Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 255-279 (1. November 1919 - 29. November 1919)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0364
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
gramm der Sozialdemokraten als die Forde^
rung von Utopisten erkannt sein diirfte.

Das Münchener NcoolutionsscicrocrboL
Ueüar 'dre Cntsti.'.)Uilasgeschcä)lc Vcs Novolutions-
scierocvbotcs durch das Münchcirer Reichsroeürarup-
oenlnnmando stellt süt) nun <ndlich, nachdem d:c
Neniernng 1«gelang Mschwiegen bat. das Unglaub-
liche heraus, dai: weder das ReichswctbrgMpv'nkoin-
mnd.?, noch c-in Refere-nt im Minvsterimn. 'sondern
de: Mlniiter des Innern selbst, der Miehr--
ücitsdzialist E'ldres. verantwortlich ist.

Die Untersuchung über die
Schuldfrage

Im Parlanlentarischen llntersuchungsausschusj
richtcte der Vorsitiende. Aba. Warmuth. zu-
nächst einik>e Fraaen an den Erafen Bernstorff.
d'>e sich auf die

V-rgiftung der Stimmung
in den Vereiniaten Staaten aegen
Deutschland durch d.e Tätigkeit der Vrcsse und
der Fitms und dee oon der beutschen Votschaft er-
ariffencn Geaeumaf;nahmen beztehen.

Eraf Bernstorsf: Wir hatten in Newyork
privat'm cine eraene P ro p a a a ndast a-
1 ion. die zuerst unter der Loituna von Dernbura
und dann unter der der Gel-cimräte Albert und
Schuer stand. Dernbura üat zuerst eine ausreror-
dentltch erfolareiche Tätiateit entfaltet.

Aüg. Dr. Sinzheimer: Staatssekvetär Zr.mmer-
mailn üat hier erklärt, das? die Ansicht bestand. die
Wilsonsche Friedensvermittluna stände unter ena-
Uschem Einflufr. Auch Nindenbura hat sich so ae-
äusu'tt.

Staatssekretär a. D. Zimmermann verweist
auf den Bertcht eines Eesandten. der eine Unter-
rü>una mit einem neutralen Minister lmtte. Da-
nach erllärle der Miuister. das; der Schritt Ml-
sons dahin aedeutet werde. daf; er den Zmeck oer-
folat lnü>s. die Zentralmächte im Intevesse Ena-
lands zur Bekanntaade ibrer Bed naunaen zu
zwinaen. Für derartiae Manöver. betontL dcr
Minister. wünsche er siL nicht vorspaniren zu las-
son. Avf diese Erundlaae stühte ich meine An-
sickt.

Ministsr Davrd: Die Aufsassuna des Staatssr-
kvetärs .Zinlmormann ist von arosser Traaweite.
weil sie von Eeneralfeldmarschall Hindenbura ae-
tejlt rourde. wie aus einem Telearamm horvor»
«eht. Wuirte der Eeneralfeldmarschall. dak die
Friedensaktion Wil'sons von der politischen Le-i-
tuna anaereqt war?

Konsul Müller: Es sind hier Voraänae in den
neutralen Staaten berührt. und es ist auf die Ve-
richterstatuna aus diesen Sta.aten hier Aezua ae-
nommen worden. Es sind unrichtiae Schlüsse möa-
lich. deshalb bitte ich. von einer Erörteruna dic-
scr Dinae in der Oeffentli-chkeit abzusehsn,

Nach Wiederherstelluna der Oes-
fentlichkeit werden die Eründo für den
Nichtempfanq des Erafen Bernstsrff
nach seiner Nückkehr cms Amerika erörtert.

v. Bethmänn Hollwrg: Der Kyiser war
Lollständia unterrichtet. Vorschläae üüsr
rmser woiteres Verhalten aeaenüüer Amerika h.-rtk-.
m'.-r E'.irf Bernitorff nicht mehr zu machen. infolae-
dessen laa auch keine politische Veranlassuna vor.
auf sofort-iaen Empfana ru dränaeM

Eraf Bernftorfs: Als ich iin Mai vom Kaiser
empfanaen wukds. waren alle diese Fmaen so
vollhimmen erlediat. daf; ich keine Deranlasfuna
mehr hatte, 'darauf besonders zu dränaen. Ich
kann mich daher nrcht entsmnen. dak bei diefer
Unterreduna iraendetwas gesaat worden wäre,
was politische Vcdeutuna aehabt hät^e.

Borfitzyldcr Warmnth: Wir kommen nunmehr
zu der wichtiasten Fraae des

rücksichtslosen U-Bootkrieaes
vnd zu den Eründen. welche für die Reichsleituna
dafür makaebend waren Ich halte denr Zeuaen
von Bethmann Hollwea die Denkschrift vom 29.
Februar vor. in der er alle wesentlichen Eründe
aeaen den rücksichtslvsen ll-Bootkviea anführte.
Weshylb traton ibre ursprünalühen Nedenkeil zu-
rück. aeaenüber den Instanzen. die für den rück-
fichtslosen ll-Bootkrieä Lintraten?

v. Bethmanv Hollwrg: Ich wüsste nicht, was
ich meinen Ausführunaen vom Freitaa noch hin-
zufüaen sollte. Die Akten darüber sind noch nicht
abaeschlossen. wie we't die Wirkunaan des -Boot?
krieaes'tatsächlich aereicht haben. Wir wordon das
«rst später aus den Akten der Enbcnte hören. Ich
habe den Eindruck. dak die Wirkunaen weitrei-
chrnd aervesen find fVeweauna.l Ich wünte nicht
durch welche Feststelluna ich die Zwanaslaae. in
die der 9. Ianuar nicht nur die politischs Leituna.
sondem auch die militärifche asstellt l-at. eraän-
zen soll. Es laa damals die llcberzeuauna der mi
litärische,l Stellen vor: ..Olme dei/ruckfichtslosen
U-Bootkrtea könnsn wir drn Kriea nicht zu einem
auten Ende fübren". und sür mich laa d'e lleber-
zeuauna vor: Ich kann nicht in Ancsicht stellen
dak rch den Kriea in anderer Welse beenden
werde (nntz star! erhobener Stimme). Da mukte
etwas a e schehen. In dieser Laae — und ich
bln noch heute d-r Anficht. dak ich r chtia aehan
delt ^rbe — hal>e ,ch aesaat: Eure Majestät. ich
kann Ihnen nicht raten. sich in Widsrspruch m's
dem Vvium Ihrer militärischen Nata-'ber zu set-
zen. Ein Ee-Hen m.elner Person wü.-dc an der
Sache nlchts aeandert haben.

«,nAE°rltattkr Dr. S iHhcim-r sraat an. ob es
moalich newesen ware. noch einen Versnch zu
machen. auf ande^m Weae als mit Hilfe d-s U
Vootkrdeeies zum Frreden zu aelanacn.

^?llwca: Für mich ist aber «nt
Kollekt ivnote der Entente
af'" aewesen. Diese hat mir die

kleraubt. in absehbarer Zeit
^ne Frieüensbereitlchaft der Entcnt« zu erwarten
Dle Konarskrede WMons vom 17. Ianua^konute
Schrltt zu einem für nns ak-
zeptalen Fncr'en anseben.

Nach.weiteren Fraasn Dr. Sinzl>simers und
Davids rö:rd aeaen 2 llhr hie recht unfruchtbar ae
wordene Ausspracke über den U-Vootkriea beendet
und damit auch zualeich -ie Bernehmuna v. Vcth-
mann Hollweas.

Moraen um 10 Uhr aehen die Verhandlunaei:
weiter Vernommen werden sollen AdmiLal Koch
und Dr. Helfferich.

Eine Offensive FinnlandS gegen
die Bolschewisten

Die „Morninqpost" meldet aus Neval: Dao
zwischcn der finn schcn Regierunq und Koltschak
zustande gekommene Abkommen verpslichtet
Finnland. sobald als möglich eine starke Offensive
qcqen dic Volschewiften zu untärnehmen.

Die Bedinaunaen Finnlands find für die
Teilnahinc an dem Feldzua 'aeaen PetersLura fol-
aendc:

1. Nuklaüd erksnnt vorbehaltlos die Unab-
.hänaiat>eit Finnlands an und aewährt Finn-
'land Zuaana zum eisfre'en Meer bei Petschenga:

2. dak in demien'iaen Teil von Karelien.
das dcn Anschluk an Finnland wünscht. eine Volks-
abstiiinnnn'l stattfindet:

8. militärische und Staatsaüter. die der frü-
heren rusfischen Neaieruna aehörte-n und d'e bei
Ausbruch dsr Nevolution von Finnland »der Ro-
ten Garde abaenomrnen wurden. verbleiben ohne
Entschädiauna bei Finnland:

4. falls die f.iimische Armoe Petersbura erobert,
so wird sie die Stadt als Aaent der russischen Re-
aieruna bofekt halten und sie den Russen Ä er-
aeben. sobald disse stark aenua sind. sich dann nach
dem Newaufer zurückzuziehen u. bis zur Einstelluno
der Feindseliakeiten die finnllche Eisenbahn besetst
balten: -

6. die Kosten für die Besetzuna Petersburgs
fallen Rukland zur Last.

Die Washingtoner Konferenz

Derlin, 6. N»lv. Di-e schlw'izerrsche .Ecsandtfchaft
m,Berlin h..j doin ^lnswärtigm Aint folgenlde vom
vvlitiischcn Dwartemsnl in Bevn stainmeude De
vLfcha zur Kenntnis gebracht:

Schwetzerische E-.'/andtschaft Wäshinoton drahtet:
Sofortige Z u l a s s u n g deutschen De-
!eae:rt-en zur Arb.-Uerlonferenz mit gleichm Nechten
wie wn'rvro Mjglieder m:1 allen gogen -eine einzige
Sti-mme befchlossen." '

Daranfhi« haben der Allg. deutsche Eewe-k-
schaftabnnd, der Gesaintvvrstand der christlichen Ee-
wrrkschgfteti-und der Verband der deut chÄi Eew^rk-
r»c:eine in einein F'.mkioruch die Konferens be-
k.rMt ui'H- dre Mreise der deutschen Verlret r nach
Vehcü'ing der"P,assaseschwierigk iten a.ls-Lündist.

Das Anwachsen der amerikanischen
tzandelsflotte

Anrsterdam, 6. Nov. Der Te.legraas meldet aus
London, daf; d r Norsihenda des HandelLaus-chufies
des aiiverikailischen Senats bci der Einbringung der
Eeichentwllrse ülber ll--re S:s''lss>ahrtspcliti-k vrLlärte,
die anrerikanisch e H a n d e l s f lo t t e werde
Trtso 1920 18 MiIlionen Tonnen ummssen, vo„
deM'N 8 M'illionen Eiaentuin dcr amerrkanischsn
Rogieümng seien.

Belgische Forderlrngen

Rctterdam. 6. Nor>. Der Brüfielier „Soir"
meldet, d-as; die bL.kg,ijck-2 Regierung in der En-
tent^kemmifiion in B.'riin b.auftragte von d'er
deutschsn Regievung dic A u s h ä n d i «gu n g aller
d.'N bolgischen Archiven cnllvendeten Ak-
ten und Dotumcnte innerhalb drei Wochcn

zu vcri anMN..

Der Gipfel dcr Schamlosigkeit

Zur AbfeLung d >,. Mlesäaden-er Obei'dürser-
nveistors durch die Frcriigssen teilt dle Franlsurter
Volksstimine folgond.s empörend- Einzelheiten mii'
„Dic frangösische Mibtäroeüörde zwang die
Stadt Wiesbaden kürslich, c!in Nordell für'die
französischen Soldaten au f Koften dcr Steuer-
Sahler cinzmich:en. Oüer.bürg rineisteu Dr. Eläs-
sig crhob gegen diefe Anor!>nung verLeblich Ein-
fvruch, inukte sich abcr siigm. Trützdem wurdc
er jetzt vom Qberbesehlsha-Üer der alliierten A'.m-.e
isüvncs Anltes enthoben und nus dem bss^tzten
Gsbi'et ausgewies« n."

Das soll don „Kulturträge n" nicht vecgessen
we'rdcn!

Eine Noheit

Achs S'aarbrücken wird gsmeldet: Der wäh-
rend der letzten Streiknnrrchen zmn Tode verur-
toilts Mctaliarbnter Iohannrs mufits auf
seinem letzten Eang Mr Rrchtstntle schwer gefessell
und scharf Lsrvacht. nobirn seinem S-argo
hergehen! — Französische „Kultur!"
Französische..Iustiz".

Wie aus Aöa-nnheim l^erichtet wird, wurde un
längst aus der Nheinbrücke von LudWlgs.hascn der
Ee-H. Kommerrle.ivat Lasi g,^der in Llrdwigshafen
eine F-aibrrk Lctr-ibt, von den Franrosen verbalte-t
und na.h Saarbrücken gl-i'chasft. Msau hörte dann
längere ZsiL nichts me h.v von i h m. I tzt ist
bckaünt sswpli'on. d-atz er die er Tage w-g-il aiMib-
stcher Verhe>':mlichuna beschlagnabinter Borräte zu

ciner l ä n g e r c n F r c i h e i t s ft'r' a s 0«». v.e ru r -

1 eilt worden ist.

ZurMilchversorsittng Deutfchlands

In London findet diewr Ta-ee eino Wirt-
-LonferenX'stiatt, düe sich m-it den Fvagen der
iL,''nsmittel-, Koh'en- und Nahmatrriali.'nver
sorgung sawie des Transportec. und Kredits befas
sen und die Mahnahm n zrrr Vefierung der gegsn-
wärtiLen V-erhältnisse bcsprechsn rvill. Dje Leite-
rin des Vüres der Fnternationalen Frauenlilla
fiir Frieden nnd Frcihe-it in Eenf. die a'merlkmi-
sch: Proi>.-fiorin Emily Valch. laii'ine.tie Tatsachm
und Auskimüte über die M i l chv e r s or gun o
Deutsch Lands, um diese nach London zu über
mittelil. An die Vorsitzendeil Lcr verschiedenen
Bundesstaaiirn in Dsutschland der Internationalen
Fvauentigia für Frieden lund Freiheit wurden
'Frallübogen gesandt. Äi: von dnr .hstmffenden
>vtellen oenau lwusgefüttt wyrden- Mist Balch
schreibt mm. dak ihr diese Angaben böchst willrom-
inen sind, und dak sie se Ibst nach Londoil reisen
wird. um die Sachs persönlich zu v>:rtreien.

D.er Holländischr Zweig der Fnternationalen
Frauenliga für Fri,den und Fuechrit. sam.nelte in
wenigen Mochen 14 000 Eulden und schtckten b000
Pfund Margarine ncbst 19 200 Lüchscn Milch nach
Deutschland. Das für diesen Zweck clNLosetzte Ko-
mitos aübeitet w.'iter.

Deutsches Reich

Widerstand gegen den Streik

Bcrlin, 6. Nov. Die Neichsregierung und
die vr>uLischc Regierung erlassein einen »Uiufruf
a n das VoIk, in dem os aufgesordert wird, " «m
von d«n Berliner Nadikalen vroklcvmiart'en Eene^-
valsteeik entschiodcnsten Widersland zu lcistm.
Das Polk molle Ruhe, Fricdsn, Ordnung uud Brot
und werde sich in seine;o überwi«genden Molirhcit
Loacn jen«' Elcmc.nte stsllen, di« cs noch tiefer in:-
llnslück führen wolb'n. Die Regievlmg werde das
Leben uiid die Ee>,u,iiLIHr t von 60 Mill.oncn D ul-
!ch«n mit Aufbletuna aller Kraft schutzen.

Mehrheiissozialisten nnd Denlokraten

Derlin, 6. Nov. Ein-c Versammlung der gHanu n
Funktionäre dev s os i a! d e m o k r a t i s ch c n und
de nr o k r a t i s ch c n Frnktioii, sp-rach süh heute
in einer Vevsaminlima einstvmmig gcge n dcn von
den Unarbbängisen uiid Koinmuuisteii prokla'.n.e'.'ien
E c n-er a lstr e ik aus und fordcrtesdic Arbeiter
aus, sich -enjischlsficil hirrter die bürufenen. Körper-
ichastlSii chasisbuiid und Parteivo.stäiide)

zn slVltejn und lcdigl'.ch n.gch dcren Par.le zu
handeln.

Irn Neich

Mannheini, 6. Nov. Bei dcr gcstrlgen Abstim-
muna der 'Angostcllton dcr M etallind u st r i e
erklärten sich ctwa 8'> Prozent f ü r d-n S ta « i k
und Mlehilung des Sch'.cdsfpruchs. Die Angestcll-
ten werden nun heut c m Len Musstand tretcn.

Mannhr'.m. 6. Nov. D.ic Ang stelltcn der Man-n-
heimcr Met a l l indu str i e lchnten d:n
Schnci)-s-jvruch des Sch1lchtttngsa-u:.sch fiscs, der ihnen
EehaltSMssbosserung vo-r bO, 33 und 23 M-M b-ewi-l-
ligte, ab und stumnt-eii zu --.-twa 83 Prozent für dc-n
Ausständ, der nir die Angestelltcn und Vcamten
heute boginnt.

Stuttgart, 6. Siov. Arbc'itsinin'stcr Sch l i cke
weilt ücGenwärlig in StutLgart, w-o cr crfolg-
reich zur Ver'h.ndcrung und L'ilegui'Z Lcs Merall-
arbeltcrstrqik.' Lc.nnht ist

Schifser und die deulsche Volls-
partei

Jn Maadcbi-rg h.rt der Ncichc.,innister Schif-
fr in cincr N>do dic AnLlageu erne u e r 1,
die- -nrair neuerdintzs m verdääüi-zcr Häufiaieit
von demokralischcr Scitc gcne.i dic Dcutschc Voiks-
partsi richiet: D.ie Dcmrckrgten h-adcn ursprüng-
UÄ 'iur -Spütt sür die Duat.ck? VoUspartci ü-brig
ge.)abt. Sie pslogtcn sie üerinÄä)ätzig zu öe-
läck-rln -und fie eiuc 1o!a:büv:uc Erüi'.dung zu nen-
nen. Nachdem sic erlannt ha-ben. dast dse Dcutsche
Vo.kspMtci sick krastvoll entwick-clt.und mit ihrem
MaHstum dem demokratlsckren Parteibestand iin-
mcr bedrohlick-cr wird, ift die Takltz «ine anderi?-
-geworden. Hcute wird bel>aup!ct. die Dci'ische
Volkspartüi ho.bc, unc Herr Schisst-r s-agt, dcn
Trcvun' von cincr Eiirigui.g des denLsck>en Libera-
lismüs zcrsürt. Dic demokratlfch. Partei vcr cgi
fich jetzt r.lso auf die Vohauptuug. dak dic An
bängerjchäfr d'c Dciilick! n DoÄsvartei an dcr
Zeriplittevung des Li'-eralismus Schuld sei, u'id
dast di-e-deinvkratl,chc Partei rmmcr nur die Ein-
heit des ltberalen Vürgert'Ums güwollt habe. G e-
n a -u das E -o gcnteii ist rich. 1 tg. Die de-
mokratische, Partei hat in den T0-20.1 ihrer Erün-
dung sich von Len führcnden El istcrn ihn.r öu-
fiersten Linkcn ins Schlepprau nelx.nen
rafien. Sie-Haf brmnls ejiren groficn/ wcchrichei-n-
lich den gröktcn Teil dcr nationalli-drralrn Partei
zurückgcsto^n und damit oie Einlguirg des Libera-
tismus in den W'i'^. geichlagen. Und das alles.
uni di« AnWust!,dä.gl:M.'ir nLck) links nicht zr, v r-
lieren, uim, wie da-umls gcsagt wurde. mit dc: Sv-
zialdemokratie -eine StvE W'gs zn -achrn.

Seitdem stnd eben dre Doutsche Do'kspartei
und die Demokcaten vcrschied-ne W^g-e gcaangcn,
weil sie verschiedei'.' Zielp-mkie haUen. Die oemo-
kLatischs.Partei ist dabe'r in die Frre gerall.m.
Schif.fer hat in Magdeburg dew Wiedereiniritt der
D-nwkraton in die RchUruilg zu v rteidigen qe
sucht. Er hat ausgefiihrt. das; die Zusammsnarbeit
mit der Soi'iickldemokratl' der Linsch7änkun.g dcr
Strciks. dcm Abc-a-u der Erwerbs-osenfiirsovge und
der BsseÜisun-g der wildcn Ärücit-er- un-d Solda-
terlräte dienen sollte. Darüüer hlt n'-au fich nämlich
bc.i drn Vorb.'fprechuiillen mit d.r Soziald „ilokra--
tie unterhcrlten. In der Wirklichkeit 'lst nber von
allod.'m nrck, t eine Spur ?.u s-c-h.u. Auch bei
dem BetrieLsrätegesetz kämpst dle de,no.kraiisch«
Partci Ki-omlrch aussichLslos unl ihre Position.
Schrne.und gw.ije Worte ,'treuen v,ier uur Sund iu
dio Augin. In Wir'r'iich?-it li«se-n dil' Ding.- so,
dafi die dsnro-kr.-'.tische Partei stch v-01: d«r So^stial-
!d-.m-olratie M Negiicrungdvccken mikbrauchen
läs',t. >mit tj r -ansci'.chmen AusstD. in -nicht mohr
vorhandenem Ved.lr-ss.falle vor die Tür -Metzt zu
w.vdlcn. -DÄüiu -m- ifit-c d«-r W ia führ-.'n. den di-e
hemc.krati^L Parlci unter dom Einfl-'.rs', der Lc-ute
vc'm .ZirrAnrr Ta-Sckblatt" -c-inLi.ffchka-^en hat. Wir
Lönnen es w-'-A v rstehcn. d-afi stch in dich'N L.rgc
ein« Sshniuch! nach > c ^csch'ag-cncn Einisuns, dcs
lib-cralen B>liri.ortvms 6«lt«nd maä?. Meint es
die Dsmo>krati,' d.-.iui! rnst so wir! sic vorsuch.m
müssen, v«'". n'-iiAdcmc'-lrati ck».l Danner frei zu
komiil-M. Lxis liü-.-r-ale VürL'.rl-'.lm wcist seden-
salls heute, dak scine Fa,,:en nlicht bci der Demo-
lr-atii '. s-ondern im Lager d e r D« u chs ch : n
Volkspartei wehcn. >

Mit frettideu Aedern c,eschmückt

zeiat -sich nc.u.crdings die Demokratic Eine
l-cvoivd.'re Spozialität, -ie d >:n-.'kratisch.n Nu.se z>u
einer S cr.m M ! u n.g s p 0 l i t i k cmf deinott-ti-
sch.'in Vodrn. wird rom .Mannh. E n. Anz." einer
scharfen Kritik unterzogen, dercn Hauptge-
danVenflänM «tw-a fylg nds sind:

„Man macht eine eigentüm'iche VeoL-achtunL
Diie dsiniokvat-ischÄn^SailMnlunLsrufe häufen sich und
u>m stch Gehär zu verickchfen, bil-den sve dcn Ve
rriff d«r Dcmo-kratrr in d«m Sinne, wi>- ihn die
Parte^i in dcr Praxis ein ganzss Fcchr vertreten
h>at, nack der Ssite d-cs Liberalismus UIN
Der Gedtmke der Dcmokratie brrrcht in der Herr-
scha-ft der M-assen und hat darum im Sogialismus
seme notwendiae mtrischaftlich-so.Zole Ersänzung.
Eines folat aus d°:in anderen. Diest'n St-aiidpunkt
hat ganz folüerichtig auch bis giü^etsk dio Demokra-
ckifche Partoi vcrtreten, sie war Lwnokratisch und

so-ziallstiich, in cinem kleincn Abstand von der La.
zialdenlokratie. aber sticht in c-I-.mm eiaenili^
gru-ndsätzlichen Unterschied. Lcr Libera i?
miils verlan-gt Namn für das frei- Walten d-r
Perchnlichkeit, soweit nur irgend die Eeinein-'
belange es asstatten, wie Oberbürg'.'rineistcr Dr
Akest unläugst in der Nationallibcralen Korrc-
fpondenz das Mesen des Liberalismus tresflich
stimmt hat. Der Hansabuud hat jüngst in ei-
neni Nllmdschreiben ähnlich dara-uf hingewiesen'
welch-'s „ideelick)« Kainpfmittei g?genübcr dem So'
zialis-mus in dem E-cdanken der Erhaltuna der
fvcieu Einzjrlp-'rsönlichkeit -als TrLger des Fort-
schritts, des Ersolgcs und dsr Kultur" licgt.

Und nun koimnt heute die Deinolratisch - P-vr-
lei und belegt diese Gedanken für sich rnit Be-
schlag cüls hcvbe sie diesen Skandpu-nkt von ieher
vertrcten. Nein, si-e war und ist demokratisch im
Sinne des «ntscheidend-en Einflusses
-er Zahl der Mehrheit und sie war und ^
ist in vvck.en Teilcn auch noch sozialistisch im Sinne
dcr Fesseluna d'-rr Pcrsönlichkeit und der sv.tzen
Einzelbetätigung, der Erfetzung der indivi-
dnellen Leitung und Leiftung durch kollektive Lej^
t-ung und Leistung. Wenn ste stch von diesem Pr^
gramm -aus den Revolutio-nszeiten. da sie den
Wettbew-evh init der Sozialdemokratie au.fnaihm,
zuQiLzlehen will, so haben viele Leute nichts da- -
geg n. ^l-ber ste soll nicht fagen. dak das noch D.e-
mokratie sei. Das ist LiberalisMus. rvas
uns heuie in manchcm d e.m 0! r a 1 isch en
Samm'unrsartikel enigegengebracht wird. Und
man sollte freimütig h-'kennen. dak m-an stch h-
kchrt hat und stch wandelt, statt den feststehenden'
B griff dcr Deimokratis zu ver-gewaltigen^
und -nmzudeuten, nachdem mwn ihn lange genug in
der publizistiscl/en und parlamentarrschen Praxis
in seinem eigent'.ichen und Ein möüttchen Sinne
p.rtreten und gegen den Lib-eralismus
v e r t e id i-g t l?a1."

Di--.' dc-mokratischen Samml-uirgstro-MVeter wer-,
den von diesem Echo nicht sehr erbaut sein l

Ein Schulbeispiel
ür verbrecherische tzahpropaganda

In einem Vriese etnes Engländers in Nr.39
der Zeitschrift „Deutschc Politik" war behaup-
tet worden, das Wori von „den Augen, die
man im feindlichen Lande den Frauen zum
Weinen lassen solle", stamme von Bismarck. Ir-
gend jemand in England hat eine unbestimmte
Erinnerung behalten, oaß irgendwo bei Busch,
dem Chrolnsten Bismarcks, von jcnen Augen
die Nede ist. Wrr anders alfo wird es gefagt
habcu, als der „Dlut'- und Eifenmenfch" Bis-
marck selbst? Alfo wird es ihm auch ohne
weiteres in die Schuhe geschoben.

Dr. Rohrbach stellt nun in Nr. 44 der Deut-
schen Politik fest, dast diefer Ausfprvch von dem
Eeneräl der Nordstaaten im Sezejfionskriege,
Sheridan, herriihn. Auf^Seite '79-80 der
Tagebücher von Moritz Bufch, Band 1, ift am
8. Scptember 1870 eingetragen:

...AbMds bei u?s grohes Diner, bci dvm der
Evbgrosihcrzoü vo-" AlöcklenLurq-Schwerin, i-:st
si-l Miutant Nettelblatt. d-r OH.'rvostdircLtor'
SkephLN und -ie -rei Amsrikaner -ugsgen sind.'
fNan soricht unter ank-erom von den verfck/-sds-
n-en E«rücht«n über -ie Vorfälle in Baz-äill'v.,
Der Aiiir-ister Lutzerte, ein Mitkämpfeu der Dauern
dci der Vcrteidign.lg voN'Ottfchaftei- könir« nicht!
ge-nldet wcr-en. Sie wärsn nich! unisormiert
und deshalb. wenn ns unsesehen -ie Flint« wog-.
wurfen, n'cht als K.iiuvstr zu erkennen di« Chan-
cen mükten aib.'r sleücke sein,' Mciken fin-det das
-Schicksal von L-aL-.''.ll:s zu hart im-d meint. der'
5l.rieg mnfie menstlckcher geführt wcrden. Einen
aud.ren Standp'.likt,nimmt Sheridan ein,
denr Mac Lean -ie Sach r üüsrsetzt hrt. Er ttndet-
auch die streirge Behan-lung der Biwölkerunig im
Kriege in der Ovdnung, und zwar volitischen
Rücksichten. .^>i« richnge Stratogr ". so fagt« e r
ungefähr, .bcsteyt erstens kurrrn, dak man dcm,
Feinde tüchlige Scklöge beizubringcn fucht, so.wsir
er aus Doldaten besteht, dann albcr> darin, daü.
m-an den Dswobnerni des Landes sovr<>l« Lei-
den zl'lügt, dak sie sch nach de-m Frieden
s-ehncn und bei ihrv: Negierung dcrvauf dnn-
acn. Es lnuk den Leu 1 en nichtsbl « iSen
alr -ie A u gen. um - en Krieg zn be -
w «i n e n!"

Auf wen fäll' d'.e B-rrnntwortung, wenn in
so bodenlos lcicbts'.nniger Meise Worte verdreht
werden. um Hatz auszustreu/n iind die Völker-
zu verhetzeu?

Ein Schieberdorado

/x äö!n, 5. Nav. (Eigcner Vericht.) Di« J"sor-
mati-üi'." «rfährt. dak m-rn gügcnwärtig noch '»
.Köln mit eincr ZM von m-gcil 186V Eroh'chreLnn
rcrw.'grud -«utscher, fwnrösischer w.'d b.'lg.fcher
Nck.cona'lität und g:gen uber 39 00V Kleinsch'ebcrn
rechnct. welch dic Warcn aus dem Hauotros.'rvo r
des Oühcrnkands in dk ein'/cknen Km'-Llc lciten.
Auch Kölncr Gymnasiaste n sollen sich m letztc^
Jmt an den Lroken Zlaarcttellsch'MmLcn mch
^eutschland hsteiligt uw da-!nit in Au^mrnMd^S
üc r Banknoten bis zu 20 009 M. veriüat dabcn.
Die fvanzästschen Mi-lit-ärbel,ö>,den steh.v >>» der
Vottsmciuuno im Dcrdacht ci'-c- BsgünstiL
Schi.-ibertums, während es von d:n EnLlä>u<rn
'.citzt, datz sie anfrichtis zu defien Bekämofuns bcrr.1
scien.

Sclbstocrwaltung für Schlcsien

Das Eesctz betreffcnd die Errichtung der Pr0-
vinzObcrschlesicn. qclangt rn den "E's"
T-aa«n zur Verkünduna und tr'Lt damit m Kran-
Die Wirkuna äukert sich sofort in d«r Rlchtui'fl.
dak die sLaa.lirli« Vcrw-altuna durch « n
obersckl«Mclics Obcrpräsidum ^Nac'Uvn
wird und cmch der im Eesctz voraest-hcu« B c I r«rr

zur Deautachtuna wichtiaer Fraa«n ins Lcoe
tr'tt. Z.i: loinmunaler Hmsicht äukert das wc,eo
ehe-nfalls sofort seine Wirkuna dahin. dak .e>
obcrMMcher Vrovünzial^andta« ern«-
 
Annotationen