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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

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Nr. 228-254 (1. Oktober 1919 - 31. Oktober 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0303
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Recht kommen mü'ntt M»
Vades in eiaener Rrki


Samstag, den 25. Oktober 1919

Mckblick aus den Parteitag
der Deutschen Volkspartei

Die Deutsche Voikspartei kann auf ihren
zweiten Parteitag. der sie nach Leipzig geführt
hal, mit voller Eenugtuung zurück-
blicken. Trotz der Häufung äutzerer Schwierig-
keiten ist eine außerordentlich starke Zahl von
Delegierten in Leipzig zusammengetreten und
hal damit von dem starken Wachstum der Par-
ter einen eindrucksvollen Beweis gegeben. Es
ist dem Parteitag gelungen, die gesamte Ta-
gesordnung zu erledigen. Der Erfolg dieser
Lcistung gipfelt in der Annahme der
Erundsütz e, die sich die Partei zur Richt-
schnur.ihres Handelns gemacht hat. Dieses
2tterk ist. dem Kopf des Parteitages nicht als
sertiges Gebilde entsprungen, es ist eine lange
Vorberatung vorausgegangen. Auch der Zen-
tralvorstand hat sich noch in stundenlangen Er-
örterungen damit beschäftigt, dem Programm
der Partei Eestalt zu geben. Aber alle diese
Arbeit hätte das Werk nicht zum Abschlutz för-
d;rn können, wenn nicht ein einheitlicher Eeist
in der Partei der sicherste Wegweiser zum ge-
mcinsamen Ziel gemesen wäre. Keine Eegen-
sätze von grundsätzlicher Bedeutung waren zu
überbrücken, kein Zwiespalt im Eeiste und in
der Ausfassung war zu überwinden. So konn-
ten alle Verschiedenheiten des Ausdrucks, die in
diesem oder jenem Punkte vorhanden waren,
-'n dem Eeiste des Erotzcn ausgeglichen werden,
d.m Abg. Dr. Kahl bei der Uebernahme des
Vorsitzes dcm Parteitag als das Eebot der
Stunde bezeichnet hatre. Die Deutsche Volks-
partei ist im Eeiste und in ihrem Mescn v o l l-.
kommen einheitli ch. Deshalb lonnte ihr
zucrst von allen Parteien der grotze Wurf
gelingen. Deshalb steht sie auch einig und
sest aus dem Grunde, in dem ihre Grundsätze
wvrzeln.

Das Prögrainm, das sich die Deutsche Volks-
partei auf ihrem zweiten Parteitag gegeben
hat, ist Richtung gebend für ihr politisches Haa-
dcln. Wendet man es aus die gegebene poli-
irsche Lage an, so wird sosort der scharse
Tr c n nun gsstr ich näch l inl s sichtbar.
Das V e k e n n t n i s z u m Kaiscrtu rn, als
der für unser Volk nach Eeschichte und Wesens-
art geeignetsten Staatsform scheidet uns von
denjenigen Parteien. die in der Republik eine
ihnen heilige Errungenschaft dsr Revolutioir
seben, es scheidet uns von Sozialdemokratcn
und Dernokraten. In Kulturfragcn zeigt sich
dieselbe Scheidung der Eeister. Die Vetonmnj
der nationalen, vom christlichen Eeiste durch-
drungenen Erundlage unserer ganzen Kultur
bringt uns in schärfsten Eegensatz zu denjeni-
gen Parteien, die dem verwaschenen interna-
tionalen Gedanken huldige« und die damit die
politische Entwicklung unseres Volles auf das
V^rhängnisvollste beeinflutzt habeu. Nicht min-
der zeigt sich der Eegensatz aus dem wirtschaft-
'lichen Eebiete, auf dem die Demokratia in
sthwüchlicher Nachgiebigkeit der Sozialdemo-
kratie Vorspanndienste geleistet hat. Hier
sieht die Deutsche Volkspartei in der Arbeits-
gemeinschaft zwischen Unternehmer und Arbei-
'ter die einzige Möglichkeit, der Ueberwindung
ses Klassengegensatz'es und die Gewitzheit eines
i'euen wirtschaftlichen Aufstiegs

vadtsche post — Nr. 249

vettage

Mit der Annahme ihres Programms hat sich
indessen die Deutsche Volkspartei ein Eebäude
errichtet, das vollständig frei nach allen Seiten
dasteht, das sich nirgends anzulehnen braucht.
Deshalb ist es auch sin treffendes Kennzeichen
dieses zweiten Parteitages, datz die Deutsche
Volkspartei durch eine besondere Kundgebung
gegenüber den fortgesetzten Pressemanövern
thre völlige Selbständigkeit bezeugt
hat. Sie ist die-n ationale, liberale und
soziale Partei, die ihre Aufgabe in der
Sammlung des deutschen Bürgertums sieht und
die sich heute schou sagen darf. datz sie mrt ihrer
Aufgabe in'überraschendem Matze gcwachsen ist.
Sie wird weiter mit aller Kraft daran arbei-
ten, diese ihre Aufgabe zu erfullen. Der nächste
Mahlkampf wird gegendieDem.okratie
unter der Parole gesührt werden, daß sie die
Erundsätze und die Interessen des deutschen
Vürgertums an die Sozialdemokratie verra -
ten hat, und datz sich unter der Fahne der
Deutschen Volkspartei alle sammeln müssen, die
un Kampf gegen die volks- und vaterlandsver-
derbenden Kräste der Rerwlution zusammenste-
hen wollen. Jmmer wleder klang auf dem
Parteitag, namentlich in der politischen Aus-
sprache, dieser Kampsrus gegeu die Demokra-
tische Parrei durch, immer wieder wurde be-
tont, datz eine politcsche Mitarbeit ttach dieser
Seite völlig ausgeschlossen ist.

In^Erundauffasiungen und in seinen tak-
trschen Ansichten blicb sich der zweite Partei-
tag der Deutschen Vollspartci bis zur letzten
Minute einig. Darin dcm^enaer Parteitag
röllig geistesveri"a,'.dt. mar er doch äußerlich
schon ein autzerordentlich grotzer Schritt
vorwärts. Dem Führer, Dr. SLrese -
mann, der der Partei dabei vorangegangen
'st hat dcr Parreitag auch in Leipzig wieder
l.egeistert zugcjubelt. Auf diesem Mege wird
es weiter vorwarts gehen zu neuem Wachstum
und zu neuen Ers»lge,'.

Prckelhaubsn anstelle des
Kreuzes

Vom Lando wstd vns gcsthriGc«-. „Wenn jo-
ma> L eine Re.st tut, s.' kann e. ^w..s erzählen"
bciin e!n l!.'2 Vei>sl>.rn ur-.d es sort: „So
^ual-m ich mc'non Stc-.l rmd smt rnrd tat das Reis-en
wäblen." Näste rnmn al-er in srühe'-cr Ze!t, um
ätwüs zu lern.cn, so g >öt -es beute vcvs.hicdcne Nc'se-
oi.lels, die ivollen n'.chts lernen, londcrn lehren;
lehwn, w.'.s ilmcn das „reise Volk' -glauben soll
und rvas .a-irdcs'o Ve»t>- «.>c-„k Süste.„r,mrd mit
dem alten „rückstänlt igen D.'illoermögen" iibre Lsb-
tage nicht gla.ub 'n werlo.n. Un.d wer sind diese neu-
nradischr'n Neiseonkels. dre da das Laud unsich-ä"
nrachen? Ferucr Besi'ch wird ietzt allen lAImts-
städten zutcrs. „'M-Luevweiser", Leute. die nicht ein-
fo.ch sich irgenÄ mo lluibaltcn, irein, die standesge-
mätz „in dcn Maucrn weilen", weil sich das c'nt-
sch'.cdrn besstr n -achi, rve'l dies die Fürstcn einst gv--
tan uid bcute ecn StLLtsvräsident mit einom Ne-
vi'svri a. D. und Staatsrat i. D. es mich nicht an-
ders tun kann.

Damit :st also das Nätscl gclöstz die Rvisoonköl
der „IetzLzo'.l". die alle AmtsM.te mit ihrLM,M--
such "belresern": cs sind dcr StLatsvrkistdent Eeis
und dcr Staatsrat Köh l e r, und wo ste ihre-Wa.r-
dervorstcllu'ilig -göben. ihren Mandcagirkus „tätigen".

dä klang die Prosie in Entzücken wider. unjd zwar
pränuimerando und vostnumerLNdo erist rccht.

Mas chLben sre denn eigsntlich gesagt? Sri es
ein Mgnister, sei es ein Stacrtsrcrt, odor sei es gar
der -hohe Herr Staatsprästdent solber. das Nezept iist
das gleiche. Zuerst die übli-che Eaptatro Benooo-
lentiae, aus DSutsch: „AZir köiriren nichts Äasür,
die Novolution ist nicht unsere 'Schuld. die Andern,
die Attdeutschen, dio rcchtsssck.chtoten Parteien,
diese und andere „Verbrecher" von heuLS. die und>
niciiiiLnd anders siud schuld an dckn Elend." Un-s
d'LS reise Volk, 'das dies Lererts schLil tausend nral
gehört hat, hört es mit gleichom Erfolg zuin tau-
sci devMi nral und somit mus; dre Gesch'chto ihre
Nichtigkeit haben. — J-a ihro Nichtigkeit. aber ge-
nau so, wie eiu Sta.atsmanu iu aleicher logrscher
Eründlichkeit frük^r einmal sagte: ..Die Airmut
konrmt her von der panvrete", was gowitz cruch ni-».
mand zu leugiren in der Lage sein wird.

Ein Lweiter Schlager ist mit tötlichor Sichcrheii
dann die den Jrageirden mit etlichom Elorionschein
umgebende Frccge: ,Mo blieben denn d ir
Monarchi st 6 n in don „donlrvürd'gen Stunden"
des 9. Novembsr! Wo Llieben ste? Und wa-
ruin baben sie nicht das ihnen so Udbe Ldben des
Erotzherzogs u»d seines Haust's geschiitzt?" Und
sind die Fraaendcn dann, was mitunter vo zukomnren
vslegt, etwcrs unhöslich, dann svotten ste gar von
denein, die noch vor kurzem um dre Gunst des Für-
'sten bublten und dann ihn im Stiche liegen. —
Däs ist aber e'.n noch billigercr Trinmvh! Den-
um dcosen svöttischcn Fragern -eine Antwort Zu go-
Lvn-I, sei es gosagt .nicht di-e MonLlchisten wutzten ja
Zcit und Stnnlcie, wann das gooste Erergnis und d!e
noue Zeit e'mtrctcn werdo, nicht die Monarchksterr
haben „ronotölang vorher die Ncwombertage dasür
rot 'Lngvstrichen, näbt die Monarch'sten konntcn m
«ller Stille durch die Duldsanrkoit mrserer nachlässi.
gon Böhorden mit russischem Eo.'ide unsere Vorkeh-
rungon tressen und Kisten anr Vcrlrner Babnhof in
Cnrvsang nöhn-.n. wormnen die entsvrechender'.
jSck-rifteu'-ballcirwei-e cnthalten wciren. Da;u ge-
ha.te schon die Eeri-ssenhoit der Sozialdemc-'kr'a-
ten Sche.d-'main'ich.r und Haastsch r Observanz'!
-U'.'d als die Ceschichte dann zunr Klavvcn kam un'o
zw.ar nicht n'.'r in Derl n. so.ndern gleich -in Bayern
und in Blldm und in Schwaben und cmderwärts,
du warcn die Ai-onarch stcn allerdn'gs dcir-ari .aus
llllcn Molkcn g.falloi'., deim so gcschäststüchtig hat-
teu ste sich ibre Mitnnn ck:cn wiitlich N'cht vorg^-
stellt. Wie sie dann -clnig-ermaHen s'-'r V-'stn-niunu
kain-'n, konnteir ste n.atürlich mit 'cen Waffen k.-'ne
ttuchttäglichs N-.-inedur schaffeu. Erstens wareu dte
Vr.sren von gowissen Ho r-en, die heute noch 'cm-
rner cine Nc-lle sv'-elen, sortgcnonrmen. r-nd zwci-
teus hich es, cs wevde diö Nation-alvcria>mnl :ng
übLr"dle St-Lalcio.in -ei'.tich-.ideu, sie wcrde das
Mort svrochon, c-b Mon-archie, wie bislier, od.r ob
Frcistllat süii d'e Zukunst. Und -während man -auch
dicses glailbte, wurde längst vor der Nationalner-
sam.nrlu'irgswahl der Groliherzog zum Absch'.ed ga-
viestt und dann k.fsn nur noch e'me Loung in Frag-
die abec keine L-chung war: sozial stischc od.'o bü ge:-
l'ch; Nepublik. Als ob dies nicht ciü^ntl'ch^ das
gloichö wäro odor -schliairl'.ch auf da' üleiche hcraus-
käme! Nur sollten die hentigen Rellamer.duer
micht sc> tun,'cvls wären d'e Monarchisten feige hin-
ter dem Vusch gcsesien und nur die Hcrren voa
hc-ute die M-utigen gewesen, die gar noch das Lub.n
des Monarchrn ui b ioiuer Flln.llie gcschützt und bis
beute gorettet l-ätteu! (ELwa daburch. dah sie die
Sckiurkentat des Matro.sen Kkumov für cinen po-
litischen Ackt arklärtcn und d n Täter mit 'dsr be-

kaimteil T-agesgübühr iin selben, von iihiä einst be-
schossEn Schlotz cbrenivoll unterbracht-on!)

Aber auf ein bischcU'inehr oder wonigcrEeschichts-
Llitterei kommt es ja nicht an. Mienn es«sich nur-
gut macht und im Bikde gut wirkt. Dar.uni hcrt es
sichcr auch die erroünschte Wirkung nicht versehlt,
wenn jllngst in Ade 'lsheim der Herr iStaatsvai
und Exrevilsor Köhler das grotze Wovt gelassen aus-
svrach: „W or an dioStolledes Kreuzes
die Prckglhaube setzen will, mu-tz Fi-asko
nracheni!" Gut gebrüllt Löwc! Nur fteht dieiev
Satz, soll er, wiei er wohl gomeint war, auf Deutsch-
'land bezogen weilden, mtt der Mlahvheit i-n dem
-gleichen Vevhältnis, wie die Fauist auf dem Auge.
Oder üesier gesagt, die Wortö Kbhkers stehen zur-
Wahvheit, wie dio schwarze Favbe — des Herrn
Staatsrats Lokalkolorit! zuv weitzen F-arbe stedt.
Jm üibrtgetil inögen unsere Feinds uirter Verufuns
auf dieses ,/Staatsratswort" oder richtigsr „Staats-
-verratswovt" iuibeln: „Wir habeni es ia -glsich ge-
sagt, die BarLaren setzen den Miilitarismus anstetts
der Nsliglan!" Aber auch da>s geniert nrcht grotze
Geister, die unter doin Protektorat des StaatspriL-
sidenten auch rhre Ltchtleiu etwas leuchten lasien
wcllen.

Und doch sviült sich dieser grotze Geist als Hüter
dec Wahrheit äuf. Denn „vier Iahro lairg wuvde
das Volk von eiinev Klique belogen und betrogein'."
Dagegen jetzt? — Nun ja, „das Volk war auf denr
Marsch, seine <Sklavenketten zu svrengen!" Akso
was wollte und was will inan mehr? Heil diesem
V'?ilke und diesen feinein FLlhrern! Denn jetzt tst
>di-e „Regierung gewillt, init debr Bolke zusammen
?u arbeiten", was früher stedenfalls noch nicht dev
Fatt war, als Herr Kiöhler noch -Faszikel regiistrierte
imd Herr Eors Bier verschäalte, dagegen auf dom
Thvon Männer satzen, deren Wahlsvruch und deren
Taten küiuen Unterschied „zwischen Fürstenrecht und
Volksmohl" kannten und evLennen lt-etzen! Heil
dem Volke und soiner heutigen Regierung! Denn
„sie laste sich auch kritisteren (ng also!), aber nicht
be'.vötteln!" Zum Bc-svötteln freilich scheint auch
ui'.s die Zeit und die Sache zu -ernst zu.sein. Wer
Svott liobt, ckose „die Laterne", jenes sekbst in sei-
ncm Svott salzlose modernste Witzblätt. AKeoiel-
nnchr haben da wir zu sagsn, denen es wahrlich
um mehv zu tun ist, als um soichten Svott! Und
w.r werden es -sagen, selbst wenn es der jetzigen'
Regierung wüdrr den Strich gehen sollte. Denn
erst, wennl dio sch'warz-rote Ei-lde rhren grotzen
Volksbetrug zugrbt und die Folsen Hieht, ist ein
uiirlliches Kusammengehen möglrch, für das sis
wirbt, aber vergcbeno werben wrrd! Bis dahin
stcht es bei uns, w:e weit wir mitarböiten könnon
uno wie weit'Nicht u>rd wiowLit es nicht v'iLlmehr
br-i iener Frage bleÜbLn wird un!d blerboni mutz, dr»
eiiist Otto Crustus, dev iüugst vevstovbeno Minche.
ner DichtergÄehrte rn die Worte fatzte:

„M.rnn -ein-en sich Haupt und Futz und HanÄ?

Wanil g'bt -os ein deutsches B - terlan d?"

Denn unser dcutsches Vaterland sieht anders
au^, als das, wofür die Neiseonkels von heute wer-
beu zu müssen meinen! 8§b.

' Die Vcrpslegung der Erntcarüeiter. Nachdem
der Reichswirtschaftsminsiter .angeordnet hat. datz
alle landwirtschaftlichen Erntearbeiter. insbeson-
d.re auch solche. die nur vorübsrgehend aus Aulatz
der Erntearbeiten eingestellt werden. im Nahmeu
dsr üisherigen Vestimmungen als Selbstversorger
zu qelten haben. wurden die Bezirksämter anae-
wiesen. die erfordcrl'chen Aordnungen in diesem
Sinne zu treffen.

„GotteS Wcge sind nicht unscce Wege. und ^
^ iu der Weltennvicklung fiihrt er auch dnrch A
p vcrlorene Feldzüge zum Ziel ..." «v

Helluruth v. Moltke.

^ " F'

Zonnenfinsternis

Noman voir Else Stieler-Marjhall
Oopz ciLtlt OretbleinücLo. Q.m.b.tt. Leipris 1916
(21. Fortsctzung)

Sein Wohnsitz, nahe drn Wolken! Ein Könia
ist er. fast ein Eott... in seiner'wundervollen
Freiheit, seiner erhabenen Einscvm'kelt.

Nun wird er wieder aufstLiaen aus den TLlern
der Mienschhelt, es merden dre Sterns licht werden
im Meltenraum, ihm-merden sie gehören in einer
tüstlich schönen Soinmernacht. da er. mit ihnen al-
lein, sich ihnen nahe fühlt, da ste_ihin predigen von
'ttnermctzlichkeit, Unendlichkoit und Ewigkejt.

O freue dich, Mann. Recke die Arme und weite
oie Brust, du Begnadeter. Es berstnkt dv-in Jcchr-
hundert mit seiner knechtenden Kultur. Du bist
Mensch, rrm dich breitet Natu.r chren Mantel der
Schönheit.

Dics konnte sein, tauseno Jahre vor dissem
vder tausend Icchre darnilich. Du >tönntest Hipparch
sein... oder ein'er der Kommenden.. du und die
Sterne uud der Mcknd und die Sonne. Du pnd die
weite Welt.

Eetrieben von seiner starken Freudiskeit lbeginnt
Klinghart den Aufstieg auf dem Pfcrde durch das
graugrüne Knieholz. Das eine Wegezickzack zeigt
lhm die Berge, denen ier zustrebt. Das nächste bi«-
tet dem ewig dürstenden Auge liebtichen Rlickbttck
auf das verlasiene anmutige Tal. Und es nimmt
etwas seiine hochfliegenden Gedanken «und Hält sie
frst mit woichen linden Händcn und bindet sie
wieder an die Erde, von der die allzukühnen stch
losreitzen wottten.

. Es stückt der Fuß. dec Blick vckharrt... mit
leinen blanken Fenstern liegt dmnten Mlf PSiner
fluchtbaren Matte der Mordh>of scho»; tm Däm-

«r.ergrau. Hettblau züngelt der Nauch aius dem

Schornstein mrd steigt enrpor... auf der Wiese
rührt sich oine E-.'italt... Lächelud güUft der Wan-
derer zu seinem Ela.e, dem treuen Zeitzglalse, das
die Ferne ucche brurgt Uud deutlich erkennt er nun
Eoa, i-m l^uchtend roten Gemand. Eoa, die am
Quell die Krüge füllt.

Einen lan'ühallenden I-odler sendet er als Erutz
zu ihc hinab. .. sie HE das Haupt und späht zur
Höbe... ihrer friicheu Stimme iKlang drmgt ver-
wöyend au seiu Ohr

Liobe lichte Bergblumel Sein Herz stngt alte
sütze Meilschheitsmelodio. Meuschen ibraucht der
Mensch. Deun Liebe mohnt in femer Keele, WLr-
me, die er tsiven -mutz... mit einsnl Weibe der
tMann im Feuer der Iugond.^. -mit einem Kinde
der Alternde, in dem die Ftalnmo verglüht.

Kind, du da unt'en. du mildes und fröies, viel
niöchte'dir schenl'.'n der einsame Mann.-r dir und
dem Knaben, Euch beiden, die istr ihm lieb ge-
worden seid. Ietzt steigt er oinpor, um -mtt den
Sternen zu reden. Auch diese Schönheit sehnt er
sick)', mit oilch zu teilen im der blauen stilleni ge-
hei'innisreichen Sommernacht. Wellen möchte er
euch -erschlietzen, die ihr nicht ahnt;

So verträumte sich Kliilghart lm Rückschauen.
Er fuhr zus-am>nren, als eine Stlmme noben iHm
aujfklang, rauh und voller Spott.

„Laßt mich auch ei'nnal durch Eure scharsien
Gttasaugen sehen. Herr. Was WundeHcrmes mutz es
doch sein, was sie Euch zoiavn. inan stcht es Euch
an.

„D.er Einauig. Wie kcvm der zum Hochschorn,
woher wuck>s er llus de,u Boden?

„Sie zeigen nur Wirklichkeiten, ErasN:, doch
bringen sie das Ferne dem Äuge nolhe", antwor,
teto Klinghart und rvichte fenem das Fernglas.
„Schauen Sie selbst."

Ihm oraute ein wenia, -als Iosäf es nün an
dke zerstörten Augen führte. Der Einäusige suchte
nicht lange mlt dem Glase umiher. aus etnem
Punkt lhiolt er es fest. dem' gleichen, den vorher
Klingihart stch ausgewcchlt hatte. Und st, stand er
und schcrute und schaute, ganz versunLen, bis er
endlich mit einem tiefen Äiufatmen das gstrnalar
zurückgab.

.Wie frühex'. sagte er lelse, »wle fMer. LlB

ich die beiidm Lichter n.'ch brennen hatte unter
der Stirn, so. fehe ich alles Liebe und Schöne nah,
als u.'iitzt ich nur gera-de die Arme a-usbreiten und
es läg mir am Herzen. AZo lauft man die künst-
licheu Auaen und kosteir sio viel Gel-d? Wrrd ich
es nit bltliger haben, H-:rr? Brauch doch nur ei-
nen sokchen Guckl-'r."

„Gern will ich Ihnsn das besorgen, Erasler.
wenn Siir im Ernst sprechcn, Mann", erbot sich
Klinghart.

Aber der audere lachte und seln düsteres Augjr
lauerte gleich dem ciner Schlcmge.

„-.Verkauft .mic das Euere. wo die Mordhof-
Eva so. schön darin steht, Herr."

Was er sagte. klang seltsam betont und ich-vi;r
wie eine Drohung.

iKlinghart wollt; es nicht bomerSen und er-
klärte kachend. datz uicht im,i:er die Eva in den
Eläscrn se>i, aber dec andere lietz ihn nicht crils-
reden.

„Mich mützt Ihr nit für einfältlg halten, wie
die dunnnen Bauernvi.'cher dorl untcn. Mir
braucht Jhr nit zu verkttnden, datz -cs Wunder nit
üibt. Ich tam auch nur daher, um Euch eiumäl
gu sagen, es glaubt nit jed.'r im Eebirg .an die
Narretei vom Wettermachm. tteberspannt das
Ding nit. iMacht die Bailürn nit gar zu dummll
Ich glaub nit an Eure Kunst, ich uit, witzt! Ich
glaub auch anderes nit viel. Aber... datz die
Eva Sotter Euch in den Gläsern steht, daran
«laub rch. Und ich leids nit, versteht. Eure zwei
blanken süechen Gläser, die älvei gehmden, gott-
verfluchten Auoen, hä, habt -acht. Habt acht, datz
tch nit darüber komme und sie herausreitze und sie
unter meinen Fützen zertcete!"

iIn grohen ungestümen Sätzen stürmte der
Bursche dcwon. Der erste Zorn trleb Klinghart
Kintecher. Doch bald lam die Vernunft und hieckt
ihn an im Lauf. So berggewohut wle jener war
er nicht, er wiirde ihn nicht eiicholcn. ttnd wonn
es doch gelänge, was dann? Sollte er vllusen mit
dem wüsten Kerl?

Zu Hmtte nahme er das Fernglas auseinander
und säuberte es gründlich. Doch auch dllrnach nock
war ihm, als möchte er niemals wieder ohne Ekel
durch dtese Eläär blickcn.

Die Ängst der Lachquell-Katrin war ihm nun
vczstündlich. Dieser Elnaug batte elwas «" stÄ

etwas Widerwärtigss. etwas ttnheimliches, etwas
vclni Wahnsimi vielleicht.

Für dicse Nacht war -dem Slürnenfreund die
bclte Freude ausgelöscht, die reiw» Ajtt>ackst getvübt
diie -er brauchte, zu seiner Zwiesprcrch mit den Cwig-
költslaterneil.

Er lietz die Amaki ein Beruhiguivaslied singen.
Jn feinom Buch der Bücher las er die Stirlle:

-Erhlllmer Getst, du gabst mir, gabst mir attes.

Warum ich bat...

In tiefem Sinneil suchte ec um Mitternack-t
seitt Lascr und laa wach bis der Morgen fahl
heraufgraute.

Der späte Juli und der frühe August führten
daun uiid waun einmal'Tourist.'n in das Hoch'
scharnland. Die stiegen dann meist gegen Abeno
zum HEchorn auf, bliebeu im ttnterkuuftshause
'übsr Nacht uud aenosseu am Morgeu das aewack-
tige SchaMüer des Souneilausgangs.

Iu dioser Zeii war >Klin.ghart in einer wun-
derlich-'n sprunghaften Laune. Oft vott überströ-
mender Freude und Soimmerlust, dam, gab es Ge-
lächter und Fröhlichkeit mit dcm Leopold, datz >er-
im Tale nicht veii'ilg riihnieil konilte, was für ein
lujtiger Herr der Lvettcrmacher set.

Wenn am solchen Taaen ein Fremder zum Lerg
kam, war er dem Einsisdler drobittl wittlommeil.
mutzte als East iu der Stcrnwarte cln-kehren, und
bei einem Becher W;in oinen heiteren Ab;nd ver-
leben.

M--r iinmier häufiger überfiel dcu Ginsamen
jetft eine seltsame Unrast. Es tvieb ihn davon, cr
kletterts' au-f steilem Weg nach uiibekanuten Erün-
den ab und stieg ienseits wieder emvor bis zu den
äutzersten Zacken der Nachbavberge. Auch übrr den
schMalen Grat wagto ler sich, wo der Schatz der
Bergschneefraueil lieaen söll. Er fand dort an dsr
wft so hellaufgl'änzenden Stelle feuchtcs Gestcin.
mit einer stlberfarbiacil Alge iiberzoaen. Das
mutzte >iii wechstlnder Beleuchtuilg gltt^.'rn.

Hier auf der gefährlichen schmalen Felsenbrücko
eutdeckte aber Klinghart die stärkste Schäuheit der
Eebirge. Er suchte am Ende des Erats uach der
Rotnadol zu einom sichrren Sik und verwoilte
dort lange, um schancild und trattineiid ru 02-

(Fortsetzung folatl
 
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