Die grstz-deutsche 3vee
Wie roir bereiio gesteri, bericLtoten. liielt (veh.
Nnl Prof. Dr. Oncten in der „A r b e r l'sae -
;n einscha'st deutscher S 1 udente n elnen
inil stiirmiichem Bcisnll aufnenomnieiien Bortran
über die n r o st d e u t s che Idee. Der Nedner
iübrie etwa aus: ^ ^ ^
vn der Not d^r Zeit ist es ersorderlich. dast der
L .. .
Llict uon der realeii aus die ideale Ersitenz a»' r)ck-
tet inird bei der die UnsterbUchteit emex Nation
ruht.
"v,i dem Benriss des Nationalstaat s ist eine
rchiebuna eniactreten. Innere lveaensntse dursett
nicht n.ehr in Fi^fle ioinmen. (L-. ist jur u,^>
tin. sich obcrbcilb dc. Parieien jsu eniinen. Der N.'
ncr steilte dann die neschichtliche Eiitwicklunn d<r
Niost- und tlcindeuticheii Adee dar. Diefa Gen.ensätze
na lonaivollttjchen Srrebens reichen rveit in die
Bernannenhe't zurück. Er berülrrto die Kanipfe in
dcm sijlantkurtcr Parlanient 184tl-49. in dcm sich
dü.se Itäinpse zum Kampf um die Hen'-'monie Pveu-
steus uud Oest.rreichs ausnestalteten. Er wies aus
dle daimaline Schwäche der nrostdeutschen Idee l)in.
die in dem Mannel an einem endnültinen festen
Pwnramm bestand. Ihr Ziel war nur «in Staa-
tenbuiid. Dir Kteindeutschen. vor allem durch
Norvdeutjche. Preusten. verrreten rvolll«n Oester,
reich binausdrännen. Auch ihr Ziel sckreiterto End«
Niärz 1849. als Jrisidrich WUHelm I V. Lie ibm an-
neboteiie'Kaisertrono abletzirte. Oesrerreich ver-
suchte nochmals später dio nrostdeutsche Idce M vor-
tiefen und in den Zoüverein etn.;utveten. Doch
die Entscheidunn fiel a,uf den Schlachifeldern von
KönioÄätz. Disnrarck nrchm in seincr Palitrt die
!leind<eurscho Idee auf und verlente den politijchen
Schwerpunkt der Nation nach Norddeutschland. —
Eine eineiiartine Erscheinuna in der deutschen Ge-
schichte war es. dast Deutschland bis 1871 nio einen
festen politischen Schwerpunkk hatto. — Ende der
60er Iahve vcrsuchten dre Erostdeutschen das Rad
der Eeschichre rückwärts zu wälzen. doch 1871 ver-
sank endnültin das nrostdentsche Proqramm. Dann
erlcbten wir zwei MVnschenatter einen nationalen
Staat voller Elück und Stolz. bis der Kriea seinen
bisch.-riLen Bsstand zerstrerite. Das alt« Reich war
zwar unvollkonrmen. dcnn es lietz 10 MiUiouen
Deuische drauste» und die Deutsch-Ocsterreicher wur
den auch bei sich von den kremdvülkischen Elemen-
ten hrrauscsedrünal. Der Rs»
... .. edner betrachtete d»an»
kritijch die Bis-niaEbe Politik und stellte die
Frage. warum Bisniarck die Polittr von 64 nicht
fortaeisstzl. habe. Kritiler machen ihm den VorwArf.
nicht aenükend Energie aehabt zu haben. das Werk
zu voliendon. Er machto 1871 einen Strich und
rräat die Verantwortunk dafür.
Rach Ansicht Prof. Onckens war die krotzdeutsche
Idee damals nnr durch einen zweiten Büraerkrie»
zu verwrrklichen. der sich zu einem europäischen
Kriea ausaewachsen häti-e. Diesen wollte Bismarck
vermeiden. Bismarck hatte das Eefühl, daf, das
neue deutsche Reich kraftvoll genrik sein würde. in
Europa die politische Nolle zu spvelen. die ihm vor-
schwebte. ein Surogat war ihm immer das deutsch-
österreichifche Vündnis. Entsche'dend für ikm war
iMjiner der dynamisch politische GodanL-". die nracht-
possitische Idee eims M^tteleuropas. So war das
kletndeutschs Reich auch im Stande. krotzdeutschc
IdeM zu befestigen. Deutschland und 'Oestorreich
würen zusammrn stark genua. vielleicht stärker ae-
Kenüber weniffrr Fcmden als das aesamte ver-
rinte Deutschland c^genüber vielen Feinden. In
den Bahnen Vismarcks schritten seine Epiqonen
weiter. die Politik Kaiser Wilb-lms II. vielleichtz
zu stark in Lieiser Richtung. Bielleicht war die-
ser Teil Ler Bismarckschen Politik mit entscheidend
für den Ausbruch Les Krisqss. aber Bismarck da-
für hre Schuld in LLe Schuhe zu schieben, wäre ver-
fehlt.
Im Krreae bestand die- Hoffnunq. Lie Idee aus den
79sr-Jcchrsn zu rsalisteren. VerloSmd war der Ee-
danke. dak Lie beiden urdeutschen Länder. die in dem
gro^n Kriege netzsueinande-r — nicht gsaen einan-
der — fochten sich vereinen würden. Da"ebeu
bestcrnd der awtze Gedackke eines «eeinten Mittel-
europa. der besonders von Friiedrich Naumann
vertreten wurde. Der Traum von Mitteleuropa.
die Fortbildunk Ler Bundnispolitik von 1879. ist
mtt Lcm Zusammenbruch nach dem Krieg v«r-
fchwunden.
Ietzt sdehen wi, nur auf der rein deutschen Basts.
Alle Voraussetzungen sind anders wi-e 1848-49. Der
österreichisch-unqarische Staat ist zcriniiniiiert. Den
Anstotz hicrzu aaben ihm seine ihm anhänaenden
fremdvöltischen Länder. Die Geschichte vielerIalrr-
hunderte ist zu Ende. Die Deutsch-Oesterreicher
aber habeu die Treue aehalten. Auch die Klein-
doutschen künnen sich jetzt der arotzdeutschen Idee
anschlietzen. ohne ihrs srlllsercn politischen Ideale
aufzuaeben. Auch Bismarck würde dies tiyi. Wir
streichen dümit die Gcschichte bis 1914 nicht aus.
Wir stehcn jetzt auf der Vorstufe zu einem geein-
ten Nationalstaate. Unser Ziel ist ietzt. trotz so-
ziqler uiid nationaler Einbutzen kein Verzichts-
prograinm aufzustellen. Wir inüssen uns konsoli-
dieren. trotz allcr Absichten dcr Eegner.'
Bei diescr Eeleaenheit machie dcr Redner eine
persönlich. Bsmerluna über die Fraae der neuen
Landessarben. Er aedachte der schwarz-weitz-roten
Flakke. unter dcr unsere Kämpfer im Krieae a^°
stritten und anblutet haben. und hob ihre qeschicht-
liche Bedozituna hervor. Dann wandte er sich den
neuen Farbsn zu. Als die Nationalversammluna
den Beschlutz fatzte. die neuen Farben Schwarz-rolk-
gold einzuführen. wollte sie ein ehrwürdiaes Sym-
bol schaffen. Doch seien die Voraiussetzunaen für
die Schaffuna dicser Farben noch nicht aegeben.
denn Oesterreich fehlt noch in diesem Bunde. Aber
Mn müsse diese Fraae kühl behandeln und z. V.
vergleichen mit der Aufgcrbe der fchwarz-weist.'n
Farbe von Preutzen im Iahre 1871 für schwarz-
weik-rot. Zwar sei es aewagt. ein solches SymLol
!ck. "
zu schassen. das schon mit einer weiteren Zukunft
rechne abcr falsch sei es. die Farbenfraae zu
Zwecken der Parteipolitik auszunützen und das
eiM qeaen das andere auszuspielcm.
Die Welt will uns die Einiauna verbiel'en.
Oesterrvich wollte sich nach seiner neuen Verfassung
von 1918 an Deutschland anschlies^n. Wir hätten
den Vorschtag akzeptiert. wenn die Entente nicht
dazwischen getreten wärc. Wir sind abhänaia von
den Entscheidunaen des Rans des Völkerbundes.
in dem selbst Lie kleinsten Neaerstaaten ihre
Stimme haben. nur wir Deutsche nicht. Die Welt
will rms -ine neuo Müinlinie auferleaon. Die
g rotzdeutfch e Idee ist ab-r in der Welt nicht
abhänaig von der Zähiqkeit der Nation. Ansere
abhängia von der Zähigkeit der Nacäon. llnseve
nattonaten Aüfaaben lieqen jetzt dcuin. Len ethi-
schen Inhalt der Idee zu verbreiten nicht politi-
sches Sentiment. sondern die Tat mutz vorwärts
treiben. Träger der Iboe darf keine Par:ei stin.
nicht Bcsitz und Vildung. sondern Las aanze Volk.
im besonderen auch Arbeiter und Va-uern. Die An-
schlutzfve«e Deutsch-Oesterreichs enthält keine Ge-
gensätze. von dsn Konservativen bis zu den Sozial-
demokraten inüssen sie stch zusamnionfinden. In der
deutsch-österreichischen Sozialdemokratie gerado fin-
den sich viele Frerinde für die Anschlutzidee. Vor-
bereite!. worden kann die Verwirklichuna des Ee-
dankens ohue datz dio Ententv hindernd dqzwischen
gveift. durch Vertiefuna der Kulturaem-oinschast Ler
beiden Lünder. Alle ky.tturpolitischen Mittel. vor
crllem Dichtung uud Kunst. werden szur Einiguna
beitragen. Gerade die studierende Iuaend
Lann hier lebhaft.Ameil nehmen. Und wbe einst
von Norddentschland nach Süddeutschland die Stu-
denten dio Universitäien besuchten und die Verbin-
duna aeistia herstellten. so sollen auch bald die Stu-
dierenden von Berlin uach Wren und von Wien
uach Berlin ziehen.
Bei der Erörterung der Anschlutzfrage dürfen
wirtschaftliche Erünbe und Argumeute nicht, die
Rolle spielen wie bisher. Sio mutz eine Sachs des
Herzens werden. Wirtschaftliche Momente waren
für die Eründuna Mitteleuropas wichtig jetzt a-Ler
tre!<en die ethischen in den Votderavund. sonst irürd
der idealistische Einheitswille verdunkelt. Hier ist
es von arotzer Bedeutuna. mit Hellem Feu-er in den
dunklen Chcws hineinzuleuchten. einen hohen
Leuchtturm zu errjchten. <ruch für die andeven. uns
cbqerissenen Teile. die unter Franzosen. Polen.
Tschecho-Slowaken fchmachten. Die ^Lindung-en in
Wien und Köln, in Saarbrücken und Dqnzia. stnd
verschieden und doch so aleich- Wir müfl-en die arotz-
dcutsche Idoe. die wir staatspolizeilich noch nicht
verwirklichen können. zu vertiefen suchen im Sbnne
einer Leutschen Kulturaemeinschaft auf
der aanzen Linie unL letzten Endes ist Lie
grotzdeutsche JLee nicht nur eine politische Notiwen--
digkeit. sondern auch das Zentrum für alle natio-
nalen Probleme. Wir kön^n nicht allein aus der
Deraaniv.nheit schöpfen. wir müsien in die Zukunft
bauen.
Einsührung in die Mesusinensage
und Dichtung
Von Ernst Wachler*)
Mythifche Urfchich.
Die Mvlusinensage ist eine bei allen Dölkern
in manirigfachen ALwanLlungen und Formen ver-
Lreitetv Mythe.-Jhr 'Kern bestsht darin. datz ein
Wssen auderer Ordnung sich zum Mcnschen sesellt
-schen
und, nachdem beide wie zwei des Mery'.
geschlechts zuisqmmen gelebt. bei einenn bestimmten
Ereignis verschwindet. Dies taun Zeitllblauf,
Berührung mit dem h'eimischen Elvinent. Befeiti-
gang «ines Hindernisses Ler Rückkehr sein; aber
auch Kränkung j)c,iner Eenosien oder eigene Krän-
kung durch Untreue; oder Entdeckung der wahren
Eesöalt oder dcr Horkunst des Wcsens. Bei den
Esthen srnidet sich folgende Fasiuns: Ein Iünglins
lcbt mit der Meermaid auf ihrem Schlosie in
Herrlichkeit. Sie zieht sich zu gewisier Zeit in ihrer
wcchren Geistalt heimlich Mriick und dcr Zcmb-'r
sch-ülndet. gls der Iüngling sie geaen ihr Gebot
tn chreim Gelatz badend evblickt. Eng verwandt
find die Lohengrrn-, Persephone- und Orpheus-
Sage. Dort vorfchwindet der götlliche Grnosie. der
ursprunglich in Schwanengeftalt erschien. wenn er
geM-unsen wird. sieino Wesenhoit, seine Art kund-
zumn. Di-e Blumenaöttin bleibt nur ein halbes
<^,ahr bsi rhrem Eatten und, trennt sich im Win-
1er. Die Nymphc oder SchwanenjunLsrau wird an
^unaling üebunden. ldadurch. datz er ihr Flü-
LoWeid entwendet; findet sie es wieder. lo ent-
weicht w: (ilavisch und aerinanisch). Nicht immer
Trennung ölldgültig: mitunter erlanst der
^hrt - durch d^ Un-
lerwett. die 'Wett des Ienseits — die Eefährtin
wwder Die 'nn-.re Natur des E-istes Ä unzerstör-
dar. Er dais rn semem Elemont nicht bolai'M
cLur betrachtst werdw (Alärch.m von Auwr und
PM)e). Auch die Nllmen2aenn>tng entzaubert.
Hätzliche Aeutzerunaen über das höbeve Wchen odcc
seine Kinder Mren CntsernunL herboi. In einer
nouseeländischen Sage verschwindet die Fvcm. weil
der Mann das Kind hätzlich nennt: die Kinder
.Die Uraussührung von Ernst Wachlers „Diie
schöue Melusine" findet heute im Hoidelber-
ger SAdttheater statt.
Der begeisterte. Beifall dcr Studentenschaft gab
Kunde von dem tiefen Eindruck der bedeutsa-
samen NeLe und wir wollen hoffen. datz die stu-
dierende Iuaend, unsere künftige Eeneration. die
qrotzen Ecbanken verwirklichen wird. Dic Llastische
iuge»!d-hosfnunasstarte Kraft ist in Ler Laqe. die
starren Gefetze von Parteidoktrimi, zu überbrückon.
Und wenn die A r be i t s q e mc i n.f ch a f t deut-
scher Studen ten fest qewillt ist. die Eedan -
ken der arotzdoutscheiiId-öe voll aufzugnei-
fen. sich aanz zu eigpn zu machen. sie sich eisern be-
müht. sie zu fördern den Voden z,:r Saat reif zu
machen. dann steht ihr eine qrotze aeschichtliche
AufgaLe bevor. Die grotzdeutsche Idee mutz sie
hiuaustragen in die deuischen Lande. in die Fabri-
ken und die Bauernhöfe. in die Stuben dcr Ee-
lehrten und Künstler. d r Dichter. >n die Familien
und Schulen. Alle Deuischen müssen sie erfassen wie
ein heiliges Licht in tiefcr Dunkell>sit. Wie ein
flttihonder Funken mutz sic fllinrmen in den Herzen
bis der Sturm komnit. der sie entfacht zur l»eilifleri
Flamine. dann wird die grotzdeulsche Idee
W i r t l i ch k e i t.
Deutsches Reich
Der Fatt Sklarz
Von unserem Berliner Vertreter
(.) Berlin. 4. Dxz. Der Fall Sklarz spielt- nun
unmittelbar auch nach Hannover binüber. Dem
Staatsanwalt in Haniwver gina. wie die „Vossi-
sche Zeitunfl" meldet. eine Anzeige aca^n den frü-
heren Theaterdirektor Hanuscheck zu. und die
Polizei hat eine umfangreiche Schieber^-
fleschi.chte mik reinem Rindsgulasch entdeckt.
Hanuscheck lernte durch Zufall einen 20jährifle,r M-
fred Popp, einen Nefsen des berühmten Herrn
Sklarz. kennen. Der junge Mcmn war mit einem
Kaufmann Mittler aus Berlin gekominen. um
Schieberwaven vinzukaufen. Dcrs Eeld stammte
von stinem Onkel Sklarz. der ihn aucki mit
Noske, Ccheidemann und dem Reichspräsi-
den-en Ebert bekannt machte. Im Ianuar stell-
ten ihm dw Herven Ebert und Scheidemann einen
Auswois zum Einkauf von Lebensmittel für
republ>ikanische Truppen aus. Linen
ähnlichen Ausweis. der je^; Beschlagnahme dsr qe-
kauften Waren verbot, besatz der 20jähriqe'auch
von Noske. Der Staatsanwalt vom Landge-
richj 1 hat gestern bei Sklarz alle vorqefundenen
Eeschäftspapiere und Vücher beschlagnahmt.
Alliierte und Betrieösrätegesetz
Die Stratzburser Blätter Lerichten aus Pa-
r i s. dah aus dem besetzten Deutschland zaülreiche
Einfprüche gggen Lie Dnrchführu'ng ocs in
Berlin beschlosienen Vetriabrätogch-tzes eingeh-n
und datz die Zulassung dieses Gesttzes im be-
setzten' Gebiete von der Genehmig'UNfl der
Alli'i ert.cn abhängig sein werde.
Regelung der Ein- und Au^fuhr
Das Reichswirtschaftsministermm »wird die
Matznahnwn zur Veschränkung d:r wildcn Ein-
und Ausfuhr beMeunigen. Die Entscheiduing über-
div AussuHrzölle Vürfte voraussichtlich Anfang
nächster Woch« falten. -In rnahgebenden
Krerscn ist man der Ansicht, datz die Aus(uh',)olle
eine oollkommen ungenügende Matznah'me
darstcllen, da nur eine augenblicklickc günstige
WirLung eintreten könne. während sie später nur
iiomm il. den
... ... ... Ccmciiidcn vurck Ergänzuna des k-7«.
dcr Eemelnde und Stndteordnung das
erteilcm rwn Pcrsonen. die in dcr Ecimeind? .Z'
nen Wvhnsitz habcn un'o deren Aufenihatt
Eomcindc drci Monate nicht überstxigt
zu iden Koiten der Untevbringung der Vevölusi..°^
Leren Krtorguna mit Lebcnsmitteln usw
heben. Det Aus,chutz des Verbandes der m i.7'
r°" Stadtc Baidcns hn!t sich mit dretz'ir Rege"mg
.... - >>- ii
der AugcleGenhcit einvcrstanden erklärt.
crls höchst lästig empfunden würden und nicht dcm
^ntervsie deV Lai' ^ ^ »- --
ndes dienten. Zur ErsänMirg d-er
itigtcn Matznahmcn hsilt man vorüber-
gehcnde Aussuhrverbote für unumgänslich.
Badische Politik
SlPbeitgebervsrbarrd und Betrieberäte
Mannhcin^ 4. Dez. Der Vund baid. Arlbeit-
geberverhiinde. hat sum Vetriebsrätegesetz Stellung
gcnommen und sich dabei dalhin ausgesprochen. Latz
Lie bei der erstcn Losung des EesetzemLwurfs imr
stziialpol'tijctzcn AuSschutz Ler deutfchen Nat.-V'rs.
beschwsienen Kc
Kompromisie nicht geeignet sind
die schweven Bedenken gegcn das Vctriebsrate-
L^etz zu beseit igen.
* Ein Besteuerrmgsrecht. Auf einen von badi-
schen Staidtgeineinden vovgetragenon Wunsch hin
hat kias Ministerium des Jnncrn in Aussicht ge-
tverden Stamnwäter von Eidcchsen und Seehun-
den. Dioser Zug ist aiutzerordentlüch lehrreich und
verbrsitet Lichit auf den seltsamen Z'tg der deut-
schen MelusinenAge. Der indische Wasiergeist
Ganga wirst seino KinLer sofort nach der Geburt
ins Wchser; beim achten Sbhn tckdelt sie der Gfltte.
d« vevlätzt sie ihn. Der Erundzug der Myihe lätzt
sich dcchin bezeichnen. datz das Wesen Tieraeftalt
befitzt. sich in Menschengestalt vcvwande-lt und b-"im
Verschwi1rden> wieder in die Tiergewalt zurück-
kehrt. Die Tiere sind vorschiedenartig; Mn HLusrs--
sten SHlangen oüer Drackren und Vögel. denn die
Schlanae ist das hcilige Tier Li-'r Erde. der Vogol
das der Lüste. Das Tier wird entzaubert Lurch
Liebe o^er Trvue ober von selbst durch den Ab-
kruf der Zöit. Disse Tierverwllndlungen fpielen
auch im deutsck^en Märchen ihre Rolle.
Die Melusmensage sichrt ins tiesste Wtertum
zuröck. in sene Zeit. d>a die Menschheit dem Toöo-
mismus arching. Totem ist das gswöhnlich einem
Tier entnonlmvene Zeichen einer Familie; die maist
nach Mutterrecht geordneten Eoschlechter führten
solche Stamrmzeichen und unterschieden sich dadurch.
Das Goschlecht. das ein Tierzeichen Irägt. steht zu
L:-m Tvcrc in goheimcr Beziohung: es darf ein
^lches Tier nicht verletzen oder töten. den das
Tisr ist der Gcist der Famlilie. es gikt als ihr
Stllmmvaier; die Famiiien sind dem Tiere ent-
svrosien. Das sermanischo Königsgcschlecht der
Merovinger soll vou einom Meerungetüm abstam-
men. Es handelt sich also um uralte Ticrver-
xhvung. Es gibt fast kein Tier. das nicht Men-
schen als Sta.mmvatcr verehren. Nun cin sehr wich-
tiger Zus: dcr Mensck wird.im Tod-e wiedcr in
sein Stammtier verwaüdelt Das üilt als cmc kos-
nwgonische Notwend:gkei,t. Emc entsprechsnLe Er-
schcinung bildct die Abst.'miniung von Pflcmzen u.
oic Nückvcrwmrdbiliig iu Pflanzcngestalt. Mch hier
findttr wir dio niärchLnhafto E sta tung der See-
lcnwaivdevimg. Die Sageu der Totsmvölker berich-
t-U von der Verwiichuug von Mcnick und Tier. so-
datz das Ticr in wirklickcr Ecstalt, meist icboih so.
datz es in nicnsck/ichcr Eostali vevwandelt erscheint.
Von hver aus orklärt sich der Eraucn errLgcudc.Zug
unserer Meliu>siiicnsia:gs. datz (nack de,n mtttol-
altcrlich.'n Dolksbuch -allo erstigoborenan Kindcr
Meliuisineiis ticrische Abzcichon tvllgen. dencn böse
Sittcn enlsprechen. und crst die l-tzten Kindcr
wohlgestllltct >an Loi,b und Seele werden. Es ist
doutlich, datz jene in Erscheinung und Woslen dcm
Tier noch nahe stehen unld sich erst in disstn inensch-
lich- Geskvlt und Wvsen vcvoint zeigen. Aus dcn
uralten Vovstcllungcn der Nülker. sein Totem. sein
Tierwchen als Schmtzgeist frei zu wahlen, er-
^ ... . . ...
klärt sich der Zug unserer Melusinensage. datz die
Mundarfrau von joher Lcr Schutzgeist des Iüns-
lings ist. die ihn behütet und bewahrt. sich ihm
aber spätor erst in leiblicher G-stakt darstcllt. Das
Trennungsmotiv ist mythisch Die Phantasie er-
dichtet einen Wcchsol dcs uicheimlichcn Verhältnis-
ses. Der Gcist pflanzt sich in einc.m Kin.de sort und
wahrt so dcr M-mschhoit übcrmen'chliche Krait. So
kann er lelbst scheiden oder er scheidet beim Wech-
sel dor Iahroozeiten. Oder >er kohrt. widerwillis
Mrückgehalten, in sein Element zurück. aeinätz mäch-
tigcn Jnstinktcn der tierischen E-schöpfc. Das
höhe.re Weson entsihwiiidet. wenn es ecbaiint ist;
nijmmt es Lie ursprüng'.ick>e Ecstalt an. so 'st dies
das Zeichen der Trennung. des Abschieds vom irdi-
schcn Leben. Die Tievfrau. zum schönen M-'ibe gc>
worden. lebt mit der JamUie glückttch, rvandolt
sich zeitwoilig in di« altc Gestalt. absr sobald sro
entdockt wird, schwindet sie auf Nimmerwiedersehn
ins Jenscits. SolW dcr Umstand. datz die Ab-
si-ammung der Melusine an Frauen geknüpft ist,
hängt mit dem Totcknisnms zusanrmen: denn die
Totemvölker sind muckterrechtlich. In der lapp-
ländischen Melusinensagc gibt die Braut dem Ee-
liobten einen wundertätigen Ring. nnt dem er sie
überallhln rufen kaiin. Enre merlivüvdigc Crinne-
rung an den Ning Ler Melusine. der sich noch 'N
Eriltparzers Dichtuiiig wiedersindetl Der Eno^rb
dioses Sostbnren Kleinads — oines Steins oder
Ninges — ist mit >grotz>cr Gefahr verbunden: cin
Frevel ist hier begansen: das 5>ö<hste ist nur mit
Ecsahr zu crrcichtti. uud die GcisterwE lätzt nicht
niit sich spiolen. Der Bositzor dcs Steins oder
Ninges mivd Horr über unernrctzliche Scksiitzc oder
Herr über das Eoistcrreich odcr Hevr üb.r einen
Ecist.
Wir sind bisher im wesentlicheir Kohler. dcm
hervorr-agienden verg-eichenü'en Ncchtswissenichaft-
ler gefolgt, der cin rcichhaltiges ethnelorischcs
Material übcr dcn Mclusinenstcsf zufcmnmsnge-
tragcn bcrt. (Leipzig, Edmuud Psciffer).
^Die Sagc drück: dqs Eefühlt des All-Eineu ocus.
Dip Veröcttuug dcs E-llckicks wird echt tragisch. gc-
löst diirch immerwül.icnde Trciinung. an der der
AuZ Vaden
Llnc'ttyme Schriftett
Dcr srühero Biirgcrmeister von Weinheim Ds
Wettstern schreibi uns:
Noch keme ha,l.b« Stunde war ich zum Riirn-,
meifter ler Stadt Weinheim gewahlt. da giyn^
»-'rste anonmnc Sendung an mich los. Cin a- L.
avamm. ckll-.
Las Llmt nüht antreten. ^
wurde cine lolchc p--r,onl,ch> Oppoiition erlob'n
datz ich doch nicyt durchhalten kömtte. Aus euw,
Reihe anonymor Echrcibm konntc ich im Einu,
falle zu mcinom Ergötzen durch den vereidigten
S<rchyerstandrg>.'n einwandfrei feststsllcn. in wei-
chem Büro Weinheiins die da.Mgohörige' Schreib
maschin- tand. Berleumciung salgte >auf Beirleun/-
dung. Darüber zu gelogener Stunde. Heute aber
mutz ich feststellen. datz mnn mich sogar in meincr
derze.tigen Diensistellung als Referent beim
Bad. Landespreisamt Karlsruhe von SvviM.-im
<rus, mit Vezus auf meine neüe AmtstätiÄeit
Stietzung einer Wirtfchaft wc,gen Sckivarzschiz^
terei Letr. anonym belastigt. IH erinnere da an
eitk ibe-Vanntes Wort. Droi Dingi- Lchörcin ^
einem anonymen Schriftstück: Papier. FeLer und
Ler Schuft zum Schrcibrn. Mlerhand Achtung
vor gowis,en, veroinzelten Weinheimer Kreisen.
— Hcddcsheim, 4. Dez. Naä-Lcm bei drei Wahl-
tagfahrten hier eine giiltige Bü a e r m e i st e r-
w ahl nicht zustande gekommen war. hat das Mi-
nisterium des Innern gemätz 8 18 Abs. 2 der Ce-
moindevexordnung den Ratschreibcx Karl Schä-
fer in Säckingen für die Dauer von 2 Jahten zum
Bürgt.mneister der hicsigen E-nneinde ernannt.
Pforzhcim. 4. De,;. Bei der Oberbürger-
meisterwnhl. di-s sosiern abend vor sich ging
wuvde der bisheriae 1. Bürgern'eister der Stadt
Main,z Dr. Gündert nahezu oinstrmmig gewählt.
Die Unabhängigen enthielten sick der Slbstimmung.
An die Ob.'vbürgovmeisterwahl schlotz'sich die Wah-
eines 3. Büser>mo ist e r s. LMdtavsabgeord.
Sto,ck' nger wurde geE.lt und zwar »cgen die
Etinmnen der Ilnabhängigen und der deutschnatl.
Scit 1905 gohört er dcn städt. Kollesien hier> seit
1909 dem bad. Landtaa a". Unter der vorl. Volks-
rogicrung war e, Minister des Kultus und Unter-
richts.
Ettlingen, 3. Doz Bon Beamten der Alb-
takbahn wird dem Mittelb. Kuricr mitgeteilt,
datz boi der Bahnv.-rwflltnng trost 1 ose Z «-
stände herrschen uüd die-Beamten und Ange-
stellti'n am 2. Dozomber.noch nicht ihr Gehalt
vom Nopember evhalten haben.
Urlosscu b. Öffenburs, 4. Dcz. Einom Rau b-
mord. ist tter 40-jährige Flaschenbierhändler
MarDis Leiblo zum Opser aofallen. Er wurdc
am Montag abend in dev Nähe des Ortes mit
klassferidrr Brujstnr-unde tot aussofunden. Dcr N:-
trag von 2000 Mk.. den er auf der hiesisen Kredit-
kassc einLckl)len wollte. fabltic. Der noch unib^annts
MörLer hat den Leible hintorrücks er-
s ch o s s o n.
Müllheim, 3. Doz- Dic französrckr Regvcrung
hat oc.n Obcrrheinichcn Krastwerken MiLhanstn
die Konzesiion für den Bau e'Mes erstcn Teilstücks
des Mioilnseitenkanals und des ickon lange ge-
pbanten Kombser Kraftwerkes erteilt. Ebe mit
'Dauavbeitsn begonneit -wird, mutz dns Pxsjekt uach
Lcn Bostnnnumgcn. .des FriedcusvcrtvaLes noch
der Zentratßommiission für die RiheinschWtchrl nn-
tevbrcftet werdon. . .
* Ucber dcn Handel mit EiustcüichWeri'ci'
wird amtlich mitgeMkt. dätz das in einer Verord-
nung von' 1. Iübi 1918 ertasicne V-'rbot dcs Han-
dols mit Einstellungs'chlveinen auflchhobev ist Den
Hand^l mit Forkeln und Läufcrschu:..-i'.'en d:il?en
ckber auch fsrnerhin i^ir solche Personen ausühen,
klcnrn vom zuständigen Vczirksamt die Genchmi-
gung hrerzu erteilt ist. Das Verbot dcr Schtach-
tung von F-'rkeln und Läufer,chm.'inen mit ein-im
Eewicht von wsniaer als 80 Pfund bleibt auch
wciterhin amifrcchi «rhalten.
Betroffene schrclc ia und doch nur zum T-'ii jchutdia
ist. Kol-ler g'bt der Melusiner'.sflge vor der nahvcr-
wandkcn LcchcngriidsaLe durchaus den Vorzuüi uxck
k.r k>-,n'int in iciner Würdiaung des pootischen
er kon'.mt in seiner Würdigung v-.-.
W-rtes dcr Sage n',it Recht zu d:mi^llrteil. datz drc
Melusinenmyths die Krone aller Sagen'tosse ft'.
Der uralt.- Mörch.nstoiff nxrrde spätor nrit ge-
sch-cht'oichen Perfouen und ^Eeschlechtern verynrMt
und dcüdurch zur Sass. Die Aurthe führt uns indic
Ticheii der MetaplM'k und schlietzi uns ewc Svelt-
anschauung. wo alls Wescn eins sinL uiid dre
Schrai-.ken des Daseins fallen. Hier ist ern tie,es
Eofühl von der Einhcit des Lobendigcn. hii:r trttt
Einheit und Wankel aller Geschöpse hervor. D«r
Mcnsch — vor seiner Eeöurt Wurm und Eidochie
— wird er im Tode nicht in disselbe Form zurua-
kohr-n? in die Form der Ettstcrweit? in hohere
unbcüreifttche Formen? . ..
Das Volksbuch von 7-:r Mecrrer Kelu,inc M
1456 vou Dhürina von Ringoltrnaen aus rem
Französischen 'rerdeuttzht worden und srschiv.i 'M
Druck 1474. Dcr Iuhatt ist ia all^emem b-kanut.
Autzer d-n SckEalen Raimunds und Ms u,i>>env
gibt es '" erotz-'n Aüchw.ifunscn d.i> Ler Kmoer.
Dem schlichten Erzähler des VolkcSuckes kourmt
es a>".f dic Er.öM'g d<>s Ler Ecistcrwillt anLeho- >
rigen Lebens fl": durch treue Liebe. d--rch die vr
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Eelübdes abcr oerfältt sie aurs »ei.e dem Kei,'»-
r-'ick ihrc Scckne verfallen in unnr-mM'cke
raten; und evsi schwcrc Pvicfungen en'tituhnen ^
nrund ui'.d seiivc- Söhne.
Die Aehnlichveit der Sage mit ter LohenMN'S j
dcs. Schwaiienrittcrs sprinat m dieAnacmsou. !
hier M^usine. so uxrre dort. dura> i.e TreUl.
uud die B.zw'.usung ihrer siri-.fk>'.ck> n Reuarer^
Schn an von der B^auLeruna erlKr "«.d m me'mv >
kich Eestalt v.rwand-ttt. Kein Äaeikel. ratz
Strft. uic der dev Faustsflge immer nc.>rfe!auv.^
' zu iinmcr grötzerer Tst'sc >nu''«cstalt.t rmrv
^ üj ^
'd! .
...
bllnii.
Neuore Dearbeitunscn dcs Stssfts
iTaten und Abentenier der Söhne Melusinens >
Dv'i n-u.cren Bcarbeitern Lcs Stoss s ieiea
gowu'ttit Zachariä. dcr den Alten ^tott . m v'.l ^
uilhtiei n Versin l>chaiideltc. um schttetznck c ^
>? 2 ^ >)
Wie roir bereiio gesteri, bericLtoten. liielt (veh.
Nnl Prof. Dr. Oncten in der „A r b e r l'sae -
;n einscha'st deutscher S 1 udente n elnen
inil stiirmiichem Bcisnll aufnenomnieiien Bortran
über die n r o st d e u t s che Idee. Der Nedner
iübrie etwa aus: ^ ^ ^
vn der Not d^r Zeit ist es ersorderlich. dast der
L .. .
Llict uon der realeii aus die ideale Ersitenz a»' r)ck-
tet inird bei der die UnsterbUchteit emex Nation
ruht.
"v,i dem Benriss des Nationalstaat s ist eine
rchiebuna eniactreten. Innere lveaensntse dursett
nicht n.ehr in Fi^fle ioinmen. (L-. ist jur u,^>
tin. sich obcrbcilb dc. Parieien jsu eniinen. Der N.'
ncr steilte dann die neschichtliche Eiitwicklunn d<r
Niost- und tlcindeuticheii Adee dar. Diefa Gen.ensätze
na lonaivollttjchen Srrebens reichen rveit in die
Bernannenhe't zurück. Er berülrrto die Kanipfe in
dcm sijlantkurtcr Parlanient 184tl-49. in dcm sich
dü.se Itäinpse zum Kampf um die Hen'-'monie Pveu-
steus uud Oest.rreichs ausnestalteten. Er wies aus
dle daimaline Schwäche der nrostdeutschen Idee l)in.
die in dem Mannel an einem endnültinen festen
Pwnramm bestand. Ihr Ziel war nur «in Staa-
tenbuiid. Dir Kteindeutschen. vor allem durch
Norvdeutjche. Preusten. verrreten rvolll«n Oester,
reich binausdrännen. Auch ihr Ziel sckreiterto End«
Niärz 1849. als Jrisidrich WUHelm I V. Lie ibm an-
neboteiie'Kaisertrono abletzirte. Oesrerreich ver-
suchte nochmals später dio nrostdeutsche Idce M vor-
tiefen und in den Zoüverein etn.;utveten. Doch
die Entscheidunn fiel a,uf den Schlachifeldern von
KönioÄätz. Disnrarck nrchm in seincr Palitrt die
!leind<eurscho Idee auf und verlente den politijchen
Schwerpunkt der Nation nach Norddeutschland. —
Eine eineiiartine Erscheinuna in der deutschen Ge-
schichte war es. dast Deutschland bis 1871 nio einen
festen politischen Schwerpunkk hatto. — Ende der
60er Iahve vcrsuchten dre Erostdeutschen das Rad
der Eeschichre rückwärts zu wälzen. doch 1871 ver-
sank endnültin das nrostdentsche Proqramm. Dann
erlcbten wir zwei MVnschenatter einen nationalen
Staat voller Elück und Stolz. bis der Kriea seinen
bisch.-riLen Bsstand zerstrerite. Das alt« Reich war
zwar unvollkonrmen. dcnn es lietz 10 MiUiouen
Deuische drauste» und die Deutsch-Ocsterreicher wur
den auch bei sich von den kremdvülkischen Elemen-
ten hrrauscsedrünal. Der Rs»
... .. edner betrachtete d»an»
kritijch die Bis-niaEbe Politik und stellte die
Frage. warum Bisniarck die Polittr von 64 nicht
fortaeisstzl. habe. Kritiler machen ihm den VorwArf.
nicht aenükend Energie aehabt zu haben. das Werk
zu voliendon. Er machto 1871 einen Strich und
rräat die Verantwortunk dafür.
Rach Ansicht Prof. Onckens war die krotzdeutsche
Idee damals nnr durch einen zweiten Büraerkrie»
zu verwrrklichen. der sich zu einem europäischen
Kriea ausaewachsen häti-e. Diesen wollte Bismarck
vermeiden. Bismarck hatte das Eefühl, daf, das
neue deutsche Reich kraftvoll genrik sein würde. in
Europa die politische Nolle zu spvelen. die ihm vor-
schwebte. ein Surogat war ihm immer das deutsch-
österreichifche Vündnis. Entsche'dend für ikm war
iMjiner der dynamisch politische GodanL-". die nracht-
possitische Idee eims M^tteleuropas. So war das
kletndeutschs Reich auch im Stande. krotzdeutschc
IdeM zu befestigen. Deutschland und 'Oestorreich
würen zusammrn stark genua. vielleicht stärker ae-
Kenüber weniffrr Fcmden als das aesamte ver-
rinte Deutschland c^genüber vielen Feinden. In
den Bahnen Vismarcks schritten seine Epiqonen
weiter. die Politik Kaiser Wilb-lms II. vielleichtz
zu stark in Lieiser Richtung. Bielleicht war die-
ser Teil Ler Bismarckschen Politik mit entscheidend
für den Ausbruch Les Krisqss. aber Bismarck da-
für hre Schuld in LLe Schuhe zu schieben, wäre ver-
fehlt.
Im Krreae bestand die- Hoffnunq. Lie Idee aus den
79sr-Jcchrsn zu rsalisteren. VerloSmd war der Ee-
danke. dak Lie beiden urdeutschen Länder. die in dem
gro^n Kriege netzsueinande-r — nicht gsaen einan-
der — fochten sich vereinen würden. Da"ebeu
bestcrnd der awtze Gedackke eines «eeinten Mittel-
europa. der besonders von Friiedrich Naumann
vertreten wurde. Der Traum von Mitteleuropa.
die Fortbildunk Ler Bundnispolitik von 1879. ist
mtt Lcm Zusammenbruch nach dem Krieg v«r-
fchwunden.
Ietzt sdehen wi, nur auf der rein deutschen Basts.
Alle Voraussetzungen sind anders wi-e 1848-49. Der
österreichisch-unqarische Staat ist zcriniiniiiert. Den
Anstotz hicrzu aaben ihm seine ihm anhänaenden
fremdvöltischen Länder. Die Geschichte vielerIalrr-
hunderte ist zu Ende. Die Deutsch-Oesterreicher
aber habeu die Treue aehalten. Auch die Klein-
doutschen künnen sich jetzt der arotzdeutschen Idee
anschlietzen. ohne ihrs srlllsercn politischen Ideale
aufzuaeben. Auch Bismarck würde dies tiyi. Wir
streichen dümit die Gcschichte bis 1914 nicht aus.
Wir stehcn jetzt auf der Vorstufe zu einem geein-
ten Nationalstaate. Unser Ziel ist ietzt. trotz so-
ziqler uiid nationaler Einbutzen kein Verzichts-
prograinm aufzustellen. Wir inüssen uns konsoli-
dieren. trotz allcr Absichten dcr Eegner.'
Bei diescr Eeleaenheit machie dcr Redner eine
persönlich. Bsmerluna über die Fraae der neuen
Landessarben. Er aedachte der schwarz-weitz-roten
Flakke. unter dcr unsere Kämpfer im Krieae a^°
stritten und anblutet haben. und hob ihre qeschicht-
liche Bedozituna hervor. Dann wandte er sich den
neuen Farbsn zu. Als die Nationalversammluna
den Beschlutz fatzte. die neuen Farben Schwarz-rolk-
gold einzuführen. wollte sie ein ehrwürdiaes Sym-
bol schaffen. Doch seien die Voraiussetzunaen für
die Schaffuna dicser Farben noch nicht aegeben.
denn Oesterreich fehlt noch in diesem Bunde. Aber
Mn müsse diese Fraae kühl behandeln und z. V.
vergleichen mit der Aufgcrbe der fchwarz-weist.'n
Farbe von Preutzen im Iahre 1871 für schwarz-
weik-rot. Zwar sei es aewagt. ein solches SymLol
!ck. "
zu schassen. das schon mit einer weiteren Zukunft
rechne abcr falsch sei es. die Farbenfraae zu
Zwecken der Parteipolitik auszunützen und das
eiM qeaen das andere auszuspielcm.
Die Welt will uns die Einiauna verbiel'en.
Oesterrvich wollte sich nach seiner neuen Verfassung
von 1918 an Deutschland anschlies^n. Wir hätten
den Vorschtag akzeptiert. wenn die Entente nicht
dazwischen getreten wärc. Wir sind abhänaia von
den Entscheidunaen des Rans des Völkerbundes.
in dem selbst Lie kleinsten Neaerstaaten ihre
Stimme haben. nur wir Deutsche nicht. Die Welt
will rms -ine neuo Müinlinie auferleaon. Die
g rotzdeutfch e Idee ist ab-r in der Welt nicht
abhänaig von der Zähiqkeit der Nation. Ansere
abhängia von der Zähigkeit der Nacäon. llnseve
nattonaten Aüfaaben lieqen jetzt dcuin. Len ethi-
schen Inhalt der Idee zu verbreiten nicht politi-
sches Sentiment. sondern die Tat mutz vorwärts
treiben. Träger der Iboe darf keine Par:ei stin.
nicht Bcsitz und Vildung. sondern Las aanze Volk.
im besonderen auch Arbeiter und Va-uern. Die An-
schlutzfve«e Deutsch-Oesterreichs enthält keine Ge-
gensätze. von dsn Konservativen bis zu den Sozial-
demokraten inüssen sie stch zusamnionfinden. In der
deutsch-österreichischen Sozialdemokratie gerado fin-
den sich viele Frerinde für die Anschlutzidee. Vor-
bereite!. worden kann die Verwirklichuna des Ee-
dankens ohue datz dio Ententv hindernd dqzwischen
gveift. durch Vertiefuna der Kulturaem-oinschast Ler
beiden Lünder. Alle ky.tturpolitischen Mittel. vor
crllem Dichtung uud Kunst. werden szur Einiguna
beitragen. Gerade die studierende Iuaend
Lann hier lebhaft.Ameil nehmen. Und wbe einst
von Norddentschland nach Süddeutschland die Stu-
denten dio Universitäien besuchten und die Verbin-
duna aeistia herstellten. so sollen auch bald die Stu-
dierenden von Berlin uach Wren und von Wien
uach Berlin ziehen.
Bei der Erörterung der Anschlutzfrage dürfen
wirtschaftliche Erünbe und Argumeute nicht, die
Rolle spielen wie bisher. Sio mutz eine Sachs des
Herzens werden. Wirtschaftliche Momente waren
für die Eründuna Mitteleuropas wichtig jetzt a-Ler
tre!<en die ethischen in den Votderavund. sonst irürd
der idealistische Einheitswille verdunkelt. Hier ist
es von arotzer Bedeutuna. mit Hellem Feu-er in den
dunklen Chcws hineinzuleuchten. einen hohen
Leuchtturm zu errjchten. <ruch für die andeven. uns
cbqerissenen Teile. die unter Franzosen. Polen.
Tschecho-Slowaken fchmachten. Die ^Lindung-en in
Wien und Köln, in Saarbrücken und Dqnzia. stnd
verschieden und doch so aleich- Wir müfl-en die arotz-
dcutsche Idoe. die wir staatspolizeilich noch nicht
verwirklichen können. zu vertiefen suchen im Sbnne
einer Leutschen Kulturaemeinschaft auf
der aanzen Linie unL letzten Endes ist Lie
grotzdeutsche JLee nicht nur eine politische Notiwen--
digkeit. sondern auch das Zentrum für alle natio-
nalen Probleme. Wir kön^n nicht allein aus der
Deraaniv.nheit schöpfen. wir müsien in die Zukunft
bauen.
Einsührung in die Mesusinensage
und Dichtung
Von Ernst Wachler*)
Mythifche Urfchich.
Die Mvlusinensage ist eine bei allen Dölkern
in manirigfachen ALwanLlungen und Formen ver-
Lreitetv Mythe.-Jhr 'Kern bestsht darin. datz ein
Wssen auderer Ordnung sich zum Mcnschen sesellt
-schen
und, nachdem beide wie zwei des Mery'.
geschlechts zuisqmmen gelebt. bei einenn bestimmten
Ereignis verschwindet. Dies taun Zeitllblauf,
Berührung mit dem h'eimischen Elvinent. Befeiti-
gang «ines Hindernisses Ler Rückkehr sein; aber
auch Kränkung j)c,iner Eenosien oder eigene Krän-
kung durch Untreue; oder Entdeckung der wahren
Eesöalt oder dcr Horkunst des Wcsens. Bei den
Esthen srnidet sich folgende Fasiuns: Ein Iünglins
lcbt mit der Meermaid auf ihrem Schlosie in
Herrlichkeit. Sie zieht sich zu gewisier Zeit in ihrer
wcchren Geistalt heimlich Mriick und dcr Zcmb-'r
sch-ülndet. gls der Iüngling sie geaen ihr Gebot
tn chreim Gelatz badend evblickt. Eng verwandt
find die Lohengrrn-, Persephone- und Orpheus-
Sage. Dort vorfchwindet der götlliche Grnosie. der
ursprunglich in Schwanengeftalt erschien. wenn er
geM-unsen wird. sieino Wesenhoit, seine Art kund-
zumn. Di-e Blumenaöttin bleibt nur ein halbes
<^,ahr bsi rhrem Eatten und, trennt sich im Win-
1er. Die Nymphc oder SchwanenjunLsrau wird an
^unaling üebunden. ldadurch. datz er ihr Flü-
LoWeid entwendet; findet sie es wieder. lo ent-
weicht w: (ilavisch und aerinanisch). Nicht immer
Trennung ölldgültig: mitunter erlanst der
^hrt - durch d^ Un-
lerwett. die 'Wett des Ienseits — die Eefährtin
wwder Die 'nn-.re Natur des E-istes Ä unzerstör-
dar. Er dais rn semem Elemont nicht bolai'M
cLur betrachtst werdw (Alärch.m von Auwr und
PM)e). Auch die Nllmen2aenn>tng entzaubert.
Hätzliche Aeutzerunaen über das höbeve Wchen odcc
seine Kinder Mren CntsernunL herboi. In einer
nouseeländischen Sage verschwindet die Fvcm. weil
der Mann das Kind hätzlich nennt: die Kinder
.Die Uraussührung von Ernst Wachlers „Diie
schöue Melusine" findet heute im Hoidelber-
ger SAdttheater statt.
Der begeisterte. Beifall dcr Studentenschaft gab
Kunde von dem tiefen Eindruck der bedeutsa-
samen NeLe und wir wollen hoffen. datz die stu-
dierende Iuaend, unsere künftige Eeneration. die
qrotzen Ecbanken verwirklichen wird. Dic Llastische
iuge»!d-hosfnunasstarte Kraft ist in Ler Laqe. die
starren Gefetze von Parteidoktrimi, zu überbrückon.
Und wenn die A r be i t s q e mc i n.f ch a f t deut-
scher Studen ten fest qewillt ist. die Eedan -
ken der arotzdoutscheiiId-öe voll aufzugnei-
fen. sich aanz zu eigpn zu machen. sie sich eisern be-
müht. sie zu fördern den Voden z,:r Saat reif zu
machen. dann steht ihr eine qrotze aeschichtliche
AufgaLe bevor. Die grotzdeutsche Idee mutz sie
hiuaustragen in die deuischen Lande. in die Fabri-
ken und die Bauernhöfe. in die Stuben dcr Ee-
lehrten und Künstler. d r Dichter. >n die Familien
und Schulen. Alle Deuischen müssen sie erfassen wie
ein heiliges Licht in tiefcr Dunkell>sit. Wie ein
flttihonder Funken mutz sic fllinrmen in den Herzen
bis der Sturm komnit. der sie entfacht zur l»eilifleri
Flamine. dann wird die grotzdeulsche Idee
W i r t l i ch k e i t.
Deutsches Reich
Der Fatt Sklarz
Von unserem Berliner Vertreter
(.) Berlin. 4. Dxz. Der Fall Sklarz spielt- nun
unmittelbar auch nach Hannover binüber. Dem
Staatsanwalt in Haniwver gina. wie die „Vossi-
sche Zeitunfl" meldet. eine Anzeige aca^n den frü-
heren Theaterdirektor Hanuscheck zu. und die
Polizei hat eine umfangreiche Schieber^-
fleschi.chte mik reinem Rindsgulasch entdeckt.
Hanuscheck lernte durch Zufall einen 20jährifle,r M-
fred Popp, einen Nefsen des berühmten Herrn
Sklarz. kennen. Der junge Mcmn war mit einem
Kaufmann Mittler aus Berlin gekominen. um
Schieberwaven vinzukaufen. Dcrs Eeld stammte
von stinem Onkel Sklarz. der ihn aucki mit
Noske, Ccheidemann und dem Reichspräsi-
den-en Ebert bekannt machte. Im Ianuar stell-
ten ihm dw Herven Ebert und Scheidemann einen
Auswois zum Einkauf von Lebensmittel für
republ>ikanische Truppen aus. Linen
ähnlichen Ausweis. der je^; Beschlagnahme dsr qe-
kauften Waren verbot, besatz der 20jähriqe'auch
von Noske. Der Staatsanwalt vom Landge-
richj 1 hat gestern bei Sklarz alle vorqefundenen
Eeschäftspapiere und Vücher beschlagnahmt.
Alliierte und Betrieösrätegesetz
Die Stratzburser Blätter Lerichten aus Pa-
r i s. dah aus dem besetzten Deutschland zaülreiche
Einfprüche gggen Lie Dnrchführu'ng ocs in
Berlin beschlosienen Vetriabrätogch-tzes eingeh-n
und datz die Zulassung dieses Gesttzes im be-
setzten' Gebiete von der Genehmig'UNfl der
Alli'i ert.cn abhängig sein werde.
Regelung der Ein- und Au^fuhr
Das Reichswirtschaftsministermm »wird die
Matznahnwn zur Veschränkung d:r wildcn Ein-
und Ausfuhr beMeunigen. Die Entscheiduing über-
div AussuHrzölle Vürfte voraussichtlich Anfang
nächster Woch« falten. -In rnahgebenden
Krerscn ist man der Ansicht, datz die Aus(uh',)olle
eine oollkommen ungenügende Matznah'me
darstcllen, da nur eine augenblicklickc günstige
WirLung eintreten könne. während sie später nur
iiomm il. den
... ... ... Ccmciiidcn vurck Ergänzuna des k-7«.
dcr Eemelnde und Stndteordnung das
erteilcm rwn Pcrsonen. die in dcr Ecimeind? .Z'
nen Wvhnsitz habcn un'o deren Aufenihatt
Eomcindc drci Monate nicht überstxigt
zu iden Koiten der Untevbringung der Vevölusi..°^
Leren Krtorguna mit Lebcnsmitteln usw
heben. Det Aus,chutz des Verbandes der m i.7'
r°" Stadtc Baidcns hn!t sich mit dretz'ir Rege"mg
.... - >>- ii
der AugcleGenhcit einvcrstanden erklärt.
crls höchst lästig empfunden würden und nicht dcm
^ntervsie deV Lai' ^ ^ »- --
ndes dienten. Zur ErsänMirg d-er
itigtcn Matznahmcn hsilt man vorüber-
gehcnde Aussuhrverbote für unumgänslich.
Badische Politik
SlPbeitgebervsrbarrd und Betrieberäte
Mannhcin^ 4. Dez. Der Vund baid. Arlbeit-
geberverhiinde. hat sum Vetriebsrätegesetz Stellung
gcnommen und sich dabei dalhin ausgesprochen. Latz
Lie bei der erstcn Losung des EesetzemLwurfs imr
stziialpol'tijctzcn AuSschutz Ler deutfchen Nat.-V'rs.
beschwsienen Kc
Kompromisie nicht geeignet sind
die schweven Bedenken gegcn das Vctriebsrate-
L^etz zu beseit igen.
* Ein Besteuerrmgsrecht. Auf einen von badi-
schen Staidtgeineinden vovgetragenon Wunsch hin
hat kias Ministerium des Jnncrn in Aussicht ge-
tverden Stamnwäter von Eidcchsen und Seehun-
den. Dioser Zug ist aiutzerordentlüch lehrreich und
verbrsitet Lichit auf den seltsamen Z'tg der deut-
schen MelusinenAge. Der indische Wasiergeist
Ganga wirst seino KinLer sofort nach der Geburt
ins Wchser; beim achten Sbhn tckdelt sie der Gfltte.
d« vevlätzt sie ihn. Der Erundzug der Myihe lätzt
sich dcchin bezeichnen. datz das Wesen Tieraeftalt
befitzt. sich in Menschengestalt vcvwande-lt und b-"im
Verschwi1rden> wieder in die Tiergewalt zurück-
kehrt. Die Tiere sind vorschiedenartig; Mn HLusrs--
sten SHlangen oüer Drackren und Vögel. denn die
Schlanae ist das hcilige Tier Li-'r Erde. der Vogol
das der Lüste. Das Tier wird entzaubert Lurch
Liebe o^er Trvue ober von selbst durch den Ab-
kruf der Zöit. Disse Tierverwllndlungen fpielen
auch im deutsck^en Märchen ihre Rolle.
Die Melusmensage sichrt ins tiesste Wtertum
zuröck. in sene Zeit. d>a die Menschheit dem Toöo-
mismus arching. Totem ist das gswöhnlich einem
Tier entnonlmvene Zeichen einer Familie; die maist
nach Mutterrecht geordneten Eoschlechter führten
solche Stamrmzeichen und unterschieden sich dadurch.
Das Goschlecht. das ein Tierzeichen Irägt. steht zu
L:-m Tvcrc in goheimcr Beziohung: es darf ein
^lches Tier nicht verletzen oder töten. den das
Tisr ist der Gcist der Famlilie. es gikt als ihr
Stllmmvaier; die Famiiien sind dem Tiere ent-
svrosien. Das sermanischo Königsgcschlecht der
Merovinger soll vou einom Meerungetüm abstam-
men. Es handelt sich also um uralte Ticrver-
xhvung. Es gibt fast kein Tier. das nicht Men-
schen als Sta.mmvatcr verehren. Nun cin sehr wich-
tiger Zus: dcr Mensck wird.im Tod-e wiedcr in
sein Stammtier verwaüdelt Das üilt als cmc kos-
nwgonische Notwend:gkei,t. Emc entsprechsnLe Er-
schcinung bildct die Abst.'miniung von Pflcmzen u.
oic Nückvcrwmrdbiliig iu Pflanzcngestalt. Mch hier
findttr wir dio niärchLnhafto E sta tung der See-
lcnwaivdevimg. Die Sageu der Totsmvölker berich-
t-U von der Verwiichuug von Mcnick und Tier. so-
datz das Ticr in wirklickcr Ecstalt, meist icboih so.
datz es in nicnsck/ichcr Eostali vevwandelt erscheint.
Von hver aus orklärt sich der Eraucn errLgcudc.Zug
unserer Meliu>siiicnsia:gs. datz (nack de,n mtttol-
altcrlich.'n Dolksbuch -allo erstigoborenan Kindcr
Meliuisineiis ticrische Abzcichon tvllgen. dencn böse
Sittcn enlsprechen. und crst die l-tzten Kindcr
wohlgestllltct >an Loi,b und Seele werden. Es ist
doutlich, datz jene in Erscheinung und Woslen dcm
Tier noch nahe stehen unld sich erst in disstn inensch-
lich- Geskvlt und Wvsen vcvoint zeigen. Aus dcn
uralten Vovstcllungcn der Nülker. sein Totem. sein
Tierwchen als Schmtzgeist frei zu wahlen, er-
^ ... . . ...
klärt sich der Zug unserer Melusinensage. datz die
Mundarfrau von joher Lcr Schutzgeist des Iüns-
lings ist. die ihn behütet und bewahrt. sich ihm
aber spätor erst in leiblicher G-stakt darstcllt. Das
Trennungsmotiv ist mythisch Die Phantasie er-
dichtet einen Wcchsol dcs uicheimlichcn Verhältnis-
ses. Der Gcist pflanzt sich in einc.m Kin.de sort und
wahrt so dcr M-mschhoit übcrmen'chliche Krait. So
kann er lelbst scheiden oder er scheidet beim Wech-
sel dor Iahroozeiten. Oder >er kohrt. widerwillis
Mrückgehalten, in sein Element zurück. aeinätz mäch-
tigcn Jnstinktcn der tierischen E-schöpfc. Das
höhe.re Weson entsihwiiidet. wenn es ecbaiint ist;
nijmmt es Lie ursprüng'.ick>e Ecstalt an. so 'st dies
das Zeichen der Trennung. des Abschieds vom irdi-
schcn Leben. Die Tievfrau. zum schönen M-'ibe gc>
worden. lebt mit der JamUie glückttch, rvandolt
sich zeitwoilig in di« altc Gestalt. absr sobald sro
entdockt wird, schwindet sie auf Nimmerwiedersehn
ins Jenscits. SolW dcr Umstand. datz die Ab-
si-ammung der Melusine an Frauen geknüpft ist,
hängt mit dem Totcknisnms zusanrmen: denn die
Totemvölker sind muckterrechtlich. In der lapp-
ländischen Melusinensagc gibt die Braut dem Ee-
liobten einen wundertätigen Ring. nnt dem er sie
überallhln rufen kaiin. Enre merlivüvdigc Crinne-
rung an den Ning Ler Melusine. der sich noch 'N
Eriltparzers Dichtuiiig wiedersindetl Der Eno^rb
dioses Sostbnren Kleinads — oines Steins oder
Ninges — ist mit >grotz>cr Gefahr verbunden: cin
Frevel ist hier begansen: das 5>ö<hste ist nur mit
Ecsahr zu crrcichtti. uud die GcisterwE lätzt nicht
niit sich spiolen. Der Bositzor dcs Steins oder
Ninges mivd Horr über unernrctzliche Scksiitzc oder
Herr über das Eoistcrreich odcr Hevr üb.r einen
Ecist.
Wir sind bisher im wesentlicheir Kohler. dcm
hervorr-agienden verg-eichenü'en Ncchtswissenichaft-
ler gefolgt, der cin rcichhaltiges ethnelorischcs
Material übcr dcn Mclusinenstcsf zufcmnmsnge-
tragcn bcrt. (Leipzig, Edmuud Psciffer).
^Die Sagc drück: dqs Eefühlt des All-Eineu ocus.
Dip Veröcttuug dcs E-llckicks wird echt tragisch. gc-
löst diirch immerwül.icnde Trciinung. an der der
AuZ Vaden
Llnc'ttyme Schriftett
Dcr srühero Biirgcrmeister von Weinheim Ds
Wettstern schreibi uns:
Noch keme ha,l.b« Stunde war ich zum Riirn-,
meifter ler Stadt Weinheim gewahlt. da giyn^
»-'rste anonmnc Sendung an mich los. Cin a- L.
avamm. ckll-.
Las Llmt nüht antreten. ^
wurde cine lolchc p--r,onl,ch> Oppoiition erlob'n
datz ich doch nicyt durchhalten kömtte. Aus euw,
Reihe anonymor Echrcibm konntc ich im Einu,
falle zu mcinom Ergötzen durch den vereidigten
S<rchyerstandrg>.'n einwandfrei feststsllcn. in wei-
chem Büro Weinheiins die da.Mgohörige' Schreib
maschin- tand. Berleumciung salgte >auf Beirleun/-
dung. Darüber zu gelogener Stunde. Heute aber
mutz ich feststellen. datz mnn mich sogar in meincr
derze.tigen Diensistellung als Referent beim
Bad. Landespreisamt Karlsruhe von SvviM.-im
<rus, mit Vezus auf meine neüe AmtstätiÄeit
Stietzung einer Wirtfchaft wc,gen Sckivarzschiz^
terei Letr. anonym belastigt. IH erinnere da an
eitk ibe-Vanntes Wort. Droi Dingi- Lchörcin ^
einem anonymen Schriftstück: Papier. FeLer und
Ler Schuft zum Schrcibrn. Mlerhand Achtung
vor gowis,en, veroinzelten Weinheimer Kreisen.
— Hcddcsheim, 4. Dez. Naä-Lcm bei drei Wahl-
tagfahrten hier eine giiltige Bü a e r m e i st e r-
w ahl nicht zustande gekommen war. hat das Mi-
nisterium des Innern gemätz 8 18 Abs. 2 der Ce-
moindevexordnung den Ratschreibcx Karl Schä-
fer in Säckingen für die Dauer von 2 Jahten zum
Bürgt.mneister der hicsigen E-nneinde ernannt.
Pforzhcim. 4. De,;. Bei der Oberbürger-
meisterwnhl. di-s sosiern abend vor sich ging
wuvde der bisheriae 1. Bürgern'eister der Stadt
Main,z Dr. Gündert nahezu oinstrmmig gewählt.
Die Unabhängigen enthielten sick der Slbstimmung.
An die Ob.'vbürgovmeisterwahl schlotz'sich die Wah-
eines 3. Büser>mo ist e r s. LMdtavsabgeord.
Sto,ck' nger wurde geE.lt und zwar »cgen die
Etinmnen der Ilnabhängigen und der deutschnatl.
Scit 1905 gohört er dcn städt. Kollesien hier> seit
1909 dem bad. Landtaa a". Unter der vorl. Volks-
rogicrung war e, Minister des Kultus und Unter-
richts.
Ettlingen, 3. Doz Bon Beamten der Alb-
takbahn wird dem Mittelb. Kuricr mitgeteilt,
datz boi der Bahnv.-rwflltnng trost 1 ose Z «-
stände herrschen uüd die-Beamten und Ange-
stellti'n am 2. Dozomber.noch nicht ihr Gehalt
vom Nopember evhalten haben.
Urlosscu b. Öffenburs, 4. Dcz. Einom Rau b-
mord. ist tter 40-jährige Flaschenbierhändler
MarDis Leiblo zum Opser aofallen. Er wurdc
am Montag abend in dev Nähe des Ortes mit
klassferidrr Brujstnr-unde tot aussofunden. Dcr N:-
trag von 2000 Mk.. den er auf der hiesisen Kredit-
kassc einLckl)len wollte. fabltic. Der noch unib^annts
MörLer hat den Leible hintorrücks er-
s ch o s s o n.
Müllheim, 3. Doz- Dic französrckr Regvcrung
hat oc.n Obcrrheinichcn Krastwerken MiLhanstn
die Konzesiion für den Bau e'Mes erstcn Teilstücks
des Mioilnseitenkanals und des ickon lange ge-
pbanten Kombser Kraftwerkes erteilt. Ebe mit
'Dauavbeitsn begonneit -wird, mutz dns Pxsjekt uach
Lcn Bostnnnumgcn. .des FriedcusvcrtvaLes noch
der Zentratßommiission für die RiheinschWtchrl nn-
tevbrcftet werdon. . .
* Ucber dcn Handel mit EiustcüichWeri'ci'
wird amtlich mitgeMkt. dätz das in einer Verord-
nung von' 1. Iübi 1918 ertasicne V-'rbot dcs Han-
dols mit Einstellungs'chlveinen auflchhobev ist Den
Hand^l mit Forkeln und Läufcrschu:..-i'.'en d:il?en
ckber auch fsrnerhin i^ir solche Personen ausühen,
klcnrn vom zuständigen Vczirksamt die Genchmi-
gung hrerzu erteilt ist. Das Verbot dcr Schtach-
tung von F-'rkeln und Läufer,chm.'inen mit ein-im
Eewicht von wsniaer als 80 Pfund bleibt auch
wciterhin amifrcchi «rhalten.
Betroffene schrclc ia und doch nur zum T-'ii jchutdia
ist. Kol-ler g'bt der Melusiner'.sflge vor der nahvcr-
wandkcn LcchcngriidsaLe durchaus den Vorzuüi uxck
k.r k>-,n'int in iciner Würdiaung des pootischen
er kon'.mt in seiner Würdigung v-.-.
W-rtes dcr Sage n',it Recht zu d:mi^llrteil. datz drc
Melusinenmyths die Krone aller Sagen'tosse ft'.
Der uralt.- Mörch.nstoiff nxrrde spätor nrit ge-
sch-cht'oichen Perfouen und ^Eeschlechtern verynrMt
und dcüdurch zur Sass. Die Aurthe führt uns indic
Ticheii der MetaplM'k und schlietzi uns ewc Svelt-
anschauung. wo alls Wescn eins sinL uiid dre
Schrai-.ken des Daseins fallen. Hier ist ern tie,es
Eofühl von der Einhcit des Lobendigcn. hii:r trttt
Einheit und Wankel aller Geschöpse hervor. D«r
Mcnsch — vor seiner Eeöurt Wurm und Eidochie
— wird er im Tode nicht in disselbe Form zurua-
kohr-n? in die Form der Ettstcrweit? in hohere
unbcüreifttche Formen? . ..
Das Volksbuch von 7-:r Mecrrer Kelu,inc M
1456 vou Dhürina von Ringoltrnaen aus rem
Französischen 'rerdeuttzht worden und srschiv.i 'M
Druck 1474. Dcr Iuhatt ist ia all^emem b-kanut.
Autzer d-n SckEalen Raimunds und Ms u,i>>env
gibt es '" erotz-'n Aüchw.ifunscn d.i> Ler Kmoer.
Dem schlichten Erzähler des VolkcSuckes kourmt
es a>".f dic Er.öM'g d<>s Ler Ecistcrwillt anLeho- >
rigen Lebens fl": durch treue Liebe. d--rch die vr
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Eelübdes abcr oerfältt sie aurs »ei.e dem Kei,'»-
r-'ick ihrc Scckne verfallen in unnr-mM'cke
raten; und evsi schwcrc Pvicfungen en'tituhnen ^
nrund ui'.d seiivc- Söhne.
Die Aehnlichveit der Sage mit ter LohenMN'S j
dcs. Schwaiienrittcrs sprinat m dieAnacmsou. !
hier M^usine. so uxrre dort. dura> i.e TreUl.
uud die B.zw'.usung ihrer siri-.fk>'.ck> n Reuarer^
Schn an von der B^auLeruna erlKr "«.d m me'mv >
kich Eestalt v.rwand-ttt. Kein Äaeikel. ratz
Strft. uic der dev Faustsflge immer nc.>rfe!auv.^
' zu iinmcr grötzerer Tst'sc >nu''«cstalt.t rmrv
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'd! .
...
bllnii.
Neuore Dearbeitunscn dcs Stssfts
iTaten und Abentenier der Söhne Melusinens >
Dv'i n-u.cren Bcarbeitern Lcs Stoss s ieiea
gowu'ttit Zachariä. dcr den Alten ^tott . m v'.l ^
uilhtiei n Versin l>chaiideltc. um schttetznck c ^
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