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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 228-254 (1. Oktober 1919 - 31. Oktober 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0224
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H


Veilercn Derteueruna. Nohzucker soll vom No-
vemk»er ab in arökeren Akenaen in den Jnlandver-
Lraucb überfübrt roerden. —

- Forltwirtschaft. Die Kartoffslernte und Saat
'nimmt auf dem Lande nocb imoiel Arl,eitskräfte in
Anfpruch. so dak mit einem flotten Källunasbeirreb
«rst am November aerecknet werden kann. Schlag-
pfl««licke Reiniaunaen u!w. mit aerinaem Mate-
rialanfall müssen binter die 5>iebe mit viel Brenn-
holzanfall -uriickaestellt werden. Der Norstfrevel
nimmt in den Waldunaen nabe der Städte infolae
->cr Brennstoffnot in kr.tdenklicker Weise j,u. —

Holzmarkt. Die Laae itt unverändert. Bei aro-
ster Nachfraae können stck die Dreise für Schnitt-
waren auf bisl>eriaer 6öbe bulten. Vauholz ist
wieder mehr besraat. Zn den ?korsten nehmen die
Hol^verkäufe einen ?kortaana. wie man es nach
dem Krieae nickt mebr erwartete. Abaaben zur
Taxe smd eine Seltenbeit aeworden. hohe Taxnber-
schreitunaen sind an der Taaesordnuna. —

Vaufach. Eine Besteruna der Laae ist für die-
fes Icchr nicht mehr M erwarten. Die Knappheit
an Baustoffen ist derart arost. dast viele Unterneh-
mer'befürchten. ihre erst im Sommer beaonnenon
Bauten nicht mehr unter Dach zu brinaen. Viele
der hcuer aufqeführten Holzbauten sind bcreits
Lezoaen. —

Verkehr. Mehr noch bal- als Lie Kohlenknavv-
heit träat dcr Waaenman.qel zur Verschlechteruua
der Eisenbahnverkchrslaae bei. Selbst Mr Beför-
deruna der so notwendiaen Kohlen fehlen die Ver-
kehrsmittel. Holz laaert in Unmasten an den Sta-
tionen und kann nicht abtransportiert werden. Auch-
auf den Wasterstrasten hinderte Raumknappheit dcn
Verkehr.

Altz. wirtsch. Nachrichten. Zrvischen Enaland
und Deutschland ist der Aus- mH Einfuhrhandel
wieder freiaeaeben. — Auch die deutsch-ariechischen
Handelsbeziehunaen werden demnächst aufaenom-
men weicken. — Während sich das deutsche Volk die
schwersten Soracn über seine Ernähruna im Winter
macht. finden im Weston Deutscklands aroste Ver-
schrebunaen deutschen Getreides über die holländi-
sche Erenze statt. — Anstatt Senkuna der Preise
für den Lebensunterhalt und für die wichtiasten
Bedarfsartikel. schreitet die Preisstciaeruna anf
allen Gebieten täalich vorwärts. Der in Stadt
und Land blübende Wuchex fördert den unaus-
Llsiblichen Zusammenbruch. wenn nicht mit aller-
üröstter Raschheit und Entsch'.edenheit daacaen vor-
lleganaen wird.

Die Führer des neuen tzeeres Heidelberger Thermalquelle

Badische Politik

Eilte parlamentarische Untersuchungskommission
Tre soczdi. Landtaigsfr aktkon Mte in
ibrer lehten Sitzung den Beschlutz, deu» Lcrndtag
einon iMntras auf E'rnisetzuug einer varlrrmcMv-
rischen UnterfuchmrgsroMimistion füv die stcvatlichen
EifenLahnweMätten su mtterLretten.

Badische Ejsenbahnen und Reichseisenbahnen

D«n Berba'nd des Deutkchen Berkehrriverieins wird
geschriÄbsn: llnter diem Wdeutschen Ersenbcchn-
versonaL hctt stch fn letzter Zett erne aewiste Boum-
vuHtWMü bomerkbar gamacht, weil dem Vernvhmen
nach das ru Lildende Reichsv erkehrsmini-
peri u'in einseitig nuu von Preutzen. ohne Rück-
sicht auf die anLsne-n Mbcdistactten, zulammengesetzt'
werden, besw. -sreits sufiam-mengesetzt sein soll.
Damit kanrv stch das füddeutschtz PersoiM keines-
wevs cübfind-en; es mutz vie-lmöhr verlangen, datz
Dadeni entsprochend der Zahl seiner EisenbaHNbe-
antten eine Vortrettmg im NeichsverkobrsmrnMe-
ttum erhält. Der BcÄband des Deutschen Ver-
kchrsversoncrls hat sich Lereits durch eiire Einsabe
cnr das sStaats- und Finansmm ifiotiunr. sowie an
hic verschvedenen Lmrdtassfraktivnen in Licfer An-
selcMnheit Mvcrnldt, und zmar unter HiTnveis <ruf
Reihe von Frvgm, die emheitlich anegcsst
werden müsten, ohns eino Schädiiguns des süddeut-
schen Personals herbeisuführcn. Es mutz in aller
OettentlichLait dis Forderuug aufgestellt rverden.
datz das su bildende Re-ichsverkchrsminiskoriium
varitä'tisch zusammvengosetzt wird und die Iw-
te-esteni des goscvnten Perscmctts gewahrt werden.

Zur Frage der Kartoffelbewirtschaftung

rvird uns vvm Lande geschrieben: Jn dem in Nr.
233 vom 7. Oktober 1919 veröffentlichten Aufruf
an das Badische Volk wird unter andercm gesagt.
dah die Zwangswirtschaft nur für solche Lebens-
mittcl ausrecht erhalten werde. bei deuen sie ab-
lalut notwendig sei; darunter seien auch die Kar-
toffsln. Diese letzteren unter
tung m halten, crscheint aber

Zwangsbewirtschaf-
ourchaus nicht er-

>badii,Hen Städten. Ieder Hausvater wird in d^r
Lage sein, seinen Kartoffeibedarf bis zur neuen
Ernto einzudecken. Keiner wird stch, auch wenn
er mtt GlücksgUern reichlich ausgestiattet ist, an die-
icm Nckhrunasmittel mehr zulegen, als er taitsäch-
ttch verbrauchen kann. Was er stch in seinen Kett-
ler leat, wird er sorasältig aufbewahren und sich
seiner Ware stets so annehmen, datz ibm nicksts um-
lommt. Anders aber wird es sein, wenn, wie es
wähvcnd der Krie^szeit des österen der Fall mar,
dre Kartoffe-vorräte an eine Stelle ausgeliefett,
dort unistnnig gesdapelt, unsachllich gelagert Und be-
haudelt nnd so, zu einem Teil verdorben und so-
mtt dem entzogen werden. Gsrade die Kar-
toffel braucht eine sachqemätze Beh-a-nLttung unid die
kann ihr nur bei dem Landwitte und dem Verbrau-
cher Isc!Ibst, nicht aber in grotzen Lagerungen zu
Teil werden. Wenn man dafür lorgt, datz ietzt bei
der Kartojselernte die inländischen Städte aus-
veichend mit diesem Nahrunasmittei versehen wer-
den, dann ist iede städtische Familür in der Lage sich
chven Vedarf zuzulesen, ste wird dies auch tun
lund scheidet damit sür dle koinrmende Zeit ganz
aüs dem Käuiferkreise aus. Eine Zwangswirtschaft
wird dccdurch übevflMig.

Tretet ein in das
Reserve-Milizbataliion Aeidelberg

Unter dcr lleberschrift „Stellenbesetzung im
neuen Heere (200 000 Mann Stärke), mit Wittung
vom 1. Oktober 1919". veröffentticht das „Militär-
wochenblatt folaendes Verzeichnis der Führer der
einzelnen Kommandos:

Neichsw.-Eruvven-Komdo. 1. Führer: Een. k>.
Jnf. Frhr. y. Lüttwitz. i. Frieden Kom. d. 25
Div.

Chef d. Gen.-Stabes: Een.-Maior Frhr. von
Oldershausen. i. Frieden Kom. d. Znf^Regt.
105.

Reichsw.-Gruvven-Komdo. 2. Führer! Gen.-Lt.
v. Schoeler. i. Frieden Dir. d. Armee-Berw.-
Dep.

Chef d. Gen.-Ctabes: «Een.-Major v. Lotz-
berg. i. Frieden' Chef d. Gen.-Stabes d. 13. A.-K

Re'.chsw.-Eruvven-Komdo. 3 Führer: Een.-Lt.
v. Estorff, i. Frieden-Kom. d. 69. Jnf-Brig.
führt gleichzeitia die Eeschafte der Reichsw.-Bri-
gade 2. Eeschäfte d. Wehrkreis-Komdos. 1 M» d.
Reichsw.-Brig. 1.

Wehrkreis-Kdo. 2. Führer: Een.-Lt^ v. Ber-
nuth. i. Frieden Kom. d. J.-N. 161. führt aleich-
zeitig die Geschäfte der Neichswiehr-Brigade 12.

Wehrkreis-Komdo. 3. Führer: Gen.-Lt. von
Oven. i. Frieden Kom. des Z^-R. 165, Mrt
aleichzeitig die Geschäfte der Neichswehr-Brig. 15.

Wehrkreis-Kido. 4. Führer: Een--Major. Maer-
ker. i. Frieden Komdt. von Borkum. führt aleich-
zeitia die Geschüfte der Neichswehr-Vriaäde 16.

Wehrkreis-Komdo. 6. FülMr: Een.-Lt. Freiherr
v. Watter. i. Frieden Kom. der 10. Faldart.-
Brigade. führt aleichzeitig die Geschäfte d. Reichs-
wehr-Vriaade 7.

Reichsw.-Vria. 3. Führer: Gen.-Major von
Hülsen. i. Ftteden Kom. des 5. Earde-Negts.
z. F-

Roichsw.-Vrig. 4. Führer: Een.-Major von
Eroddeck. i. Frieden Kom. d. Feldart.-Regts.
Nr. 36.

Neichsw.-Btta. 6. Führer: Een.-Major Freiherr
v. Dlevenbroick - Grüter. i. Frieden Kom.
d. Er.-N. Nr. 110.

Reichsw.-Vria. 6. Führer: Gen.-M-asor We-
Ler. früber Kom. der Pioniere 15. Armeekorps.

Reichsw.-Vria. 8. Fübrer: Een^Lt. Lequis,
im Frisden Kom. d. P'oniere 1. A.-K.

Reichsw-Bria. 9. Führer: Een.-Major von
Lettow- Vorbeck. im Frieden Kom. d. Schutz-
truvve fllr Deutsch-Ostafrika.

Reichsw.-Bria. 1V. Führer: Een.-Lt. v. Hül-
sen. im Frieden Kom. d. 43. Inf.-Brig.

Neichsw,-Vria. 11. Führer: Gen.-Lt. v. Ctolz-
mann. im Frieden Kom. d. J.-R. 32.

Reichsw.-Brig. 13. Führer: Gen.-Maj. Haas,
im Frieden Kom. d. Z.-R. 124.

Nejchsw--Bria. 20. Führer: Een.-Lt. v. Ebev-
hardt, im Frieden Znsp. der Flieaer-Truppe.

Reichsfürsorge für Vertriebene
aus Elsatz-Lothringen

EMich soll der Forderung. datz den von den
Fvanzosen landesverwiesenen und in
schwere wirtschaftliche Bedrängnis geratenen El -
satz - Lothringern Reichshilfe zuteil wetden
mutz, Genüae geschehen. Jn den Haushalt des
Reichsministeriums des Jnnern stnd ab 1. Oktbr.
ds. Js. Rlittel iür diesen Zweck eingestellt wott>en.
zunächst im Vetrage von 20 Millionen Mk.
für die Meite Hälfte des laufenden Nechnungs-
jahres bis 31. März 1920. Don diesem Betrag
entfallen 10 Millionen Mark auf Gshälter,
Ruhegehälter und Hinterblie^nenbezüge. Es sind
fernex vorgesehen 2.5 Millionen Mark zu Der-
dränaunasbeihilfen. Unterstützmigen unb
llmzugstosten für die Ruhiegehalts- und Hinter-
bliebenenaehaltsempfänaer. die seit Februar d. I.
ihre Penfion nicht mehr bezogen haben. L)ex Be-
trag. der zur Fürsorge der vertriebene». ge-
flüchteten oder abaeschobenen Zivilpersonen aufge-
wendeten Mittel ist cmf 2.5 Millionen Mark, der
llmfang der Ersatzansprüche aus Anlatz der
Abwicklung der Liquidation des feindlichen Ver-
mögens in Elsatz-Lothringen und der Kriegs
schähen auf 4 Millionen Mark bemesten. Dazu
kommen schlietzlich Derwaltungskosten usw. in Höhe
von einer Million Mark. Mit der Eöwähruna
dieser Mittel erfüllt das Reich lediglich eine selbst-
verständliche Pflicht. Aber schwerlich werden die
bisher in Ausficht genommenen Mittel ausreichen,
die Notlage der gewaltsam aus ihrer Existenz
herausgeristenen Ellatz-Lothrinqer zu Leseitiaen.
Allein bei dem Auslchutz vertriebener Ellatz-Loth--
ttngex in Freibura stnd. wie seinerzeit in einer
Anfrage der Mitglieder -er Nationalversammlung.
Biener. Veidt und Dr. Düringor. mitgeteilt wurde.
über 60 000 FLlle zur Meldung ge-
kommen. Beamte. Kaufleute. Handwerker. Ge-
werbetreibende und Arbeiter wurden mit kurzer
Frist, ohne die Möqlichkeit der Mitnahme oder
de-r Verwertuna ihres Eiqentums Über den Rhein
gebracht und stehen zumeist vollkommen mittellos
den Fährnisten des tägllchen Lobens gegenüber. Es
ist daher eine ausreick^nde Fürsorge des Reichs em
dringcndes Bedürfnis.

Ieitgemätz

Der Kommunale Beamtenverband Erotzberlin
und der Verband der Beamten unb Angcstellten
der Stadt Berlin haben zu der Beamtenbesol-
dungsreform eiffe Denkschrift ausgearbeitet. in
der auf die arotze Not zahlreicher Veamten hinge-
wiefen wird. Sie bemänaeln das Anfangsgehall
v'eler Beamten (1500 bis 2000 Mark) vnd fordern
5000 Mark als Mindestgehalt für die unteren Be-
amtenklasten. Diese Forderungen erschemrn be-
rechtigt. Eegenwärtig bezieht ein nur kurzs Zcit
im Rathaus angestellter Laternenanzünder
rund 7925 Mark, ein alter Beamter daaegen an
verantwortungsvoller Stelle mit Ledeutend länge-
rer Dienstzeit nur 7700 Mark. derDirektor der
Stratzenreiniguna. über 20 'Jahre im Dienst, cr-
hält 8760 Mark. sein Chauffeur aber 9127 Mock.
Ein Studienastestor Lekommt 4192 Mark, ein 19-
jähriaer Laufbursche über 5000 Mark. Die Beam-
ten sind entschlossen. es handelt sich um 15 000, für
ihre Forderungen mit allen gesetzlicheni Mitteln zu
kämpfen.

Nach einer Mitteilung von parlamentarischer
Seite über eine bevorstehende Anfrage in der Na-
tionaluersammlung. die demnächst zur Veröffent-
lichung kommen wird. waren am 4. Oktobettd'ieses
Zahres im Reichsgebiet vieroinhalb Mil-
liarden Mark an Arbeitslosenunter-
stützuna ausbezahlt worden.

12' Dezember 1912 erteilte der Bürgeraus-
schutz ^ine Genehmigung dazu. datz zur Vornahme
von Tiefbohrungen auf dem Eolände des ehemali-
g^n Zementwerkes ein aus dem Reservefond des
Wasterwerks zu bestreitendor Detrag von 100 000
Mark verwendet werde. Der stadträtliche Antrag
hatte sich auf eine umfastende. von Eeh. Rat Prof.
Dr. Salomon eingereichte Denkschrift gestützt,
langjähriger Beobachtungon die
ö^o.^lhrscheinlichkect des Vorhandenseins eines
heilkraftigen Thermalwasters in jener Gegend dar-
legte. sowie auf die zu dem gleichen Eraebnis ge-
lanaendsn' Aeutzerunqen hervorraaender Sachoer-
standiger aus dem Eebiete der Geologie und des
Bergfaches.

Mit den Arbeiten wurde fodann inv Hcrbst des
^ahres 1913 begonnen. Dieselben fülrrten bereits
nn Sommer des folgenden Jahres zu einem qe-
wissen. nicht als ungünstig zu bczeichnenden Er-
»ebnis: Zn einer Tiefe von 400—500 Meter trat
^ ^^6«. das sich nach der von unserer
stadt. llntersuchungsanstalt vorgenommenen Prü-
wna durch einen Gehalt von 1.2 Mllligramm
>vchwefelwasterstosf im Liter auszeichnete imd zu-
gleich emen Mincralsalzgehalt von ungefäl-r 500
Mclligramm im Liter enthielt, autzerdem allalisch
reagierte. Die Wärme des Wasters betrug in einer
Tiefe voi, 450 Nitr. 22 Grad Lelsius. Durch die
von uns gleichzeitig vevanlatzten radioloaischen
Antersuchunaen wurde in den entnomMenen Was-
serproben zugleich ein aewistcr Gehalt von Radium
fest.qestellt.

Jm Vürgerausschutz hielt man das gewonnene
Resultat noch nicht als ausreichend. Man war
vielmehr der Meinung. datz die Bohrunaen zu-
nächst auf eine Tiefe von mindestens 600 Meter
fortgeführt und dann erst eine w-eitere Entschl e-
tzung aetroffen werden sollte. Während des Krie-
ges aber mutzten die Vohrungen eingestellt wer-
den, nachdem eine Tiefe von 589 Mtr. erreicht
war. Der Ctadtrctt beschlotz am 26. August 1914,
das Bohrloch bis zur erreichten Tiefe verrohren zu
lasten, um. über die Zusaminensetzung und vor
allem auch über die Menge des gesundenen Was-
sers sich volle Klarbeit zu verschaffcn. Ein Eut-
-achten des Prof. Dr. Sonne in Darmstadt führte
zu. einem recht erfreulichen Ergebnis. Prof. Dr.
Sonne bezeichnete die Quelle als eine erdmuriati-
sche Kochsalzquelle. die als eine Kochsalz 1 herine
anzusehen und

nicht mrr zn Badczwecken. fondern auch für
Trinkzwrcke

besonders geeignet sei. Seine Aeutzerung schlotz
mit den Worten: ..Die Ausstchten für eine vor-
Leilhafte Ausbeutuna der neu erbohrten Mineral-
quelle stnd meines Erachtens. genügend Ergiebig-
keit vorausgesetzt. sehr günstiae." Auch Prof. Dr.
Ebler. z. Zt. in Franksutt a. M.. stellte fest,
datz der bereits in einer Treje vcm 450 Meter ge-
fundene Radiumqehcttt der Quelle in der nun-
mel)r erbohrten Tiefe von 589 Metern aanz we-
fentlich zuaenommen habe.

Der Bürgerausschutz beschlotz am 12. Auaust
1915 die Fortsetzuna der Bohrunaen Lis zu einer
Tiefe von 1000 Metern. da es nach Ansicht der
inzwische» abermals oernommenen Sachverständi-
aon als wünfchenswert erscheinen mutzte. die noch
über der Quelle lieaende Sandschicht. die sich als
Hemmung für den Aufstieg des Wasters aeltend
mache. und die das Wasser stark trübe. zu durch-
teufen. Auch sei beim Eindttnaen in eine arö-
tzere Tiefe eine weitere Verstärkung des Radium-
aehaltes zu erwarten.

Für die Fortsetzuna der Bohrarbeiten rmirdr
aus Anlehensmitteln ein weiterer Kredit von
100000 Mark bewilligt.

Die Wiedercuifnahme mrd die Fortführung der
Dohrungen gestaltete stch jedoch nicht einfach. Jn-
folge der im August 1914 verfügten Einstellung
der Bohrarbeiten hatten sich in dem Bohrloch Be-
schädiqungen ergeben» die nur mit den grötzte
^wierigkeiten und nur unter Aufwendung ganz
erheblicher Kosten und unter grotzem Zeitverlust
wieder beseitiat werden konnten Eine weitere
Beeinträchtigung und Erschwerung hatten die Ar-
beiten der Gesellschaft. ganz abgesehen davon. datz
die Eewinnunä geeigneter Arbeitskräfte bei Fott-
dcruer des Krieges immer schwreriger wurde. da-
durch erfahren. datz die über das styrende Geränsth
der Bohrungen unzufriedene Nachbarschaft bei der
Polizeibehörde die Einstellung der Arbeiten zu^
Nachtzeit dirrchsetzte. gerade in einer Zeit. in der
sich die Vohrungen in den schwiettasten Gebirg!:
schichten bewegten. also ein Durcharbeiten bec Tag
und Nacht, wenn nicht die ganze Arbeit gefähxdet
werden wollte. drinaend notwendig war. Cehr
nachteilig für den Fottschtttt der Arbeiten-machte
sich auch der auftretende Mangel an Heizmateria-
lien geltend. der zu wiederholten Störungen Ver-
anlastung gab. Eine neriL Etörung trat dadur-
ein. datz im Laufe des Zahres 1917 die Znterna-
tionale Bohraesellfchft in Erkelenz. mit der ronr
im Jahre 1913 den Bohroertrag abgeschlosten hat-
ten, sich auflöste und ihre Berpflichtungen an eine
andere Firma. die Deutsche Erdölgesellschast in
Berlin. übertrug. der weitere Zuaeftändniste ae-
macht werden mutzteir. Die neue Firma bestand
insbesondere darauf. datz ihr im Falle des Ge-
lingens der Lohrungen eine Fündigkeits-
prämie von 30000 Mark versprochen würde.

Zm Spätsommer vorigen Zahres.wurde in der
Ticfe von 980 Meter eine neue Quelle erjchlosten.
Nach Erreichung einer Tiefe von 1022 Mtr. wurde
ein Gutachten des Geh. Rats Dr. Frefenius
in Wiesbaden eingeholt. Es vergingen aber seit
der Absendung der Wasterprobe. bis wir in den
Besitz des Eutachtens aelangten. ttnige Monate.
Znfolge dieser Verzögcrunl, war es unmöglich. d.e
bei der letzten Voranschlagsberatmia. im Februar
ds. Zs.. geäutzerte Absicht. dem Vüraerausfchutz in
kürzester Frist über die Ergebniste der Bohrungen
eino Vorlage zu erstatten. zur AusfAirung zu
bringem Nach d«m Gutachten von Eeh. Nat Fre-
senius hat die Quelle wegen ihres hohen Salz-
gehaltes unzwttfelhaft auch die Eiaenfchaft e'ner
Solquele. Damit stand aber nach Matzgabe des
bad. Bergqesetzes vom 22. Zuni 1890 autzer Zwei-
fel. datz die Quelle in das Eigentum des
Staates fiel. und datz es zuv Ausnützung der
Quelle einer besonderen staatlichen Derltthung be-
durfte. Der Staat erklärte fich unter aewissen
Beschränkungen bereit. der Stadt das Ausbem
tunasrecht zu übertraaen mit der Vefugnis. die-
ses Recht bis zur Hälfte und bei Entrichtuna einer
Abaabe von 5 Pfennia für 100 Liter auch darüber
hinaus an Dritte weiterzugeben.

Dre entstLndene Verzögeruna verursachte zmo*
wieder ernen acwcssen Mehraufwand. ,o datz^
l- Aahre 1915 bewilliate Kredit

100000 Mark in crheblichem Umfange ichersch^
ten werden mutzte. Die zur Versüäung stehende
Zcit konnte aber andererseits ausqenutzt werd^
da es nun, nachdein inzwischen auch der stören^
Sandaustrieb verschwimden. möalich war !»n der!
qewonnenen Wasser fortlaufende Radiumunte,
suchunacn vorzunehmen. und da wir. was siir di«
weitere Behandlung der Sache von entscheidcnde,
Bedeutuna ist. in der Laae waren. durch ein viele
Monate hindurch andauerndes Auspumoen n,ii
der Cchlammbüchse die *

Nachhaltigkeit dcr Quelle auher Zweifet
zu stellen. Die in der Tiefe von etwa. 1000 Mete,
erschlostenss neue Quelle. die ttnigemale sqaa,
über Tag ausströmte. stellt sich seit Monaten aui
ttwa 55 Meter unter der Erdoberfläche. Die
Schüttung der Quelle betrug andauernd 1 Sek.-
Litur. d. h. 86 400 Liter in 24 Stunden. Da die
aewonnene Sole einen sehr starken Salzge-
halt aufweist. also für Dadezwecke nur iu eine,
Mischung mct etwa doppelt soviel Waster verwen-
det werden kann. so würde die zur Verfüaung ste-
hende Wastermcnae unzweiselhaft für 400 bis 500
Bäder im Taae ausreichen.

Dio eingeleiteten R a d i u m untersuchungen
von Prof. Dr. Becker bestätiaten eincn wesent-
lich stätteren Eehalt an Radium wie - e srühe,
beobachteten. Dies günstige Ergebnis wurde in
einem am 15. Zuni ds. Zs. abaegebenen wttteren
Eutachten von neuem bekräftigt. Auch Prof. Dr.
Kionka in Zena. der besonders auf dem Ee-
biete der Väderkunde über ganz hervorraqende
Kenntniste verfüat. hat se-ine Auffastung übcr dis
Vedeutung und -ie Äusnützung unserer Quelle in
einer grötzeren Denkschrist näher auseinandergL--
letzt.

Auf (sixund der-bisher aemachten Feststellungen
soll nun das anaefangene und soviel versprechends
Werk, nachdem die grotzen Schwierigkeiten. dio sich
seiuer erfolgrttchen Vorbertttung in den Weg
stellten. glücklich überwunden sind. auch weiter ae,
führt. damit den Vewohnern unserer Stadt nicht
nur. sondern auch woitcren Kreisen unseres Vob
kes die MöMchkeit aeboten werden kann. eine
Heilquelle zu benutzen. die für die

Eewinnnq und Erhaltunq der Eesundheit
unscres Volkes

gewitz von grotzer Dedeutung sein wird. Dis we-
nigen Versuche, die wir mit der Derwendung un-
scres Wästers unter ärztlicher Aufstcht bisher qe-
macht haben. sind geeignet, unsere^Hoffnungen Le-
fonders zu unterstützen.

Ein-e vorläufige Prüfung hat ergeben. datz der
Ausbau der Quelle und die weitere Ausstattung,
auch vom rein finanziellen Standpuntt aus be-
trachtet, wohl vertreten werden kann. Uebsr die
Art des Betriebes können heut^noch keine be-
stimmten Vorschläge gemacht werden.

Zur Vestreitung der notwendigen Kosten stellt
der Stadtrat deshalb den Antrag:

Der Bürgerausschutz wolle genehmigen. datz zuV
Sichsrung der auf dem Gelände des ehemal'gen
Zementwerkes erbohrten Httlquelle und zur Wtt-
terführunq des Unternehmens ein Bttraa von
400 000 Mark verwendet rverde, der aus Anlehens-
mitteln Lestritten werden soll.

Der Vorlaqe sind die oben ancreführten autzerst
aünstigen Eutachten de, Sachverständigen ange-
schlosten.

Aus Stadt und Umgebung

-r° Falsche Danknoten! Jn Kaiserskautern wmi-
den btt der Aiussabe von faffchen 50 Mark-Schc^
nen die Kaufleute Ottv Karch un- Phil. Was-
n--r aus Frankfurt a. M. verhaftet. Zn Landau
hatten sie bereits über 30 Stück ausgegeben. DrS
FalsifiLrte tragen das Datum 30. Nooember 1919
und sind durch >das Fahlen der Wassirzeichei» ev-
kennbar. Die Berhrffttteini wollen die Scheine sttbfl
eiuMnomcnren unü> evst nachhcr als faffch erbrunt
haoen.

* Minister Hummsl hat gestern unter Führung
des Rektors der Unioecsitat die Klinikneubauten,
soaoie die Auaenklinrk. das chnnffche Laboratorium
und das physikalischr Justitut bttichtigt Aben-s
fand eme Vssprechung mit den Dozenten der Uni-
versität statt.

* Znternationalev Verern dev Freundinnen
jllnger Aiadchen. Es sei nochnrcüs auf den drtt-
tägigen Lehraang hrngmvioM. den der badische
Zweis dieses Bereins vom 14. bis 16. Oktober in

ttdelberg abhält. Zn Gcnf entst-anden, auf cvans.-
-riftl. Erundlage Leruhend, gewährt er Beistand
allen junsen Mädchen in rat- und schutzbeoürf-
Li-ger Lase, oihne Unterschisd der Vokksqugehörig-
keit, des Reliüionsbekenntuiffss uud der Beschästi-
iung. Bei den steigendeir Nöten des Vol'kes und
Satcrlandes ivill aüch der badifche Vereinsgweia
seine sozrale Liebestät'igkeit erweitern uud vertie-
fen. Um das zu errttcl>en. braucht er frifche Kräste,
dte mit den alteu »Freuudinuen" zusammengeyen
und sie ablösen konnen. Solcher Nachwuchs soll
auch durch die Borträge des Kurses für die Arbei!
gewcnnen werden An ieden Vortrag schliesst süh
eine Ausffirache an. Eelegenheit zu praktischen
Uebungen wird geboten sein.

* Zwairgsinnunq für das Schmiedehaiürwerk.
Am Awntag, nachniittags Uhr findet im Rat-
hiamssiiMl ttne Bersammluira der Schmiedemeister
statt, bei der der Entwurf der Satzungen für die
Zwangsinnung im Amtsbezirk Heidelberg beraten
wird. Elttchzeiti.g wird die Jnnung aebi-ldet und
der Dofftand gewählt.

Mannhcrm. 9. Okt. Eine lebhafte Wirte-
versammlung fand wiederum wegcn des
Lohntarises der Gasthausanacstellken statt. Dio
Hotelbesttzer wollen au der Abschaffuna des
Triukgeldes. und der prozentualen Bezah-
lunq festhalten. während -ie klerneren Wirte dio
Wiedereinführung des Trinkgeldes wünschen. Nach
länaerer. zumteil ervegter Aussprache wurde aus
der Mitte der Versainmluna folgender Antvaq qe-
stellt: „Festhalten an dem Lohntarif. der der ! eu-
tigen Zeit Rechnung trage. Ablehnung aller w -te-
ren Zugeständniste". Der Antrag wurde^bei vie-
len StimmenthulLungen mit 24 gegen 18 Stim-
m-n angenommen. Der Vorsitzende der Lohnkom-
kommisston, Haumesser. der wegen Diffcrenzen
sein Amt niedergelegt hatte. erklärte sick am
Schlutz der heutigen Sitzung beveit. den Borsitz in
dex Lohnkommission wieder zu übernehmen.
 
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