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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

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Nr. 280-304 (1. Dezember 1919 - 31. Dezember 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0600
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Nationalversammlung

Verttn. 19. D«z.

Auf der Tagesorommg steHen Jrttcw-llationen
Ar n sta d t übcr die S t e u e r p o l, t i k sonne
" . ZLo«. L P--tI« unr> di« E«n. ond
Ausfuhr. .

Reichssinanzministcr Crzb-raer^ erklarte. dan
die Regierung bereit sei, d,e ^nterpellattonen
morgen -u beantworten.

Abg. Trimborn (Zentr.): Zch bttte dns hohe
6auq sckion ieNt entAMden zu lassen. ob und
wann' oie Znterpellationen verhandelt werden

^^Sttig. LLbe (So;.): Diese Znterpellntionon stnd

ALg.^Pachnicks ^Dem): Die EiNbring'E dieser
^',t<rpellationcn miderspricht all-'n VrrabrcLungcn.
Wir müffen abor moracn verl>ande.m

Aöo Schulz Brombcrg <D. N.): Wrr bMehen
darauf. das; wir nrorgen die Jn'terpellatlonen be-
vründen.

Abg. Dr. Heinze (D. Vpt.l: Wir Laben nrckck il-

lcyal gshanlelt. Die Znterpellationcn smd erst in

den letzton Tagen entstanden aus dcr U>rru>.)e und
dem Sturm V-'r EntriisbE. der sich l.n Lande a^cn
die Polrtik der Regreruns bemerbbar aemncht yar.
Dac Betriebsrätegesetzhat noch Zett

Der der Abttimmung evgibt sick cine MHr-
helt dafür^ datz Lie Jnterpellarü.'nen morgan Le-
läntlvortet' wcrden.

Dcr l§es»tzentwnrf über das Glückss-piel
in allen drei Lesunsen ohne

AuÄprache an-

wird

genommcn. .

Der Rotenwechsel zwischen Deutschland und den
alliierten und assoziicrten MäckLen und das ain
L2. Septembcr in Versailles unterzeicknete Proto-
koll übrr Artikel 61 dor Verf«vssuna wer-
den in allen drei Lesainsen erledist.

D-as Eosotr b'treffend di^ SozüUisierung der
Elektrizitätswirtschast wird in dritter
Lesung angenominen. voch-er ein Nachtras zmn Etat
für l?l9, obenso in crllen Losunsen und endlich in
dritter Lesung das Umsatzsteuer sesetz.

Vräsident Fehrenbach: Allo Parteien des Hau
ses siud darin cinig. llas; wrr nickt !n die
ochen wollen. ohne eino

Krmdgebung für «nsere Gesansenen

erlassen zu hcvben. (Alle Abgeordneten ephebeu srch
von den Srtzc.n). Dre Ncrtionalver aurmlung nimmt

mit tiefem Schrrrerz Kcnntnis davon. datz fast einc
balbe Millton deutscher Brü.d2r noch
iihrer Befreiung aus Ler Eestrnssnischaft harrt. Dcr
srötzte Teil wtrd in Frantreich zurückMhalten.
Aber auch England hat nsch nrcht alle heraus-
gegoben. Drutsch -and hat all-e seins Eefansenen zn-
rückseschickt. dte -urückeebaltenen Rujsen deLbulb
niäü. rvttl es unmöslich war. Di>e Natronalver
samrnÄung sMlt nnd leidet mit den ung-Lcklichen
Ecsangensn sorvie mik chren Eltern. Franem und
Krndern die fetzt zn Weihnachtcn in beson-
ders ticsc-r Schnsucktt der fernen Lieben sedenken
werden. Sie wendct sich andieNeutr-alcn mit
heitzom Dank für ihre bisherise Tät'glei:. st> wen-
det fich an akle Frauen und Manner in den
bisher feindlichen Ländern. dis sit-i cin mcnschttch
füh.endes Herz bewahrt haöen. d-.rtz sie heute chre
Strmme erh-'beu zu dem Rus: Schafft deu Frauen
ihre Männer, den Kindern rhre Vater. den geöcus-
ten Eltern ihre Söbue wiederl iBravol) Das
Wort zu dieser Kundsebun.« wird nrcht gewünscht.
Sie haben stch zu EHren lunsorer E-rstmzen.'ir oon
Zhien Sitzen erhoben. Zch danke Zhnen und stelle
di>, einmütige Annahme dieser Entschlie-
tzung durch die Natroncklversmmnlung fest.

Nachste Sitzung morgen 10 llhr.

Deutsches Reich

Flegeleien Erzbergers

Zu der bereits senrelb'eten AnnaLme des So-
zialiisterrmgsgesetzes in dritter Lesung durch Lie Na-
1 ionalversamml-ung ist ncrchkutrasen. datz auch der
Nachrvagsetat von 300 Ntittionen Mk. zur Durch-
führung der Sc^iaüifierung der EllMrizitatswirt--
-chast in allen drei Lesunsen ohne Erörternng ge-
nehmiüt murde.

Wir haben kürzlich bereits darauf hinsIÄoiesen,
datz durch di-e unzureichende Berichterstattung über
dvo Ve rh an d c u n ge n der Nationalver-
sammIung vieles verloren seht. was erst durch
oie g-maue Lüktüve der stenographrschen Berichk
v.ieder zum Leben erweckt wird. Dabei stötzt man
sehr offt auf Dinge. di« ovelloicht nur nobensächlich
en,cheinen. dis aber doch für Perionen -uind Anschail-
nngi.'n glwisser Herron in der Rcsierung recht
charakteristlEch sind. Besonders das parlamenda-
rrsch^ Benel/men dcs Reichsfinanzm-tnisters Erz-
bergcr vcrdient iminer mieder einen Schoinwer-
ferstrahl 'kriitischor Beleuchtung. Das Protokoll dor
Sitzung vom 27. Nov. ist in dieser Beziehung beson-
ders cnlfchlutzreich. .Auf der Tagesordn.u-na stand
die Bevatung der N e l chs ab gabe no r d n u n g.
die formelles Wd materielles Steuerrecht überstckst-
lich zulsa»nm> nsatzt. in all-en ihven De-sttnmmngen
aber dcn ..neuzeit.ffhen" Eedanken erkennen läht.
datz jeder Bürger ein S touerdefra u-
dant sei und die Leshal-b den Steuevbehorden
und der obersten Finanzverwaltung oine Macht
auch -gcgen den anistandrgen Büvger in die Hcmd
gibt, wie ste under dem früh-ren ..unfveien" Re»
giev'.lnsssystom die Negierung nte gewaüt hätte,
voin Parlament zu fordern.

Der deutschnationale Abgeorknete Dllrinser.
der srkkhere badische Staatsmtnister und
noch früheve Neichsgerichtsrat. ein Zurist von allge-
-vrein anervannter Bedsutung. übte am «anzen Ge-
sctz elne gewitz hie und da scharse. -aber in der
Forin doch nicht zu baanstandende Kritik. Wer
diesen Rsdner in seiner abüeklärten Ruhe jemals
im Parlament hat sprechen hören. weitz. ldtz ihm
die scharfe Tonart überhaupt nicht liegt und datz
jedenfalls-das ü isprochene Wort bef i5„m ni^ ver-
letzenden K.ang annimmt. Anders die Auiffassuna
Erzherssrs. Er Lann keine Rcde eines Redners
der Deutschnationalen und anschetnend seit eintger
Zeit «vuch keilve solche eirr-'s Leutsch.'n Vokkspartei-
lers vorbeisehen Lcvssen, ohne darcmf in der
grobstcn For-m zu antworten. Was man
cvber an diestm Tage vom Rogierungstisch hören
mertz. übersteigit denn doch alle Erenzen. Schon
währcnd Herr Dürvnger spricht. ruft ihin der'Herr
Netchssinanzlmimster, als Düringe-r die Ltchtar-
mut mit früher Polizetstunde in seiner
badischen Heimat nnd die Lichtver-
schwenduns. Lie man in Berkin während
der ganzen Nacht cmf den Stratzen. vor allsm aber
in Kinos und anderen Bergnügu-ngs-lockaken fest-
stellen kann. miieincmder oergleicht, dre hätzlicheu
und gevade bot diesem würdigsn alten Herrn döp-
unans-'brochten. ihn oerletzend-'n Worta zu:
..Wissen Sie das aus eisener Erfah-
runs?" Als der Herr MinWr stch aber dann
zur Antwork arrf Düringers Kritik erhebt. da
rommt sein sasrzas. gelinde gssast unseM-goktes
und anscheinend auch nicht züüeldares Tenvpera-
lnent znr vollon Ausn>irLung. Einom Zwtschnrru-
fer ruft er zn: Eehen Sie in etne Kalt-
w assier he i lan stal t!" Vom der „Heuchslei"
derjentüen. die segen seine Finanzpolittk cmgehen,
spricht er, sodann -aber erstM er in einer Form
Änklagen eegen das alte Preus^n. die wohl auch
diejetzi-sen unerhört gefflntten hachm. die srine
Politik unierstützen und ihn auch persönlich nur
uns-'rn im Stiche lasseu.

Fast hat man den Eindruck-. äls ob Erzberser
inzwilchon klcrr geworden oder von astderer Seite
k-ar gemacht wvrden sei, datz er cvhnliches fich doch
nicht zum zweiten Dtale gestatten dürfe. Di« Der-
handlungen der lctzten Tage über kas Reichsnot-
opfer. in denen gewitz auch hart auf hart ginü,
zeisten. albgeschen von dem Hugenbergschen Awi-
schenfall. den auszunützen d:r Reichsfinanznttnister
sich natürlich nicht entgehen lietz, doch ein etwao
anderes H-präge. Auch der Resieulmsstisch führte
diese Erörterunaen in einer Form. die stch wenig-
stens von persönlich-n Deleidisnngen der Eegner
fern hielt und die auch die politisch so unsäglich
beklageuswerten Entgleisnngen vermied. die in
vorstehenden Ausführungen geseitzelt stnd.

«inen b<fikmmten Zeitraum dem Parlament anzu-I iciuer Person als Mensch und Politiker darst.n
gehören. weil seins berufliche Boanspruchunü 'ner Zn stinen weitercn Ausführungcn sa-gt Müer
längeren Parlamentstätigkeit -entgcvenstehe. ^rese Lränge ihn. von der FestbaUuna >und Fort etzui^

schw^rsk.'.

längeren Parlamentsläligkeit -entgc-genst-che. -relse
Erklärung fin'.et aber selbst in demokratischen Krei-
sen keinen rechten Elauben. D.ie Vossi che Zeitunü"
benrerkt dazu: Zlnrmerhin sei daran erinnert, datz
fich Profestor Abdcrhalden türzlich recht skep-
tisch über den Parlamentsbetrieb aus-
ü'sprochen hat." Sonach livgt die Sack>e also ticser
als m>a-n in der Leitung der Demokvatischen Par-
tei eingestohen möchte.

Auf dem Vertretert<rg der Demokraten in Stet-
tin mutzte folgende bemerkens-werte Tatsache zuge-
geben werlen: die Zahl der Organisationcn der
Demokrcrtiisch.'n Partei in Pommern sei seit dcr
Waibl von 77 auf 101 gestiegen ifür eine tzanze
Provinz). eine auffallend gering« Zohl von Kreis-
und Ortsgruppen), die Mitgliederzahl hinaegen sei
mn etwa 2000 auf 17 500 gesuuken. lWovon obcn-
drein der grötzte Teil auf Stettin komnnt). Also
ttotz des eifrig vergrötzerten P-arteiaipparaitcs ein
rccht erheblicher Rtttg-ieder'cknvu-nd. Als Evund
fiir die tvaurvge Lage Ler Demokratic in Pommeru
rrurden die sich stark bemerkbar m-acheuden »reak-
rionävcin B strebungen" angi gc,ben. a-lso das An-
wachsen der Dcutzchttationalen Nolkspartei.

Zn Wiesbaden hat die Oraanisicvtion der
Deutschen Volkspartel in knapp 2 Wochen
L>ber 300 neu>ö Mitglieder crhakten. sodatz dcr dor-
1i.g>e Derein rund 4500 Mitg.voder zählt. Neun
Zcchntel ler neuen Mrtglieder kommen aus der
^nrokratisch^n Partei. E-rund: di-e Hcrltung d-r
D. d. P. zum Betriebsrätegesetz und die sonstigen
Verräl-Lrinmn am Dürgertumk

Parvus spricht . . .

Es ist aufgefallen. datz Dr. Helphand-Parvus
bishcr stch noch nicht zum Skamtrl Sklarz-Parvu.s
gcäutzert hat. Jetzt endbich ergreist er im Leit-
artikel seiner »Elocke" dao Wort. Er ziecht das
Schwert — crber nnr. arm damit einen anderen zu
köpscn. nämlich Karl Kautsky. Zn einam Ar-
trkel «Der Fall Ka-utsky" macht er die.em zmn Vor-
wurf. datz er den Berkauf Vrr soeemrunten
Kautskyakten an die Jngopresto nicht vevhindert
babe — Kautsky babe oben auch eimncvl »dick
verdlenen wolen.^

Parmis sck-lietzt seinen Artikel: »Dke Moral von
der G* schicht? Äuch der tugendhafti? Hund. er
friht Man tann auch die Lehre ziehen: Wer in der
kapitaliistijchea Geielliclial'1 seinc geistige Un-abhän-
üigkeit behalten will. -mutz sich mit K^api tal
vorsehen Die Sach; fiecht stch spatzig an. ist aib r
im Grunde unendlrch traurig. D. KcrutSky. der über
di« Eewinne. die ich aus der Schisfsreederei und
sor.stigen kaufmänniichen Transakdionen g.zosen
hatte. so hochmütig die Nah, rü-nwst«. lätzt stch auf
seine alten Tcvse mit denr Siinldenüeld drr „Times"
abfüttcrn. "

Parvus hat gcmz rccht: Die anideren baben rruch
keine weitze West». Hllber es war ihm vvrbchalten.
stch mit der schmutziüeir Wäsche der anderen —
weih wa!sch-n zu wollen.

* Staatskanzler Renner und die österreichischen
Dclegierten hahen am DA>nrr.'rst<rg abend Paris
verlassen.

» Die böse „Zugend". Die Emrffchr und das
Dertreiben der Münchener „Juü>nrd" in das besetzte
Eebiet ist verboten woridan.

Der Niickgang der Demokraten

Wie geime6»et. bai Abg. Abderhalden. ein
beöannter Profestor in Halle. fein MandaiL zur
prcntzischen Landesversammluilg niedersc1>-gt. Die
»Demc-kratische Parteikorrespondenz" verstcherte, AL-
derhcvlden hcrbe oon vornherein nnr sewünscht. stjx

PHNipp Scheidenramr als Erzähler

Soeben >erscheint ein Bnch von Phfljpp Sch-'tde-
mann »Zwischen den Eefechten." Es st'nd
humoristischc ErzLhlungen vrm den«n ihr Detlan
angl.kündigt. datz ste aus oen TEn der Kindheit
hinüber in dic Zahre de-z veifen MannoÄrlters Mh-
ren. Scheidemann svllbst habe damit seinen eigenen
Entwickelnnvsgang beichrtiben Er'chienen
ist tas Uuck im Derlag für Sozialwistenschaft der
Herren — SNarz und Parous—

Badische Politik

Musers Stellungnahme zur Beschaffungsznlage

Die von uns !schon ansekündigte Schrift
OskarMuserg. in der «r über p in Austritt
aus dem Landtag und über seine Stellungncchme
zu-r Deschcrffungzzulaae spricht. ist soeben (im Ver-
lag oon Äcoritz Schauenburg in.Lahr) eüchienen.
Zn den einleitenden Worten seiner Dro chüp-. die
die letzte Rede Rtusers darftellt. die er im Lwudtag
gehalten hätte. hätte ihvn nicht ein Mshrheitsbe-
jch.uh, wonach bet der Deratuug der Beschaffungs
zulage k-'ine Dsbatte statffinden solste. das Wort
abgeschnitten, bctont Oskar Müer. llatz ste koines-
wegs ein« Entbüllung seiner sämtIichen Destim-
mungsgründe darstelle. dte ihn zur Niederlesung
seines Landtagsnvandats führtcu. fondern. datz die
Publi^ati^n e'' " ^n^e-b-
tungen ieiner Moti e. schw-'rer Verdächtigungen

Lrange ihn. oon der JcsthcrUung amd Fort^ek',.^
emer Polrttk abzurntch,. die ihir mit der schii,^«!!'
Lorge für die Zukunst unstres armen
erfülle. -seine Nede leitet Muser dann ein mit
FeMellung. datz er stch nur zur Bewilliguna
Knrderzulage. nicht crber dex Beckxrffungsuil^
sür sämtliche Beamten und StaatsÄrberter
verstehen können. Er gebe zu. datz viele Becw,^
uno Arbciter. — nicht nur sie. sondcrn auch ande!»
Leutc. — sich rn einer un.zweiselhaften Notlage


besänden er hab., aber gewün^Ht. datz di>e Frn«-
nicht kollektio sonderir individuell behandeü rvox.

den wäre. So hätte er gewünscht. es svi ein ÄV
posit'onsfond geschaiffen worden. von dern rn d!n
Dorvevhanolungcn !.,« Nede war und der d r N-
glerung die Möglichkeit gegeben hätre. ledig iH f,n
die Vedüfftigen Auwcndungen zu geben

Einen Haupttcil seiner Rede biidet dann di»
mre er selbst saat. K a r d i na l s r-a g e:
sollen die 35 bis 36 Mill. Mk. aufge-bracht wer.
den. Und hierin da keine Antwort darcmf sinn
den werden kann. ttegt der Haiuiptgrund seiner Ab
lchnung. Er ruft in seinen Schlusnvorten dcn
Eemciinschaftsgstst und das Eemeiujchaftsgefüsik
wach,-l.hne die unser Vo.L n'.ckst wü-dcr anf die
Höhe kommen kann.

* Aus dex Veamtenwfft. D-as Staatsmin
rium öat aus den Zertounkt des Dio ftantfftts den.

vortrasenden Rat beim Minrstcri.m des Znnern
uffd LanLeskonrinistär für die Kr.ckst Kärlsrnh- u-'d
Badcn Eehermen Oberregierungs at Ot o Flad
zum Direktor des V e r w'a'l't'n n'g s h o s e'Z
crnarrnt.

* Aos dem Landtag. Einrge Mitglieder der
Zentmmnsfraktivn des Landtages haben eine förm-
lichr Anfrage eingebracht. solgen en Worllants:

. Zst der bad. Vokksregierung betannt. datz di«
Ren'ten-empsänger. die Hintcrbttobenen von
Eisenbahnarbeitern stcb in bitterer Notlaze
Lesindcn? Was gLdcnkt di« Rogiernng zur Mildr-
rnng der Notlaae zu tun? ist die Regierung ins-
be'ondere bcvcit, die B>schaffmvgsbeihilfe> entspre-
chend einem eimnütigen Beschlutz der auherordentl.
Äus-schutzsitzung der Arbeiterpensionskast-. wie den
Penstonären und Hintevbliebenen der Boaintek
auch den Nentenempfängern drffer Kast-e und den
bezugskberechtrgten Hrnterbliebenen zu gewähren?"

Aus Baden

Ueber die Ernährungsfrage

bat Eeh. Kominirrzienvat Robert Sinner^ d«r
Leiter der bekannten grotzen NährmittelftMlk. in
der Badischen Landeszcitung (Nr. 519> benrerkrns-
werte Ausführungen über Lie Volks'ernäh-
u-erte Aussichru.vgen veröffentlicht.

Ihnei: entnehmen u»ir solgendes:

Soll der Landwirt im Frühjahr mit

Lust an dre Kartoffelb-stellung gehcn. a mützte ihm
im Doraus ein Preis gewäyrlcistot werden,

schon im . -

hoch semrg. um die Produktionskosten Lei reichlichcr
Verwendung von Kunstdünger ru decken und ihm
cin entsprechcnder Mtzen zuzusühren. Darüber hin-
aus aber mfitzte Vofforge getroffen wercen. Latz die
Streiks. »nti.-r denen wir all-gemein uriden. mrn-
destens für die landwirffch.fftl:che Ernte ausse chff-
tet wcrden. Ein Streix in dcr Zndustffe ist volks-
wirttchcfftlich schädlich. denn er unterbindet die Prs-
knktion. jcdcch mrr temporär. Ein Streik in dn
Landwirtscha.st cvber, namentlich in der Ernte ver-
nichtet die Arbeit «ines ganzcn Zcchvs uich
Len Nachteil l-at nicht nur der Produzent. sondern
in noch enffcheidendecem Matz: dassanzeVolk.
Heute sind wir wohL kaum mehr in ler Lase. im
Auslanüe nennenswert? Mengeir von Ssbensmit-
teln zu kcrufen. Wir find <ruf die eigene Pro-
dukrion crn«ewiff«n und mvsere Auoen müsten
sich veffrauensvoll auf die denffche Lvndwirffch ft
rrchten. die in vier Kriegsjahren Lrotz SiiLer
SchwieriMiten und Hemmungen ihrer Äufsabe.
gerecht g»worden ist. Dir La-ndwirt'chfft mutz aber.
wenn sis die AufgaLe erfüllen soll. entsprechend
be^thlt w«rden. fie mutz intensto untcr Awweiwmig
von Kunstdüirgsr avöeiten können. ohne es nätis zu
haben, sick> dss Schleichhaud'-'ls. der Wurzff des
Schieber- Wnchertmils zu bedienen.






Mamrheinr. 17. D^z. Füns Räuüer lockteir
eimen Frankenthaker Kaufmann am 5 Dezember
albends halb 7 Nhc nach der Aidg-ustaanlase. an«Lb


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ftädti'ch

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Nachira-

A Menschen, die nach innen leben, bilden eine ^
K eng zusommengehörige Genoffenschaft und er- «
ck kennen einander, wo immer sie fich begegnen. ck
2 Marie von Hutten 2

ffeinrich Zeifferts Ende

Ein psychologischeö Märchen von heute
Von Z. v. Bülow

(2. Fortsetzung.)

D.i« iunse Frau blieb ratlos sitzen. Cins stand
fest: Hernrich lebte. und das war ihr schlietzlich die
Hallpffache. Sie hatte ja -eben mit ilnn goj>proch.n,
>und wenn fie auch seine Stimme nicht erkannt
hatte. es war dcch stine Art zu veden. kurz, herri.ch
und verguüLt. Sie hätte noch hundert Jragen ste.-
len mög-n. ab:r da kami das Amt dazwischem und
trennte lie.

»Za. sagt« sie sich. »lo ist das L«-Len überhaupt.
man hat vmmer noch hundert Fragen. wenn das
Amt da oben tommt und uns trennt."

Zetzt hörte fie di« Kinder und lisf ihrren >eut-
Der 5

gegen. Der ^un-g« nahm das als hübsches Spiel
und umschlang ihre Kuie. während sie das Mäüäl
aus dem Wagen nahm und herzte.

«Was hat Vati geschrieben?" sragte der Knirps.
»Zhr sollt iminer reclst artig sein."

AV^r das mschtv «r nicht hören Entweder war
er ubcrzc-ugt davon. datz er es wäre, dann war die
^uayuung überfttistig -oder im Eegenteff. er nahm
es als Tade.. dana kränlte es rhn. Lenn er wollte
ia mrmer artig sein. nur war «s so schwer. zu wis-
sen. lvas man alles ntcht tun durste

Fvau sing umher wie in einem Traum.
Sie hatte das Gefnhl von einom unerhörten Elück
als wäre sie neugeboren. Das Eschiä ffas mt^
der einen Hand entritz, um mit der andern g.eich
wieder zu gob'n. war zu unbr-greiflich. nls datz st-
es mit dem Derstand hätje fasten lönnen. Sie
ncühm es dankbar <rls Eeschenk und schwieg! Das
wurde thr nicht schwer. Sie nnd Heinrich hatten
fich in diichen slücklichen Zahren threr Eh« so sanz
rneincmder hineinselebt. datz keiner den Wunsch

gchabt hatte, fich zu crnid-T-rn auszuispo.'chen. Zhre
Freunde waren herzlich mit ihuen oerbundcU. aber
rnnerlich blieb doch di« grotze K-rvft. die abgeschlos-
jene. fich felbst s-'nüacnde Menschen gogenüber
Fremlden stets osfenhatten. wisteirtlich od«r nichff

Der Krieg hatte bei ihr wenigstens nichts da-
ran geänd'rt. Di« fast täglichen Briofe thres
Mannes wcrhcten die Beziehungen. Die Notwen--
Lfglkeit, ssinen vielfeitigen vcsen Briefwecklftü mtt
Vevlegern. Zeitungen. AusstellunLen nun se-bstän-
dig fortzu'etzen. das b^innend« (S'Mslelben des
Zungen. das Worden des Mädchens hatten Fvau
Ago grnügend boansprucht. um in thr den Wunsch
nach neuen Monschen nicht wufkommen zu lasten.
So hatte fie auch die Krregszeit bisher gut über-
standen, fast i-m Fluge war ste iihr versansen.
Httnrichs starker Wille, der aus seinen Briosen
spvach, brachte stets neue Anregung.

Bei ihm war «s wobl auders «gLw-csen. Er
hatte dvautzen. seit ihrer Verheiratung zum efften
Male wiedor. mit Männern enge Berührimg «e-
wonnen. meist mit jüngern. denen er nur im Ranse
aleich war. und sich an ihrer Frtsche «erfreut sich
auch diesem oder. jenem näher angeschlosten. Aber
dixHer rvar dann sffallen. der andre versetzt wor-
den. So blieben von seinen nähern Frerml'en, die
er erwähnt hatte, nur der k eine Süddoutschr. Leut-
nant Wagner. den er wie einen Sohn behcmdolte,
und Schuler. zu drm ihn eine echt«. ticf« Freund-
'chaft hinzog.

Unser Wunsch, chronologisch -vovzuischl-n. ilätzt
sich ntcht erfüllen. Wir müssen ein paar Tage zu-
rückschrauben und d«n Leser bitten. uns wieder nach
Fl>an>.«rn ;u begleiten. wo wir ihn jetzt nttt dem
Hollden die-ser fonderbaren Erzählung — -wi? man
wohl -u fagen pf egt — bekannt machen wollen.
Wir haben bis jetzt rmr seine Stimme ertönen laft
j-'n; und. wi» wir hörten. erkannten sre wsder
FvaU noch Freund. Zhm selM atng es nichl
anders. doch wir wollen nicht vorgreifcn und fah-
ren desha b in der Erzählung selbst fort, fünf
Tage früher als dle zuletzt gcschillicrten Ereiigniste
im Heim Hoinrich Seifskrts zu Bdckin.

Heinrich Seiffert kam — es war am 15. Mai
1916 — allmählich wiuder zur Bestmwig. Wie
Blei ftrg es auf seinen E-ttedern. und er wagte fich
nicht zu. bewegen aus cin-er instinktiven Furcht
heraus. Schmerzen zu verspüren. Es war alles

dunkel um ihn. doch sah er die Sterne «nn Himmel,
und so wuhte er- ich bin wenigstens nicht -üii-ud
gvwcrden. Dann sentt-e fick der Tau der Nacht aatt
ihn und dvang durch seine Kleider. feucht und kcr.t,
und erfvischt« ihn, datz ihm das Llbonsgefühl sauz
zllrückkehrte. Borsichtig besann er stch zu rühren-
Er drehte don Kopf hiu und L-'r arno fühlte autzer
eiirer drmrpfen Zeffchelltheit ksine Schmerzll. Er
hob Avnr« und B.rne, ste waren au-senschrin.lich
unversehrt. cvber dennpch war es ihm. crls wäre er
mit Keulen zuscrm-engefchaaen. in eimm Mörl r
gestzampft und wie von Windmüblcnflügeln mit
gerisscn und herumgesch-«nkert worden. Der Lävm
der Schlacht brcvuiste in seinen Ohren. und er hörte
wie sanz sern das Hcul'en der Ekamtten. Ebcn
schlug eine in seiner Nähe ein. Der Boden zitterte
und Splittcr iielen um ihn nieder. doch sein Gehor
war nicht klar. Die sürchterliche Sprenauvg. die
ihn mrt steinem Zv«e in die Luft -geschleud rt. hattv
sein Trommeliell wohl beschädigt. Aber er spürte
trotz allem dem das uiffasbar wohlig« GeWff zu
leben, noch M sein. wenn auch zersckMnden u>nd zer-
schlagen in einem Granatloch in Flanttcrn.

Vorläusig blieb er noch weiter ganz still lie-gen:
«r wutzte ja nichl. wfe d-'r Kaenvf stch entwickelte.
cb Engländer die Sprenslrngsstelle be'etzt hatten,
ob er vor oder hinter den deutschTN Ltnien laa.
Er hob den Arm. <vber seine Nadiumuhr war sort
Nach den Sternen suchte er die HimmelsrickMno
und sah iün Westen etnen leickten Schinvmer. al>so
mutzff' dcr Tag noch nicht lang« z>ur Ruhr sesan-
gen sein. Zetzt konnte er auch feststellen: die Era-
naten. die um ihn etnsch noen. kamen von SUden
her, domnach hatte-r die Engländer die Stelluna
nicht gfftvrmt und wollten sie erst noch zeffchictzen.

Da war "s an, vatsamst'n. zu versckMiinden.
wenn er selne Leule nicht finden konnte. un, sich
mit ihnen neu «inzilgraben. Er rien' mlt halber
Ctimme ein paar NamkN. aber ke'ne Antwort kam.
Da wälzt« cr stch h-'rnm und b-'giil'.l zn kriechen.
über Dalken vnd Betonk.ötze und zerristenes Erd
reich Zuweilen stietz er an einen Körper. aber
der war dann schon starr und kalt. und es befiel
ihn ein Erauen, v-bivohl er es doch sawohnt gi nug
war. Tote zu sehen. Er fühlte stch in vios r
Sckreckensnacht so einsam. alle Eranaten suchten
nur nach ihm. fede Gewehrku-gel. di« vorbffwin
se.te, rrar für ihn best»mmt Er kcrnr stch vor. wie
e-in von allen Seiten «"nstellt-'s. gehetztes Wild,

und als jetzt eine Leuchtrcrkete aufftteg mrd ihr
fahles Lcichenlicht langsam zu Bodcn sank. drückte
er sich tief in die Erde. Dann atmete er den pil-
zigen Duft der Kruinre ein mmd senotz ihn wie
einen Trunk Weines.

(Fortsetzung folaN

Kunst und W.sfenschaft

Nachlese zur Slusstellnng „Heidelberger Maler
der Romantil" in den städtischen Saminlungen
in Heidelberg

Als Nachlese der weithin beachteten und er-
aobnisv-'ichen Sondevausstcllung »Heidelber-
gex Maler der Romantik" bieten die
städtischen Scvmmlunaen in Httdelberg so ben oine
Zusammrnstellung von Kunstwerken in den so von
neuem cvngefüllten Rärvmen der Somimrausstel-
lung dar.

Mit besonderer Eenugtuung btmerken wir da-
bei die zah.reichen Stück.', l ie von der '-fften Aus-
stcllung her den städtischcn Sammlunsn als
Neuerwerbungen verblieben stnd. von denen ol-
lerdings die sck>önst«n eine kurze Zett zw-cks Er
,tellun>g von sirrbigen Reproduktionen für die ge-
plante Verösfentlichung über die Ausstellrmg feh-
.en müsscn, nnd freuen uns. do.tz darunter gemd-
auch die orelb-^ouivderten Perlen der Land chasts-
aauarelle von Georg Philipp Schmitt
nebe-^ ficben ler schönstie-n Zssels in den Besttz
der Stcvdt jetzt übergegangen stnd und so wettet
sür die Kunst dieser beiden neu erschlostenen em-
hei-mischen Rtcrler der Romantif zenaen tönnen.

Di« Lückeu, die durch dve Ablief>erun« dcr yeff
veliehenen BiMr. von Lenen auck eine Neil^ in
auswärtige Mu-'.«n gcwandert tst. um dort

seits die Heidecherger Kunst der Ronvantik zi'-.vev
treten, stnd nun mit neuen Werken von

. st' . . . .. _ .

diesex Zeit ausgefüllt. die ber der efften
sta'tung nickff oder doch nu: in geringevem Mam
gezeigt wcrden konnten. .

Ereich neben U-n ncu crworb:-nen Z)>V.,
übcrra chen oinise Oälstudi>en der Mamrheun^
Schule d-s ausgohcnden 13. Zabrhunderts durw
ihre schsn' völlig imprestionrsti'che Auffaffu-no
Man wird an frühe Derucbe Wilhelm vou
KobcNs viellercht dabei zu denken haben.

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Seid


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