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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 255-279 (1. November 1919 - 29. November 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0352
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-i ^



sollten, auch einmal vorübergehend eine Ableh-
vung des Etats durch eine Zufallsmehrheit
^folgen; aber das wäre am nächsten Tage wie-
der in Ordnung zu bringen. Sollte jedoch die
Mehrheit in diefer Frage wirklich dauernd
versagen, so wäre damit .sie selbst und die Rc-
gierung beseitlgt und müßte die Oppofition die
Regierung übernehmen.

DieStellung derDeutschen Nolks-
partei in dieser Frage war von selbst gegc-
ben. Sie kann kein Vertrauen zu erncr
Negierung haben, in der dieSozialde-
mokratie die a u s s ch l a g g e b e n d e
Rolle spielt und in der ein Neichsfi-
nanzminister sitzt, den dte Partei aus po-
'litischon und vielen überaus schwerwiegenden
sachlichen Eründen aufs scharfste bekämpfen
muß. Das e.i n^r g e Mittel äber, um dies im
Parlament bei Deratung des Etats in deut-
licher Weise zum Ausdruck zu bringen, ist nach
partamentarisck)em System äller koirtrnontalen
Staatcn die Ablehnung des Etats im Ganzcn..

Wenn der Vertreter der deutschen domokra-
tischen Partei — ich weiß nicht, ob seine Ansickft
von allen seinen poltrifchen Freunden geteilt
wird — triese logisch una'bweisbare Folgerung
aus dcm Parlmnentarismus verwirft, den cr
doch sonst energisch vertritt, so ist ihm eben die-
fer noch nicht in Fleisch und Vlut übergegan-
gen. Aeberrafchend war irur, datz er ilber-^
räscht war. -

Derrtsches Reich

Eine neue Partci

llntcr Deiliuchme MitiWrr MrsöÄichyiiien
der verMederfften Stände fand dom LM- Äufälse,
vm 1. Lo»ombcr tn Derkrn -eine tntcrne Weisamm-
lunv l'tSkt. die nach leMafter Aussprache .gm 'Zu-'
saMinensnsfung zähfteichft nationaler, dvn-kestchen-'
den Prrtmen nicht mlmchörrNden Eruvpen in einer
-Demtschen FT<tchecktsp«-rt*li" fMte. Die
.neue Partei foll in der Hauplsache drn auf nat i o-
nalcm Boden stehenden Mittelskrnd oinWictz-
lich de§ 'Deilcs der Arbetterschaft verciniLen, der l
sich -vom nntermttilmalen SoziEsmus losseLagt
yat. Das Progr-amm rbird denmächft veröffentlicht
:werden. >

-Ein rechtes Wld rum dreser neuen 'Partoi er-I
chä't man noch nicht. Arrnvutttch aotrd in -chr der^
«nlifvmittsche 'Einsch'xm recht starr uertteten fein.

Das Verfahren gegen Graf Arco

Die Antersuchunn seaen den Erafen 'Ar c o, dtt
«im 21. Februar den Ministerpräsidenten Ei s n er
catschotz, .ift nun abgeschlossen. Eraf Arcv wird
fich crm -14. Roveniber vor dsm Münchm.'r Vvlks-
aerrcht zu wernntworten haben. Er gibt zu, ni i t
Vo rs.äb und mit A-eber lc'su n g die Dat aus-
geführt zu halben. Als B e wvD g rm n d.sibt er
an, dgft er die Deilnrchine Eisners an der Rsegie-
rung für Dayerns Anslück -üchcüten chabe. Die
Vaweissrheibung hcrt kdine Antzaltspun'kte dasür
ergeben, baf; Arco das Mitglisd vder Werkgeug
eincr Lerschmörunw gewösen sei Pver Mittäter.
Anstrfter oder Lsgünstiger «ehabt habe.

Lnx Devhandlung. drc nrehrere 'Tase dauern
'dirrfte, find vtwa MLeugen und.'2 Scrchv-rständigs
ȟladen. Airchtietzend darcm wird von benfetbni
Richtern negen beu Metzger Alvfs Lündner
lvyryandrlt, der -äm Lloichen Dcrse mc Danvtagsge-
Väude 'den Miirister Auer, durch ünchrere SchM'
scknvlrr vexletzte und beschuldigt ift. den Landtogs-
^bsombnoten Oesel und den Major Fabreltz getö-
^ot zu haben. Auch gesen lhn Lwulol dre Antlage
-LUff M orch. Mitangeklagt ift ein .weibrres Mit-
ülickd Äes revMrtronären Avbeiterrates. der Bäckrr
Vrisch.

* Bcfieruna ttn Befinben des Abg. Haafe. Das
Döftnden des Abgeordneten Haase hat feit Sams-i
tag eine nrerklch «L n st i.g.err Eostaltung vnge-
nommen. Die Srlberemfmitzung hat fich als wirk-
sam aegen bie svrtschrortende Blutvergiftung er-
-wiefen.

Dr. Stresemanns Redc auf dem Parteitag

Dio Rcde. die Dr. Strcfemann auf dem Partci-
tag über die politische Lage gehalten hat. ist als
Flugblntt crschienen. Sie kann von der
Roichsgeschäftsstelle der Doutschen Volkspartei
(Derlin SW. 48. Friedrichstratze 22V—227) bezogen
werden. und zwar in Einzelexcmplaren portofrei
gegen Einscndung von 15 Pfennig, znm Preije von
5 Mark für ie 100 oder 50 Mark sür je 1000 Exem-
plarc.

Die Gr undsätzederDeulschen Volks-
partci sind in Heftform zum Pveise von 85 Mk.
das Dausend -erschienen. E'nzelexemplare lönnon
portofrei zuin Preise von 20 Pfennig b.zogon wer-
den. Wir emvfeb'.en die Nede Dr. Stresemanns
zur Maiienve-rbreituna. da es wohl nichts Eeeig-
neteres acben kann. die Stellungnnhme der Deut-
schen Volkspartei zu h.'n wichtigsten Zcitfragen zu
beleuchteu. als Dr. Strefvmaans Ausführnngen
aus d.m Leipziger Parteitag. Auch -die Erundsätze
'der Deutschvn Volksvartei vetdienen als vorzüg-
liches Werbemittel in den Akasfen verbreit-et zu
werden.

Unnötige Ausregung. Dve D,e m o-kr a t i sch e
PLäckei - KvrrespvudPnz regt .fich über
eine von Dr. Streseman«n auf 'dem Parteitag
in L-eipzig gemachtt Aeutzerung autz wonach <rne
A b f aMb rw eg-iun g von dei Demokra-
tie. namentlich üm Mestmi des Neiches, vm 'sich
grnge. Die 'Korrefpondenz ffmdert Dr. Sttefcmann
-auf. d'.ese Aoützerung zu «rhärtvn vder zuriillzu-
nehmen. Wir verweiien demgegenüber aus den
veröfsentlichten Wortlaut der Nede Dr. Strese-
manns. Daraus pelit tlar hervor. datz er sich bei
feiwen Ausführlungen. wie er wörklich nussülpt.
.auf die „Köln'csche Zeitung" bezieht. Bekanntlich
hat dne „Kälnische Ztzitung" von d^m 1l eb«r -
g a n g ,g a nz<.r de m o k.ralifch er D ruppen
zur Doutfchen Völkspartei berichlet -und diefe Mit-
ieilung. die bisber in de-r demotrcttischen Presse
in lecner Weise dementiort war. ,gab Dr. Strefe-
mann Veranlassung -zu is-einer Acutzerung. DieDe-
mokratrsche Partei'Korresvondenz möge daher M-
mächst einmal -dre Anrichtigkeit der Mitteklungen
der „Kvlnischen Zeitung" nachweisen, <ehe ste -ver-
langt. 'diefe ÄLtttoilung als unrichtig hingestellt zu
sehen. " --

* Die „Deutsche Zeitung". Der Reichsvräskdent
und die Mitglisd-r der Reichsragierunü haben ge-
Len den verclfittvorktichen MdcKteur der „Deutischen
Zeitung" wegen des Aufsatzes „Wie lwnge nvch"
Stvafanttag we.g e u fchwerer V ele ibi gung
aestM.

«- Das neue Tablttfteuergefetz wird -laut iÄbcck-
unrtschafttlKer Riuüdschau am 1. 'Zanuar 1920 in
'Kttrct Lreten.

^"Der W<«nntverlüst Sachsens rm Meltlrigge wird
vam srrchsisch-rn statM'schen Landesamrt auf 420 000
Perfonan einschlttfilich Zivilrsten göschätzt.

Vadische Potiiik

Gegen Schleichhändler, Schieber
und Wucherer

hat das Justtzminiisterium folgondes verordnet.
Eogen Schleichhändlerj Schiöb-er uud Preiswuche-
ver ist mit alslen Mitteln .fawie mit .aller
Schärfe vorzugohen .uiid bei zu -milden Arteilen
-der Schöffengerrchte Berufung durchzufüHron. Zns-
besondere ist dcrraüf hinMwirken, -dab in allen
schwercu Fällmii neben emvfindlichen EÄKstrckfon
nnd Einzrehunsen auch Frv-ih<ei t s stral e n.
.-ausgefvrochcn werden. Die Strafverfahron w«gem
wittfchcrrtlicher Berfahlungen sind mrit gröbtmög-
lichvr B-eschlLUNigung durchruführen. Das Zuistiz-
mmistor'üi.m wird den Staatsanwaltfchaften Mlittel
su Br-lvh-n u ng«m 'fm b^virders öifrige rmd
erfalreiche Boamto der Krrminalvolizei nnd Een-
b>armeric, -aber auch stür andere Per-sonen ^ur Dro-
fügung stellen, dre durch begrückdtte 'Anzeigen -und
geeignet^'Mitteiluugen -ermöglichen, datz Auwider-
ixrndlungen gsgen die wixtschcrftlichen Vvrschrrsten,
nnsstesoiidere -rur Sicherung dvr VöAsernähvung^. tn

noch grötzerem Umfange als bishcr zur Vestrasuna
oclangen. Emvfohlen wird V e k a n n t gab
dor Namen von S^ileichhändlern usw. Wer
sich in dieser schwercu Zeit in solchrr Meise an dcm
Volksgenosfen versüirdigc, foll, abgckjvhcn 'von em-
viindttcher Bcistrasung. cn unnachfichtiaer W rse an
den Pranger gostcllt 'werven. Diese Schndlinge
an unserem Volkskvrver mützten die sanzc
Strenge 'dles Ecsetzes fühlen."

Der KulturLampfrummel

in der Zentruinspr'rsse wegen dcr angcblichen Ve-
lvildlguiigon des Katho-lischcn-Vollsteilcs in der
-Hüldelbers-r Helifferich . Versammlung
will nicht enden. Entftnnden ift er beknnntlich
durch die bswützt unwa-hre «Ver i cht erst a t-
-tung des „Pfäl-zer Boten", dem jctzt von
dentsch-natioualer Seito folgende Berichli-
guna zug'esandt worden istt

„Der Dericht.'rstcktter des „Pfälzer Boten"
schroibt in Vczng auf die Helfferichversammlung:
„Auch dio Helfsevlchverfamm-lung stand unter der
K ulr u rLamup fd e v i f e. wenn auch amsangs
micht 'bulmierkbar." Es fei ihicrmit-festgUeltt, datz -rn
dcm -ganzen zweistüicdigen Dortrag auck> n i chl
ein ein?,ig>es Wort nach dieser Richttmg hin
gesprvchen wcrrde. Der Bcrichterstcrlter chat hrer
vinv lbewutz'tr Anstorcb-rlhe it ausgeiprochm.
Diickse Anma-.itthaft igheit der Berichtersta'tnins
Pwart stch mnt n-i c d r ig-er E-e-bä ss isl'r ick,
wenn -er den Lesern des ..Pfälzer Bvten" einredet.
Hcrr Pfarrer Fuih r-Vammental hat den Satz
ausgespvochen: „Beim kathoilischen Dolke
ucmsHe man .alle Hofsnung -fahven iasfen, datz es
ye mationäl werde." Herx Marrer Fuhr hat se-
nau das Eegenteil oesagt und bedauert, dätz bas
batholrscho !8olk durch die Zentrumspoli-
1 i k -verwirtt mnd durch >ornc Perfönlichkcit wie
Erzberger in Mitleidenfchaft yezosen würde. Hier
'liegt «in deu Ausführuiigön des Derichti.'rstiatters
vine w'vit-e'r-e -grobv Amivä'hrhecck om.'tt
Man kann «chpannt foin. ob ber „Psäizer
Dote"-und mit i-hm die gosamte Äbrige Zvn-
truncspussse -nunmehr endlich det Wcvlirheit dre
Ehre gckben wttd.

Cine Kundgcbimg Musers

Der -frühere Ahgevibnete Mufcr -verüsfentkicht
in Ver V-inVbvrrti chen Presse ffölgenve Erl'l ä -
r u ng: Mit Vrsug «vuf d'ie Mctteilung der Presfe
über meiue Ncckärlegung des LanidtagAnamdcrts
-fcche ich mich su m-achstoheäder Erkläruug vervslichtet:
Rucksichten 'hohsrcr Wtt verpflichten Mich, wenu -ich
nicht ru einor -entgrgengesetzten Hctttung sttzw'm-
gen werdc, chie Rcchtfcttigung mainvs Schrittes
durchLfsentliche Bokanntgabe nrernerts ä mctck'ich-e n
Bostimmungsvrümde zu u-ntter-l.a s s-erc."

Die badijck-c Negierung und dic Fordermrgen
der Landwirtr

Zn mehreren landw. Versammlungen der Mit-
gtteder des E-mossviischaftsvttbairdes badischer land-
nv-ttfchllftlicher Voreiirigungen, die ttn Obcttand, in
Mittel-bäden und äm Hmtettand stattfanden, wm-
drn gleichlautende Vesch'lsssse gefatzt, in denen dar-
gttcm wird, dast die LcrNdmttte die A n m ö gl i ch -
l ei t 'der A'Uckh-eb um-g der Zw a n-g-sw i-r-t-
schaft für bis Hnuvttrährungsnnttel in vsr ietzi-
«en Zoit «änfLhen. Sce -ettlcrrvn sijch b-ereit, nach,
MöglichLckt astss Entl'eottiche 'für die nichtlaüd-
wittschaftliche Ve-oölkerung nLZulinfern, neilnngen
aber, dcctz für rhreErseugniüe f-olchc PDöi-se bezahli
wcrden, die wenigste-ns d:e Produktion^kösten heckon
und wückdqn escheLrützeil, wenn dieckandw. Produkte
durch AluÄfchailtung bes vctteuernden Zwischrnhan-
dtts auf .genostenschaftlichom Wege d'nckkt an -dic
Verbrauchsr veakauft würden. Das Mrnvstettum
dos Fnnern, 'bem diöfe Bosch'küsse -iilbormittttt
wurden, erwidette barauf dah die Regittmg auch
ferncrhin bastvobt soin werde, den Landwirten Er-
zeiMftvrefte zu -erwirken. bxr sowoit;sie dasu,-u-
ftäitdrg bstz folche festzusoken, die Len -Eeist-Äp.lngs-
loftvn der Lcrndwirte -entsvrechon. 'Voi allen Höchst-
ureisfeistsetzungen -müsse 'dir Regicrung äl'er. als

übcr den Ziteress.are'i ftvhcnd. dio ^

Reainnng ftcllcn, die kie icweitigen ^öchtzxrcise a>,r
die Alassc der Derbraucher ausiibe i. Di: Vewk.
hungen her Ecnossensch,rstcr auf Avsfch'ictzung
Zwrichenhandels und Schcrnung em-r d rrkien Ve ^
bindüng zwischm Erzeuger mrd Vo.Hrai-ch.r
die unget ilie Anterstütz-.mg L-cr Nogi..r,ung sy^-,
solche Untcrnehmen nach 2age des gcncstenscha'!
lich-n Ausbaus jctzt schon durchführbar e.schi/r^s

Dic Kn-chenl'.lcckcn. Die Faaltchn derde», ii'
narionaIen Volk.ivartci htt -crnen Antrrc« ü^
die A'bga>be von Kirchenglocken im Landt:g ei^ .
Lracht, nack> dem die Negierung ersucht wird b!-'
der NeichLU>gierunL dahin zu wirlen, datz M ^
jenigen E-meindtt, die KirchengloÜen
ben musftcn. der Prettiunterschied, dn -wische,-. Zit,,
gaüevrcis und AnschasfungLtosten liegt, aus Re.ch-
mitteln er,etzt wlwde. '

Aus Vaden

Dle evangelische Generalsynode

besatzlo sich in ihrer gvft rn n-achmittag rübsohäü-
nen Sitzung mit der-EnüLftung-oon E-r-mei-ndc-
Käu,ern und mrt der E-eM-e i-nd ev^brg-e und
richtete hierzu an den evangl. Oberkirchenrat die
Bitte, die ^Schaffung nouer ckrrchlich!n Aemtrr tns
Auge zu fassm und insbösrmdsre den Stadtgemein-
ISr,n-edi Anstellung von<C r-ME-imd ehelf ern und
E emc rädehelfertst-n-e-n -u emv'fehlsn. Wess
ter befatzte sich die Svnod? noch mit der Woh-
N1> N -SL N o t und mit der Äwheit an der evangel.
Iugend. Zu l-etztgenamrtem Punkt wttdc rn -vinvm
Antras der Oberkirchenrat ersucht, sobald als mög-
lich ldie' in d.cw Jugendarbckt tätigen Krc-tse zusam-
menzüfassen und die Anstellmrg won -mäiEchen
und weMichen Derufsrrrbeitern inmitten der Fu-
tzpestdverbände M rutterMtzen. Anrfolge der schkchten
VeLkLhrsvephältniste weritaDt-e fich Lann die
Synode rruf u n b-estt'm mte Z-e ick.

Vers^rgung der badischrn Landwirtschaft
mft Saatkartosfeln

Nürn schre-M uns: Vor -snrtgen Tagen erlieg
die 9leich-s7arto'felfttlle in Berkin rine DcrftiMng,
wonach der Vevsand oon Saatkartoffttn fssr die g,:-
samte deutsche Landwirtschaft bis zum 31. Dezem-
ber 1-919 sttpe-rrt ift zuguiisten der Lieferung von
Spersekartoffeln Mr die Bevötkerung. Die BÄdi-
sch- Landwirtfchaftskammer hat nun ssfvrt bei drn
matzffebendcn Stellen auf dte grotzen Ee.fahren die-
-sitt Berfikguiig — «rnz Lesonders für B?den —
'eingeihend hme.«wiickftn und dcrrum -gebeten, dntz
wenigstens für Baden der Saat!artosfetverscmo
aus NorddLutschllrnd froigegeben würde. D'nn be-
«känntlich bezivht Daden alftöhrlich nähezu 2 000
Eisenbahnwaggon SaatEattrfffeln. wodurch etne
gpmz erheÄliche Ertragssteigcrunv der Kartvfsel-
mvngon nllein dnrch dvn Snatssutwech'ill ermög-
licht mird. Bei Frühjahrssteferung- des Pftänz-
lartcfffelsaatgittes ttmrmt divsss. wle die letzten
Jahre gezeigt haben, stets zu stpät. fodatz -auch die
einheimr'che Karkoffe-lernte hrerdurch um 3—4 Wo-
>chen verzögett w'rrd, wäs wiederunr ftrr die Sperse-
kartösselversorgrmg 'der MMtvdte 'sehr -mran-
genchm stt. .

Ettetchterung -des cklemvn Eveuzverkehrs?

b. Schweizer Erenze, 1. Nov. iIn Bern ckagte
-eine Konfeüänz dsr Vertreter der ErenAmttone
und -der Gemeindeoberhcmpter der Erenzgesenden
der Ost- lläd NorLostgren^c der Schweiz. Die Ver-
treter von 'St. Tallen stellten den Anttag auf so^
fortigc AEHebung des Erenzfchutzes vnd dk'r Kon-
ttolle; diesom Nnttälg Eonnte von Regrermigslcite
nicht siofott beittetvsten werdon. Die Wersam-mlurw
war einmütrg däftir, dätz ftir den fogenannten
Äeinen Erenzvvrkehr den Pntz ftrllen zu 1as,en nnd
-an sorne Stöllie der ftülher schon emgoftrhrte Pcrs-
-stersch-in m-it Vild ömzuftihren 's-ei. Dieser Puäkt
wird von der Regierung geprüfft and födenfvlls
cmgenammen worden. Aur ein Lrumundszl'Agnis
'für die Patzausstelluirg wird ckimrtighin ocrzrchlet

N mes von Bismarckr

Der.„Phonogr.cmhischcn Zeitschrift" entnehmcn
Vir:

„Der Erftnder der Phonogrcrvhen, Ediscm, haite.
im Jahrc 1884 'dem -Käfter Wiilhe'lin einen seiner
orsten Phonograoheä zu-m Ekschenk gsmacht; stvater
«ttiiolt -auch Bismarck oinen svlchen Avvcrrat, währ-
fcheinlich zum 71. Eeburtstage, dem 1. Avril 1886.
Diese ersten Avvavate eignejen sich sowohl zur Auf-
ilahme wie zu-r Wicdergaoe won Schallwellen, teiooch
lonnte die Wiedeogalds nicht häufiger als «inmal
erfolgen. — Bismarck hat ium die vovstehende Röde
auf erne Walse gesvrochen nnd älsdann den Avpa-
-rat mit -dtesier unibepührt in eine Kiste vacke-n lässen.

. Die Kiste erhielt als Ausschrftt einen Zottel: Zm
Fahro 1906 ru öftnen. O. v. B." An dem A-vvarat
ftlbst lietz Bismcrrck einen Zettel anbringvn: ,H>ie-
ser Plhvuogroivh oitthält eine kurze Nede oon mir.
Wenn die Tschii.rk m 20 Jähron die Mrttol sefun-
den hab?ii sollte, Phonograimne zu vevvivlfältigen,
fi) mag das dsutsche Volk dicfes Andenlen >an fei-
nen cstston Kianyler gut bewahren. v. B." Zn
treu-er AusMrung diöjer Anordnuns wuüde die
-Kiste erst im Jaihve 1906 geöftnet uind die Walze
von don Erben Bisinarcks dem Herausgciber der
„PhonogrwvlMchen Zättschrrft" rur Vevvielfältigung
ÜL-eriivütcft. Daäk der Entw-cklung der Tochnft ge-
lang diese volltommen. Die Walze wurde in 500
Eremvlaren se.gösten und damit die Rede demdout-
schcn Volke sugänglüch gamacht."

Die Rede lcuttVt:

„Em /Staatswesen, desten Reg'mrent rn den Hän-
den der B'-scihÄichen, der iMvarum rerunr cuvidi,
unid der Redner liogt, welche di-e Fähilckeit, urtoils-
lose Äiassen zu bslügeir, in höherem Matze wie -an-
dere dositzen, wttd ftets zu -öiner Unruhe der Ent-
rvrcklung verurtoilt sein, der fo gewrchtige Massen,
wie staatliche Eemein'weseni sind, nicht folgen kön-

me-n, ohne in -jhrem Organrsmus däschädist su
werden. Sch.were Massen, -su dsnen -«pdtze Ratio-
nen in ihrvm Lüben uNd ihrer Entwickluug gehövon,
können sich niuir nvit Vorficht bowegqiv, da die Balh-
nc-n, in denen sie einer uniheknnntcül Zukunft ttitge-
geälaufen, nicht soglätteteEjsenschienen haben. 'Je-
des grotze staatliche Eemeinwejen, m welchcm dev
vorfichtise und he-minende Emftutz der Büsitzenden,
nrateriellen oldev ftrtelligenten Arsvrungs, verlorLn
göht, wird immer 'in erne der Enttvickluna der ersten
fransüsrschen Reivolutron ähnliche, don Staatswaiüen
zovbriechende Eoschwindigköit scraten. — Auch
Rutzland wird, wenn ernst eine andero staatliche
Ordnung Platz greift, nur dann nicht sum Absolu-
tismus surllckkchren, wenn die- Entwicklung surFrei-
heit langsam und schrittweisc vor .sich geht. - - Das
ibegehrliche Element hat das auf dio Dauier bmch-
schlcvgsftde Ae.Lergalvicht der grötzciren Masse. Es ist
im Znteresse diesor Masse selhst sn wünschen, dah
dioser Durchschlag ohue gcftihrlrche Beschlounigung
und ohne ZettriimmeruiNg dos Staat'swagsns er-
sc-lge.' Eeschiiaht dio letztere d unoch, so wird dcr
geschichtliche Kreislaüf ftnmcr'in vorhältnismäbig
kurzer Zeit zur Dittcttur, sur Eervaltherrschäft, rumr
Absolutrsmus zurücksühren, wsil auch dio Masten
schlietzlich dom Ordnungshodiirfnrs untertteig'ä, und
wenn sie os a vttott uicht cttennen, so svhon ste es
rnsolgo -mamn-iigfaltiger Argumonte ad hominem
schliotzlich immcr wiMer e'in umd erkaüfen dio OÄd-
nung von Diftatur und Eäsarismus durch bereit-
williscs Aufovfarin auch d^ horochtiston und scist-
suhalteiidon ALatzes von Froiheit, ldas euroväische
staattrchc EcsellstlMton vertragon, ohne zu or-
kranken."

Hoinrich von Pos.chinger. der oinstwe Sokre-
tär Bismarcks. beginnt in dcr ..Deutschen Rund-
schau" niit Nerösfvnttichungen aus dem Rachlatz
Bismarcks. Ueber se iren Abschied äutzert fich Bis-
marck:

.Ach bin nicht fteiwillig gegangen. wie rnan
plaubt.-n machen will. Die Diffcrenz mit dem jun-
gen Kaiser spielte schon einige Zahre." De: Kai-
ser hade ihn hoi feinenl Rückfttttsgesuch nicht mit
einem Wort zurückgehalten. „Er sagte stets nur,
or wolle mir den durch mein Alter und meinon Ge-
sundheitszustand verdi euten Ruftestand.gebsn:
er sprach so. äls sei steine Sorge'um mttne Eo,und-
heft grötzch:. ats sein Wunsch. mich lvszubetommen.
Elvichzeitig bot vr mir eine Dotation und denHer-
zoglitel an. Dte Dotation lehnte ich vundwcg ab-
Es könne davon überhauvt lcirre Nede sein. Am-
somehr wurde -ich niit dom Hcrzog von Lauenbuirg
gequält. Zch lehnte auch diese Würde ontsch ^den
ab. Zch sei mir vornehm genug und brauche diesen
Tftel micht. 'den übrigens noch zwici Fürsten füh-
ren, der Kön.n von Düiiemarl uup der -König von
Preutzen. Trotz meincr kategorischen Erliärung
tam zwei Tage später Herr von Lucanus zu vlir,
-um mich n-eu-ordings sür die Annrchnre des Hcrzog-
titels zu gewmnen. Bei meiner wioderholten Ab-
-so.ge nahm ich seine wachsendo Verlcgonhoit wahr.
die rch mir bald orttären konnte. Drei Tage svä-
ter las ich meinon Herzogstitel im „Reichsanzei-
gor". Es war also ein fait accompli geschaffen
worden Diic. Dofötdevung zum Eeneralobersten
Lor Kavallerie init dom NcMe emes -Eenoralfcld-
Mlrrschalls war im Griinde^Mnommcn n'.cht minder
bedeutnngslos siir nnch. Sie schuf mir -eiueu
Rang. den rch schon st-satz. Was soll ncuh allcb'em
die R-edensart. er hale densttben Schmerz geiühlt
wie beim Tode soin.s Erötzvaters: das ist einfach
eine Unauftichtigkeit. Dcr Kaifer hat mein Ab-
schiedsgvsuch garincht -abwarten tönnen. Er hat
dann dasselbe zu niir gcfchickt." „Bisinarck -erzähtt".
fälwt Poschinger fort. .chen ganzen Vorgang nicht
ohne innere Bewogimg. Zch fäh. wie er den
Schmerz noch einmal durchmachte und glanbtc. datz
cs an her Zeft, ber Anterreduirg ihren Abschtutz
zu geben. Zch idanlte also dem Fiirsten sür d.ns mft
ermiosene Derftauen uird bat. dic Wschrift des
Abschiedsgesuches uuf mc n Zimmi.-r nehmen zu
dürfen. Dismarck erlaubte dies, nohm -ein Kuvrrt
aus dem Schrttbttsch. lcgle das donrwürdigc Ak-
tenstück hine.n rmd verschlütz es mit don Worten:
„Damit meine Lcutc cs vicht sehen."

Ueber seiuc S o z i a l p o l i t i k laatc B'smerck:

„Zch habe mich damals mehrfach mtt Wvftbegliick-
ungsöbjotton gvftagvn. und -ich vrinnere vrich. datz
^ich einmal dem König sagte: „Lstachen Sie doch
alle Zhre AntertäneN adelig." Meine Arheftsftaft
war damals noch eine unorschopfliche: 16 Stunden
pflegte ich den Tag zu arbeften."

Zn ?inem rrnderen Gespräch nimmt der Kanzler
das Lordienst der Eisenbahnv^erstaatli-
chung voll für sich in Anspruch und bemerft: „Le-
gen Sie nur besonderen Wort auf alles, v)ns die
Cisenbahnr'erstaatttchung bctrlfft. Zch botrachte
sie ausschlietzlich.als mein Werk. Eamphaufen und
Achenbach waren ttn Erunde genommen Eogner der
Verstaatlichung.* Sie wollt-en mich müde maörcn.
mich durch immer nauen Schrifttvi'chsel rinschläf-'rn.
Zch httbe abor nicht gericht. bis ich dsr Zdee Min
Siege verholfcn habe." Ebenso sei er der alle -
nige Schöpfer des Nordo ft s ee k anals. „Voii
Haus aus." erttürft er Poschinger, „lag mft diö
Ausführung dieses Antornohmens am Herzen.
Schon in den Februarbedingungen im Zahre 18>H
habe ich darauf gehaltcn: fpäter -fand ich in dcni
alten Moltkc einen «ntfchiedenen Esrgner dos Pro'
jekts. Mit den sür den Kanal notwendigen Attt-
teln. fo meinte er. könne man bestzvr eine zwe"S
Flotte bnuen. Der Kaival erheifihe ubrigens ZU
seincm Schutze im Kriegsfalle ein ArmettoftS.
Prcutzen lönne feftie Eelder amd seme Soiorireff
n-ickit fo ri.'rivlfttcrn. Erst vor oinrgen Zahrcn
es m-r gelungen. den Widorstand dcs Könms "
der Frage zu brechen und mein altcs Liebttn^do
jelt dcr Ausfülirlmg nüherzubrmgen. Das
dienst des nationälen Unftrnehnwns fchreid)
mir gleichfalls zu. und ich will dies aktenmaki»
festgestellt haben."

* Wie Vismarck Nomane las. Hernrich vMl
Pofchinaer leilt in vinen ncuen Msmaw-
Eofprächen in drr „Dcutfchen Nundfcha-u mtt,
ihm Dismcrrck o'mes Tagt-'S crznhfte. tom er
manc lee: „Nur wenn fic out ausg^ey
Zch blüttcre a'ittch zu Ansang am Eude d^ ^.
ches, u-m mich nicht vcrgebens zu bo.auy^
 
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