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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

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Nr. 228-254 (1. Oktober 1919 - 31. Oktober 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0310
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I



geii auf Ler H<md. Es fragt sich nur, ob die voliti-
sckM Berhältnisse in Deut!chlan,d die Bildnng nur
-roeier Parteicn Lulassen. Da wäre zuuächst das
Bedenken su übenwinden, ob «s verantwortet wer-
den könnte, eine „nativnale", eine „internationale"
odcr eine „bürgcüiche" elner „sozialüstischen" Par-
tei gegcnübcrsusteNn. Mub man abcr aui dio
Saimnlnngsparole „national" oder „bürgerlich"
verzichten, so würde die Bildung der bvidon Par-
teien nur nach den Gesichtsvunkten. „Oawosition"
und „Regierung" evfolgen können. d. h. os wür-
den stch dann nur Lwei Organisationen, „Maschi-
nen" ini aiuerikanischen Sinno gegeniilbertreüen,
die durch kein geistises Band, keine Jdsale, kerire
Znnevlichkeit zujammengebalten wüvden. OL «nr
m Doutschland je dahin komlnen werdcn, rvisson
wir nicht,' gewib i.st nur, dab ücute dov Bil-
dungsvrozeb der Partcien noch nicht scnveit fovt--
geschritten ist. Zuwrit getriebene Fufion wllrd«
,ur Konfusion. Das bowiosan sänltlicho Parteicn,
nnt Ausnabino der Deutschen Volksvrtci. Jn dee
Lozialdcmokratie ist der* drorfache Bruch boreits
eingetrcten, in den irndeven Parteien bildem sich
jc länger umso stävker Flügel und Gcgensäbe, und
überall, insbesondore auch rm Zentruin, silÄ» die
Svaltflächsn sichtbar. Heuto gilt es für den Me-
devaufibau Pavtej-en ruv Bcrfügung LU söellen. de-
re.l Mtglieder und Mäblor in allon wosentlichen
politischon wirtschaftlichen, sosialen uird kulturel-
len, Erundgedanken oinig find. Dio so innevlich ge-
schlossenen Parteien können dann ohne Gefabr
durch ihre F-vaktioncn mkt andcren zusammon
gehon, oder gogübenenfalls Atbeitsgeiiieinschasten
bilden.

Der Vergleich mit den Jnteressenor*
ganisationen drängt sich bei allor Bevsch?«s-
deicheit auf. Zn einer Organisation sind immic-v
nur diajaniigen veroiniyt, dre mit einander gle che
berufliche. wirtschaftliche oder sonstige Jntcrcssen
habün. Das Wiebt nicht aus, vielmehr fovdert es
die Entwicklung geivc^-esu, datz diose Znteriessen-
organisation sich rmn Ausgleich der Jntevessen uud
damit zu-r Fövdevung des Volkssansen in chrer
Svitzenorganisation Su Arbeitsgemeiulschaften ru-
samnnenschlieben.

. iSljiöeblich mügen dre Zwewart.'ionj-DMiker
»lcht aubso Acht lassen, dab ihr Fdeal in Gnglanld
selbst kejneswegs verwirklicht ist. Aus den beiden
histovischrn Par-teien, den Tories und Whigs find
im Laufe der Entwicklung durch Difseirenzierrm^ ö
Parteien. die konservativen Unioniften, dre liibo-
valen Unioniften, die Liheralen, die J en und "die
iLvbeiterpartei ontstanden. Diese fchli-.fien sich ie«
weils zu Koalitionen odor Arbeitsgtmemschaften
zusammen, von denen die eine Koalition die Re-
gierung Lbernimmt, dle andeve in die Qvvositioir
tvitt. Zn Amerika wird das Bundespcvrilament
rwar von irur zwei groben .ALaschinen". Ler rcj-
publika-uifchen und der demökratischrn, beherrscht.
Es gibt aber dort, absefehcn von den zcvhllofen re-
gionalen Parteien, nicht nur diese briden, sondern
4 —5 National parties, die für die PrästdÄrtrn-
und VtzepväsidontenwaHl, ihre eigenon Kcrndidaten
aufstellen.

Die deutsche Parteizersvlitterung ift ein Un-
glück, die uirfinnise Formierung und Miechanisie-
rung der Parieien -u bloben Organisationen aber
ein noch größeres. Gesumdnns unserei; Parteilübens
wird durch die Orzamisntion gleichgesinnter
Bürger einevserts, die ALlenkung der Jnter-^
essen auf den Retchswirtschaftsrat ande-
rerseits erreicht werden.

Jedenfalls stcht der Mlle der Dc-utschsn Volks-
vartei rum EigenleLen und rur SelbstLn -
digkeit fest.

Nationalversammiung

Bcrlin. 25. Oktober.

Vor Eintritt in die Tagesordnung gedenkt Mi«
nister Dr. Bell des schweren Eisenbahnun-
glücks. das gestern auf dem Bahnhof Krano-
w i tz in Schlesien geschehon ist. Vier Wägen wur-
den zertrümmert. zahlreiche Reisende getötet oder
oerletzt. Der Minister sprach zugleich im Namendes
preusfischen Mintsters der öffentltckren Arbeiten den
Ai-!,hvr,g>» der Getöteten udd alleu bel bem
Unfatt zu Schaden gekommenen Reisenden und
Bahnbedienstetett das tiefste Mitgefühl der Eifen-
bahnverwaltung und der Neichsleitung aus. Das
Haus hatte sich vou den Plätzen erhoben.

Hierauf erfolgte die Fortsetzung der zweiten Be-
ratung des Reichshaushalts. Reichsekfenbahnamts.
Verwaltung der Reichseisenbahnen un/d
Neichsverchrkominifterium.

Neichsverkehrsmiuister Dr. Bell: Der vollstän-
dige Ausbau des neuen Verkchrsministeriums wird
erst in die Erschleinung treten. wenn die

Ueberleitung der Staatsbahn auf das Rsich
erfolgt- Bei der Vesetzung des MinLsteriums ist
auf dt« Beteiligung der Länder weitge-
hende Rücksicht genomnren. Die Technik werde bei
her Zusammensetzung di)e verdiente Berücksichtigung
ftnden. Auch Nichtakademiker aus dem praktifchen
Dienst sollen in leitende Stellen befördert werden.
Wae die Beteiligung des Personals an den Arbei-
ten der Eisenbahnen anbelanat. so besteht di«
nttchste Aufgabe darin. Verhandlungen zur Bil-
duna «iner Vertretung der Organisalionen
des aesamten deutfchen Eisenbahnerpersonals beim
Rejchsverkehrsministeriüm aufzunehmen. Die Lis-
herigen Befprechungen habcn zu einer erfreulichen
Klärung^d"eführt. Dte konftituierende Sitzung foll
im.März stattfinden. Dringend reformbedürftig
ist desonders das Werkstättenwesen. Wird
diese Mitwirkung in richtiger Weise durchgeführt.
so wird auch der Eeist der UnzufrWenheit und Un-
ruhe. der heutzutage im Eisenbcchnpersonal steckt,
der Erkennlnis von der Notwendigkeit der Steige-
rung der Arbeitsleistungen weichen.

Äuf dem Gebiete der Tarifpolitik bezeich-
net der Minister die Aussichtcn als leid?r recht
trübe. Eine befriedigeude Lösung dieser Frage
setzt die Wiederkehr der Arbeitswilligkeitd. und
Schaffenskraft als notwicndige Vorbedingung für
den Ausbau des Wirtschaftslebens voraus. Auf
dem Gebirte der

Elektrisierung

wird das Ministerium die Beftrebungen der deut-
schen -Eisenbahnverwaltungen zweckentsprechend ?.u-
sammenschlieken. Eine wesentliche Aufgabe wird
es sein. eine einheitliche Wasserstrakenpo-
litik zum Nutzen der Gesamtheit zielbewukt
durchzuführen. Die zukünftige Tarifpolitik
wird sich mit dem fchwierigen Problem zu befassen
haben. wie sich das Verhältnis der Frachttarif«
von Eisenbahn und Schiffahrt zu einauder gestalten
soll. Gemeinschastliche Arbeit und ztelbewuktes
ZusammenwirkM zwischen Reich und Lcindern wird
die bestc Gt'wE für «ine wirtschaftliche Ausnüt-
zung der Wasierstrakcn in gemeinsamem Interesse
der ganzen Nation bilden.

Der Minister kündigt sodann einen Gesetzent-
wurf über das

Reichsluftschiffahrtsamt

an. Für das K raftfahrwesen soll lediglich
die Verwaltung der Verwcrtungsabteilung des
Reichsschatzministeriums zuständig sein.

Wir müssen zu neuen Nichtl'.nien für dilr Kon-
struktionsfragen. die Vefchaffung. Abnahme uchd
llnterhaltung der vcrschiedenen Krastwagen' kom-
men. Zu der Verkehrsnot bemerkt der Mi-
nister. dak dieses Problem vor alliein einen üoli -
tischen Charakter hat. Gelingt es nicht. in
kürzcster Zeit der weiteren Steigerung der Der-
kehrsnot einen Riegel vorzuschieben. so haben wir
Lestimmt mit diem Zusammenbruch unseres
Wirtschaftslebens und der Bersorgung des deut-
fchen Volkes mit den notwendigsten Bedarfssrti-
keln zu rechnen. Das Neichskabinett hat mich be-
auftragt. gemeinschaftlich mit den betreffenden
Reichs- und preukischen Ressortministern die zur
Durchführung der Brsscrung der Verkehrsverhält-
nisie erforderlichen Maknahnien in die Wege zu lei-
ten. Die Referven sind im Eisenblchnwesen längst
eingesetzt und erschöpft. Alle zweckdienlichen Mast-
nahmen werden unverzüglich und energisch durchge-
führt werden. sVeisall.s

Kunst- und Kunstgewerbe-
ausstellung des Deutschen Sffizrer-
Bundes

ö. Heidelberg. 26. Okt.

Am Samstag. den 25. Okt., eröffnets die hiesige
Ortsgruppe des Deutschen Offizierbundes rm Gar-
tensaale der „Harmonie" eine Kunst- und
Kunstgewerbeausstellung. Die ausge-
stellten Sachen sind durchweg von Mitgliedern der
Dereinigung geschaffen und legen Lercdtes Zeugnis
von der groken künstlerischen Schasfensfreudigkeit
imd dem feinen Kunstfinn der Aussteller ab. Es ist
daher ein grokes Berdienst dsr hiesigen Ortsgruppe
des D. O. B.. dak sie mit ein>er Neihe von Künst-
lern belannt macht. deren Talent bisher der All-
gemeinhsit vorenthalten war.

An Stelle des v^rhinderten Dr. Lohineyer
hat der Leipziger Portraitmaler E-rasi. der seit
dcm Kriege hier ansässig ist. die künstlerische Lei-
tung übernommen. UnLicr seiner Anordnung ist eine
Kunstschau entstanden. die der allseitigen Beach-
tung wärmstens empfohlen werden muk. Eine
Kunstschau nicht einseilig modernen Charakters.
sondern in ihrer Mannigfaltigkeit nach ieider Ge-
schmacksrichtung hin bcfriedigend. Im Voudergrunde
steht die Malerei. Alte und ncue Künstlcr,
reihen sich in fcinsinniger und geschmackvoller An-'
or^nung aneii-ander: Euido Schmitt mit sei-
nem iiberraschend frischen Vild ..Verloren". Oster -
mayermit einer grökeren Anzahl Aguarelle und
OelbiAer. reich an groker Mannigfaltigkeit. H i l-
debrandt mit einer Serie bedeutender Aqua-
relle von feinen yerschicdenen Reisen. Selbst der
Name Kallmorgen fehlt nicht unter den Aus-
stellern.

Don neucren Künstlern sind in erster Linie die
wohlgelungenen Portraits von Erak anzuführen.
der es versteht. neben Vertiefung des Menschlick>en
in jedem seiner Bssder einen farbigen Akkord an-
zuschlagen. der die besondere Art der dargestclltcn
Persönlichkeit betont. Entzückend ist sein Kinder-
Lild in Landschaft ..Lilo". dem sich würdevoll 2
Kinderportäts oon Frl. Weck. Mannheim. zur
Seite stellen. während sich der Eeschäflsführer der
L'.esigen Ortsgruppe der D. O. B., Havptmaim

Reger. mit trefflichen Landfchaften und Stilleben
vorstellt. bei denen wir immer wieder die Leuchtkrast
der Farben und den frischen wärmen Ton in seiner
Wiedergake bewundern müssen. Dann folgen
Kuch. Zeichenlehrer an der Oberrealschule. mit
Landschaftcn und e nem Stilleben. Erone und
auch der Pforzheimer Porträtist Pius Lipp.
der mit cinem Stilleben verlretcn ist. Livv war
vor dem Kriege Drkorationsmaler im Kirchenfach.
verlor im Feld beibe Beine und lag über ein Iahr
hier im Stadthallclazarett. Euido Schmitt hat
ihm tagtäglich drLivierlel Iahre lang unentgeltlich
Unterricht im Portraitfach und Lan-dschaft gegeben.
Er hat jctzt eine Anstellung als Zeichenlehrer in
Sasbach gefunden. Von der namentlichen Auf-
zählung der wciteren Ausstcller der Malerei. die
sich wiirdig den aufgezählten Künstlern zur Seitc
stellen, muk leidcr abgesehen werden.

Erwähut sollcn aber noch wsrden die Schöpsun-
gcn des Plastikcrs und Bildhauers Tagelang
sowie die von Frl. Mathy ausgestellten Köpse
von Prof. Heinrich. Hofrat Hildcbrand und Exzell.
Mathy. Gerade diese prachtvollen Arbeiten kön-
nen e ncr liebevollcn Aufnahms bcim Publikum
sichrr sein. Nicht minder die beiden künstlerisch
recht anmutigen Frauenakte von Doris Grak.
ber Gattin des vorerwähntcn Malcrs.

Znm Schluk sollen nicht übergangen werden die
reizenden und künstlerischen Haudarbeiten und
Kunstphotographien. anf die nähcr einzugehen ich
mir leider versagen muk.

Den Bestrebungen der Ortsgruppe Heidelberg des
D. O. B. ist es gelungen. cine Ausstcllung von ho-
hem künstlerischem Wert zu btcten, die dankbar auf-
genommen wcrden wird und der voller Erfolg zu
wünschen ist. ^

Am Samstag Nachmittag fand zur Feier der
Eröffnung ein Konzert statt. über das uns folgen-
der Bericht zugeht:

Der deutsche Offizicrbund Ortsgruppe Hei-
delberg veranstaltcte am Samstag anläklich der
Eröffnung seiner Kunstausnellung ein tleines Kon-
zert. zu dem er die zahlreichen Vesuchcr der Aus-
stellung auf «ine Stunde in dcn groken Saal der
.Larmonie" bat. Diese Stunde war eiue mustka-
lische Feierstunde. dargeboten von drei Künstlerin-
nen. die es dank ihrer aukcrordentlichen Begabung

Abg. Kutzner sSoz.s: Im Westen zeigt sich eine
grokeKorruption im Eisenbahnwesen. Eanze
Zuge werden verschoben. An der Spitze.der maschi-
nentechmschen Abteilung mllkten erste Fachkräste
nehen. Die Besoldungsreform muk kommen.
Zwangsmaknahmen heben die Arbeitsfreudigkeit
nicht. wohl aber anständlae Bezahlung. Demokratr-
sierung und Mttbestimmungsrecht. Bei den Ne-
paraturen ist das Akkordsystem unmöglich.

Abg. Schirmer (Ztr.s: Warum benutzen w' r zur
Hebung des Verkehrselends nicht. wie in England.
die Luxusautomobtle. die Verlin und andere Grok-
stüdte verstankern? Warum wird nicht zugunsten der
Zufuhr von Lebensmiteln und Kartoffeln eimnal
für acht Tage jeder Personenoerkehr eingestellt?

Verkehrsminister Dr. Bell: Die aus Elsak--
Lothringen vertriebenen Angcstellten.
Beamten und Arbeiter und deren Familien wcrden
nicht vergessen werden. Der Fonds der Unterstüt-
zungen ist auf 10 Millionen erhöht worden. Bei
der Hevanziehunä aller Verkehrsmittel wird vor
dem Luxus nicht Halt gemacht.

Abg. Zocphel (D.s: Das Verkehrsministerium
kann nicht scharf genug an feine praktischcn Auf-
gaben herangehen. Der finanzielle Aus-
gleich zwischen den Ländern ist schwierig. aber
es muk doch bedacht werden. dak sie zu einem ge-
meinsamen Unternehmen sich zusammenschlieken.
Die wichtigen Fragen des Kanalbaues sollten nicht
erst in Preuken. sondern gleich hier beraten wer-
den

Abg. Deglerk fD.-N.s: Von Lrm zersetzen-
den Einfluk der Nevolution müsien sich die
Eisenbahner selbst besreien. Dem Derkehrsmi-
nisterium fehlt jede Kraft. sich Eeltung zu ver-
schaffen. An seiner Spitze st'eht ein Nichtfachmann.
Wir zweifeln nicht an seinem guten WMen. aber
wir haben keine Zeit zu Erpcrimenten.

' Verkehrsminister Dr. Bcll: Die Vorarbeiten für
den Kanal von Hannover nach Magdeburg stnd
abgeschlosien. Die drei Unterstaatssekretäre sind
Fachmanner. Ich habe mich in -en Dienst des
Vaterlandes gestellt. Ich habe beim preukischen
EisenbAnminister wirksame UntSrstützung gefun-
den. Natürlich muk ich auf die Verkehrseinheit
htnarberten. Bei den gebildeten Ausschüsien ist
Preuken hinreichend vertreten.

, Elb?. Bock (U.S.j: Die Streiks resultieren
hauptsachlich aus der unwürdigen Behiatzdlun'a der
Arbeiter. Das muk anders werden.

^ats wird hierauf ohne Debcrtte
erkedigt. Montag: Neichswirtschaftsamt.

Die Kohlennot

München, 25. Okt. München jst cchne Gas. Vor 2
Wochem erfolgte die vcrschävfte Gasfoerre, ftic
stern war dte vollo Dttlleguns de^ Gas-
werkos erngckordnet. Sie konnte nur Aurch das Din-
Sretfen des HandelÄmrnisiers dädurch vcrhindrrt
werd«n!, dak ftir 2—8 Tage o-bevbayrische Kohlen
anshelfen, bis cms einom anderen Kohlengebiet
woitere Waggons etntroffon. Die völligo Sperre ist
danrit äber uur hinausMfchoben. Vormittags von
9.30 bis 11.30 Uhr sind srobe Evschwerungen des
gesamten Prioat- und Geschäftsverkohrs. drnNMder
Betrreb der StrakÄrbahn hat in diesen Stunden
aufsehört. Jn den Wirtschcrften kommt es bei der
ftLhen Psliveisftinde, dic 'auf 10 llhr festgesetzt ist,
fast jckden <A)bend zu Zusanrmenstöben mit der «ln-
schreitendcn Polirei. Dick Unsicherheit in
Düünchen ist in enrem Umfange' gcstrogen, datz gestern
auberotzdenltlrche Matznahmen setrosfcn werden
mubten. Innerhalb der letzten 14 Tage find nicht
wcniger als 160 Ernbrüche vertibr worden.

Königsberg, 25. Okt. Dre Direkiion der Elcktrizi-
tätswerke teilt mit, dab ste infolz-: Kohlenmangels
gezwu'wsen sei, von heule ab das gesamte
El<riri-it.ätsw erk st i l l z n l e g e.n, da nur
30 TonnEn Kohlen gegenüber einem Tagesbedarf
von 120—130 T. eiugÄL.lfen fin!b. Das G a s- und
W 2 sserwerk ist eben'älls mit S1 illegnny
bedrcht. D'ie Stillcgung ist eine Folge der
.Cverre. Die Bchörden sind eifrig bemüht, die
Kohlenzufuhr, die bisher rauvljächlick) auf dcm Ser-
weg erfolgt ist, su vergrötzern, um weuigstens teil-

und künstlerischen Neife verstanden. hen Zuhärer-
kreis ganz in ihrem Bann zu halten. Frl. Gi-
sela Mathy. die schon durch ihr früheres Auf-
treten als feinsinnige Geigerin bekannt ift. eröff-
nete dte Musikfolge mit der G-dur-Sonatine von
Dvorak und spielte später noch das berühmte Adcv-
gio aus dem.Violinkonzert von Bruch mit besonde-
rer Znniakeit und Klangschönheit. — Frau Marta
Cadenbach ist uns fchon eine liebaewordene
Künstlerin im Konzertsaal: sie vermaa. nicht allein
durch ihre schöne. in allen Laacn ausaealichsne Alt-
stimme und ihr arokes tcchnisches Können. sondern
vor allem durch ihren seelenvollcn Vortracr. der
die Brahmssichen Heimwch-Lieder zur besondrrsn
Geltuna brachte. die Hörer voll und aanz zu fel-
scln. Eine neue Erscheinuna im Heidelberaer Kon-
zertleben ist die Pianistin dcs Abends. Frl. Mali
Mathy aus Strakbura. die. wic wir hörten. als
Krast in den Lehrkörper der Musiiakadsmie auf-
acnommen wurde. Sie ist eine Schülerin von Al-
fred Hoehn und steht auf einer hohen Stufc pia-
nistischen Könnens. Schon als' Bealeiterin des
Abends konnten wir ihr fein musikalisches und tech-
nisch vollendetes Spiel Lewundcrn: m zwsi Solo-
stücken dercn Wiederaabe in jeder Beziehuna voll-
endet war. lernten wir die junae Dame als Künst-
lerin von aanz besondcren Qualitäten kennen. ?.

Neues aus all r Welt

D«n Sozialisienlngsrummel kemrzeichnet fol-
gcndes dem ,/Sächsischcn JnnungL-botcn" cntnom-
mc.no schershafte Frng- und Antwortsvicl rcchr
trcsfend:

W-arum. müsion wir sozial.fieren?

Weil ein Schkagwort oerwirklicht werdcn foll.
Marum mÄsseft wir sozialisieren?

Damit dem Tüchtigen Lie sreie Vahn vcr-

sperrt wird.

Marum müsieir wir sozialisieren?

WeU andere Länder ru sck>lait stnd, es zu tun.
Tyarum müssSn wir sozialllfieren?

Dam'lt dex Fernd uns möglichst viel aLneh-

men kann.__

weiss den Betrieb auirccht crhalreii zu konne»
dw Abbesörderung Lcs ostvrcukiichen Lebeiw.mftT,
übcrschusses nach dcm Necho ist durch vie'Sn^

- Jn ° anz Ostvr ° ub -1> ju
Kahlennot aufs höchste gestiegen. ^ ^

Deutsches Reich

Deutsche und sranzöfische Forderungen
Nachdem die Untersuchung der iranzosifch-n

Mordtat inr L udw i g s hä f e n e r P <> sta mr

von den bayerischen Behörden beendet M kxn
idcutsche Reichsregierung von den Franrosen nick °
verlcmgt. als eine U n t e r s u ch u n g und eine » n"
g - messene Entschädigung" der Hintvrbiie
benen der ormordeten Postbeamten. Verglejchl
man danrit das Vorgehen der Franzosen. die nack
dem Tode des Sergeanten Aranheim, der senr End?
dcch dyrch unverschämtes Auftreten zur Nachj,e>ii
auf offenex Strake in Feindesland versch'Udct hat
n'cht nur einr Entschädigung von hrniderttauku^
Mart für die Hinterbliebenen. sondern auch eine
Genustuung für di« französijche Nationalebre „on
1 Million M. in Eold forderten und erhalten
brben, so kanir man diü Echlavpheit der deutsck n
Nerchsresicrung nicht begreifen. die keine be-
stimimte EnlMdigungssumine und keinen Psennig
Genugtuung verlangt. Dah wir nichts bekommen
:st zwar wohl zivmlich ficher. aber fordoru. soll'
ten wir doch! Das verlangt unsere Ehre!

Das Befinden Haases
Von unferem Berliner Vertreter
(!) Berlin, 27. Ott. Abg. Haase wurde ge-
stern zum vierten Male operiert. Die
Ovcration nahm jodoch einen negativen Verlaus
sodab heute vorarrsfichtlich d-ie Amputation'
desverletzten Beines wird vorgenom-meir
werden müsien.

Wie Frauen abstimmen
Bei der letzten Wahl zum Eemeinderat in Köln
haben Männer und Fr'auen actrennt abge-
stimmt. Es erhielten:

Männer- Fraueir-
stimmen: stimmen:

das Zentrum.

34 000

51259

die Mehrheitssozialisten . .

47074

29026

die Unabhänqiaen ....

9 484

4 026

die Demokraten.

7 639

5 339

die Deutsche Volkspcrrtei . .

5 049

4 934

di« Deutschn. Volksp. . . .

1903

2219

Ohne Frauenstimmrecht hätte. wie der .Borw."
berechnet. das Zentrum statt 49 Sitzen. die es setzt
erhält. nur L7 erhalten und die Mehrheitssoziali-
sten 51. Ueberdies bestätigt dieser Ausgang der
Wahl. dak infolge des engen Verhältnisies zwischen
rot.und schwarz in der Reaierunaskoalition ^zwar
der Einfluk der Kirche auf die Fnuren unvermin-
dert aeblreben ist. aber ber den Männern die An-
ziehun'askraft von links her sehr bedeutsam in Lic
Erscheinuna aetreten ist.

* Lü.qen haben knrze Brine. Seit einiaer Zeit
sucht die Zentrumspresie den Kampf um Erzberaer
zu einem Kampf aegen d«n Katholizis-
mus auszunützen. Dazu schetnen alle Mittcl
recht. Die „Eermania" läsit fick z. B. von einer
..besonderen" Seite melden. dak in Heidelberg ge-
leaentlich der HelfferiLversammluna der protEan-
tlsche Pfarrrr Fuhr aesaat habe. die Deutkchnatio-
nalen wollten mit Erzberaer das katholische
Dolk treffen. Genau das Eeaenteik ist der Fall.
Pfarrer Fuhr hat ausdrücklich Letont. dak dei
Kampf aeaen Erzberaer kein Kampf aeaen das
aanze Zentrum. aefchweiae denn das katholischv
Volk fei. nurderTeil des Zentrums. der Herrn
Erzberaer aeaenwärtig decke. mache fich an leiiien
Sünden mitschuldia! Die Berichterstattuna des
..Pfälzer Boten" d!« diese Unwahrheit zuerst auf-
acbracht hat. ist übria«ns die erfte Ursache dieses
Rattenkönias von Lüaen!

* Marschall Liman von Sanders wurda in G:-
nehmrgung sejnrs Abschiedsgesuches zur Disvofition
sestellt.

* Absetzung des Braunschrveiger Pol'ieivräsiden-
mentlich di« HandgranatenanNiffe auf das Krcis
gcsängnis, veranlakten den Brannschweiger Neuest
Nachr. zufolge die matzgeben!den Stellen, dien Poli-
zsipräsildonten Tvavpe seines Almtc-s zu entlirlben.
Zu sczncm Nachfolgcr wurde Kreisd^rektor Hosi-
meffter in Hol-minden «rnannt. Mit Trapp: ist
der lctzte Rest der Mtzrges-Oerteyschc'N' Guwaltchrrr«
schait 'besejtigt.

^ Wieder ein Museumsdkebstahl. Aus dcin
Kalser-Friedrich-Miseum in Berlin acstohlen
wurdc ein kleines italienisches Oelaemälde auf
Pappelholz. das die Madönna in Halbfiaur mit
dcm Kinde darstellt. Der Hinterarund ist aoldae-
mustert. Das Kunstwerkchen hat einen einsachcn
Rahmen.. und ist 27.5 Zentimcter hoch und 15
Zcntimeter breit uird 5000 Mark wert.

* Die wisscnschaftlicheu Arbeiten aus dem Mont

iger . .., ^. .

Vallot, wieoer aufgenmnmen wordeiu Äne
Kommisiion von bedeutcnden Gelchrten, di« mch-
rere Wochen im Obscrvatorium weilte, studierte
die Eimoirkung der Sonne'auf die Entstehunq des
Ozons und die Behandluna der Ber^ranthsit
durch subkil'taiie Saucrstofseinspritzungen.

* Die Wünschelrute. Der Vcrband zur Kläruna
der Wünschelrutenfraae. der in Nordhausen taate.
nahm nach einem Vortraqe feines Vorsitzenden Dr.
Aiqn«r. worin alle Verquickunaen m't spiriti-
stischen Experimenten scharf abqelehnt wurden. fol-
acnde Entschliekuna au: „Di vou dm Vrband in
den letzten acht Iahren qcmachten Erfahrunqen las-
sen heute annehmen. dak die Untersuchunqcn und
Mutunqen mit der Wünschelrute eilvcx tatsachlichon
Erundlaa« nicht entbehren. Dk zweifellos noch
vorhandencn llnklarheiten sowie nachweisbar«
Tüuschunaen und auch nnkbräuchliche Anwendunaen
der Wünsch-'lrute dürfen nicht davon abhalten, die
einwandfreien Erfolq« mit allen zur Verfiiqung
stehenden Mitteln nachzuprüfen. D«r Verband fieht
sich hierzu nach Kräftcn verpflichtet. cr bittet aber uin
die Untcrstützuna der einschläqiaen Behörden «no
Vcrbände."
 
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