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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

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Nr. 228-254 (1. Oktober 1919 - 31. Oktober 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0287
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Mittwoch, den 22

Zweiter Partertagöer Deutsthen volkspartei

Zweiter Berhandlungstag

Leipzig. 20. Okt.

Ain Conntag vormittag 9 Uhr rourde im grogen
Caale des Krystallvalastes' die Verhandlung des
zweiten Parteitages der Deutschen Vollsvartei fort-
gc',ckt. Abg. Dr. Le id i.g teilte nnt, datz 556 D e-
legierte zum Parteitag eingotroffen und sämt-
lich als abstinlmungsbercchtigt anerkannt siivd.

Die Programmberatung

Dr. Kahl iiber die staatsrechtlichcn Fragen

Als erster und rvichtlgster Punlt der Beratung
stund der EntwursdorG r u n dsäke der 2)eut-
schen Volksvartei, der vom Zentralvorstand voribe-
raten worden ist, auf der Tagesordnung.

Hicrzu crstattete zunächst Mg. Dr.-K a h l Bericht
ü'ber dis Programmahschnitte vom Staats-
.wefen. Er führte elwa iolgendes aus:

Der Aus-sangsvunkt unserer Evörtärungen ist di-e
Frase: Habcn mid wollcn wir den

Einheitsstant oder den Vundesstaat?

Der E i n he i t s staa t ist un s e r v v l i t is ch os
Ziel. Schon die geschichtlichr Entwilklung weist
dcuauf hin, datz sich unser Baterland von dcr Viel-
hcit von Einzolstaaten je länger je mehr auf Lcr
Linie des Etnheitsstaates entwickelt. Die Entwick-
lung drängt dazu um so mehr, als die K'leinstaate.
rel glel'chbedeuwnd mit vnserer volitlschen Ohnmacht
gewcsen ist. Wenn wir uns also heute zu einem
El-lhcltsstaat zu -entwickeln wünschen, so ist der
Hauvtgrund der, daü wir mit der Einheit eine
Bür-gschaft unferer Stärke haben wollen.
Aur in der Stürkung d'ieser Einheit^könrM wir die
Hoffnung scthen, wkder ciiie unserer Innereil 'Mach!
cntsvrechende äuhove Akachtstellung in der euroväi-
schen Konstellatioil zu eringen. Als S y m b o l und
Klaminer dieser Einheit erstreben wir die
Errichtung eines Volkekaisertnms.
(Braoo-Rufe). Aber tatsächl.ch erieichbar ist eben
der Eiirheitsstaat nvch nicht. Denn die Einzelstaa-
ten halten heute noch ihren Llnspruch auf sonder-
stcialliches Dcksein aufrecht, und das Recht dazu ist
ihrcn nicht zu bestreiten. Einen Zwang auf
sie auszuüheil. wäre nichts weiter alls eine neue
Nevolution. An Ä'iesem Zustand wird auch
daviUrch nichls geändcrt, dasz durch -die neue Verfas-
surg dcn Gliedlstaaten, fast alle Ncchte entzogen
snld, die man als Attribute tatsächlicher Sclbstän-
digkeit bezerchnen kann. Solange die. äuhere Jocm
noch besteht, mus; sie auch vom Standvunkte des
Rcchts anerkannt wcidea. Das ailt namentl'ch
von dsm Staatsgcbiet. Deshalb inüssen wir mit
aller Cn^gie der Z o r t r ü m me r u n g Preu -
hens entgegentretsn. (Lvhh. Vravorufe.)
Sie wird gefovdert von süddeutschen Kreisen mit
dcr Begvündung, eine Hegenronis dos vreuhischcn
Staates sei abzulchnen. Eins Zertrümmeruns des
Staatcs sehe auch von welfifcher un'd, ultramonta-
ner Seite aus. Hrer sage ich nur kurg: Hamiovcr
urd die Rhcinlaiide haben Preußen unendlich viel
zu dankcii. .Kein Hannoivcrancr und kein Rheinlänj-
deri kann mit gutem Eewissen aaftreten und sagen,
datz sckn Land'U'nter preutzlschi.'r Herrschaft zurückge-
gcngen sei. Die freie Entwicklnng ift inemals ge-
hemmt worden-. Was aber die Hegemonie Preutzens
anlangt,'so mag man dazu stehen. wie man will:
Seit der Reoolution kann — ich iage lerdckr! — von
eii-er Hegemonie Preutzens keineRede
m ehr sein. Sie bostand yr der Verbindung der
Prästdialgowalt des Deutschen. Neich.es m'it denl
vrcutzischen Köirigtum. Daini?, datz diese auihörto,
fiild sämtliche-Vcrfassungsrechte Preutzens .gcfallen.
Prcutzen hat ke'm Jota mehr Rechte als das kle'mste
deutschs Staatsgehfllde. So stnid alle Rufe .näch
Preutzens Zcrtrümmerung vöttig uirbtsründet.
Wrwn einmal der Zeitvunkt gekvmmen sein wird,
'datz Preutzen sich seVst in dem EinheitSsbaate auf-
löst, dann w'rrd man sagen kömren, datz Preutzen
in Wahrheit seiire geschichtlichen Missionen erfüllt
bcöben-wird. ^Bis dahin absr müssen wir es als
solbständ'iges Staatsgehilde erhalten. Bokennen
wir uns grund.äklich rum Einheitsstaat. so liegt
aus dox Folgerichtigkeit dieser Linie. datz wrv aun
anch eine Reichsgewalt fordern. die iir sich
st a r k und mit der notwendigen Zustän -
di-vckcit ausgcrüstet rst. Mir habem daher dte Zu-
stäiiid'rgkeit dsx Neich'sigvwalt aus voller Uoberzeu-
gui'.g mit erweitern helfen. Allerdings klingt es
heute wie Hohn, wenn nian jekt von einer starken
Reichsgowalt svricht. Abor woan auch durch dcin
Schinachfrieden allel^ das veriolrkt ist. wLL-hisher
ats Hoheitsgc-biet starker Reichsgewalt galt — um
so mchr habon wir Veranlassung, in mrseren; Pro-
gramm divse Hoheitsgebieto als^un^ 'ftiges
Ziel fcstzulegen und fostzuhalten.'^D^E^eben
dsn Glaubeii nicht auf, datz die Zeit komhien wird,
in der wir die Hand auf diese Gebiete w'rcdsr legen
köi-nen.

Ein BundeMaat ausgestattet mit möglichst star-
ker Neichssciwält rst also unser Ziel. Und da or-
hebl sich die Frage: Welches rechkliche Gewand,
wclche >Form soll dieseu Staat an sich tragen. Und
da :st dcr Ort, über die

Frage der Monarchie

herr v. Nichthofen hat sich in dor! Natioilabversamnr-
lung für berufen gchalten. uns zur Nechenschast zu
Z^hep wegon unserer Stcllung sur Monarchie. Er
hat'die fStirn gehabt, uns Eesinnungswech-
sel vorsuwerfen. Er hat bere'cts seine Zurück-
weisung evhalken. (Vravorufe.) Jch muh dre noch
eMinzen. Wenn eine Partei auf detm ganzen Ev-
dulrunde kein Necht hat, anderen Gcstnnungswcch-
s-el vorzuwersen, so P das zum allsrmindesten de r-
jenige Teil der D eino krat i s ch e n Partei,
der früher zur NatioilaMbsraleil Pa.rtei ge-
hörtel (Sehr richtig! und lcbhaftes Bravo!) Wir
ui'terschsidsu uns hier in eins.m feinen Vunkke des
Eefühls. M!ir können es nicht verstehen. datz man
his zum lektmöglicheil Augeilblük seine Küni.gstreue
versicherte uud sogar bis ins Knvpfloch Letätigte,
d.ch man aber dann vlvklich über Nacht seino Ge-
slimung wcchsolte. tsS^hr gut!) Und wenu Freiherr
v. Richthofen uns etwas hähnrsch fragte. welches
dciiii.unser Kandidat sei, so Lewerst er damit, däh
er nicht das geringlste Verstäirdnis für das bat.
was wir wolleir. (S:.hr vichtig!) vässe das,
was ich.über düe Moirarchie zu sagen babe, in
vier Punkten zusammen. Mr lehneir es evstena alb,
die gcschichtswidrige und frövole Kritik an dom ge-
schichtlichen Tatbestand der Mvnarchio mitzumachen.
Mer nur jc etwas von der Goschichte gelhärt und ge-
lernt hat, der wird irie beftreiten, datz dis vreu-
tzische.Monarchie in jahrhundertelanger Arbeit das
denlkbar Erötzte geleistet hat. Wir können rms nicht
t'.ennen von unserer geschichtlichen BergangLheit.
Ein Volk, dass seine ergene grotze geschichtlicho Ver-
gangeuheit verlougnet, hat auch keine grotze Znkunft
n'.elir. (Schr richtig!) Und cins sollte. man nicht
vergcssen. Die junge Renublik hat ihre besto Aus-
^stattung vgn dcm moilarchifchsn Staat crhalten. und
ste hättd ohne das übechauvt nicht bestchen köimen.
Wir veilangen doshaH, dätz man zum mmdesten
e-hrli.ch genng ist, unsere"grotze gcschichtliche Vergaw-
gcnheit zu respoktieren. Dre Repuiblrk ist <rls solche
mrtürlich auch fiir uns e'me legikimierte Staats-
form. Die Fvago 'rst aber, ob sie für Deutfchland
vätzt unld für uns gckbrauchsfähig ist, ob ste für uns
tatsächlich die durch die Revolution gegebene Dauer-
form des Staates ist und ob wir uns deshälb auf
die Rcpublik einschwören sollen. Das rst die Frage,
dic mir e n t s ch i e d e u vekneinen. Mir bal-
ten die Monarchie für die nach Mesen und Ge-
schichte siir Deutschlaird

am besten geeignete Staatsform.

Das (Schausvicl, das Schefdämann am 9. Naveiichec
duich Ausrufung Ler Repichlik gogsbeiz hat, ist
'i o >ch nicht das leKte Nrteil des deutschen
Bolkes übor seine Staatsform. (Lcbü. Büävorufe.)
Bcrläüfig ertragen wir die Revublrk als eins Tat-
sälis, an dev wir nichts ädnren können. Jn 'oiesom
Sinne stellen wir uns ehrlich und-loyal auf
den Boden des tatsächlich Eegebenen. ^

Wir wollen keine Gegenrevolution.

M'.v orwarten die Erfüllung rmseres Zieleä, von
der.sich immer mehr bilds-'.den ehrlichen Volksüüer-
zHUgung der Zukunft. Nun der dritto Punkt. Menn
wir auch an diö Znikunft der Mouarchrs glauhcu,
s-. e.rstr e >b e n wir n i ch t äine Wiederber-
stellung der m onarchischen K l e i n staa -
t e n. Gcmntz sind mit ihnen grotze Kulturwerte zu-
grunde gegaugen und leicht ist d've Trennung von
der monarchischen Kleinstaaterei nicht. Mir sind
nicht so undankba'v und geschichtslos, Latz wiv ver-
kennen, welche Knlturzentren die kleinen Roside-ni-
zen waren. Aber es kann in dem Berhältnis der
Fllrsten vonr Volk und des Volkos von ssinen FUr-
sten nicht alles in Ordnung gewesen sein, sonst hätto
der Abschied n'rcht so kurz sein können. Dio Wolt-
gcschichte lhat hiev einen Schnitt aemacht, eine
Wr -sd er k e h r dieser 'MonarchÄn ist nicht >» ö a-
l i ch, so schnrerzlich diese Erkenntnis auch setn mag.
Wollte ein Staat srch wieder eine monarchtsche
Form gcben, ein domokratischer Staat dürfte es
ihm nicht verwehreü. Mohl aber ist das nnser Zie-l,
das volkstüinliche deutsche Karsertum als
tSymbol und Earant der deutschcn Einheit.
(Lcbb. Beifall.) Dafür svrechen gsschichtllchs Nol-
lvondigkeiten imd dafür spricht unser Streben nach
dc-nl deutscheii Einheitsstaat. (Beifall.) Mir waren
ja auf dem bostoir Mege zuin v o lk s t ü m l i ch e n
Kaisertnm, weim nrcht ein pflichtverges--
sener Ne i ch s k a n zl e r in die Vahn dor. Ne-
pubM.gelenkt hätte. (Stürm. Beifall.) Dleses Ziel
wollen w'ir jetzt im Augenblick nicht sum Eegenstand
unserer Agitation machcn, es soll iiichl von heute
auf morgcin, verwirklicht wcrden. Jetzt steht Hvhe-
res auf dem Sviel: höher als die Staatsform
stoht uilS-d'as Vo l k. (Be'rfall.) Wer wenn die
Stunde für die Monarchie da ist, dann wlrd auch
dcr Monarch da scin. (Veifall.) Die Kalferfrage ift
uns nicht eine Personeilfrage, sondern elne (Schick-
salsfrage unseres Volkes, d're wir Eott und der
schlchte überlassen. (Stürm. Bchfall.)

Dies die äutzeren Mauer» sür das Retchcchaus, wle
wi.v es uns denken. Dann wird es rmis wiä>er seln:
sine liobe Ho'rinstätte des Friedens und dev Eerech-
tigkeit. Stürm'ischo Aeifallsklmdgcbungei».)

Der dcinekr/'ti'he ^l^7''ordnete Frei-

. Vorsitzender Senatspräsidont Koenige: Auch
das war elne grotze Stuäde Wtr versprechen
unserem Führcr. datz wir alles tun werden. um die--
ien Elldanken zum Steae zu verhelfen.

Auch dfe Nede K a h'l's soll gleich der Strese-
manns in Broschürenform herausgegeben werden.

Ueber Wirtfchaftsfragen nnd Arbeitsge-
^ ineinfchaft

sprach Abg. Vögler: Die Erundlage der deut-
schen Wirtschaft war dsr starke doutsche Staat
Schwache staatliche Gebilde können auch keine
starke Wirtschaft trciben. Das mögen sich vor allem
die Anhänger der Lostrennungsbestrebungen ge-
sagt scin lassen. Diö Nisse des Kriegps hätten ge-
heilt werden können. zum Bersten hat die Nevolu-
tion 'oas Gebüude gebracht. Das erste. was wir
fordern. ist:

Heraus aus der Zwailgswirtschaft

(Veifall.) Siä mutz das Schiebertum mit sich brin-
gen. sie verseucht uns alle. Mit Zwangswirtschaft
ist eine neue Vlüte unmöglich. Auch der sozialde-
niokratische Landwirtschaftsministev Braun ist jetzt
für dle freie KartosfelbiLwirtschaftung. Wäre die
Erkenntnis früher gekomMen. vieles wäre uns er-
spart geblieben. Sozialisierung wäre heute ein
Ausvertauf. der entweder den Bolschewismus oder
den Cntentekapitalismus zur Folge habe. Wir
lehnen heute jede Sozialijierung
a b. (Beifall.) Wo sind die beglückenden Gedan-
ken. die uns die Sozialdemokratie verheltzen hat?
Heute regiert die Stratze. Dä"niachen wir nicht
mit. Die Sozialdemokratie war gäv nicht die
Partei des hohen Ideals. sie war ir»r eiiie starke
Organisation im Nahmen des Neiches. Als die-
ses Retch mit Hilfe der Sozialdemokratis iii dre
Brüche ging. da g'mg anch die Sozialdemokratie in
die Brüche. (Sehr wahr!)

Nun zu den Arbeitsgemeinschaften

Veide Teile haben Opfer gebracht. Die Gewert-
schaften verzichtstsn auf alte Ladenhüter. Sollten
wir diese an sich wünschenswerte Entwicklung etwa
hindern? Und die Arbeitgeber gaben zu, datz wirt-
schaftliche und soziale Fragen 'gemrinsam mit
'den Arbeitern gelöst werder! mützt-üi. Von einem
Hineinreden der Arbeiter in die Betriebsleitung
ist natllrlich nicht die Rede. Gemeinschaftlich gelöst
werden nur Frageu. die allen odjrr vielen Betr'e-
ben geineinsam sind. Deshalb wollen wir uns be-
wutzt auf den Boden der Arbeitsgememschaft stel-
lsn. (Veifall.) Das wird gegenseitiges Dcrtrauen
schaffen. Die Arbeitsgemeinschaft erstreckt sich auf
idelle uud malerielle Fragen. Es ist ein ersreu-
ltcher Erfolg. datz auch die Arbeiter erkannten, datz
sie ein gut Stück Wcges niit d>m Arbeitgebern zu-
sammeugehen konnteu. Die Entseelung des Ärbei-
ters infolge der weitgehenden Arbeitsteilung kann
nur durch die Arbeitsgemrinschaft ausgeglichen lmr-
den. Die Arbeitsgemeinschaft müssen Werk- und
Betriebsgemeinschaften se!n. Der Arbeiter mutz
cm jedem Betrieü interessiert wlerden. Man sollte
dns Aktiengesetz nndern und die Klei.laktien ein-
führen. Auch weim dle Beträge klein smd.. wird
das Interesse des Arbe-ters an drm UHternehnlen
machsen. Auch die Lohufrage kaim dann vielleicht
in zufriedenstellender Meise geregelt werpen. Wir
denken an Pränlien für Qualitätsarbeit und an
die Aushändigung der Kle'naktie am Iahresschlutz
Die radikalen Arbeitergruppen lehnen die Arbe.its-
gemeinschaft ab: sie fürchten das steigende
Vertrauensverhältnis. Wir wollen die
Politik aus den Betrieben entfernen. d e Radita-
Üsn wollen die Betriebe politisicren. Das Be-
tr'ebsrätegesek in der jetzigen Form frs'-lich ist ein
Feind der Arbe'.tsgenieinschaft. Das wissen auch
die weitsichtigen Gewerkschafts'sührer. aber sie ha-
ben nicht den Mut. den Knmpf jetzt auszunehinem
Wohl aber erhofsen wir Gutes von dem Neichs-
wirtschaftsrat: die industrielle Arbeitsgeme'mjchaft
wird in -hn aufgehen. ebenso die Gemeinfchaften
des Handwerks. des Handels und wohl auch der
freien Berufe. Dann wird der Rat ein
Vertrauensparlament aller Berufe

sein. Wir fordcrn die W i e d e re i n f ü hr u n g
der Akkordarbeit in allen Veruien. Ob nun
das alles zum Auistieg sühren w:rd. wem.>ch nicht.
Aber Trübsinn bringt unr erst recht incht vor-
wärts/- auch die Suche nach Schuldigen nicht.
Schuldig ift dieses ganze Geschlccht. Das wird
die Eeschichte einst sagen. AÜsr huten wir uns
vor der Verachtung kommender Eeschlechter. D e s -
halb heran an die Arbelt. Das gllt fur
Kovf- und Handarbeiter: beide sind ä.lelch not-
wendig. 'Wenn die Arbeit erst wwder freudig
aeleistet wird. dann wird es auch.wieder betzer m
unscrem Vaterland werden. Wir haben diesen
Glauben. wir glauben an Dentschland mie an
Eott. (Stürmischer Beifall )

Abg Dr. Leidig ergänzt diese Ausführunaen
für 8m verhinderten Dr. Witthoefst: Wir stnd Op-
position. Aber nicht aus Sport. sondern um des
Vaterlandes und uuseres Eewissens willen. Mit-
telstand und Landwirtschaft sind an der Arbeit.
Das sind dis Pfsiler unseres neu'en Wirtlchaftsge-
bäudes.

Der Erstarkung unserer Laudmirtschaft
dient unser Agrarprogramm. Wir wollen keine
Zerschlagung des Erotzgrundbesikes. aber wir smd
keine Grotzgrundbesikerpartei. Aber wir wunschen
natürlich ein starkes bodenständiges Bau-
erntum. Wir sind auch keine Mittelstandspar-
tei auf eine bveite Mittelschicht kann kein Volk
ver'zichten. Die Schiffahrt. des deutschen Volkes
Stolz. ist uns genoynnen von den Feinden. aber
auch von der

Leichtfertigkeit des Volksverderbers,
der die R e i ch s f i n a n ze n und damit das deut-
sck>e Wi.rtschaftsleben leit-t. lPfuirufe.) Unser
Handel wird. wenn er sich frei betätigen kann.
wlseder emporblühen. Wir hoffen auch wieder auf
eine kolonisatorische Arbeit Deutschlands (Be-fall.)
D»e Frauen sind jetst gleichberechtigte. und
gletchvcrpflicht-rte Mitglieder. Wir danken den
Hausfrauen und Landfrauen für das Durchhalten
im Kriege. (Beifall.) Höhere Steuexn müssen
sein Aber man vernlchtv- nicht durch Unverständig-
ketten die Henne. die die goldene Eier legt. Auch
darum^

mu» der Drletant Erzverger verschwinden.
(Berfall) Wir glauben an die Zukunft unleres

Volkes. wir verzweifeln nicht. Dazu soll unser
Programin dienen. (Erotzer Beifall.)

Schnle und Kirche

. Abg. Gymnasialdirektor Dr. Boe.li,k spricht
über d»s Abschnitte Schule und Kirche im Pro-
gramm. Iekt herrscht der W i l le z u r Ta t auch
beim Bürgertum Es will eine Generatiion heran-
ziehen. beseelt von starker Liebe zum deutschen
Land und erfüllt von dem sesten Wilben. wiedhr-
aufzubauen. was jetst zertrümmert ist. Niemand
verkennt die grotzen Verdieckste der dmtschen
Schule. Aber eine nationale Schuld^war die
Ueberschäkung des rein I n t e lve k t ue l -
le n. Lernen wir an Frankreich. wo der Krieg
eine geschlosiene nationale Stimmung vorfand.
Durch unser Volk ging d'e Kluft vom sogen. Ge-
bildeten und Ungebildeten, wo doch 92 v. H. des
Volkes -durch dis Volksschule gehen. Das nuH
aufhören. Wir fordern daher als erste Forderung
unseres Kuliurprogramms

die nationale Einheitsschule.

(Beifall.) Nur sie kar.n die lang entbehrte und
Mmerzlich erfehnte nationale Vildungsemheit
bringen. Jn dieser Schule mutz der Eeist der Frei-
heit. der Arbeitsfreude. der Selbstverantwortlich-
keit und der Ehrfurcht vor unserer grotzen Vergan-
genheit herrschen. Ein Volk. das nach dijesen
Erundsäken handelt. kann nicht untergehen. Ge-
geniiber den atheistischen Anstürmen der Revolu-
tion wollen w.r die K o v fes s i o n s s ch ul e er-
h a l t'e n wo sije besteht. Wo die Simultanschule
segensreich wirkt. mag sie bleiben. Abcr wir inv
Westen und Norden können in diesem Augenblick
auf die Konsesslousschule nicht verzichten. mit zwei
oder drei Stunden Neligionsunterricht ist es in
dresen gefährdeten Bezirken nicht getan Wo Pri-

vatschulen bestehen, sollen sie geschükt werden als
I'eln. wo dcr Gcschichtsunterricht noch in alter

In

Weise srteilt wird und wo die Kindsr religiös und
sittlich crzogen werden. Dieser TeU des^Broaramms
hat entscheidende Vedeutung. Wir s^en im Chri-
stentu'.ii-eliieii Erundpsiciler deutscher Kultur. Das
trennt ubs von links und zeigt. datz nicht nur die
Deutschnationalen die Hüterin des frommen Kir-
chenglaubens ist. tBeifall.)

Die Frauenfragen

Frau Abg. P o h lm an n Wir Frauen werden
trot; einer unkerschredlichen Behandlung von Mann
und Frau in einem wichtigen Punkte für das Pro- .
gramm stimmen. Es wird von der Frau e'ms
ftrengere und härtere Vorbildung für die Beklei-
dung ron Aemtern verlangt- Da wir von allen
das Höchste verlangen. so erklären wir uns dam.it
einvcrstanden. zumal dih Frau ja für die Arbeit
inn ösfentlicheil Leben erst den Befäh'.gungsnach-
wers führen mutz Das ändert nichts an unserer
Forderung an die Partei. die volle Gleichberechti-
gung der Frau auzuerkennen. Wir können uns
jekt den Luxus der Kräfteverschwendung nicht lei-
steir. Wir Frauen sind aber nicht gle-ch bose. wenn
die Partei diese oder jene Forderung nicht ge-
währt. denn wir smd bei dieser Partei. weil sie
zugleich nat'onal und liberal ist. (Beifall.) Aber
wir wcrdeil dann unseren Einflutz um so stärker
geltend machen. (Beifall.) Wir bitten nicht. wir
fordiern. de:m was haben die Frauen im Wahl-
kampf für die Partei geholfen. Wir werden der
Partei auch weiter helfen. d.nn es bedeutet das
Wohl nnseres Landes.d ie hellere Zukunft Deutsch-
lands. (Grotzer Beifall)

Annahme des Progranuneiltwurfs

Es läuft der Antrag 'auf Eesanltabstiinmuns
iiber die Erundsäke ein. Die westdeutschs
Eruppe und die Vertreter Südde utschlands
geben unter grotzem Bsifall die Erklärung ab, datz
sie geschlossen sür diesen Antrag stimmen werden.
Rach längerer Eeschäftsordnungsaussprache, in der
wiederholt betont wird, datz die Erundsäke auch
mit Unterstukung der Partieifreunde aus d.em
Lande ausreichend vorbereitet worden sind, werden
die Erundsäke in der Gesamtabstimnlung einstim-
mig anqenommen. lStürmischer Beifall).

Vorsikender Eeheimrat Kahl: Das war ein
entscheid-'nder Deschlutz. Wir baben sekt ein ein-
stimnrig anseno.ininenes Programm. Jn Einzelira-
gen mag nicht volle Uebsreinstiminuna herrscheil.
Aber die einstimmig: Eesamtanahine wtrkt mit der
Wucht dieses Ereignisses. Dank allen, die
an de>m Gelmgen dieser mühsameil Arbeit so wackec
mitgeholfen hciben. Hoch Freiheit und Va -
terland! lErotzer BeifnN und Hochrufe).

Fortsehung der Aussprache
Nuilmehr geht die gestern Leaonnene poIiti -
sche Aussprache weiter.

Dah nMünchen: Wir haben vlele Au,trage
mit auf denMeg bekommen. Noch aus demZeutral-
vorstanv gingen wir nicht ohne alle Erleichterilng
hcraus. Aber ietst sind alle Bsd-nken gcfckstvun-
den. (Beifall). Die Broschüren mit den Noden un-
serer Mchrer müssen fo billig wio möglich siein. Sie
müssen in die lek:e Hütte. und zwar sofort, ^icht
erst in vier Wochen. Wären rmsere Führer ei n-
ma l so zu uns gekommen, fo wären wir nicht so
hilflos uiid sorgenvoll gEsen.

Abg. Dr. Mittelmann überbringt Erütze
aus Deutsch - Oestereich. Treue auch den
Deutschen im Süden. Nicht nur der Rhcin. auch die
Donau bis Pretzburg ist ein deutscher Strom.
Dao sanze Deutschland soll es feln. (Erotzer Bei-

^^Freiherr v. Bissin g-München: Wir habeir
jetzt allein in Minchsn 800 Mitgltzeder Wir tonn.
trn nicht in einer Partei arbeiten. m der Leute
wie Quidde und Hahmvnn den Ton an-
geben. Auf diesen Boden konnten wlr nicht treten.
dacher unser Beitritt zur Deutschen Volkspartei.

Hofstaetter-Dresden: Wir legen Wert auf
die Feststellung, datz auch nach den Erundsätzen

daS

Bekenntnis zur Staatsform erst an zweiter Stette
steht. Volk und Wiederausbau stelien voran. Wtr
wollen keine Wiederherstelluna des alten Ka ser.
Mlms. nicht die Monarchie der Verganaeicheit s^
dern ein Volkskaisertunr der Zukunst.



endeu Senatspräsident K oen tae tritt dte

ortagung auf Montaa ein.
 
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