wsltkriege zu sein. Zch klage ihn
an. einsr ser Haupkichuldlgcn an der dsuts^he'ir
Niederlage zu soin. Zch klags vhn an, einer
Ivor Hauptschüldrgen «n dom schliehlichen End-
rssultat des Vcvsailler Tchinach- und jSchandfrie-
dens zu sein."
Jn so lavidarer Foiim 'böginnt eine Bvoschiürs
von Dr. -Fr'ledrich Thim rn e, die untsr dom Ti-
tel: „Mjarimilian Harden am Pvangsr" im Veü-
lage der „Nou-c-n Moche" erschionLn ist. Sis er-
üänzt, mas ov bisher schon in ZeitunasartiLeln dr-
wies.. Dis ganZs Schrist hisr in ihrsn Grundsügenl
wioderzugeden, 'wiivdie zu weit, fühven. Es tst
nachgowiosün, -datz Harden, der die ,M-ilde"" des
Versailler Friedeus pvoist imd alle Schnld auf dis
natvoivälen Parteien mirft, früher tin seineü Zevt-
schrift phcmiastische Annektionszvsle ausstellte. Wrk-
1er wird nachgüwiesen, datz Harden die bet-rsffen-
den Stellsn setner AlrtiikLl in seinen „Gesamnvolten
Schriftsn" fortgelasssn hat, alfo eine klevne Fäl-
schuug Leging.
Die Konkursverwaller
Wenn man die jetzvgen möserablen Zustände im
Neiche und im Lands kritvsiert, dann kommt von
den Regisrungspavteisn gowöhnlich die Antwort:
„Za, mir sind eden nur die Konkursvermalter des
altsn zivsammengestürütsn iStaates". Am Endo
stzllon wir noch dankbar dafür ssin, datz dre Herr-
schasten das undankbare Eiibe übeunommen hadon.
Nur sonvach. Zunächist einmal: Wer rst denn
zum gröhton Toile schuld daran, dah die „alts
Firina" zuisammenbvach? Doch idis Wähler odec
die Schwächlings von lknks. Weiter: Mas
vst donn aus dom Zusammonbruch als fest und
hsständig erhaltsn gebllsbsn? Das Bs-
a.ntentuim. dis unvevwüstliche Kraft dos Bürgev-
und Bauerntums, der Wagenvut unksersr Jndustrko!
Sind das nicht gute Aktivpostcn, stnd das nichj
gllinzonde Zsugen dss „alten Systems"? Mas
aber hat uns die nSue Zeit und die neuon AUn,
nex an n^uou Wertsn für den Wiedsrausbau gs-
bracht? Wo vst die A-vboitslu-st dsr lisben Masis,
wo lst boher Zdoalismus. wo vst schöpserischer Geilst?
Zm Gesentoil: Strohertum. Schiebertum. Asmtov-
jagd, Fauliheit, llnzüverlässkgkeit, Mangel cm Ver-
aiitwortlichkeitsgefühl, das svnd die Zeugen
der nsuen Aera. Das Gute aus alten Tagen
louchtet noch aus Tvümmern heraus. von den
„Sognungsn" der neusn Zoit bat schon jedevmann!
genug!
Der dritte Band von Bismarks
„Gedanken nnd Crinnerungen"
Die Vevöffeutlichung des 3. Bandss ersolgt
nicht mit Zusti-mmu-ng der Erben dss
Kanzlers. Um ihren Einspruch zu wüvdigen, wiüd
der Band mit folgsndem Vorwovt des Verlags
Eotta vsrsohen sein:
..Drs seinerzeit gegenüber den Evben des Reichs-
kanzlers FürsteU Otto von Brsinarck von dom
Eottaschen Verlag vertragsmähig übernomrmene
Veivilichtung, den dvitten Band der .,Gedanken
und Erinnerungon" bei Lehzoiten Kaissr M>lhelms
nicht zu vsröfsentlichsn, ist nach Ansicht des Vsr-
lagcs infolas der durch dis Ummälzung veränder«
ten Uinstände gsgenstandslos geworden.
Dis Erben desKanzlsrs ha-ben dioser
Nechtsauffasiung nicht be i z u v f l i ch 1 e n vsr»
mocht und gogen dre alsbaldige Verösfontlichuwg
Linsvruch erhoben.. Bei voller Würdi-guing der
Boweggründe dieses E-insvruchs hat dor Vsrkag,
uni den immsr dringender aus den verschiedensten
Krioisen an ilm horantretenden Wünschsn Rech-
nung zu tragen, sich nicht öntschliehen
könnsn, -das Work, dessen M-anu/krivt soit eine-r
Neihs von Zahven sich in den Händen des Verlags
hefri-.det. noch länger dsr Oeffentlichkeit vorzuent-
halten."
Der von dem Vevlage noch zu vergütende Tstk
deS' AIu to r e n h on o r a r s wr..d nach BePtiN'
mung des jetzigen Fllvsten von B'.sn-aick lodiglich
wohltätigen Zwecken zugesübrt."
^ Sie halten Siegessest, sie ziehn die Stadt
D entlang: m
Sie metnen, Schleßivig-Holstein zn degraben. H
cv Arich nicht»ttiein Hcrz! Noch sollst dn Frende ^
8 haben: §
y- Wir haben Kmder noch, lvir haben Kiiaben,
-t- llnd auch lvir selber leben, Gott sci Dank! <l>
Theodor Storin, 1851
Zonnenfinsterms
Roman pon Else Stieler-Marshatt
Eopvr.Llu bv OrstbleiilüiLo. O.m.b.tt. tteipLis 1916
(8. Fortselznng)
Ein unqileiches Paar . . . kraftvoll. gsdrungen,
Mlt fust übermäsiig breiten Schultern, trug der
Soller auf kurzem, starkom Hals einen mächtigen
behaar'.on Kopf. Es liesi sjch nicht verkennen, wo
rn die,em schmarzen Schopfe Hauvthaar. Vart und
Brauen onsingen odcr ausbörten. wirr und wild
uing alles ineinandcr über wis ein zottiges Fell.
Unruhlg blitzten die rabendunklen Augen, eins
tiese Falte stand ü-ber der kurzen breitflüsliaen
Nase.
D-cr alte Eahriele, der Einsiedler vckm Win-d-
' brucl/ c.ie mar von andrer Rasse in seiner langen,
sch^n ein wcnig altersgekrümmten Schlankheit.
Sein faltiges rosiaes Antlitz trug keinen Vart, doch
die schneeweisien Braucn waren buschig unV üppig
licwachien. wie wuchcrndes Unkraut. Darunter
blickten hsllblaue Angen heiter, herzerfrischeiid
freund ich »nd lich heraus und verströmten Be-
hacen und Wohlgefiihl, wohin sje blickten. Uin den
ceschn-ütsigci! zahn'ückiaen Mund wohnlen kleine
Schelmsnaeistsr.
Dsim Hose am Schlaq 'ah der Bauer auf der
Banj- vor dcm Hausi', rauchte und guckte ein Loch
in dcn Himmel. Er wiederum war ein kleines
lx.-ch.idsn's Männchcn mit stillen Augen und einem
müdeu, kumnlcitrüben Eesicht.
Er rückte ein wsnig auf der Hausbauk und die
Gäsle setzten s,ch zu ihin. wortlos u»d ohne Be-
grüsiung.
»We'bl" ri-cs dcr Grasler erst nach ein-cr Weile
bcstnnilich'U Schweigens, „Bäuerin. bring mir einen
Schnaps, es sind Nachbarn aokommen."
..Zst der Zoief daheim^"' fraqts der Gabriel.
..Freillch wohl. Zrgendwo licgt er im Gvass
und faulenzt sjch ans für die 'Woche. Oder .hockt
er in der ^tube. Früher war er des Sonntaas
immer drunten in der Tanne zum Tanz. Er mag
nimmer. -Er will die Mädles nit schieuchen, sagt
er."
Die blasse Bäuerin kam^ und bvachte den
Schnaps. Jhr folate der Sohn, ein hockgswachsener
Bursche mit grLuenvoll entstelltsm Antlitz. Das
rechte Auge fehlte, doct klusste ein scheuhlicker vater
Spalt. Das linke Augc, geschwächt durch oas Un-
gl-ück ssines Zwillinas, blickte stier und glanzlos in
die Wolt.
Zossf Grasler hatte die letzten Worts feines
Vatsrs gchört und lachte raub.
»Bei Tage tu ich sie nit aern scheuchen. bei
Nacht -bin ich ihr bester Freund. He, Mordbauer
vom Fluchhofe, warum hast mir die Ev nit mitgs-
bra-cht, mein schwarzes Schatze-l?"
..Zch wsisi iiichts von dcm Verspruch«". entaegnots
Soller unwirrsch. ..Zhr Nachbarsleut bsieinander,
ich hab was au reden mit euch und leid ist mir,
dasi die vom Lachquell sshlen."
„Die Lachquelleute, ui je", saqte 'Jossf, »di«>
haben ain Sonntag viel Lisbes und Sützes mkt-
sammen zu tun, dafür in der Woche die Zeit nit
bangt Zhr wisit ss wohl, Bauern, das sind ver-
ljebte Narren, die zwei."
»Bravo Nachbarn sind siy und qetreu in der
Not". sprach der Mordhofer weiter; „auck ihnen
möcht ich künden, was ich' weisi. Schet, Bauern,
dsn Turin auf dem Hochschorn'. fehst, er trägt eine
Fahne . .
Und er berichteto, was er auf dem Bevüs ge-
sehen und erlebt hatte, leilts i;sin Wisien mit, daS
ihm zuteil asworden: dasi man Gvas schneiden
könne dis nächften Tagv. des boständigen Wetters
gewisi. Aber am Mittwoch abend müffe das Heu
unter Dach sein.
»Mird ein armer Narr sein. dsn ste da oben
herauf tuu, wo er niomand nit schaden kann",
spottete Josof.
Doch die andern satz-cn schier evschüttert und
sanncn dem Unerhörto.i nach.
Eiii Wettevmacher' Ein Ws-ttermächer droLen
auf dem Hochschorn, über fie gesstzt auf aut o>der
ungut. Wie konnte er ihre Arbeit. ihre Fluren
segnen! wie unermehlich nnheilvoll konnte ssin
Wirken sein.
Bang und schwer legte es nck auf die aber-
gläubischen Bauerngsmütcr und in hartem Sinnen
und Rätseln sasien die Nachbarn schweiaend bei-
(ammen.
Bis die alte Bäerin den Schlusi aussprach, zu
dem ihr mühsam tappendes Denken sie endlich alle
gefi'chrt hatt-e.
«Gut,zu ihm stellen musi man sjch."
Bedächtig und weise nickten dis Männer. Aber
der Eabriel sprang auf. schüttelte stch. lachte.
»Hast recht. Nachbarin, gut musi man sich stellen,
dann stoht man gut. Denkt. Bauern. ein -Metter-
macher. Dcr die Wolken verjrat. wenn wir dsn
Reaen nitbrauchen und sie herbciholt. wenn Fsuch-
tigkeit not tut. Was die ueue Zeit nit für Evfin-
-dungen schafft. Es wird wohl wisder einmal elwas
Elektrisches sein."
Duftsndes Heu und Himmelsblüue. Sonnengold
und fächelnder Mind!
Es -waren köstliche Tage. die drei. a,ls die
Bauern im Gobirge ihre bosten Wiesen abmähten
und das aefchnitteno Gras zum Tvocknen über die
Matten breiteten. Solch ein schönes Heuwetter,
meintsn ste hättsn sie nimmer vorher qechabt. Es
war zu.ni Jauchzen schön. und wurde denn auch
flsitzig gsjauchgt über den Wissen.
Und Mikdwoch gegen Abend zogen die Movd-
hpfleute mit der Bläk und dom Wagen zur Wald-
wiese hinau-f uud holten ihr köstliches Heu herein.
Eifrig rührten stch alle Acme schwangen die mHch-
tigen Ealbeiln. türmten 'osn Wagen.
Evä unL» dsr Bub aabolten das Heu auf den
Boide-n hinaE und fuhren wieder zur Wiess zurück.
Dreimall glng die Fuhre. Zuletzt sasien dis
Bäuerin, das Mädchen und der Bub boch oben im
schwankenden Heu, die Männsr schrittsn neben dom
Magsir.
Eoa auf ihrestr luftigen Sitz nackin däs feuerrote
Tüchel Vtzin Haar, dasi der kühllende Wind in die
schrvar-e Pracht mit neckenden Fingern grsifen und
oamlt spielen konnte. Das Bkädchen sang ein schwer-
nvütiges Lied, halblaut. mit vertäumten Auaen die
cübendltche Schönhcit der Wäkder trinkend.
Arbeitslinüde blteben die andern in Schiveisen
und achteten kaum des leissn einsch'äfernden Ge-
sanges.
Zu der Goa Lied aber gaben die Vösel in dsn
Zweigen eine schier sinnverwirrende Bcaleitmustk.
Das jubilierte und trillerte. flötete und k.aate zu,n
Tagesabschied noch einmal herzlnnialich im Mrl.de.
Des Rogenvoaels eintöniq schioermütiger, tiefer
Ruf klang laut und mahnend zwischen den andern
unzähliaen Strmmen aus. Aber kaum drang ec
durch all den Fiukenjubel. Das war ein Gezwit-
scher! Wie helles fröhliches Lachen oücr wis ein
zär'öllch frohes Liebesgeplauder schmeichelte es sich
ins Ohr.
Aber, wie gestört durch dissen siegreichen Ge(ans.
brach Eva chr Lied mitten jm Takte mit eineni fü-
hen schrillen Ton ab. Die Buchfinken trillern. Wann
imimer diefer liebe Laut ihr zuin Bawusiksein
dringt, wivd es der Eva Soller nachtschwarz vor
dcn Augen, und in dcm Dunkel zuckc,: rote Flam-
men. Zin Herzen wird ihr glühheisi und eisbalt
in wechse-lndcr Pein. Aus ihien Häiiden werden
Mruste, hart und kalt und schwer wie Steine.
Hasi springt ziingelnd in ihr anf, aus wtldemi
Erinnern geboren.
Denn Finkenjnbel klang ihr unauishörlich in
Ohr und «eele einmal, als ein Hasi in ihr auf«
sprang. am Karfreitag ist das anvesen. Aus demj
Dorfe ist si-r -zu Berge gestiegen, von der Frühmesie
Leimkehrend. ttober die Lachquellwiess ist sie
yeransaekommen, wo die vielen Schlvhdornbüiichr
am jungen BsrHbach stehcn, dis damals wie Bräuts
lo schön in ihren lichten meisien Frühlingsgewän-
oern prunkten.
(Fortsetzung folgt>
Christentum und Kommunismus
Der Dichter K-arl Gero k hat in seiner „Voni
Zerusalem nach Rom" betitelten Auslognng de?
Apostslgeschichte den Un'terschted zwischen beiden
treffend aokennzeichnet: »Der christliche Kommn«
nismus sagt: „Was mein tst. ist dern ! der un«
' e sagt: „Was.dein ist, 'st.'uein : bei leire^
MnXo!'«
ha!be": die heutigen KonMlunisten mochten saaent
6»ib!ier was d" hastk' Zene unchristlrcho Güter«
gemeiiischaft berubte auf dem Geisie der Lisbe
gen die Armen, dte jcht gepredrgte beruht auf boigi
Geiste des Hnssss ssgen dte Reichen.
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Di-eriskciten
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Stadttheater
Wittwoch, den 8. Otober 1919
Vadische post - Nr. 234
SeUage
50 Iahre LiberaUsmus in
Baden
Bon Geh. Nat Ludwig Mathy-Mannheim.
Am 5. Oktober dieses Jahres ist in Knrlsruhe
die Gründung der deutschen libera-
len Volksvartei von Nertrctern der Orts-
gruppen von Karlsruhe. Heidelbera. Mannheim,
Freibura. Baden-Baden und anderen bad schen
Ctädten unter auten Vorzeichen vollzogcn
worden. Bei diesem Anlaü ist es wohl angebracht.
daran ,m erinnern. das; hie national-libcrale^Par-
t-ii. iu der die neue deutsche Volkspartei .v T.
wurzelt. in Baden aeradevor sünfzig
Iahren gegründet worden ist, und mit Wehmut
darauf hinzuweisen. dak diese einst so grosre und
ersolgreiche Partej in diesem Jahre mit Stol.i
ihren fünfzigjähriaen Geburtstaa hätte feiern
können. wenn ihre psührer nicht durch die Novem-
derrevolution ins Bockshorn aejagt teils zur de-
mokratischen. teils zur deutsch-nationalen Partei
übergelaufen wären. Da diese Feier ausgefallen
ist mit all den schönen Reden. die dabei gehalten
werden konnten. ist es unsern Lesern vielleicht
willkommen. an jene Gründungstage von 1869 er-
innert zu werden/l
Die nationalliberale srraktion mar
bei der Eröffnuua des norddeutschen Neichstaaes
mit einem Proaramm bervoraetreten. das in Zu-
sammenwirken mit der Reaieruna die freiheitliche
Entwickluna zu fördern versprach und als dieses
Ziel uationale Einbeit und volle Befriediauna
der liberalen Wünsche des Volkes bezeichnete. Der
Eintritt Süddeutschlands in den Bund sollte mit
allen Kräften bctrieben merden. Diese Erkläruna
fand einen lebhaften Widerhall in Vaden. wo die
drei aearrerischen Parteien. mit denen die deut-
sche liberale Volksvartei auch heute „och und im-
mer wieder m kämpfen hat. in rühriaer Tatiakeit
beariffen waren.
Die S o zi a 1 d e m o k r a t i e stak noch in den
Kinderschuhen. Anfanas Septembex 1868 lud der
Reichstaasabaeordnete I. B, v. Schweiher und der
Zollparlamentsabaeordnete fsfrihsche .iu einem all-
gemeinen deutschen Arbeitertaa auf den 27. Sept.
nach Berlin ein. Zur Vorbereituna fand am 13.
Septcmber 1868 in Mannheim ein Arüeitcrtaa
statt. jju dem dic Vereine der Buchdruckereiaehil-
fen, Ziaarrenarbeiter. Schneider und Bäcker i,re
Mitalieder entiandten. Damit beaann die sozia-
listische Beweauna in Mannheim, die anfänalich
von den büraerlichen Parteien unterstüht wurde.
Man sah die Sozialisten zunächst nur als den äu-
Kersten linken f^Mael der Demokratie un.
Die entschicden Liberalen batten sich im März
1866 zu einer badischen F o r t s ch r i t t s p a r-
tei zusammenaeschlossen. der entsch eden Demo-
kraten. wte die Mannheimer Kopser und Moll
und der Rcchtsanwal Heinrich von Fedex. damals
Meiter Vizepräsident dös Lan.dtaas.. aber auch
oie nachmaliaen Nationallibsralen Gerbel. Kie-
fer und Eckhard anaehörten. ÄZie diese Partei
infolae des Krieas von 1866 weae'n der Stim-
munasverschiedenheiten über di- Stelluna Rreu-
siens und Ocsterreichs zum künftiaen Deutschen
Reich und über Bismarcks Politik auseinander
f el. braucht hier nicht weiter ausaefühct ,',u wer-
den.
Die Gründuna der demokratischen
P'artei war in einer Versammluna auf dem
Eambrinuskeller am 4. Mär,; 1868 beschlossen wor-
dcn. In einer Sitmna des neubelebten demokra-
tischen Vereins, der aus dem früheren Volls-
verein hervoraina. wurden im Februar 1869 die
Vüracr A. Bolliaer. I. E. Dresler. I. P. Eichels-
dörfer. A. ffabrid. ?serd. Schneider. Franz Schuh
und M. Strecker aewählt. die hauptsächlich in den
Kämpfen um Gemeindeanaelcqenheiten hervortra-
ten.
Eefährlich wor die u l t ra m o n t a n e P a r-
tei oder katholische Volkspartei. Sie erlanate
bei den Wahlen zum deutschen Zollparlament am
18. Februar 1868 im 11. badischen Wahlkreis. der
) Die folgende Darstelluna >st mit weniaen
Aenderunaen der Geschichte Mannhsims oon Pro-
fessor Dr. Friedrich Walter entnommen. Band II,
S. 528 ff.
.die Aemter Mannheim. Schwohinaen. Wiessoch
und dcn Amtsaerichtsbeairk Philippsburg um-
faßte, 5800 Stimmen für Oberhofgerichtsadvokaten
Noßhirt. während der liberale Kandidat H. Ehr.
Diffene mit 6300 Stimmen. also nur mit einer
aerinaen Mehrheit. aewählt wurde. Die Demo-
kraton enthielten sich der Wahl.
Es war dahex die höchste Zeit. dasi die Libe-
ralen sich fest zusammenschlossen und straff oraa-
nisierten. Die führenden Männer der Partei wa-
ren damals und noch lanae nachher Lamey. der
nach seinem Austrttt aüs dem Staatsmtnisterium
infolae des Krieges von 1866 nach Mannheim
aezoaen war und den Mannheimer Verkündiaer
aründete. Eckhard und Kiefer. neben denen
noch Bluntschli hervortrat. Jm November
)868 bildete sich in der badischvn Kammer eine
liberale Oppositivn aeaen das Ministerium ZoUy,
bei dessen Bilduna uach dem Tode dcs Staats-
ministers Mathy s3. 2. 1868) die liberalen' Füh-
rer überaanaen wurden. Vierzehn liberale Ab-
aeordnete. darunter Lamey. Kiefer und Eckhard,
vcrsandt-n von Offenburq aus ihr Proqramm,
das qroßes Aufschen erreqte und die aemäsiiaten
Ltb.yalen vcrstimmte. Da ein tieferer Grund zu
einer Spaltunq dcr -Partet nicht vorlaq. wurde
nach turicm Geplünkel der Streit .iwischen der
liberalei- Reqieruna und der liberalen Opposi-
tion b"iqeleqt rind cine Vsreiniquna vollzoaen.
Ein Aufruf des qeschäftsführenden Ausschusses
der lib-.ralen und nationalen Partei,
unterzeichnet von Ecknrd. Kiefer. Gerbel und
Nusibaum. lud die Parteifreunde zu. einer Lan-
d e s v e r s a m m l u n q in Ofsenburq auf
den 2 3. Mai 1869 ein. Die auf dieser Ber-
sammlunq beschlossene Orqanisation der badischen
nationall bcralen Partei in Krcis- und'Ortsaus-
schüssen wurde alsbald durchqeführt: in Mann-
heim sand am 1. Iuni 1869 im „Badener Hof"
die tonstituierende Versammlunq der nationalli-
beralen Partei statt. des ..Preusisnvereins". wie
die Geqner spotteten. Lamey. der als Ver-
trauensmann an d.r Ofsenburaer Versammlung
toilaenommen hatte. berichtete llber die dort qe-
fasiten Veschlüsie: daim wurde der Ortsausschusi
qcbildet und zwar aus den sieben Herren Ph'lipp
ArtorE Th. D ffene. -Karl Hoff. Dr. Leopold
Ladenburq. Auaust Lamey. Pfarrer Schettenberq.
Fecdinand Scipio. Das Herz qeht einem alten
Mannheimer auf we"n er sich dieser Mänuer u«ld
ibrer pvlitischen Tät qk.it er'nnert. Sie sind
Zänqst aus drm Leben aeschieden: aber ihr Geist
lebt noch fort und feiert in diesem Iahre in der
deutschen liberalen Volksvartei in einer schivereren
Zeit. als jene erlebt hatten: aber auch nach einer
Zeit der Grösie. wie iene sie ersehnt. eine vielver-
hsisiende Auferstehunq.
Kommunisien-.Helden"
Die neucste Nunimer d.r Wiener sozialistifchen
Wechenschrift „Der Kainuf" vcröffentlicht Doku-
mc.lte zuc Eeschichte des bolschopiistüschen Putsches
.am 13. Juni auf Eruivd dsr Darststtung des Kam«
munisten Dr. Ernst Bettelheim. Diofer or«
h.bt l, e f t i a-e'Be , ch u ld i g u n g e n gc.g.-,, die
Führer dcr Wioner Ko»i.munistcn und behauptet.
dasi sre in der Nacht vor dcni 15. Iuni m i t
ihrem E i n v e r st ä n d n i s von dor Polize:
verbaftet wu.id.n. al-jo nicht Märtyrer des
Proletariots waren, son^ern in W'.r.klichke!t M
i r 'oon sicheren Gswab isam dcr Polize» Lrachten-.
Avch svätcr, als der Plan vcrwilkkicht wcrdem
sollte. crm 21. Iuli -die Rätodiktajur auszurufen,
'ch ecktcn ai'ch die rkld kalen Fiihrer schon am eo-
sten Tage nach ibrer Wabl vor dor Novolution zu-
rück, inik>em sie nur eine einzige gründends Ver«
sa» mluug ablirelten. dafür aber umsomehr Auto-
n, o b ika u s s l ü ge vsranstnlteten und immsr
melch ncue EeLder verlangton. ohne jemals Rech-
nung zu logon. Dr. Bettelhei,n/wirft den dama
l'gen Führern vor, grosie Geldsummern ver>
untreut zu haben. Bei dieser unglaublichen
Kcrrvption soi eine wirkliche Avbeit unmöglich se-
wesen.
Deutsches Reich
Demokratische-Dämmerung
Dor bekaunte Denwkrat Hello v. Gor-lach
harft in der ,Mslt mn Mdntns" folgende Ktage-
lieder Jevennrä:
. Nionvand. deiv nüchtorn Deutschlands Stimmung
vcrfolgt hat, ist tin Zureifol darüber, dah dis NeaE-
ticn in den lssitsn Mionaten geavaltig gswonnsn
hat. Demokvaten aus dem Lande Lerichten mir
g-anz trostlos von der Massenabwands-
rnng von l i nk s n a ch r e ch t s. Scharen städ-
tischer Bür-gorl, die crm 19. Ianuar denwkratisch
cdcr gar mohrhoitssozialistisch gestimmt hadeu,
sollcn sich jekt offen rechts äubern. Kommen erst
dic nsüsn Stouevn, von deven Riessnhaftigksit das
grcsie Publikum noch gar ksine Vsrstelluliüg hat,
zu.r Crhobung, so mird dis Unzufriüdenbeit erst
recht dis Akiasien der rrgend etwas Besitzenden nach
rechts trsijben".
Das ist Iraglos sohr richtig beobachtot univ -deckt
sich gawau mit dem, was küvzlkch der angesohens
dsmokvatische Fournalvst Dr. Oehlke tn dsy „Bres-
bavsr Zeitung" kundbat und der seitte Betrachtun-
gen bskanntlich mit dem Seufzer schloh. dah dte
hrutigs Regierung be'r den nächstsn Wahlen ihr
blaues Munder evleiben" meüde.
Ails in Darinstadt die DemokvatM- bei den Ge-
mcindewahlsn völlkg -geschlagen waWi. msinte das
demokvatiische Wocheniblatt, es sei eigentlich ein
Gewtnn für den demokratischen Eedanken. Wrr
wünschen dcn Herren noch mshr solcher „Ee-
rvinne".
Der „Rheinliessische Beobachter" in Ober-Zngel-
heim (Rr. 84) scheint sonst. sernem Ton nach zu
urteilen. ein vechtes demokratilsches Ncvolvrvblatt
su soin. - Zm Anschlu.h an dsn Demokratischon Par-
teitag in Berlin schreibt er über auch mal etwas
Vernünftiges, menn er u. a. aussührt:
„Eino schwisrige Frags sllr dis Partek ist dte
Abgrenzung nach rechts hin. Während d'ie sinem
meinen, nran solle die Naiion.allibc-ralsn abstohen,
wotten aivdere gerade die ZusLmnionfassung dov sog.
libsvalen Elemonts. Die Sacho w'rrd mahvschein-
lich ganz von s e l b st so kommen: brü den
nächston Malilen werden die Nationalli-
her-alen', d'i!e sich der Deinokvabischrn Partoi. a.n-
gcschlosson baben, g-anz von sel-bst wieder
zu den Nationalliberalen übert-re-
t e n. Wio ineinen, es sei das bosto, damit zn rcch-
non und sich mit dsr Parteipolitik hierauf einzu-
vichten. Wkr können nicht di'e Jntoressc.ni dss Gr-oh-
kavitals vertreten. andererseits bvar chen mir Ar-
beitoünt-^resiLN nicht beiondsrs zu vertrstcn, weil
die- M-beitorichast ja doch soziialdLmakratisch wählt."
Abgosehen von der schoiEciligon B.mevkung
über das „Grohkapital", (das sich doch gcvairs zu
den Demokrat-en gsflücktet bat!) i'st das durchaus
richtig.
Harden am Pranger
„Zch lade Marin, ilian Harden, den Her-
-ausgebor -der „Zukunft", vor das Gericht dcs deut-
fche.l Volkes. Zch klage MLximiliaii Hardsn vor
di-osen, Esricht einer dreifachon Schuld an.
Zch klase khn an, einc.v der Hauptschukdigen. an
dem unfolrgen Wsltkriege zu sein. Zch klage ihn
an. einsr ser Haupkichuldlgcn an der dsuts^he'ir
Niederlage zu soin. Zch klags vhn an, einer
Ivor Hauptschüldrgen «n dom schliehlichen End-
rssultat des Vcvsailler Tchinach- und jSchandfrie-
dens zu sein."
Jn so lavidarer Foiim 'böginnt eine Bvoschiürs
von Dr. -Fr'ledrich Thim rn e, die untsr dom Ti-
tel: „Mjarimilian Harden am Pvangsr" im Veü-
lage der „Nou-c-n Moche" erschionLn ist. Sis er-
üänzt, mas ov bisher schon in ZeitunasartiLeln dr-
wies.. Dis ganZs Schrist hisr in ihrsn Grundsügenl
wioderzugeden, 'wiivdie zu weit, fühven. Es tst
nachgowiosün, -datz Harden, der die ,M-ilde"" des
Versailler Friedeus pvoist imd alle Schnld auf dis
natvoivälen Parteien mirft, früher tin seineü Zevt-
schrift phcmiastische Annektionszvsle ausstellte. Wrk-
1er wird nachgüwiesen, datz Harden die bet-rsffen-
den Stellsn setner AlrtiikLl in seinen „Gesamnvolten
Schriftsn" fortgelasssn hat, alfo eine klevne Fäl-
schuug Leging.
Die Konkursverwaller
Wenn man die jetzvgen möserablen Zustände im
Neiche und im Lands kritvsiert, dann kommt von
den Regisrungspavteisn gowöhnlich die Antwort:
„Za, mir sind eden nur die Konkursvermalter des
altsn zivsammengestürütsn iStaates". Am Endo
stzllon wir noch dankbar dafür ssin, datz dre Herr-
schasten das undankbare Eiibe übeunommen hadon.
Nur sonvach. Zunächist einmal: Wer rst denn
zum gröhton Toile schuld daran, dah die „alts
Firina" zuisammenbvach? Doch idis Wähler odec
die Schwächlings von lknks. Weiter: Mas
vst donn aus dom Zusammonbruch als fest und
hsständig erhaltsn gebllsbsn? Das Bs-
a.ntentuim. dis unvevwüstliche Kraft dos Bürgev-
und Bauerntums, der Wagenvut unksersr Jndustrko!
Sind das nicht gute Aktivpostcn, stnd das nichj
gllinzonde Zsugen dss „alten Systems"? Mas
aber hat uns die nSue Zeit und die neuon AUn,
nex an n^uou Wertsn für den Wiedsrausbau gs-
bracht? Wo vst die A-vboitslu-st dsr lisben Masis,
wo lst boher Zdoalismus. wo vst schöpserischer Geilst?
Zm Gesentoil: Strohertum. Schiebertum. Asmtov-
jagd, Fauliheit, llnzüverlässkgkeit, Mangel cm Ver-
aiitwortlichkeitsgefühl, das svnd die Zeugen
der nsuen Aera. Das Gute aus alten Tagen
louchtet noch aus Tvümmern heraus. von den
„Sognungsn" der neusn Zoit bat schon jedevmann!
genug!
Der dritte Band von Bismarks
„Gedanken nnd Crinnerungen"
Die Vevöffeutlichung des 3. Bandss ersolgt
nicht mit Zusti-mmu-ng der Erben dss
Kanzlers. Um ihren Einspruch zu wüvdigen, wiüd
der Band mit folgsndem Vorwovt des Verlags
Eotta vsrsohen sein:
..Drs seinerzeit gegenüber den Evben des Reichs-
kanzlers FürsteU Otto von Brsinarck von dom
Eottaschen Verlag vertragsmähig übernomrmene
Veivilichtung, den dvitten Band der .,Gedanken
und Erinnerungon" bei Lehzoiten Kaissr M>lhelms
nicht zu vsröfsentlichsn, ist nach Ansicht des Vsr-
lagcs infolas der durch dis Ummälzung veränder«
ten Uinstände gsgenstandslos geworden.
Dis Erben desKanzlsrs ha-ben dioser
Nechtsauffasiung nicht be i z u v f l i ch 1 e n vsr»
mocht und gogen dre alsbaldige Verösfontlichuwg
Linsvruch erhoben.. Bei voller Würdi-guing der
Boweggründe dieses E-insvruchs hat dor Vsrkag,
uni den immsr dringender aus den verschiedensten
Krioisen an ilm horantretenden Wünschsn Rech-
nung zu tragen, sich nicht öntschliehen
könnsn, -das Work, dessen M-anu/krivt soit eine-r
Neihs von Zahven sich in den Händen des Verlags
hefri-.det. noch länger dsr Oeffentlichkeit vorzuent-
halten."
Der von dem Vevlage noch zu vergütende Tstk
deS' AIu to r e n h on o r a r s wr..d nach BePtiN'
mung des jetzigen Fllvsten von B'.sn-aick lodiglich
wohltätigen Zwecken zugesübrt."
^ Sie halten Siegessest, sie ziehn die Stadt
D entlang: m
Sie metnen, Schleßivig-Holstein zn degraben. H
cv Arich nicht»ttiein Hcrz! Noch sollst dn Frende ^
8 haben: §
y- Wir haben Kmder noch, lvir haben Kiiaben,
-t- llnd auch lvir selber leben, Gott sci Dank! <l>
Theodor Storin, 1851
Zonnenfinsterms
Roman pon Else Stieler-Marshatt
Eopvr.Llu bv OrstbleiilüiLo. O.m.b.tt. tteipLis 1916
(8. Fortselznng)
Ein unqileiches Paar . . . kraftvoll. gsdrungen,
Mlt fust übermäsiig breiten Schultern, trug der
Soller auf kurzem, starkom Hals einen mächtigen
behaar'.on Kopf. Es liesi sjch nicht verkennen, wo
rn die,em schmarzen Schopfe Hauvthaar. Vart und
Brauen onsingen odcr ausbörten. wirr und wild
uing alles ineinandcr über wis ein zottiges Fell.
Unruhlg blitzten die rabendunklen Augen, eins
tiese Falte stand ü-ber der kurzen breitflüsliaen
Nase.
D-cr alte Eahriele, der Einsiedler vckm Win-d-
' brucl/ c.ie mar von andrer Rasse in seiner langen,
sch^n ein wcnig altersgekrümmten Schlankheit.
Sein faltiges rosiaes Antlitz trug keinen Vart, doch
die schneeweisien Braucn waren buschig unV üppig
licwachien. wie wuchcrndes Unkraut. Darunter
blickten hsllblaue Angen heiter, herzerfrischeiid
freund ich »nd lich heraus und verströmten Be-
hacen und Wohlgefiihl, wohin sje blickten. Uin den
ceschn-ütsigci! zahn'ückiaen Mund wohnlen kleine
Schelmsnaeistsr.
Dsim Hose am Schlaq 'ah der Bauer auf der
Banj- vor dcm Hausi', rauchte und guckte ein Loch
in dcn Himmel. Er wiederum war ein kleines
lx.-ch.idsn's Männchcn mit stillen Augen und einem
müdeu, kumnlcitrüben Eesicht.
Er rückte ein wsnig auf der Hausbauk und die
Gäsle setzten s,ch zu ihin. wortlos u»d ohne Be-
grüsiung.
»We'bl" ri-cs dcr Grasler erst nach ein-cr Weile
bcstnnilich'U Schweigens, „Bäuerin. bring mir einen
Schnaps, es sind Nachbarn aokommen."
..Zst der Zoief daheim^"' fraqts der Gabriel.
..Freillch wohl. Zrgendwo licgt er im Gvass
und faulenzt sjch ans für die 'Woche. Oder .hockt
er in der ^tube. Früher war er des Sonntaas
immer drunten in der Tanne zum Tanz. Er mag
nimmer. -Er will die Mädles nit schieuchen, sagt
er."
Die blasse Bäuerin kam^ und bvachte den
Schnaps. Jhr folate der Sohn, ein hockgswachsener
Bursche mit grLuenvoll entstelltsm Antlitz. Das
rechte Auge fehlte, doct klusste ein scheuhlicker vater
Spalt. Das linke Augc, geschwächt durch oas Un-
gl-ück ssines Zwillinas, blickte stier und glanzlos in
die Wolt.
Zossf Grasler hatte die letzten Worts feines
Vatsrs gchört und lachte raub.
»Bei Tage tu ich sie nit aern scheuchen. bei
Nacht -bin ich ihr bester Freund. He, Mordbauer
vom Fluchhofe, warum hast mir die Ev nit mitgs-
bra-cht, mein schwarzes Schatze-l?"
..Zch wsisi iiichts von dcm Verspruch«". entaegnots
Soller unwirrsch. ..Zhr Nachbarsleut bsieinander,
ich hab was au reden mit euch und leid ist mir,
dasi die vom Lachquell sshlen."
„Die Lachquelleute, ui je", saqte 'Jossf, »di«>
haben ain Sonntag viel Lisbes und Sützes mkt-
sammen zu tun, dafür in der Woche die Zeit nit
bangt Zhr wisit ss wohl, Bauern, das sind ver-
ljebte Narren, die zwei."
»Bravo Nachbarn sind siy und qetreu in der
Not". sprach der Mordhofer weiter; „auck ihnen
möcht ich künden, was ich' weisi. Schet, Bauern,
dsn Turin auf dem Hochschorn'. fehst, er trägt eine
Fahne . .
Und er berichteto, was er auf dem Bevüs ge-
sehen und erlebt hatte, leilts i;sin Wisien mit, daS
ihm zuteil asworden: dasi man Gvas schneiden
könne dis nächften Tagv. des boständigen Wetters
gewisi. Aber am Mittwoch abend müffe das Heu
unter Dach sein.
»Mird ein armer Narr sein. dsn ste da oben
herauf tuu, wo er niomand nit schaden kann",
spottete Josof.
Doch die andern satz-cn schier evschüttert und
sanncn dem Unerhörto.i nach.
Eiii Wettevmacher' Ein Ws-ttermächer droLen
auf dem Hochschorn, über fie gesstzt auf aut o>der
ungut. Wie konnte er ihre Arbeit. ihre Fluren
segnen! wie unermehlich nnheilvoll konnte ssin
Wirken sein.
Bang und schwer legte es nck auf die aber-
gläubischen Bauerngsmütcr und in hartem Sinnen
und Rätseln sasien die Nachbarn schweiaend bei-
(ammen.
Bis die alte Bäerin den Schlusi aussprach, zu
dem ihr mühsam tappendes Denken sie endlich alle
gefi'chrt hatt-e.
«Gut,zu ihm stellen musi man sjch."
Bedächtig und weise nickten dis Männer. Aber
der Eabriel sprang auf. schüttelte stch. lachte.
»Hast recht. Nachbarin, gut musi man sich stellen,
dann stoht man gut. Denkt. Bauern. ein -Metter-
macher. Dcr die Wolken verjrat. wenn wir dsn
Reaen nitbrauchen und sie herbciholt. wenn Fsuch-
tigkeit not tut. Was die ueue Zeit nit für Evfin-
-dungen schafft. Es wird wohl wisder einmal elwas
Elektrisches sein."
Duftsndes Heu und Himmelsblüue. Sonnengold
und fächelnder Mind!
Es -waren köstliche Tage. die drei. a,ls die
Bauern im Gobirge ihre bosten Wiesen abmähten
und das aefchnitteno Gras zum Tvocknen über die
Matten breiteten. Solch ein schönes Heuwetter,
meintsn ste hättsn sie nimmer vorher qechabt. Es
war zu.ni Jauchzen schön. und wurde denn auch
flsitzig gsjauchgt über den Wissen.
Und Mikdwoch gegen Abend zogen die Movd-
hpfleute mit der Bläk und dom Wagen zur Wald-
wiese hinau-f uud holten ihr köstliches Heu herein.
Eifrig rührten stch alle Acme schwangen die mHch-
tigen Ealbeiln. türmten 'osn Wagen.
Evä unL» dsr Bub aabolten das Heu auf den
Boide-n hinaE und fuhren wieder zur Wiess zurück.
Dreimall glng die Fuhre. Zuletzt sasien dis
Bäuerin, das Mädchen und der Bub boch oben im
schwankenden Heu, die Männsr schrittsn neben dom
Magsir.
Eoa auf ihrestr luftigen Sitz nackin däs feuerrote
Tüchel Vtzin Haar, dasi der kühllende Wind in die
schrvar-e Pracht mit neckenden Fingern grsifen und
oamlt spielen konnte. Das Bkädchen sang ein schwer-
nvütiges Lied, halblaut. mit vertäumten Auaen die
cübendltche Schönhcit der Wäkder trinkend.
Arbeitslinüde blteben die andern in Schiveisen
und achteten kaum des leissn einsch'äfernden Ge-
sanges.
Zu der Goa Lied aber gaben die Vösel in dsn
Zweigen eine schier sinnverwirrende Bcaleitmustk.
Das jubilierte und trillerte. flötete und k.aate zu,n
Tagesabschied noch einmal herzlnnialich im Mrl.de.
Des Rogenvoaels eintöniq schioermütiger, tiefer
Ruf klang laut und mahnend zwischen den andern
unzähliaen Strmmen aus. Aber kaum drang ec
durch all den Fiukenjubel. Das war ein Gezwit-
scher! Wie helles fröhliches Lachen oücr wis ein
zär'öllch frohes Liebesgeplauder schmeichelte es sich
ins Ohr.
Aber, wie gestört durch dissen siegreichen Ge(ans.
brach Eva chr Lied mitten jm Takte mit eineni fü-
hen schrillen Ton ab. Die Buchfinken trillern. Wann
imimer diefer liebe Laut ihr zuin Bawusiksein
dringt, wivd es der Eva Soller nachtschwarz vor
dcn Augen, und in dcm Dunkel zuckc,: rote Flam-
men. Zin Herzen wird ihr glühheisi und eisbalt
in wechse-lndcr Pein. Aus ihien Häiiden werden
Mruste, hart und kalt und schwer wie Steine.
Hasi springt ziingelnd in ihr anf, aus wtldemi
Erinnern geboren.
Denn Finkenjnbel klang ihr unauishörlich in
Ohr und «eele einmal, als ein Hasi in ihr auf«
sprang. am Karfreitag ist das anvesen. Aus demj
Dorfe ist si-r -zu Berge gestiegen, von der Frühmesie
Leimkehrend. ttober die Lachquellwiess ist sie
yeransaekommen, wo die vielen Schlvhdornbüiichr
am jungen BsrHbach stehcn, dis damals wie Bräuts
lo schön in ihren lichten meisien Frühlingsgewän-
oern prunkten.
(Fortsetzung folgt>
Christentum und Kommunismus
Der Dichter K-arl Gero k hat in seiner „Voni
Zerusalem nach Rom" betitelten Auslognng de?
Apostslgeschichte den Un'terschted zwischen beiden
treffend aokennzeichnet: »Der christliche Kommn«
nismus sagt: „Was mein tst. ist dern ! der un«
' e sagt: „Was.dein ist, 'st.'uein : bei leire^
MnXo!'«
ha!be": die heutigen KonMlunisten mochten saaent
6»ib!ier was d" hastk' Zene unchristlrcho Güter«
gemeiiischaft berubte auf dem Geisie der Lisbe
gen die Armen, dte jcht gepredrgte beruht auf boigi
Geiste des Hnssss ssgen dte Reichen.