Deutschss Reich
Dcr 14. Deutscho Handlungsgehilsentag
in Lcipzig ocrnnstaltetc für die 15 000 gesallcne
Aiitglieder d»es DH.N. nm Bolkerichlnchtnenrma
eine Gedächtnisfei-cr. Bei den Berntunüä
wendct M der erste Ncdncr. Werncr H er n e
inn n n, gcgen die ..von Gewinn.a-ier gechr2
heinimmgslosc stir a uc n n r l>e i t m 1>tannerl>..u
scn ^olncnde E,ltschlies;ung wurdc ansenonnmcn
'„Ter 14. Dcutsche Hnndlnngsgehilfentag ist vo
der U'.b-rzcugunI durchdrungen. dan Männer u i
Frauen iin Gemeinfchastsweien eigeniwertlge Aus
gad.n ,zu crfiillcn hcrden. die sich aus die Wesens
ungleichheit der beiden Gcschiechter grund.ir
müsse. Der Zusammenklang Äieser LLe-ensunslcich
heit vcrbvrge ein wahres und daucrndes Glück sü
das Lolk, und darum mu« allen Vevuchen «ino
wirtsthlrftlichen Eirtwickung entgeacngewirkt wer
dcn. dic 'Männer und Fräuen untor Mifjachtung ih
res Wesens aleichartig behandelt. ste so an dcr Er
füllung ihrer natürlichen Aufgaben im Le-ben de
Lolles bindert und die Frau 'aus,erdem für dr
Muttcrschaft unscchig inacht." ^ .
AIs zweitcr Nedner sprach der Verbandsvor
stcher. Hans B e ch l y-Hcmrburg über d.'n n a t i o
nalen Gedanken nach der Neoolution. der-stch un
Mer mchr zrl einem erhebenden Dekenntniswvr
des Glaubens an die Zufunft des dentschen Vol
kcs gefteiaert habe. und hellte in scharsem Ausbli
und packeuder Darstellu-ng dic Zusammenhängc aus
dic das Tchicksal/unstres Vo.kes mit dam Schicha
icdes einzclnen in seinom Beruifsleben verbindet
Die tausendköpfige Decammlung stimmte darau
„Deutschland, Deutschland über alles" an.
Mit der einsrimnligen Annahme der folgende
jm Auszug wiedersegebenen lLntschlics;mig und ei
nem Schlustwort vo', F rrvhm-Hambnrg fand di
Tagung ihren Abschluk-
. Zn der Entschliekung hcis;t cs: „Der 14. Deut
jche Handluttgsschllscntaa glaubt troü des Zusam
'menhruches des alt?n Leutschen Neiches an die Z u
knnft des deutschen VoUes und die Wieder
aufrichtuna eines starkcn deutschen Staates
der alla Drüder umfasten wird und erblickt in de
fochischj.m und stttlichen Kräft'en des Volües ejne
unentbchrlichen Antrieb für Len Ausbau. Darm
will cr die Wahrnng rmd die bewusste Gr.ftaltnn
des deut'chen Volkstums. Nicht durch Arrsschaltun
des Vcilkstums gelangt man zum M«n.schm.tmu
sondern durch die Entscrltung der völkischen Eigen
arten. Die Völker stnd die tragenden Säulen de
'Menschheit.
Der 14. Deutsche Handlungsgohilfentag erblick
in einer aus dieser Weltanschauung erwach'ene
allgenreinen doutschen Arbeitnchmerbeioegung, di
unter Fernhaltung aller künstlichen Gleichmacherei
HÄstrcbungen den in ihr .zusammengosck-lostenen Be
rujfsgruppen volle Freiheit zur berustichen Eiseu
entwicklung gewährt, die deutsche Kraftquelle fü
die geistige Gesundung unferes ganzeu Volkes. D'
Htandlungsgehilfentaa bctrackitet einen für die Er
richtung diefes Zielos zu fchaffenden organisatori
fchen Zuistmnmenschluk der Ängestellten- und Arbci
lerbMegung als erstrebenswerten Fortschritt."
* Dao diesjähv.ge Kriegeabgabegefch. mib dem
— neben der Krb'gsabgabe vom VermögensM-
wachs — die Kricgsgewinnbesteuerung ihren Ab-
'schluk gefunden hat. Lrhöht die Besteuerung des
Mehrgcwinns im 5. Kriegsgeschäftsfahr gegenüber
b«r des 4. KriiegsgefchSftsjahres noch um ein Er-
hebl.ches: das Eefeh weift Steuxrsähe auf. die man
in. früheren Zeiten nicht für m'öglich gehalten hätte.
Bei der Füüe von Steuergefetzen namentlich aus
der letzten.Zeit ist es nicht nur für den Laken. son-
dern auch für den Iuristen ke:n Leichtes. stch in der
ckvTnplizierten Materie zurechtzufindcn. Mit Rück-
stcht darauf briugt die C. H. Becksche Berlags-
buchhandlung. München. ein Büchlein heraus. das
'zwei bestens bekannte Steuerfachmänner in sachkun-
diger und erschöpfender Bearbeitung herausgeben.
auch eingangs einige Tabellen. die die Krvegsge-
winnsteMr in ihrem Zusammernhang darftellen. sie
nach Eegenstand. Bemestungsgrundlagen. Stouer-
fah usw. einteilen urid gewist jedem Benützer fehr
willkommen sein werden. Die Ausgabe wird bald
allen beteiligten Kreiseu ein wertvoller. unentbehr-
kicher Berater sein. Sie ist als 6. Bcindchen inner-
halb der von Dr. Rheinstrom herausgegebenen
Sammlung von .Kriegssteuergesetzen" erschienen
und. wie se'we Vorgänger. auch mit ausführlrchem
Cachverzeichnis versehen. Der Band koftet 4.50 Mk.
* Reichssteuergesche 1819. In der bekannten
roten Bcckschen Sammlung von Textausgaben
Doutschcr Ncichsgeseste liegcii nun auch die eben in
Kraft getretenen neuen Neistssteuergefehe 1919 vor.
Der Baud enthält 1. das Gcset; über eine aukeror-
deutl che Kriegsabgabe 1919: 2. die Kriegsabgabe
vom Dermögenszulvachs: 3. das Gcset; gegen die
Kcrpitalflucht: 4. das Erbschaftssteucrgeset;: 5. dre
Tabatsteuer: 6. die Spieltartensteuer und 7. die
Erunderwerbsstcuer. Diese ncuen Gesestr ziehen
wciteste Kv-'ise in enge Mitleidenschaft'. zumal das
ncue Ne chserbschastssteuergeset; ist infolge der Aus-
delinung dcr Steuerpflicht auf Beerbung von El-
reni. Grokcltcrn und Ehegatken für viele Familien
oon einschneidender Bedeutung: die Veranstaltung
der vorliegenden Textausgabe kommt daher einem
weitgel)enden Bedürfnis entgcgen. Wie den frü-
heven Bändchen ist auch diesem zur schnellsten
Orientierung ein Sachverzeichnis beigegcben. Der
Dand kostet 3.50 Mark.
Badische Politik
Parteitag der Deutschnationalen Volkspartei
Der Parteitag der Deutichnationalen (christli
chen) Volkspartei in Daden saiid "in dex kleinen
Festhallc in Anwesenheit von etioa 400 Vertretern
statt. Drn Dorsist fübrte Nejchstaosabgevrdnetcc
Düringer, der in oer Deleaierteusthung auch
zum Lanjdesvorsttzendrn srwählt worden war. Dü-
ringer u-ar rmch erster Hauptredner Er sprach, lr j
„Südd. ZkZ.", übcr die polilifche Dildung
uud füHme zunächst aus, -dak bei unferom politi chcn
Aufftieg politische Begabuna, Bildung und Klu.^
heit zu vermissen war. Visiliarcks Politik hahen
wir verlassen und eine Bündnismöglichteit i' tj
England versäuint. Jetzt sucht man dcn Schuldig -r
am Kriegr. Darin livgt oin Mangel an politijche d
Denken und po,litisä>er Klu>Ä)eit.. Unsere Geancr
wcrdcn stch über unsece objektive Wahrheitslie s
lustig machen. Der Nedner warf daun die Frn e,
nuf, mas verlangt die Gcgonwcrrt und " " ' '
Vom Landtag
Jn der heutigeu Sihunq wird der Landtag Prä-
sidenten- und Ausschukwahlen vornehnien. In ver-
schiedenen Blättern ist vermuM worden. dak auch
die Wahl des Sta?atspräsidenten stattzu-
finden habe. Die Annahme ist unrichtig. da
.der Staatspräsident auf die Dcmer der Laudtags-
periode gewählt wurde. Diese läuft aber noch bis
1923.
Ueber die Veschaffungszulage der Be-
amten und Staatsarbe-ter dürfte sich der Landtag
heute noch nicht schlüssig rverden. Am Nachmittag
wird der Haushaltungsausschuk sich noch-
mals mit dieser Frage beschäftigen und die endgül-
tige Stellungnahme des Landtags diirfte -crst in
emer am Mittwoch vormittag stattfindrnden ösfent-
lichen Sitzung crfolgen.
Die Deutsch-Demokratische Frak-
tion hcrt sich nach Beginn der neuen Sitzunas
periode neu gcbildet. Sie roählte als 1. Schrift-
führer den Abg Dr. Leser. als Schahmeister den
Abg. Masfa.
Zntcrpellationcn und Ansragen
Von der demokratiicheii Partei sind eine Inter-
pcllat on und mehrere Ansragen eing-.'gangen. von
^'en stch die erstere mit dcr möglicherweise eintre-
^ ->en Ei n ste l l u n g der Zahlungen dcr
Neichsvermögrnsverwaltung sür die Derz nsung der
für Kaserneubauten ausgewandten Gelder üadischer
Städte. ll-tztere u. a. mit der Aufbebui-g d:r Le-
derzwangswirtschaft und Maknahmen gegen das
Sch -ebertum besassen.
Aus Vaden
Der bad. Oberrat dcr ZsTaeliten
hat vor wenrgen Taaen eine Ausp.'ache an die An-
gehörigen der bad. Landessnnoke eraehen lasten,
die sich mit den Nassegogensätzen: vor allem
Fr^ed': L6>m sur Zeit stark auftal-ch/.eden Antise-
sparteicil mitismus bef-akt. Die Ansprache konmit zu-
Hier ist vor allen Dingen der innere
notwr- ndig. Wenn aber die R-egierungspartei
die Bchorgnis aussprechen, dak dieser von uns g>.-: 'iächst auf 'den vöelsach eriabenen Vorwuvs zurück.
stöckt werde. dann sagen wir. wir si n d keiiU datz die Zuden an dem Zusammenbr-ch Deutsch
d": -a^d-di« Sch-lld I°in>- i, d--
-monarchiche Regierungsform der Repub.'ik vvr - oder einer Lan^e.-regierung einen ISitz
zrcchen, entspricht unserer Ueber-'mgung. Geg ch Latte und auch keiner nur zum uutersten Grad des
e-ne unfäh iüe Regieruua weroen wir mi > Eischen Doanitentums üder der, Militarh-erar-
^ann »°-st d°r 0d°--°t d»-
das die Deutsckmcrtionale Partef sich gosetzt hat u d
bat, dak die Versammellen die Arbeit Ler Pari i
unterstützen mögen zum Heil des ganzcn deutsch ck
Dolkcs Dcr Redner erntete für seine Ausführui-.
gen sbür.nischen Beifall. j
^'.rofenor Dr. Hötzsch sprach übcr Deutschi
a'.'f hin, dab die Juden, sorveit sie sick, unter don
kommunistischen Führern bcfinden, auf
ihre Glaabensgemeinsch.rst ncht di-e geringste Rück-
sicht nwhinen und vor allem keine Iuden h in-
1 evsich gähaibt hättcn. Die Ansvrache rvarnt vor
Innd tellungiiiderWclt. Er stellt eder Veranstaltung von Judenpogromen in Deutsch-
dcübei Forderungen auf' 1. gründliche Refoi
unferes auswärtigen Dienftes. 2 Revifton dcs
Friedensvertrages von Versaillcs. 3. Aufbau un
serer weltwirtschaftlichen Baziohungen. 4. Vo.rbe
reitung und Unterstützung der Eerinanja Jrredent
5 Wcchrung des Zusammenhanges mit Rukland
6. Eine kluge. weitschauende Politik gegenüber dcir
Vereinigten Staaten. Auch dieser Redn"r erntet,
wävmsten Beisall j
Qaiidtagsabg-eordneter >M au e r-Karlsruhe sprach
über iunerp o l i 1 i ^chö Aufgaben. Er ei-
land, die unserem'Dater^and auch nicht helfcn
lönnten. Sie bezeichnet dann als eine Hauplso^
derung in die'ser Zeit die inners Einigkeit
jdex Judenschast. bezeichnet es aber auch als u n.
iittlich, m'.nde-stns aber als unanständtg'
wenn in dieser Zeit der aNgemeinen Not «vuch
manche Iuden .in Bezug auf Kleiduug uno
Schmuck, scw>e sonstige Lebenshaltung ü b ertr i e-
denon Oufwand machm. Der Schlutz dec
läuterte die Politik, di> die Fraktion der D-utsch- Ansprache enthält ein Eedenlwort an bie sesalle»
uationalen Dolkspartei im badifchen Landtag v
treten hat. Dlese Politik ent'pricht den Rlch'Mnu r
der Dcu1schivationa>en. Es ist «ne Politir der.O
pasttiion unter Wahru'ig pofitiri.'r Ziele.
Jn der Aussprache verlrngte Ingepieur Cle-'
m a n t-Lahr. das; sich die Partei der Arbeitersch' L
annehme. Bürgermeister Rupp-Neihen sprack a'z
Landwirt der Partei feine Sympäthie aus. Frau
R ich te r-Heidelbera richtete begeisterte und be-^
geisternde Worti: an die Bersannnlung. StiL-iosus
Gutsche-Höidelberg überbcachte die Erütze der
Heidelberser studentischen Gruppe. Das Schluß-
wort sprach Landiagsabgrordneter Habermehl-
Pforzheim, der die Parteifraund' zu veger Mitar-
beit ausporderte. Mit den Wotten: Deutschland
Deutschland über all^ schloß. schloß er den Partei-
tcrg.
-ien Maubenckbrüder und schlietzt mit der Aussor-
^erung. dafür su sorigeii, datz di-e zurückkehreuden
Kriegsgefangenen in der Heinmt nicht mvralrschen
Zusam'menLriich und ödes Genutzstrckben. soadern
>/.n geordnetes und reiches FanMienleben, Zuver-
:'-cht und Hoffnuagsfreudigkeit vo.linden.
* Deutfche liberale Bolkspartei Mannheim. Mor-
gen. Mittwoch. halb 0 Uhr. spricht im politischen
Semi-nar Eeheimrat Mathy über ..Die Politik
Englands in Zrlands". Eäste sind w'rllkommne.
Der Zahresbericht dcs vadischen Grwerbc-
apssichtsamts
für die Kri-egsjahre 1914—1918 ist erschienen. Lin-
leitend ist derjenig-«' Beamten gedacht. die das
Eewerbeaufsichtsamt verlor. Zu den neu entstan-
dencm Aufgaben des Amts gehörte die Prüfung und
Begutachtuna der Gesuche um Zurückstellung. Be-
urlaubuug und Entlassuna aus dem Heeresdienst,
Mitwirkung bei der.Verteilung von Heeresliefe-
rungen. Auskunftserteilung an militärische Stellen
u. a. m. Was in dem Iahresbrricht im allaeme^-
nen mitgeteilt wird. ist eine anschauliche Kriegsge-
schichte unserer Industrie.
Daß d-e Umstelluua dcx Produktio.i im Lande
mit aroßen baulichen Ncränderunaeii vertnüntt
war. eraibt sich aus der zahlcnmäßiacn Uebcrsickt
über dre beautachteten Bauaesuche. Dic BcautaL
luna aab dem Gewerbeaufsichtsamt Eeleaenbeit
die melfachen Kenntnisse. die sich die Beamten
leaentlich der Betriebsbesichtiauna'n ancianeien
beim Entwurf anzuweuden. 7>edem Industricllen'
der zu bauen beabsichtiat, muk empsohlen werden'
vor der Planleguna mit dsm Gewerbeaufsichtsamt
in Fühluna zu treteu. das ihn auf manche t"ch.
nische Verbesseruuaen aufmerksam machen w ro
Der Bericht befasst sich weiter mit dcr Laae der
Jndustrie- und Eewerbearbester roährend des Krie-
aes. mit dem Arbeitsersot; der Wehrfähiaen. Ar-
beit der Frauen und Iuaendlichen.
W« in de» früheren Iahresberichten. fo wird
auch im vorlieaetthcn e^ne Neihc von Unfallen
in anschaulicher Weisc beschriebcn. Diese erford'r-
ten zahlrciche Vorschriften zur Verbesseruna drr
Anlaaen. aber es ist 'mi Bericht klar ausacsproch.'n
daß es mst di-esem allein nicht aetan ist. daß viel-
m.hr im Arbe tcr selbst Dcrständnis für die
Cchutzeinrrchtu, naen und ihren Eebrauch qe-
wcckt werden muk-
Leider ist es nicht möalich. die vielen wissens-
werten Ausführunaen hmsichtlich der Lohnbewe-
gunaen. dcr .Tätialeit der Kriensanstsstelle mjt
ihreu Frauenreferaten und Fabr kpfleaerinnen. dcr
lliiterbrinauna und Massenspeisuna von Arbeitern
und dcr Krieasbeschädiaten aenauer auszufüi-ren.
Es muß auf den Ialiresbericht selbst verwftftn wer^
den. der msbesondere snr die. welche sich spciter
mit den Wirkunaen des Krieges auf die Hejmat
befass-:ii. voii aroßer Wichtiakest sein wird.
^ Zur Vckämpfung der Tubcrkulose hat d:r
Vorstand Ler BaL. Äierztekamimer in einem Rund-
schreib.-n die Aerzte auf die Veachtung der Mel-
depflicht der Lungen- und KehlkopftuLerfuka e
bingewi-cken. Dieser Meldepflicht unterliegcn ülle
Fälle, bei denen cs fich um Erkrankte handelt, die
mit Rückstcht auf ihre Wohnungsv.'r7)Mnisse jhre
Umgebung hochgradig gefährden. ferner, wenn es
sich um die Erkrankuug an Lungen- und KehlkoPs-
jchwindsucht bei Personen Hande7t, die in einer
Schule oder Erziehungsanstalt wohnen und-durch
Teilnahme am Unterricht ihre Umgebung gWhr-
den.
Gerichtszeitung
Mannheim, 18. Okt. De-r Aufruhr rn Neu-.
lukheim. wegen der TabakbeMagnabme rmude
vc-m Schwurgericht verhandelt. Jn Neulutzhclm
w'rd das Tabakstehlcn und -schiebcn im Grotzen
betrieben. Am 7. Nlai wurde der üandwirt Jo
hann Engelhorn, der eine Fuhre soschobeneu
Tabaks gefahren hattcj, verhaftet und zu gleicher
Ze^t von Eendarnren im Orte nach verschobenem
Tccbak Haussuchungen gehalten. Jnzwischen hotre
stch vor Lem Rathause eine grötzere Menge angr-
sammelt. Als der B'.iu!der des Vevhcrftetön, der Fa-
brikarLeiter Philipp Engelhorn, von der Verhas-
tung Kenntnis erhielt, kam er auch KUm Natbaus,
ve'i-te Lie Menge auf und stietz Drohungen gegen
dic EsnLavmen aus. In Anbötracht der crregten
Volksstimmung lretz man den. Verhafteten frei, der
bechlagnahmte Talhak wurde von der Mlenge wch-
genommen unL' konnte andern Tags nicht meifr
be'ogehracht werden. Das Schwurgericht verurteiUe
beide zu 1 Iahr 6 Monate, Gefängnis. Am 2n.
Auguft wurde wiederum Tubckk bechlagahmt. wo-
bei öbenfalls Widesstand geleistet, worden ist. Die»
serhalb wird sich eine gvötzere Änzahl Nestlutzhc.--
mer vor der /Straskammer zu verantworten haben.
— Den letzten Tasesordnungspunkt der Schww-
gerichtsperiode bildete wiederum erschaocrtcr
Landfriedensbruch. Der 20 Icchre aUs
Taglöhner Hchnrich Seibokd -crus Dkutzboch
batte fich an der Plünderung des Lagsrs von
Ereulch u. Herschler Leteiligt und eine Kisü:
Zuckev von 150 Psund weggeschlevvt. dre er dann
aui doin Bauplatz in I 5 verteilte. Für sckine
Mjulter bshielt er nur einen kleinen Tei-7 zuiück.
Bei ihm wurden mildernde Umstände zugeöilllgi
und Mr auf 6 Monate Gefängnis erkannt.
M Wolle nicht immer großmütig sein, aber gerecht K
8 sei immer. L
M MathiasClaudius «
Sonnenfinsternis
Noman von Elfe Stieler-Marstzall
Ovp^rigkt b^OretiileinüiLo. O.m-b.tt. lleipriL 1916
(17. Fortsetzunz)
Klinghart pber faate leise, datz nur Agathe ihn
verstand: „Das ist recht, hab mich nur sehr lieb. Zch
hab sonst kein kle'ines Kmd auf der Welt, das mich
Ueb bätte. Aber gesund hah ich dich nichlgemacht
Agatychen. Das hat die liebe Sonne getan, haft du
das nicht gefühlt?"
Und weiter ging er <rm Garten entlang, bis an
des GLineiudovQrstehsrs Haus, alber als er dokt
eintvrfen wollte, wurde ihm uiiversehe^is die
schwere Türe vor der Nase zugeschlcrgen, er fah ge-
rade noch eineii wirren sch-varzm Schopf und einen
schla-MPigen Weiberrock. Hören konnte er desto mehr
Er hörte, wie der seltien benutzte Riegel Irot; sei-
nes quietschenden Sträubeiis rrustvoll zugeschooen
wurde. Und weiter hörte er eine gellende Weiber-
stimme schinipfcn:
„Hier ist kein Schnapshaus. das osten steht für
jeden, der hergelaufen kommt. Und gar ein Hexen-
meisli.'r und solches Esstndel, has ketner kennt ünd
das von ewr weiß woher stch j,ns Dorf zieht, soll
ubsr mcine Schwslle keinen Weg finden..."
UM in -der Ton-art schallte es noch hinter dsm
'Hochichornnianne her, der entsetzt von dann/en sing,
em tiefcs Bedauern siir den Kernvauern ustd sein
Kind im Herzen. Die Schuliusend aber, die treu-
lich m-it ihm zos, jubrlte wie bel etncm Fest und
scmg der schlimmien Bäuerin Spottv,erse.
Klinhart ließ stch den Weg zum Pfarrhause
wechcn.
„GottsöibeiuttS, Satan. Hexenmeister, Gesindel
... was sür Naimen wird dsr getftliche Herr für
Mich haben?" Lachte er lächelnd.
Die alts kleine Kirche las mit dem Pfarchaiuse
M»er dem Dorf auf einem grünen. Hügel, der mit
Heckenrosensträuchen und Haselmitzbüschen weich
und UeVlich eingedeckt war. Das weie Haus, darin
der Pfarrer vom Schorngrund wohnte, epchien
Klinghart wie ein Cedicht oon Chamisto öder ein
Bilid von Ludwig Richtcr. Wenn. was er drinnen
finden würde, dem Gchäuse ähnlich wäre, möchte
er fich auf drn Besuch bsim Hoch-wurden beinahe
freuen.
Er tvat über >eine ties ausgctretcne Schwelle in
einen kühlen Flur. Feierliche Stille herrschte hier,
durch die hrumme-lnd eine gros Uhr irgendroo ihr
gleichniciigös Ewigkeitslied fans. Um den fremden
Kömmling kümimerte sich niemand. Er klopfte
roihum leise an die Türen, die er fand. Doch nir-
gend hat fhn eine Stimnie leinzutreivn.. Da steckte
einer von den Schulhubcn, die vor der Haustüre
wie eine Ehrenwache aufsezogen waren, den L.lon-
deii Strohkoipf ducch den Spcnt und rief: Jhr wer-
det müsten hint.'N in den Gartciir-gc'hen. Der Herr
Pfarrer und die Resi werden bei den Bienen sein."
«Zeig mir den Wea", sagte Klinshart. Und der
Buh hnschte 'auf nackten Sohleu lautlos wie eine
Eiidechse vor ihni her.
Klingharts Künstlerauüe sah einen neuen Lud-
wig Richter, echter noch und trauter als den «rsten.
Einen feinen blassen Weikhaarigen mit Sämmet-
läppcheu und langer Pfeife... eine rundliche mol-
lige HaushLilterin in sauberer heller Eiowandung
mit einer weitslügeligen Hcmbe dem arauen
Haar. Beide Gestalt-ni in einem dichtverwachse-
nen Gartenreich, wo auf vielen gekriimmten stark-
gowipfelten Bäumen Umuengen Birnen und Aopfol
besch-aulich und friedlich der Reife entgegenträum-
ten, mo vani nackten rauhen Erdbo,d,sn nicht ein
Staubkorn zu erblicken war. 'ondern meit und weich
ein grüner duftender Teppich stch breitete. Der altie
Herr aber und die fülliae behaaliche Frau standen
weltversunh.'n bei den Meneukörben und saheti
nichts und hörten nichts als ihre Bienen.
Ehe KUnghart noch ein Wort mit deni Pfarrer
aesprochen l-atte, nach dem ersten Blick in seine gro-
tzen blauen sanften und verträumteu Augen wutzte
er, datz di^er Alte kein Prediger des Eiferns und
Wetterns s.^gsn Unzulästiges, kein Zürner lind Be-
kämpfer sein konnte. Der mochte nur vom Himmels-
srieden redon, nur mahnen und bittcn: Kindlein,
liebet euch untereinander.
/ Menschouliebe. Güte, Friedrn und Zufrieden-
heit waren an diesem Manne wie ein stchtbare»
Gewand.
Fast wollte es Klinghart als eine Erausamkeit
erscheinen, wenn er diofom allen AXanny mit ir-
-gend einer Mitteilung die iKreise seines Wohlbe-
hagens störte. Abex er wollte sich wenigstens M:r-
zeuQen, ob der geistliche Herr Kenntnis pon dem
närrischen Aberglauben im Dorfe babr und wie er
darüber denke.
Mit aufrichtiger H-rzlichkeit wurde er begrützt.
Die welkende blaugeäderte Greisenhand umschlotz
seine SLechte mit noch recht hrrz-haftcm Druck.
„Das ist aber eine unverholsfte Freude, lieber
Herr! Nachdem ich schon lsovvel des Guten über Sie
gehört, da war es mein innerster Wünsch, Sie auch
«öinmal in persoua kenuen zu lerneu. Wäre meinen
alten Knochen der Weg nicht fast schon eine Un-
möglichkeit, so hätten Sie mich längst einmail auf
Ihrem Berge gehabt. Wollen wir uns in die
Laube setzon... oder ziehen Sie die Stube vor?
Aber das denke ich nicht, schauen Sie nur einmal
heroin'in dte Laube! uit wahr, Nesi? Geh du und
hale uns was zu trinken, aber sei nicht knauserig..
seltene Feste wolleu eiuen seltonen Tropfen, nicht
wahr, lieher Gast? Sind Sie Naucher? Zigarrcn
oder gar diese mo'dcrnen Papierröllchen führe ich
«llerdings nicht. aber meine schöne Bösuchspfoise ist
immer gut im Zuge und mein tabacco ist kein
Kcrrtoffse'lkraut."
^Und ehe Kttnchari stch recht besinnen konnte,
satz er neben dem redselisen Alten in einer dichten
Gaisblattlanbe. hatte eine tange Pfeife im Munde.
feit Studententagett hattc er keine geraucht, und
Mutzte mrt dem Pfarrer die altmodWen Römer
zufammen'kliuLen laffen. Das Gespräch -führte die
beiden über Höhen und Tiofen in Weltenweiten
und erst äls er stch iiach einer guten Stunbr vcrab-
fchiodete, konnte Klinchart auf den eigentlick-en
Zwcck seines Bciuches ?.u sprechrn konim)2n. Er er-
zählte oem Geiftlichen seiu Gespräch mit dem Kern-
bauern, sHilderte ihm die verschiedenen Erfcvhrun-
gen auif feineim Wege zur Pfarre und bat um einen
Rat.
Der Hochwürdige lachte behaglich.
«Sle stnd wie die Kinder". sagte er heiter, „wie
die Knider. So ihr nicht werdet wie die Kindlein
... Nun haben sts ein fchönes SpielH.ma und sind
zufrieden. Einen Wetterinacher. einen eigen).'n Wet-
termack>er hat ihnen der liebe Eott geschenkt... nun
stnd ste sroh in ihres Herzens Einfalt. kein Haoel-
schlag, kein Wettersturm kann ste mehr treffen."
Als die Wetterlage dieses Sommers sich auch
weitechin so sünstig wis kaum fe in einem IaÄre
zuvor für die Gebirüler und ihre mancherlei Ar'
bett gestaltete. aewann der Glaube an dcn W-etter-
mach?r und seine Kunft und Gunst immer fesli-'re
Kraifl im Schorüläude.
Manch -einer der einfältigen Bauern gcwöhu^
sich, abends nach vollbrachtem Tagewerk noch ein-
mal nach dckm Horchschorn chinaufzublicken mit ei-
nem so dankbaren tbefühl im Herzen, dak es fan
einem Gsbete gle'chkam.
Vortsetzung folsi).
Humor vom Tage
Börsianerfluch. 100 000 Mark in Drillankn
sollste verjchlucken an der Schweizergrenz. und die
Cholera sollste bekommen zwlschen Basel und W'N-
terthur. (Iuaend.)
,riK
„Ich künnte mir aber Lasen vorstellen, in denen
es göfäbrlich werden dürfte. der Bauern Spielzeug
zu sein', erwiderte Klinghart nachdenklich
„Dci meinen Bauern nicht, liober Herr Proses-
sor", beruhigte der Pfarrer. „Sie 'können mir ülau-
ben, denn ich kenne fie feit 36 Iahren. Und na-
türlich", setzte er «ifrig hinzu. «wierde ich gosen ih-
ren Unsinn von der Kanzel aus zu Felde zieheu."
Klinghart versuchte es, bevor er den Heimwct
antrat, auch noch einmal mit dem Lehrer des Dor-
fes. Aber dieser, zugleich Küster und Orsanisü war
gewitz noch drei oder vier Iahre älter als der Psar-
rer und ^in söhr langsamer. bedächtlger Mami.
Er vcrteidigte den Bauernglauben. dem er vjel-
bslicht ftlbst heimlich zuneigte.
„Sie meinen nicht. dcrtz Ihr iib-rnatürliche
Kräfte l-abet. Nicht für Enaef oder Teufe'l hallcn
sie Euch. Aber es gibt ja in unserer Zeit in je-
dem Iahre soviele neu.e wunderbare EvsindmiÄ-'n
Die Mcnschcn ftchren in Wagen ohne Rotz und
Dampf. die Mensck>eii sprechien mit einander von
einer Stadt in die andere, die Menschen fliegen
wve Adler. Marum soll es ihncn fetzt nicht möslim
geworden fein, das Wetter nach Ihrem Wunsa?
zu rcgicren? So meinen die Bauern. Herr."
Kliichart aber gsdachte schwergend des uralicn
Maunes vor dl.-r Miihle, nabm mit stillem Läch-'ln
Abschied und stieg in die Berge euipor.
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Dcr 14. Deutscho Handlungsgehilsentag
in Lcipzig ocrnnstaltetc für die 15 000 gesallcne
Aiitglieder d»es DH.N. nm Bolkerichlnchtnenrma
eine Gedächtnisfei-cr. Bei den Berntunüä
wendct M der erste Ncdncr. Werncr H er n e
inn n n, gcgen die ..von Gewinn.a-ier gechr2
heinimmgslosc stir a uc n n r l>e i t m 1>tannerl>..u
scn ^olncnde E,ltschlies;ung wurdc ansenonnmcn
'„Ter 14. Dcutsche Hnndlnngsgehilfentag ist vo
der U'.b-rzcugunI durchdrungen. dan Männer u i
Frauen iin Gemeinfchastsweien eigeniwertlge Aus
gad.n ,zu crfiillcn hcrden. die sich aus die Wesens
ungleichheit der beiden Gcschiechter grund.ir
müsse. Der Zusammenklang Äieser LLe-ensunslcich
heit vcrbvrge ein wahres und daucrndes Glück sü
das Lolk, und darum mu« allen Vevuchen «ino
wirtsthlrftlichen Eirtwickung entgeacngewirkt wer
dcn. dic 'Männer und Fräuen untor Mifjachtung ih
res Wesens aleichartig behandelt. ste so an dcr Er
füllung ihrer natürlichen Aufgaben im Le-ben de
Lolles bindert und die Frau 'aus,erdem für dr
Muttcrschaft unscchig inacht." ^ .
AIs zweitcr Nedner sprach der Verbandsvor
stcher. Hans B e ch l y-Hcmrburg über d.'n n a t i o
nalen Gedanken nach der Neoolution. der-stch un
Mer mchr zrl einem erhebenden Dekenntniswvr
des Glaubens an die Zufunft des dentschen Vol
kcs gefteiaert habe. und hellte in scharsem Ausbli
und packeuder Darstellu-ng dic Zusammenhängc aus
dic das Tchicksal/unstres Vo.kes mit dam Schicha
icdes einzclnen in seinom Beruifsleben verbindet
Die tausendköpfige Decammlung stimmte darau
„Deutschland, Deutschland über alles" an.
Mit der einsrimnligen Annahme der folgende
jm Auszug wiedersegebenen lLntschlics;mig und ei
nem Schlustwort vo', F rrvhm-Hambnrg fand di
Tagung ihren Abschluk-
. Zn der Entschliekung hcis;t cs: „Der 14. Deut
jche Handluttgsschllscntaa glaubt troü des Zusam
'menhruches des alt?n Leutschen Neiches an die Z u
knnft des deutschen VoUes und die Wieder
aufrichtuna eines starkcn deutschen Staates
der alla Drüder umfasten wird und erblickt in de
fochischj.m und stttlichen Kräft'en des Volües ejne
unentbchrlichen Antrieb für Len Ausbau. Darm
will cr die Wahrnng rmd die bewusste Gr.ftaltnn
des deut'chen Volkstums. Nicht durch Arrsschaltun
des Vcilkstums gelangt man zum M«n.schm.tmu
sondern durch die Entscrltung der völkischen Eigen
arten. Die Völker stnd die tragenden Säulen de
'Menschheit.
Der 14. Deutsche Handlungsgohilfentag erblick
in einer aus dieser Weltanschauung erwach'ene
allgenreinen doutschen Arbeitnchmerbeioegung, di
unter Fernhaltung aller künstlichen Gleichmacherei
HÄstrcbungen den in ihr .zusammengosck-lostenen Be
rujfsgruppen volle Freiheit zur berustichen Eiseu
entwicklung gewährt, die deutsche Kraftquelle fü
die geistige Gesundung unferes ganzeu Volkes. D'
Htandlungsgehilfentaa bctrackitet einen für die Er
richtung diefes Zielos zu fchaffenden organisatori
fchen Zuistmnmenschluk der Ängestellten- und Arbci
lerbMegung als erstrebenswerten Fortschritt."
* Dao diesjähv.ge Kriegeabgabegefch. mib dem
— neben der Krb'gsabgabe vom VermögensM-
wachs — die Kricgsgewinnbesteuerung ihren Ab-
'schluk gefunden hat. Lrhöht die Besteuerung des
Mehrgcwinns im 5. Kriegsgeschäftsfahr gegenüber
b«r des 4. KriiegsgefchSftsjahres noch um ein Er-
hebl.ches: das Eefeh weift Steuxrsähe auf. die man
in. früheren Zeiten nicht für m'öglich gehalten hätte.
Bei der Füüe von Steuergefetzen namentlich aus
der letzten.Zeit ist es nicht nur für den Laken. son-
dern auch für den Iuristen ke:n Leichtes. stch in der
ckvTnplizierten Materie zurechtzufindcn. Mit Rück-
stcht darauf briugt die C. H. Becksche Berlags-
buchhandlung. München. ein Büchlein heraus. das
'zwei bestens bekannte Steuerfachmänner in sachkun-
diger und erschöpfender Bearbeitung herausgeben.
auch eingangs einige Tabellen. die die Krvegsge-
winnsteMr in ihrem Zusammernhang darftellen. sie
nach Eegenstand. Bemestungsgrundlagen. Stouer-
fah usw. einteilen urid gewist jedem Benützer fehr
willkommen sein werden. Die Ausgabe wird bald
allen beteiligten Kreiseu ein wertvoller. unentbehr-
kicher Berater sein. Sie ist als 6. Bcindchen inner-
halb der von Dr. Rheinstrom herausgegebenen
Sammlung von .Kriegssteuergesetzen" erschienen
und. wie se'we Vorgänger. auch mit ausführlrchem
Cachverzeichnis versehen. Der Band koftet 4.50 Mk.
* Reichssteuergesche 1819. In der bekannten
roten Bcckschen Sammlung von Textausgaben
Doutschcr Ncichsgeseste liegcii nun auch die eben in
Kraft getretenen neuen Neistssteuergefehe 1919 vor.
Der Baud enthält 1. das Gcset; über eine aukeror-
deutl che Kriegsabgabe 1919: 2. die Kriegsabgabe
vom Dermögenszulvachs: 3. das Gcset; gegen die
Kcrpitalflucht: 4. das Erbschaftssteucrgeset;: 5. dre
Tabatsteuer: 6. die Spieltartensteuer und 7. die
Erunderwerbsstcuer. Diese ncuen Gesestr ziehen
wciteste Kv-'ise in enge Mitleidenschaft'. zumal das
ncue Ne chserbschastssteuergeset; ist infolge der Aus-
delinung dcr Steuerpflicht auf Beerbung von El-
reni. Grokcltcrn und Ehegatken für viele Familien
oon einschneidender Bedeutung: die Veranstaltung
der vorliegenden Textausgabe kommt daher einem
weitgel)enden Bedürfnis entgcgen. Wie den frü-
heven Bändchen ist auch diesem zur schnellsten
Orientierung ein Sachverzeichnis beigegcben. Der
Dand kostet 3.50 Mark.
Badische Politik
Parteitag der Deutschnationalen Volkspartei
Der Parteitag der Deutichnationalen (christli
chen) Volkspartei in Daden saiid "in dex kleinen
Festhallc in Anwesenheit von etioa 400 Vertretern
statt. Drn Dorsist fübrte Nejchstaosabgevrdnetcc
Düringer, der in oer Deleaierteusthung auch
zum Lanjdesvorsttzendrn srwählt worden war. Dü-
ringer u-ar rmch erster Hauptredner Er sprach, lr j
„Südd. ZkZ.", übcr die polilifche Dildung
uud füHme zunächst aus, -dak bei unferom politi chcn
Aufftieg politische Begabuna, Bildung und Klu.^
heit zu vermissen war. Visiliarcks Politik hahen
wir verlassen und eine Bündnismöglichteit i' tj
England versäuint. Jetzt sucht man dcn Schuldig -r
am Kriegr. Darin livgt oin Mangel an politijche d
Denken und po,litisä>er Klu>Ä)eit.. Unsere Geancr
wcrdcn stch über unsece objektive Wahrheitslie s
lustig machen. Der Nedner warf daun die Frn e,
nuf, mas verlangt die Gcgonwcrrt und " " ' '
Vom Landtag
Jn der heutigeu Sihunq wird der Landtag Prä-
sidenten- und Ausschukwahlen vornehnien. In ver-
schiedenen Blättern ist vermuM worden. dak auch
die Wahl des Sta?atspräsidenten stattzu-
finden habe. Die Annahme ist unrichtig. da
.der Staatspräsident auf die Dcmer der Laudtags-
periode gewählt wurde. Diese läuft aber noch bis
1923.
Ueber die Veschaffungszulage der Be-
amten und Staatsarbe-ter dürfte sich der Landtag
heute noch nicht schlüssig rverden. Am Nachmittag
wird der Haushaltungsausschuk sich noch-
mals mit dieser Frage beschäftigen und die endgül-
tige Stellungnahme des Landtags diirfte -crst in
emer am Mittwoch vormittag stattfindrnden ösfent-
lichen Sitzung crfolgen.
Die Deutsch-Demokratische Frak-
tion hcrt sich nach Beginn der neuen Sitzunas
periode neu gcbildet. Sie roählte als 1. Schrift-
führer den Abg Dr. Leser. als Schahmeister den
Abg. Masfa.
Zntcrpellationcn und Ansragen
Von der demokratiicheii Partei sind eine Inter-
pcllat on und mehrere Ansragen eing-.'gangen. von
^'en stch die erstere mit dcr möglicherweise eintre-
^ ->en Ei n ste l l u n g der Zahlungen dcr
Neichsvermögrnsverwaltung sür die Derz nsung der
für Kaserneubauten ausgewandten Gelder üadischer
Städte. ll-tztere u. a. mit der Aufbebui-g d:r Le-
derzwangswirtschaft und Maknahmen gegen das
Sch -ebertum besassen.
Aus Vaden
Der bad. Oberrat dcr ZsTaeliten
hat vor wenrgen Taaen eine Ausp.'ache an die An-
gehörigen der bad. Landessnnoke eraehen lasten,
die sich mit den Nassegogensätzen: vor allem
Fr^ed': L6>m sur Zeit stark auftal-ch/.eden Antise-
sparteicil mitismus bef-akt. Die Ansprache konmit zu-
Hier ist vor allen Dingen der innere
notwr- ndig. Wenn aber die R-egierungspartei
die Bchorgnis aussprechen, dak dieser von uns g>.-: 'iächst auf 'den vöelsach eriabenen Vorwuvs zurück.
stöckt werde. dann sagen wir. wir si n d keiiU datz die Zuden an dem Zusammenbr-ch Deutsch
d": -a^d-di« Sch-lld I°in>- i, d--
-monarchiche Regierungsform der Repub.'ik vvr - oder einer Lan^e.-regierung einen ISitz
zrcchen, entspricht unserer Ueber-'mgung. Geg ch Latte und auch keiner nur zum uutersten Grad des
e-ne unfäh iüe Regieruua weroen wir mi > Eischen Doanitentums üder der, Militarh-erar-
^ann »°-st d°r 0d°--°t d»-
das die Deutsckmcrtionale Partef sich gosetzt hat u d
bat, dak die Versammellen die Arbeit Ler Pari i
unterstützen mögen zum Heil des ganzcn deutsch ck
Dolkcs Dcr Redner erntete für seine Ausführui-.
gen sbür.nischen Beifall. j
^'.rofenor Dr. Hötzsch sprach übcr Deutschi
a'.'f hin, dab die Juden, sorveit sie sick, unter don
kommunistischen Führern bcfinden, auf
ihre Glaabensgemeinsch.rst ncht di-e geringste Rück-
sicht nwhinen und vor allem keine Iuden h in-
1 evsich gähaibt hättcn. Die Ansvrache rvarnt vor
Innd tellungiiiderWclt. Er stellt eder Veranstaltung von Judenpogromen in Deutsch-
dcübei Forderungen auf' 1. gründliche Refoi
unferes auswärtigen Dienftes. 2 Revifton dcs
Friedensvertrages von Versaillcs. 3. Aufbau un
serer weltwirtschaftlichen Baziohungen. 4. Vo.rbe
reitung und Unterstützung der Eerinanja Jrredent
5 Wcchrung des Zusammenhanges mit Rukland
6. Eine kluge. weitschauende Politik gegenüber dcir
Vereinigten Staaten. Auch dieser Redn"r erntet,
wävmsten Beisall j
Qaiidtagsabg-eordneter >M au e r-Karlsruhe sprach
über iunerp o l i 1 i ^chö Aufgaben. Er ei-
land, die unserem'Dater^and auch nicht helfcn
lönnten. Sie bezeichnet dann als eine Hauplso^
derung in die'ser Zeit die inners Einigkeit
jdex Judenschast. bezeichnet es aber auch als u n.
iittlich, m'.nde-stns aber als unanständtg'
wenn in dieser Zeit der aNgemeinen Not «vuch
manche Iuden .in Bezug auf Kleiduug uno
Schmuck, scw>e sonstige Lebenshaltung ü b ertr i e-
denon Oufwand machm. Der Schlutz dec
läuterte die Politik, di> die Fraktion der D-utsch- Ansprache enthält ein Eedenlwort an bie sesalle»
uationalen Dolkspartei im badifchen Landtag v
treten hat. Dlese Politik ent'pricht den Rlch'Mnu r
der Dcu1schivationa>en. Es ist «ne Politir der.O
pasttiion unter Wahru'ig pofitiri.'r Ziele.
Jn der Aussprache verlrngte Ingepieur Cle-'
m a n t-Lahr. das; sich die Partei der Arbeitersch' L
annehme. Bürgermeister Rupp-Neihen sprack a'z
Landwirt der Partei feine Sympäthie aus. Frau
R ich te r-Heidelbera richtete begeisterte und be-^
geisternde Worti: an die Bersannnlung. StiL-iosus
Gutsche-Höidelberg überbcachte die Erütze der
Heidelberser studentischen Gruppe. Das Schluß-
wort sprach Landiagsabgrordneter Habermehl-
Pforzheim, der die Parteifraund' zu veger Mitar-
beit ausporderte. Mit den Wotten: Deutschland
Deutschland über all^ schloß. schloß er den Partei-
tcrg.
-ien Maubenckbrüder und schlietzt mit der Aussor-
^erung. dafür su sorigeii, datz di-e zurückkehreuden
Kriegsgefangenen in der Heinmt nicht mvralrschen
Zusam'menLriich und ödes Genutzstrckben. soadern
>/.n geordnetes und reiches FanMienleben, Zuver-
:'-cht und Hoffnuagsfreudigkeit vo.linden.
* Deutfche liberale Bolkspartei Mannheim. Mor-
gen. Mittwoch. halb 0 Uhr. spricht im politischen
Semi-nar Eeheimrat Mathy über ..Die Politik
Englands in Zrlands". Eäste sind w'rllkommne.
Der Zahresbericht dcs vadischen Grwerbc-
apssichtsamts
für die Kri-egsjahre 1914—1918 ist erschienen. Lin-
leitend ist derjenig-«' Beamten gedacht. die das
Eewerbeaufsichtsamt verlor. Zu den neu entstan-
dencm Aufgaben des Amts gehörte die Prüfung und
Begutachtuna der Gesuche um Zurückstellung. Be-
urlaubuug und Entlassuna aus dem Heeresdienst,
Mitwirkung bei der.Verteilung von Heeresliefe-
rungen. Auskunftserteilung an militärische Stellen
u. a. m. Was in dem Iahresbrricht im allaeme^-
nen mitgeteilt wird. ist eine anschauliche Kriegsge-
schichte unserer Industrie.
Daß d-e Umstelluua dcx Produktio.i im Lande
mit aroßen baulichen Ncränderunaeii vertnüntt
war. eraibt sich aus der zahlcnmäßiacn Uebcrsickt
über dre beautachteten Bauaesuche. Dic BcautaL
luna aab dem Gewerbeaufsichtsamt Eeleaenbeit
die melfachen Kenntnisse. die sich die Beamten
leaentlich der Betriebsbesichtiauna'n ancianeien
beim Entwurf anzuweuden. 7>edem Industricllen'
der zu bauen beabsichtiat, muk empsohlen werden'
vor der Planleguna mit dsm Gewerbeaufsichtsamt
in Fühluna zu treteu. das ihn auf manche t"ch.
nische Verbesseruuaen aufmerksam machen w ro
Der Bericht befasst sich weiter mit dcr Laae der
Jndustrie- und Eewerbearbester roährend des Krie-
aes. mit dem Arbeitsersot; der Wehrfähiaen. Ar-
beit der Frauen und Iuaendlichen.
W« in de» früheren Iahresberichten. fo wird
auch im vorlieaetthcn e^ne Neihc von Unfallen
in anschaulicher Weisc beschriebcn. Diese erford'r-
ten zahlrciche Vorschriften zur Verbesseruna drr
Anlaaen. aber es ist 'mi Bericht klar ausacsproch.'n
daß es mst di-esem allein nicht aetan ist. daß viel-
m.hr im Arbe tcr selbst Dcrständnis für die
Cchutzeinrrchtu, naen und ihren Eebrauch qe-
wcckt werden muk-
Leider ist es nicht möalich. die vielen wissens-
werten Ausführunaen hmsichtlich der Lohnbewe-
gunaen. dcr .Tätialeit der Kriensanstsstelle mjt
ihreu Frauenreferaten und Fabr kpfleaerinnen. dcr
lliiterbrinauna und Massenspeisuna von Arbeitern
und dcr Krieasbeschädiaten aenauer auszufüi-ren.
Es muß auf den Ialiresbericht selbst verwftftn wer^
den. der msbesondere snr die. welche sich spciter
mit den Wirkunaen des Krieges auf die Hejmat
befass-:ii. voii aroßer Wichtiakest sein wird.
^ Zur Vckämpfung der Tubcrkulose hat d:r
Vorstand Ler BaL. Äierztekamimer in einem Rund-
schreib.-n die Aerzte auf die Veachtung der Mel-
depflicht der Lungen- und KehlkopftuLerfuka e
bingewi-cken. Dieser Meldepflicht unterliegcn ülle
Fälle, bei denen cs fich um Erkrankte handelt, die
mit Rückstcht auf ihre Wohnungsv.'r7)Mnisse jhre
Umgebung hochgradig gefährden. ferner, wenn es
sich um die Erkrankuug an Lungen- und KehlkoPs-
jchwindsucht bei Personen Hande7t, die in einer
Schule oder Erziehungsanstalt wohnen und-durch
Teilnahme am Unterricht ihre Umgebung gWhr-
den.
Gerichtszeitung
Mannheim, 18. Okt. De-r Aufruhr rn Neu-.
lukheim. wegen der TabakbeMagnabme rmude
vc-m Schwurgericht verhandelt. Jn Neulutzhclm
w'rd das Tabakstehlcn und -schiebcn im Grotzen
betrieben. Am 7. Nlai wurde der üandwirt Jo
hann Engelhorn, der eine Fuhre soschobeneu
Tabaks gefahren hattcj, verhaftet und zu gleicher
Ze^t von Eendarnren im Orte nach verschobenem
Tccbak Haussuchungen gehalten. Jnzwischen hotre
stch vor Lem Rathause eine grötzere Menge angr-
sammelt. Als der B'.iu!der des Vevhcrftetön, der Fa-
brikarLeiter Philipp Engelhorn, von der Verhas-
tung Kenntnis erhielt, kam er auch KUm Natbaus,
ve'i-te Lie Menge auf und stietz Drohungen gegen
dic EsnLavmen aus. In Anbötracht der crregten
Volksstimmung lretz man den. Verhafteten frei, der
bechlagnahmte Talhak wurde von der Mlenge wch-
genommen unL' konnte andern Tags nicht meifr
be'ogehracht werden. Das Schwurgericht verurteiUe
beide zu 1 Iahr 6 Monate, Gefängnis. Am 2n.
Auguft wurde wiederum Tubckk bechlagahmt. wo-
bei öbenfalls Widesstand geleistet, worden ist. Die»
serhalb wird sich eine gvötzere Änzahl Nestlutzhc.--
mer vor der /Straskammer zu verantworten haben.
— Den letzten Tasesordnungspunkt der Schww-
gerichtsperiode bildete wiederum erschaocrtcr
Landfriedensbruch. Der 20 Icchre aUs
Taglöhner Hchnrich Seibokd -crus Dkutzboch
batte fich an der Plünderung des Lagsrs von
Ereulch u. Herschler Leteiligt und eine Kisü:
Zuckev von 150 Psund weggeschlevvt. dre er dann
aui doin Bauplatz in I 5 verteilte. Für sckine
Mjulter bshielt er nur einen kleinen Tei-7 zuiück.
Bei ihm wurden mildernde Umstände zugeöilllgi
und Mr auf 6 Monate Gefängnis erkannt.
M Wolle nicht immer großmütig sein, aber gerecht K
8 sei immer. L
M MathiasClaudius «
Sonnenfinsternis
Noman von Elfe Stieler-Marstzall
Ovp^rigkt b^OretiileinüiLo. O.m-b.tt. lleipriL 1916
(17. Fortsetzunz)
Klinghart pber faate leise, datz nur Agathe ihn
verstand: „Das ist recht, hab mich nur sehr lieb. Zch
hab sonst kein kle'ines Kmd auf der Welt, das mich
Ueb bätte. Aber gesund hah ich dich nichlgemacht
Agatychen. Das hat die liebe Sonne getan, haft du
das nicht gefühlt?"
Und weiter ging er <rm Garten entlang, bis an
des GLineiudovQrstehsrs Haus, alber als er dokt
eintvrfen wollte, wurde ihm uiiversehe^is die
schwere Türe vor der Nase zugeschlcrgen, er fah ge-
rade noch eineii wirren sch-varzm Schopf und einen
schla-MPigen Weiberrock. Hören konnte er desto mehr
Er hörte, wie der seltien benutzte Riegel Irot; sei-
nes quietschenden Sträubeiis rrustvoll zugeschooen
wurde. Und weiter hörte er eine gellende Weiber-
stimme schinipfcn:
„Hier ist kein Schnapshaus. das osten steht für
jeden, der hergelaufen kommt. Und gar ein Hexen-
meisli.'r und solches Esstndel, has ketner kennt ünd
das von ewr weiß woher stch j,ns Dorf zieht, soll
ubsr mcine Schwslle keinen Weg finden..."
UM in -der Ton-art schallte es noch hinter dsm
'Hochichornnianne her, der entsetzt von dann/en sing,
em tiefcs Bedauern siir den Kernvauern ustd sein
Kind im Herzen. Die Schuliusend aber, die treu-
lich m-it ihm zos, jubrlte wie bel etncm Fest und
scmg der schlimmien Bäuerin Spottv,erse.
Klinhart ließ stch den Weg zum Pfarrhause
wechcn.
„GottsöibeiuttS, Satan. Hexenmeister, Gesindel
... was sür Naimen wird dsr getftliche Herr für
Mich haben?" Lachte er lächelnd.
Die alts kleine Kirche las mit dem Pfarchaiuse
M»er dem Dorf auf einem grünen. Hügel, der mit
Heckenrosensträuchen und Haselmitzbüschen weich
und UeVlich eingedeckt war. Das weie Haus, darin
der Pfarrer vom Schorngrund wohnte, epchien
Klinghart wie ein Cedicht oon Chamisto öder ein
Bilid von Ludwig Richtcr. Wenn. was er drinnen
finden würde, dem Gchäuse ähnlich wäre, möchte
er fich auf drn Besuch bsim Hoch-wurden beinahe
freuen.
Er tvat über >eine ties ausgctretcne Schwelle in
einen kühlen Flur. Feierliche Stille herrschte hier,
durch die hrumme-lnd eine gros Uhr irgendroo ihr
gleichniciigös Ewigkeitslied fans. Um den fremden
Kömmling kümimerte sich niemand. Er klopfte
roihum leise an die Türen, die er fand. Doch nir-
gend hat fhn eine Stimnie leinzutreivn.. Da steckte
einer von den Schulhubcn, die vor der Haustüre
wie eine Ehrenwache aufsezogen waren, den L.lon-
deii Strohkoipf ducch den Spcnt und rief: Jhr wer-
det müsten hint.'N in den Gartciir-gc'hen. Der Herr
Pfarrer und die Resi werden bei den Bienen sein."
«Zeig mir den Wea", sagte Klinshart. Und der
Buh hnschte 'auf nackten Sohleu lautlos wie eine
Eiidechse vor ihni her.
Klingharts Künstlerauüe sah einen neuen Lud-
wig Richter, echter noch und trauter als den «rsten.
Einen feinen blassen Weikhaarigen mit Sämmet-
läppcheu und langer Pfeife... eine rundliche mol-
lige HaushLilterin in sauberer heller Eiowandung
mit einer weitslügeligen Hcmbe dem arauen
Haar. Beide Gestalt-ni in einem dichtverwachse-
nen Gartenreich, wo auf vielen gekriimmten stark-
gowipfelten Bäumen Umuengen Birnen und Aopfol
besch-aulich und friedlich der Reife entgegenträum-
ten, mo vani nackten rauhen Erdbo,d,sn nicht ein
Staubkorn zu erblicken war. 'ondern meit und weich
ein grüner duftender Teppich stch breitete. Der altie
Herr aber und die fülliae behaaliche Frau standen
weltversunh.'n bei den Meneukörben und saheti
nichts und hörten nichts als ihre Bienen.
Ehe KUnghart noch ein Wort mit deni Pfarrer
aesprochen l-atte, nach dem ersten Blick in seine gro-
tzen blauen sanften und verträumteu Augen wutzte
er, datz di^er Alte kein Prediger des Eiferns und
Wetterns s.^gsn Unzulästiges, kein Zürner lind Be-
kämpfer sein konnte. Der mochte nur vom Himmels-
srieden redon, nur mahnen und bittcn: Kindlein,
liebet euch untereinander.
/ Menschouliebe. Güte, Friedrn und Zufrieden-
heit waren an diesem Manne wie ein stchtbare»
Gewand.
Fast wollte es Klinghart als eine Erausamkeit
erscheinen, wenn er diofom allen AXanny mit ir-
-gend einer Mitteilung die iKreise seines Wohlbe-
hagens störte. Abex er wollte sich wenigstens M:r-
zeuQen, ob der geistliche Herr Kenntnis pon dem
närrischen Aberglauben im Dorfe babr und wie er
darüber denke.
Mit aufrichtiger H-rzlichkeit wurde er begrützt.
Die welkende blaugeäderte Greisenhand umschlotz
seine SLechte mit noch recht hrrz-haftcm Druck.
„Das ist aber eine unverholsfte Freude, lieber
Herr! Nachdem ich schon lsovvel des Guten über Sie
gehört, da war es mein innerster Wünsch, Sie auch
«öinmal in persoua kenuen zu lerneu. Wäre meinen
alten Knochen der Weg nicht fast schon eine Un-
möglichkeit, so hätten Sie mich längst einmail auf
Ihrem Berge gehabt. Wollen wir uns in die
Laube setzon... oder ziehen Sie die Stube vor?
Aber das denke ich nicht, schauen Sie nur einmal
heroin'in dte Laube! uit wahr, Nesi? Geh du und
hale uns was zu trinken, aber sei nicht knauserig..
seltene Feste wolleu eiuen seltonen Tropfen, nicht
wahr, lieher Gast? Sind Sie Naucher? Zigarrcn
oder gar diese mo'dcrnen Papierröllchen führe ich
«llerdings nicht. aber meine schöne Bösuchspfoise ist
immer gut im Zuge und mein tabacco ist kein
Kcrrtoffse'lkraut."
^Und ehe Kttnchari stch recht besinnen konnte,
satz er neben dem redselisen Alten in einer dichten
Gaisblattlanbe. hatte eine tange Pfeife im Munde.
feit Studententagett hattc er keine geraucht, und
Mutzte mrt dem Pfarrer die altmodWen Römer
zufammen'kliuLen laffen. Das Gespräch -führte die
beiden über Höhen und Tiofen in Weltenweiten
und erst äls er stch iiach einer guten Stunbr vcrab-
fchiodete, konnte Klinchart auf den eigentlick-en
Zwcck seines Bciuches ?.u sprechrn konim)2n. Er er-
zählte oem Geiftlichen seiu Gespräch mit dem Kern-
bauern, sHilderte ihm die verschiedenen Erfcvhrun-
gen auif feineim Wege zur Pfarre und bat um einen
Rat.
Der Hochwürdige lachte behaglich.
«Sle stnd wie die Kinder". sagte er heiter, „wie
die Knider. So ihr nicht werdet wie die Kindlein
... Nun haben sts ein fchönes SpielH.ma und sind
zufrieden. Einen Wetterinacher. einen eigen).'n Wet-
termack>er hat ihnen der liebe Eott geschenkt... nun
stnd ste sroh in ihres Herzens Einfalt. kein Haoel-
schlag, kein Wettersturm kann ste mehr treffen."
Als die Wetterlage dieses Sommers sich auch
weitechin so sünstig wis kaum fe in einem IaÄre
zuvor für die Gebirüler und ihre mancherlei Ar'
bett gestaltete. aewann der Glaube an dcn W-etter-
mach?r und seine Kunft und Gunst immer fesli-'re
Kraifl im Schorüläude.
Manch -einer der einfältigen Bauern gcwöhu^
sich, abends nach vollbrachtem Tagewerk noch ein-
mal nach dckm Horchschorn chinaufzublicken mit ei-
nem so dankbaren tbefühl im Herzen, dak es fan
einem Gsbete gle'chkam.
Vortsetzung folsi).
Humor vom Tage
Börsianerfluch. 100 000 Mark in Drillankn
sollste verjchlucken an der Schweizergrenz. und die
Cholera sollste bekommen zwlschen Basel und W'N-
terthur. (Iuaend.)
,riK
„Ich künnte mir aber Lasen vorstellen, in denen
es göfäbrlich werden dürfte. der Bauern Spielzeug
zu sein', erwiderte Klinghart nachdenklich
„Dci meinen Bauern nicht, liober Herr Proses-
sor", beruhigte der Pfarrer. „Sie 'können mir ülau-
ben, denn ich kenne fie feit 36 Iahren. Und na-
türlich", setzte er «ifrig hinzu. «wierde ich gosen ih-
ren Unsinn von der Kanzel aus zu Felde zieheu."
Klinghart versuchte es, bevor er den Heimwct
antrat, auch noch einmal mit dem Lehrer des Dor-
fes. Aber dieser, zugleich Küster und Orsanisü war
gewitz noch drei oder vier Iahre älter als der Psar-
rer und ^in söhr langsamer. bedächtlger Mami.
Er vcrteidigte den Bauernglauben. dem er vjel-
bslicht ftlbst heimlich zuneigte.
„Sie meinen nicht. dcrtz Ihr iib-rnatürliche
Kräfte l-abet. Nicht für Enaef oder Teufe'l hallcn
sie Euch. Aber es gibt ja in unserer Zeit in je-
dem Iahre soviele neu.e wunderbare EvsindmiÄ-'n
Die Mcnschcn ftchren in Wagen ohne Rotz und
Dampf. die Mensck>eii sprechien mit einander von
einer Stadt in die andere, die Menschen fliegen
wve Adler. Marum soll es ihncn fetzt nicht möslim
geworden fein, das Wetter nach Ihrem Wunsa?
zu rcgicren? So meinen die Bauern. Herr."
Kliichart aber gsdachte schwergend des uralicn
Maunes vor dl.-r Miihle, nabm mit stillem Läch-'ln
Abschied und stieg in die Berge euipor.
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