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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

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Nr. 280-304 (1. Dezember 1919 - 31. Dezember 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0580
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k'-in.'vii 'm deren Zufröcdenhcit es bauptsächlich
Ächaffe'n wird Es witd vielmehr die hochacspann-
teu Erwartunnen der Masfen enttaufchen und in-
folaÄen die bestehende Uniiusriedenhelt erhalten
und steiaern. Nicht die Sebuna der Gütercrzeu-

puna. sondern ihre Schädiauna und dre fchwerste

EefÄirduna des Wiederaufbcrues unserer W»rt-
fchast ist von dvr Tätiabeit der Betriebsrate iiu er-

^Dazu kommt. dak dem Arbeitaeber die>.
freudiakeit aenommen und ihm em ubelacsinnter
und arundsählich misitrauischcr Betriebs'at ilur
Seite aestcllt wird und ihn auf Schr.tt und Trltt
iiberwacht und tbm überall hindern'd in den Wea
tveten kann. Daran ändert auch nichts der Um-
stand. das, vielleicht in cinzeinen Bctrieben ae-
schickto Unternehmcr und besondrrs vernunft.ae -oe
triebsräte leid ich mit einander auskommen wer-
dm. Die dcutsche Wirtschaftsführuna verlcmat m
ihrer irostlosen Laae mebr denn fe starke Per-
sö'nlichkeiten und F ü h re r n a 1 u re n. die
ihr nur erstehen und erhalten bleiben konnen.
wenn den leitcnd»n Personen der Unterncbmun-
acn — selbstverständl'ch unter weitestaehen-
dem Schuh der Arbeiterinteressen —
die oollo Beweaunasfreiheit a-sichert ist und sie
in allen acschäftlichon Masmabmen und EntschMs-
sen nicht einaeenat oder aar a.ehindert werdm^ Der
aroho Manael des Ges/tzes Noat in dem W'dcr-
spruch in dcr Verteiluna der Ncchte einerseits und
d i' Verantwortuna und §>aftuna für das Gedethen
dcs Betriebs anbererseits: dcr Arbertnehmer
träat nach vor das allaemein« Risiko für
Ee>pihen und Verderb dai Unternehmuna

Der Berriebsrat foll mitbestimmen. ar ist
aber nicht mitverantwortl'ch urrd haftet

mcht für Feblschäqe oder. Mmn or
du-7ch feine Töttakett di«r Unternehmuna .-;uarunde
richtet. Der Unternehmunasac'st rvird lahmacleat.'
Eine weite^e Gefahr besbht därM. das, -uveiscllos
nohlrcichc Unternehmer nach und nach 'hr Kapttal
aus den Betrieben herousitiehen w^rdsn. der W'.rt-
fchaftskörper blutleer wird und das notwendiae
noue Kapital kaum mehr beschafft werden kann.

Durch die ?sMaiur-sorm wird die So-iiaUiierunh
von auken her durch die erlftN'
der Betriebsaewinne betriebrn und bie imr Wirt-
fchaftsführuna und We'terentwickluna unbedinat
notwen^ia« Kapitalbilduna erschwcrt. wenn nicht
aar verhind-rt. Die Tätiakcit der Betr'ebsräte be-
reitet dm So-cialismus von innen heraus 'n den
getrieben vor." i'! ^

Die bürgerlW.ln Demokraten bearunden
ibre ablohnende Haltun-a bcvinit. dcrs, gerad« fei-
tens ihnen nahcstchender Arbeillrrsichrcr wus land-
wirtschaftlichen Betrisben der arätzte Wert dcrraus
«elegt wcrde. die Bestimrnum-gon des Vvtriebs-
rätegesehes auchfür dasHcvndrverk
uneingefchränkt zur Anwendunig zu bringen.
Tie Beschränkurvg fiir bie Ein-sehung des Botriccks-
obmonns a-us Vetriabe mit mindostons zehn Ar-
beitcrn wurde ausschlieh.ich für landwirt-
Ischastliche Betriabe befchlossen. Eine grohe
Rethe von Anträsen wurde seitens aller biirger-
lichen Pcrvtoien zur Fvase der Anwendung des
Betriobsrätogesetzes auf das Zeitungsgewerbe und
die öfientlichen Kvankenihäulser und älhnliche An-
stalten aostellt. Mn wüiteston ging der Antraa
Maretzky der Deiutschen Dolkspartei. dcr ver-
langt. dah das Betriobsrätc>gosetz für d'e Be-
triube des Zcitungsgcroerbes. sowie aller der Ver-
anisdaltungeu keine Anwend-ung findet. die einenr
veiigiösvn. wisscnisckraifl ich.m künstlerischen. crzieüc-
richen oder wohitätigen Zwecke dienen. Dieser
Antraig ist weiteraehcnd ails der der cmder/en Par-
teien. weil cr sich nicht blok auf die Arbeitnehmer
erstreckt, die in den genanndm Betruchen <lne be-
stimmte religiöse. wissenichastliche. künstlerifche
odcr sonst brfondcrs geartcte TLtigkert ausüben.
sondcrn übcrhaiupt miif alle in diesen Betrieben be-
lchäftigten Arbertneihmcr?

Bei der zweiten Lesnirg

des Vetrlcbsräteae; tzes m Ausschuh der Natio-
mrtlA-sammlunq wurdnn d'e strittiaen Paraara-
phen 34 und 36 im wesentliÄn nach den Be-
schlussen bcx ersten Lesuna erlediqt. BezüaliÄ d-r
Dilanzvorlage wurde bMlosson. dah es fich
dabei ledi-'lich um dte Betriebsb'ilana. dke
Betriebsaewinn- nnd Verlustrcchnuna handelt und
dah diefe BHtimmuna nur Anwendunq findet bei
Vetrkben mik mirtt« stens 60 Anqestelltcn odex 860
Arbsirern. Anqenommen wur^e f-nner ein de-
mokratisch'er Antrag. d'r d'e Lob"büchervor-
laqe nur als Unterlaae M- Durchführunq von
Lohnbewequnqen und Taritzierträci'n sordeft B's
auf die Entscheidunq übcr enizelne strfit'.^e Vunkte
wurden di« Lbri'-ien Best'mmunqen drs Ec.setzcs in
der zweiLn Lesmra anaeuommen.

Handwerkerfcind iche Demokraten

Der Ausschrtst fiir das Bctriebsräieg setz Le-
fchäft'-gte fich am vorigen Dienstag in zweiter Le-
fung mit den §8 1 -bis 3. Beonders wchentlich
irar der von den Deulschnalionalen und
der Deutfchen Volkspartei gcftellte und
unterstützte Antrag. dre Einrichtung des Vetriebs-
rchmanns, der in kftineren Betrieben an St lle des
Betriobsrates tritt. ntcht schon bei mindestens
fiinf AübeitncHm-'rn. sondern erst bri B-itrioben.
die mindestens zehn Aöbeitnehmer beschäftigen. zu-
Mlassen. Drr Antrag wnrds gegcn die Strmtm'-'n
der Deutschnationalen und der Dent chen Volks-
partei und ciner Stinnno aus dem Zentrnm ab-
gelehnt. Der weitere Antvag. nicht nur in
Landwirtschaftlichsn Brtrieben. sond-'rn auch im
Handwevksgewevbe den BetriebsobnkQnn erst bei
ciner Zah: von zehn Arbeitnrhmern bestelle.n zu
lassen. wurds gleichsalls gegen die Strmmen der
Dnrtschen Volksparte» und d-r Deutschn.ation.alen
abaelehnt.

Attfgeschoben-

Div ..Germania" fchi elbt: Eine LLrständiguna
zwischen der Regieruna und den Mchrheitspar-
teion, dle Erledimmg des Vetrübsräteaefetzes nach
den Weihnachtsfcrien vorzuneh>m>en. dürste besto-
hen. Gleichzeitiq bemrkt das Vlatt, dafi die
Weihnachtspause im Plenum wahrscheinlich bis
anfa'nqs Februar stch ansdehnvn wiü».

Daqea.'n melden andere B-cvliner Vlälter. dafi
die Mehrhcfissoziültsten entschlossen fbien, das B e-
Iriebsrätcqesetz trotz des bishoriqen Abstlm-
munqseraebnrssss und der damtt verbundenen
Obstruktionsbestrebungen der bürgerlichen Par-
teicn noch vor den W'e ihnachlsferien un-
ter Dach und Fach zu bringen.

Moment sofortige entscheidend« Schritte herbeizu-
fiihvttr.

Englands Haltung war von vornherein
sehr zweideutlg. Als Lord Erey vom Für-
sten Lrchnonvski verlangte. datz die deursihe Regie-
rung die Neutralrtüt Belgiens garantiere, fragtc
der dcutsche Botjchafter, ob England dann bereit
ei. fich dem Kriege kern zu halfi'n. Grey antwor
ete darauf. datz er oies nicht zustchern könne. Dia
mit war natürltch für Deutschland der klare S
gczeichnet. sich in der V'rtei..igung seiaer Inter-
efien nicht mchr nach Engla-rd zu richten. Später
hat Grey noch einmal einen äutzerst du-ntlen und
mysteriösen Vor'chag gemacht Da'iach solltc
Dcutschland vorläufig keinc feindselisen Handlun-
-n gcgen- Frankreich unternehmen. sondern sernem
österveichi.schen Bundesgenossen dcn Krieg mft Rlusr-
länd und Scrdien allem überlafien. Frankre'.ch
sollte dann.cbcn.sMs vorläufig Govehr bei Fufi
dastchen und nichts sesen Deutschland unterneh-
men. Ein derartlgcr Vorschln« war natürli-b
Wahnsinn, denn rvenn Frankreich wrrtlich darank
ctngesangcn wäre. so wüvde cs tn der Zeit de,
Waffenrul>e ungoheuere Kricgsverstärlungcn in Be
reit.chast gcstellt habcn. Tak Deut.ch.ano in einc.n
solch entscheidendn Mornent keine Nergung hatte.
sich cms dre englischen Vorichläge einzulafien. war
vellkommen richtig und zweckent pvochcmd. Akan
mutz »ogar anerkcnnen. d>rtz die dcutisck>e Reglerun»
nicht unchrlich genug war. dies.s Mmwvcr in d n
Bercich rer cigenen Interefiemphäre hineinzuzie-
hen und zum Schcin daranf einzusehen.

Die deutschen Akten haden gczeigt. datz Deut'ch
land oor der Wolt nichtszu verheimlichen
bat. Mögen En>gl>and. Frankreich arnd Amcrikr
lhre Altcn auch weiterhin hinter verschofienen
Türen versrogelt und versteckt halten: rie Wrhr''eft
hat durch die Mröffentn'chung des deut'chen Ma
tcrials ein-en slarvcn Haft heksinmen. Wir glau-
ben zr ar nicht. datz, unsere Feinde der Wcvzrheit
die Ehr« gebön werden, aiber wir zrveW'ln auch
nicht deran. liatz' dre Wcle'ze^chichte eftvm >l zu
einem llrtril 'kommen wird. das der beufichen
Ehre rcsUcs Genarstuuirg verschafst. ^

Die Dolrumente zum Kriegs>
ausbruch

Durch die Vcröffentlichung des gekrmten Akten-
materials des dontschen Äuswärtigen Amtcs über
die Voraeschichte des Krreges wird das deutsche
Volk sowie die ganze Welt darüber unterrichlet
werden, was in fenen kritischrn Taaen i>n Berlin
und Wien vor fich a'mcf und welche Schrttte man
in Deutschland und Oesterreich-Ungarn mit Hin
sicht auf die autzerordentiich aefährltche polittsche
Laae unternommen hat. Es wird eine unaeheure
Arbeir kosten fich aus dem umfanaretchen Material
ein klarcs Bild herauszuschälen. das dcn damalö-
aen welthistorisch^n Voraö"aen vuch nur einiaer-
matz-n qerecht wird Am schwersten abcr wlrd die
Beurteiluna sür diesen aen werden. die nicht die
aanze wieltpolitische Sftutation mtt allen ihren
un^eheuren Derwicklunaen. die bis auf Fahrzehnte
hinaus ihre Schatkn vorausqeworfen haben. ein
aehend und sorafältiq stud'eren können.

Das deutlche Aktenmater'al kann als voll-
kommen lückenlos hingestellt werden. foweit
011?° Schritte. die von Deutschiand in Verbmduna
mit Orsterreich unrcrnommcn wurd-n. darin in
Letracht kommen. Trotzdenr ist es schwn. fiir einen
uneinqeweihten Beobachter. die Tatsachen und
Dorqänqe aenau zu verfolqen. weil bei dem viel:
ver,zweiqten diplomotischen Telearammverkehr
vie.e Depeschen stch cnkreuzt und dio Situation inr
ällaemeinen von Stunde zu Stunde neu aeftaltet
haben Aus der Fülle d»r vorbandnsn Tatscrch»n
unb Vorgärrge mutz man vor allen Dingen <ms da
Allerwichtigste und Bedeubndsle zurücksvetfen
Dcr engltsche Vermrttlungsvorschlag
der zwcikllos eine fehr ernste V.tt:ückiichtiLunü be-
duiste und <ruch gesunöcn hat. wurdc tn Oesterreich
noch l>eraten, als plötzftch die russische ALobilinmch-
ung erfolgte. Da die Petersburgc'VLok'ierung fich
ent chiedcn gcweigrrt hatte. Liefo zuriickzuzi.ehcn.
war die Gefal>r emcs russifihen Angrtsfes auf
Ocsterreich so ungechft.cr grotz. datz es viel zu spät
war, den en-glischen Vermittlungsvorfchlag noch
M.zunehnren. Das war in letztor Stnnds auch in
Verl'n llar erkannt wordrn. Sodatz kaum noch
Zeit übrtg blickb. in diesem äutzerst geiährlich.m

Ministcr Schisser: Ein Eesetz


, . zur Wiedercn.»

rnachung vorgekommener Nechtsverlctzung brauA^

wir nichl. Das geltende Nccht cnrbält aenli^l^
Sicherungen. W-iter mutz ich die bemeisln^
Beichrmpfungen Dr. Tohns vegcnü^

^r. v.oyns aegenüber ^
RechtsleLen zuruckwer.en. (Schr riäN^
rechts.l Das Gesetz soll nur dk'Knigen ,wlk ft.s'

deutschen

fcn. die uns bisher nicht Lekannt' ' gEoÄn

und dre deshalb nrcht zur DercmtwortuM
werdcn konnten. Volkksaerichte einMsühren V
hier am allerwenigstew passend " '

Minister Müller: Die AusiÜhrungcn des
Cohn klmgen agitalorisch. Wenn be^

Vö kern die Rogftrunaen dem Friedcnsroillen nach

sAvis ^

schen. wie bei uns. fo mutz man ba.d zur Lo.un's

kcmmen.

Damit ist die erste Lesung beendet. Dos E-r.i,
wftd in zrvefter und unmittelb.rr dareius auck. 8
dritter Le»ung ermttmmig angenommen
Nachite Sitzung Di.mstag 10 Uhr: E.ektttüiz^
gosetz. Umsatzstenerge.etz. Schrutz ^4 Uhr ^

b-r ^

icn

Eisner-Erinnerungen i,n Lindner-
Prozetz

Nationalversammlung

Der deutsch polnische Verlrag. — Dle
vorläufige Negelung verBeamtenfraaen

Zur ersten Le^ung des deutsch-polni'H.'n D r-
ftages über die vor Lufise Reaelung von Bocmr-
tenjragen erklärt u. a.

Minrfter des Aeutzern Müller:

Diefer Vcrtrag ist oin weiteves D il rsobnis d r
im Gange besindlichen deutsch pöknischen Dechand-
lungrn. Di>e vorläuftge Regelüng Lcr B-umten-
sragen ist »chr Iringcnd ui d mützte die Am-
nestiefras« nach vor Lcm Jnkrafttvetcn des
Friedcnsvertraves zuan Ab.ch.utz gcbraiht w:r-
den. Dre polni che Rcigrerung -verfüLt üiÄt übrr
einen gcnüsend grotzen Beamtensta>,rd. ve:ch->lb
sollen wir. boionlders Prer-tzcn. für die lleber-
gangszeit die Beamten rm Abft tunssg biet
zur Verfüsung stellon. Wir baben -u.nter sewifien
Bedingupgen MV-stimmt. Drn MAmtcn stn^ die
nötigen Gcrrantien geleistct wor.en über die
Negelung ihres Gcha tes und die Eew^hrleisftrns
der Sichttiunz ihres Vermögens -und ihrer Per.on
Dix im Abtck tunssgebiet b findlichen Bermö-gic'n
dcr Bcamtcn sollen von etner Licnridatron seitens
Polens frei blciben. Das Gvi'etz wlrd ein Provi-
sorimn voftfirrzer Dauer sein.

Das «üaketz wird in allen drei Lestmsen -ange-
n o nr m e n.

Sodann wir-' die Novelb: znm Baugesetz in
zweiter und dritter ,Le ung nach den Beischlüfien
des Ausschufies unrerändert angenommen. — Es
solgt die zweite Lestmg des Cesetzes zur
Verfolgung von Kricgsverörechen u. Kriegsvergeh^n

Abg. Dr. Cohn (U. S.s: Fm günstigston Falle
ist df.'ses Eesetz ein Der'uch. Recht wied-r walten
zn lafien gegcnübcr Vergeben. uie tm Auslande
und in feindlich.m "d>>u1'ch2 bsgan-

T2N stnd. lOho. vechts). Denken Ste an di:
wcndung der Kri g-^g,^>a ,.c an dk vöKer-

und strcrsrechtlichen Verstötze in der Hsimat. lZu-
rüsc rcckts: Unerhörtl D nden Sle an dÜ2 d su t-
schen Kriessgesangcnen!) An der Stclle der Ge-
lchrtenrichter m-tz das Volkssericht einscfiihrt
worden Deshalb verlcm-gen wir auck. datz nicht
das Rrichsgericht sond-rn «in Vo.ksgcTicht Wr die.e
V-'-aeben zustcknftg fei-n soll.

Jm weiteren Ver aufe des dritten Vechand-
lunastcroes im Prozes'« Lindn^r war Li^
Zeugenvernehmung der Minister LL«>r.
aus stfielnb. Die Perfonlichkeit des Attenlätc»
ocrschwcmd im Hintergrund, daisür ochörte der Tc^
zum krötzü'n Teil Be'tundungcn voliti.cher Natur >
D--r V-wkchrsm'misftr Frqucndorsfer bcricb
tete -n erfrischen.er Deut.ikheit über d«s Vcchält.->
nis zrvijchcn Auer und Eisner Auch dcn STrelär '
Eisners. den jusendlich.m Fechenbach nahm
Ministft Frauendorffer fcharf ius Eebet. Er jagft
untcr andenn:

Jm Ministerrat am Vortage des Attentates
fiel mir die scharfe Auseinandersetzung zwi.chen
Eisucr und Auer auf. Eisner batte E GMfi
datz cs mit Heiner Macht zu Ende jei. Sstne
ungeheure Eitelkeit. das Bcdiirfnis. in
Layern die ersft Rolle zu spie-lrn. veran.cchte ihn,
sich mit allen Mitteln zu hftte-n. Er hatte ärs
Empfmden datz Auer chp. von dieser Stellung zu
be.eitigen suchte. Fedes Kind mutzte fich fL.cn.
^atz wenn die Dinge so weit'.'r geben. das Land in
Unh-il kommen mutzle. Die Unentschlosstnheit,
seine kindliche Art. Politik zu »nachen,
wovon er nichts nerstand. und seins Verant»
wortunsslosigreit Lnnzeickmeten di^en
Mann. Er i«<h in Äuer cinen Gegner. Ersner bat
fich in der Sitzung fthr hestig gesen Auer servanot.
Die Solbstboherrschi'ung.die er nur in s-ringe>m
Mafi.- Le.ah. ging ihm vollftändiü verloren. 2Ä
erinnerr mich sen-au, datz er dama-s sa-gte: «Aucr
ich warne Sst, Sie'wifien nrcht. uxrs vorgeht!"
Daraus -habe ich den Schlutz gczogen. dast Eisner
Borb.reitungen getrofsen hatte. um drn Landtag
zur Untätigkeit zn brinsen. 7^ch hatte dcvbei nichr
v^owckst, datz es Eisner zu blutig.n Auseirvander-
satzungen kcnnmen lafien wütde. Datz er 0-017 lkn
Ländtag nicht in AUion treten tassen wvllte. das
glaübe ich ganz bcstirmnt. Denn rvenn iennanL die
Einberufung des Landtages verlanQte. zeigchr Eis-
ner einen heftigenWiderstand. Ich konnte
mrch in der Sitzrmg nicht enthcrlten, zu scvgen. datz
ich Eisner für einen Volschewisten halte.
Darauf gab mir Eisner zur Antwort: ..Ste sind
überl-aupt kein Politiker!" Nachftäg.lch haib« ich
g'hört, datz Eisner zum Arbeiter- und Sol-.»aten-
rcft geaangen war. und fich abfällig ikber den Land-
tag g.vutz rt hat. Fch war der Änstcht. dcch es
ihm irur darum.zu ftm uxrr. immer roieder die
Arbeiter- und Soldatenräte <ru.fzupeitschan- Eis>
ner ?oar kein geMofieaer. lester Cbarufter und
hat sich viel von Stimmungen Lftten lafien.

Ueber das Attentat selbst erzählit Frauen-
dorfser: Eegcn ^7 Uhr kam F.'chenbach in
den Lan-dtag unsd tellte m:r mrt. das Eisner
erschosf n word.n sei. Dlitzartig drrrchfuhr mich
der Eedanke. we che unhcilvollrn poUtischrn Fol-
gen die e Tat haben werde. Ich mutz sestrchen ich
l>at1e segen l<iefen jugendlichen Men?chen, seine
übciaescha.'tliche Welse, mit feinom Heroorlranscn
eirre starke Abneigung. Iechenbach hat auch auf
Eisner einen unheilvollen Einflutz aus-
geübt. Ich bin feft üLcrzeugt. datz er dem LeiMnen
Ir'neenstre'ch der Oeffinmg d s Lst rreichi chcn
Kuriergepöckc-, nicht fern stmd. wenn er fie nicht
gar vercmlaßt hat. Das Attrntat auf Aun: wäre
auch so aekommren. Der revolutionäre Arbeiter-
unL Soldatenrat wollte den Landtag unter allen
Umständcn am Arbeiten verhin ern. Wrs die
Vorwürfe anbelange. die gogl-'n Auer semacht wur-


ch Die grötzten Ereignisse, daS^stnd^nicht unsere ^

lautestcn, sondcrn unsece stillsten Srunden.
" Nietzsche


Sonnenfinsternis

Roman von Elfe Stieler-Marshall
Sop^riztttdxOretkteioöcLo. O.m. b.ft.1-eipr'iL 1916
(60. Fortsetzung.)

Dann rsthtete der Akordhoscr fich hoch cruf und
mft tiefer grollend-i: Stimnre bogann «r loine
v.-uchtige Anklagerede segen ven Frcmdling. der
in ihre B-rge gekcnnmm fei. fich auf höchster Höhe
über ihnen allen sein Haus gebaut hLbe. v>o er fitze
wie in einer starv-m Zwingburg. von- wo er Unh.il
herabsende auf chre HäupLer. Und er forderte die
zum Sprech.n. denen von fenem Frcmdling Uehles
rugefügt worden umr.

Da drängk n fie fich zum Worft . . . einer stietz
den anderen beifeite, um zuerst rcden zu diftfen.
Und üb-r das Stimmengewirr eryob fich d s b.in-
den Fo»ef wllder Schrci: «Mich miitzt ihr anjch.men
und mehc braucht kerner z>u sagen'."

..Und schet mich. den er mit Lreb und Trcu
verriet. mn desto ficherer mich ins Httz zu .treff n.
Redenkt mem liel>cs kleines K.nd. w-elch unnatür-
Uch n Todes es hat strcben müssen. weil es chn»
vertraut hat . . die Stimme brach Michrel Kern

.Und wo blisb m.in kleiirer Hütbub?" rief
Sft-fan Soller. «Das war auch einer. r>er .>en dro-
b-n liebte über die Dcatzen. Wo blickb er? Fm
Schnee verkommen? Der Schnee tst sort wo ist
des Buben Leichnanr? . . . Und meine Tochter. dft
hcrt er mir veryext, dotz fie ihm anhängt wie erne
. . . :ch maa nit sagen was. Und fehft die Fluren
,m Alai. ver.engt und verbrannt. verschmachtet
das Korn iu der Erds. verdurltet di,. Plüte am
Vaum. Jetzt hat er uns eine Sündflut verhießen
. . . wollt rhr wartrn in G duckd. wie weit er es
mit rms Bauern treiben wird? Fch spüre in mir
dcn alün Aorn vom Mordbof . . . und wenn mir
keiner fslgt. so gehe ich allein. Hinaiuf <urf den
Berg. den v rsluchten Turrn zcrtrürmn'ttt I Gefaat
crus unferm Schorn-and den Hexenkerl vom Hoch
fchorn'" —

llnd aller Stimmen jauck>zten ihrn Beifall. kei-
ner war, der K-ingll>art in Echutz nahnr- Denn der
Mte vomWindbruch, als er erkennen mutzte. datz die
aberglänbü,ck>e Wut, der snnatijche Hatz mm auch
die bestcn erariffcn hatte. auch dre. dre mit thün
do§ Hoch chornmannes Fvmnde gewcstn waren.
da war er^der einsah. dätz sein Wort keine Geroalt
mchr haben konnte, heimlich beifefte s^chlüpst,
hcrtte den zögernden Pcmlus mit M gezosen und
nun eilten sie H-ide zum B.n:ge. den Mcrirn lvrt zu
warnen.

..Dieses Mal hält nichts ste auf. dioses Mal
aibt -es ein Unglück,"". keuchte Ea-briel im schnellen
Laus. »mögen sie den Durm und was darin ist,
zeriaMetlern. er ab.r mutz fich flüchten. was kiainn
er gesen die Rasenl'en? Und nvit schönen Neden
ist da nrchts ü'tan. Lauf zu. Paulus. du kvnrmst
ichnellcr vovan crls ich . leids nit. datz er 'öleibl
. . . mit Eewalt oder Lrst . . nur führe ihn vom

Verg Ueber meincin Hof kann er aus dcm Schorn-
lcrnd entweichen."

Paulms und Eabriel fanden den Turm b-'e-r uikd
warcn dcjsen frsh: Denn sch)n sahen fie über die
Mordbofwich> ken wilden Zug der Baucrn heran-
taumeln.

' »Wie lollgewordrne Bienen. die schwärmen,"
sagte der Evibriel, .^mft ist leid uim den Tuvnr
und um den, der darin mohnte."

Die Elocke im Turme. die Klinglxart stch
münschte. sie hätte an d'estm Tage >ck>on häuoen
müssen. Biell-icht hätte sie von salbst zu läiuten
angLiangen . . . aus höckLter Not . . . unld Wren
ckilang gesen'it bis in den waldverckorenen ftied-
vcl'en ' i Teich . . . wehe . . . wche
Sturm. Sturm! l

Unv v«.. -en übermächtigcn tosenden Tönen
wäre d^r serne ^nr"7r',-'rt wohl srüher empor-
oeschreckt worden aus scinen Träumen von Frieden.
dort unten am o.aa.chuiliiiernd2n Marientetch. . .
Nicht Zeit zuim Trämnen . . . ntcht Zeit zy.m Träw
men... Sturm, Sturm. Sturm 1 Grauenivoll
bälhs das Glockenlicd wohl törren müficn.

Die rastnien Bauern hatten den Gipfel erreicht
und als sie den W ttermacher ssllblit nicht sand-ttr.
stürmten sie in willver Wut den Turm. Michael
Kern und der Mordhofer allen vovan. Si« kcmn-
ten die Näume. ste sührten die andern mft brüllen-

dem Evfchrei in die «Zauberkücbe" lfts Verhahten.
wo die ,eltfirmcn Röhren stanoen. mit denen er
das Wett.r: beschwor. Dte dränLonden. ihrcr
Simre nicht mehr mächttgen Männer hatten nicht
Platz in dem engen Raium. fie füllt ir die Treppe.
die unleren Näume. der Blinde. t«n sie mühselig
mitheraufge.chftppt harten, mugre rru Fre en vlei-
ben, da alles ihn ocr.ietz. Und er brüllte als Be-
gle.ituna der wilden ZcrstVrungsmeckodl,. unaufhör-
l-ch in das Klirren. Krachen u-rd Splittern hinein.

»Zersch.aat. zertrünmrert. zevhacktl! Schont
nichts, ratzt keinen St>.iin cmf dem an<«rn. Stürzl
ein des Tervf-els Hcrus . . und wenn alles in

Trümmer liogt. dann. Nachbarn. ruht ^>in wenig.
wir haben Zert. Denn warten nMen wir. bis er
wicderkommt. Fl>r werd.1 ilhn seibst doch nit oer-
gejsen . . . Fener an den Cchutt seines Harui.es und
dahinoin mit ihm Brennen mutz man die Tcu-
felsbrüder . . . O batz rch sel)va könnte . . . nur
nvch l>as eine MaÜ"

Die Apparate bcvgen zerschmettert. in stlbernen
Kügelchen kr^ch das Qiul cksilber surcht am zustrm-
mcn- Nun rissen die Rasenden die B>lder von den
Wänden des Wohnzimnnrs, warfen die Bücher zu
dcn Fenstern hiii,aus. zer,ch.ugen TL'ch und Srül-Ie
.rnd Bttt.

Und so geschurt und anaefacht. «schlug der Wahn-
finn vnrmer wirdere Flammen. Mit Spitzhaue und
Beil wagten fie siä> an das Gsnräuin: sclbrr. der
Widerstand dcs fstgesÜLtcn reizte die Toll.n M"
äutzerstien. fie arbeiteten mit der Kraft der tob-
süchtigen Wut.

Der sckrwächllche Schneider. in höckFten Tönen
Hohn- und Triumphre E schveicnd. hatte zuerit
den Regenmefier und dic E dem Plan ausgestell-
ten Apparale zcrfchlagen. Daun war auch cr in
bax> Imrere aeeilt. doch war ihn zwischen all den
schwirrendcn Aexvttl banve für sein Lcbey gewor-
den und er hatte sich eilig wiedcr ins Freie bege-
ben. Abcr er hatte drinncn die Getge ge-funden.
und nun sprang er umher und siedc.te und kvcrtzte
und spielte auf zu diesttm Höllenreigcn.

Das hörte der alte Gabriel. der mft dem Pau-
lus der rcrsenden Horde ausgewich'n wa.r. lxnrn die
Tollwut konnte auch ihnen gefährlich werden, wenn
nur eiivar von fenen cvuf dcn Eedanv n kam. datz
ste den Wetftrmacher. gewarnt und zur Fkucht
oeredet hälftn.

Aus all dem fürchterlichen Lärm heraus
.'rkannte der Alte rvs jänvmerliche Gewinsel der
gequälien Geig!-'.

(Fortsetzung folaN

Theater und Musikr

tzeidelber^er StadNheater

,.D.s Meerco «nd dcr Liebe W^llen
Grillparzers Tragödie oon Hero und Leander,
jetzt wohl bald 90 >Iahre alt. wirkt von dcr Mhne
zart und fri,ch>. pulstz Uoch rn ibr ein Herz. über-
c:ue lend qn poeti,che: Empfindung. Der Wende-
punkt des Stückes ift der vicrte Mt: Hcro erwar--
tct sehnsüchtig den Mbend. der Lcanderg Wieder-
lchr bringen oll. Ver5agt hier dü- Darstellerin, so
'fit es unr lie Wirku-ng oes Gai^zen grsckrehen. Keine
Spur von Bedenkcn odcr einem Zögern fit in He-
rog We>>n. fie gbbt fich dem Zacober des Glüaes
brn. das übrr fie gj-kommen. Hier bot mm Frcm
vausg eine meisterlichr Leistung. hier war gmz
das ncrioe Mädchen, denr der Traum der Li:bo
mft dem bunten Sch>leier den strengen Allt-ig t^r-
bängt Fottcr kleine Zug ward «nrit ber grötzt! n Si-
cherheit dem poetischen Gauzen eingesügt. V/on-
ders da:m auch die schöne, inncrlicbe Heiterkcit zmn
Ausdruck, die Grillparzer seinem Eeschöps gcgeben.
Loander ist fchüchtern und wortkarL das gibt lhm
seinen N>iz. nnr i,n vierten Akt ckt eine Sz?ire
"" " -^cht, und sichtbar wirä>. welch ein Lörve
in ihm steckt.

-2 a ar löste seine heikle Aufg'Nbe mit seltt
nutem Celing-'n. Viel dankbarer ilit die Roll«
Neuklcros. dcr als frisck-er. unb fana-ener. munte-
rer Bu<ch dcnn Freunde zur Seite st ht. Herr F e-
l i r ivar hicr in letzter Stunde für Herrn Mchels
einMprungen und wurde -feiner Roll: tn jsdere
Weije gerecht. Die Herrorr Zwtllinaer '-"lv
Thieme spb'lten den Oherpri.stcr uud deir Tcm-
pelhüter. Die Schwierigkcit. Uie in der Bch.urd-
lung von dcrlei Eesta'ten licgt. dckrf nicht unb.'r-
schatzt werden. Beide Darsteller gabcn ihnen ZMt
von Lobenswahrheit. Frl. Böhlau bot als Ivu-
tbe ihr Bestss. Die Nebenrollen waren aiiaemefien
ba^etzt. Aus ein srischis Zufid'irMttrspicl wrr ow«
sältig Bedacht genommen vorn Spielwart Zmtt-
linger. K- W


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