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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

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Nr. 280-304 (1. Dezember 1919 - 31. Dezember 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0646
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Line solche hängt im allgemeinen ab von dem
Erade der gegenseitigen Nützlichkeit. Wie in-
desjen das heutige Regime in Deutschland ar-
beitet, ist es ganz ausgeschlossen, datz unser
Land jemals für andere Länder von großem
Nutzen sein kann. Deutschland ist ja so hilfsbe-
dllrftig, und Hilfsbedürftige sind nie gern ge-
sehen, weil man im allgemeinen im politischen
Leben auf das Geben gern verzichtet. Deutsch-
land stellt in seinem heutigen Zustand der Ver-
armung für dieEntente etwa einen bankeror-
ten Geschäftsmann dar. dem man für billiges
Celd noch seine letzten Bestände abkaust, damit
er sich ein bischen rangieren kann. Dafür ist
man gern bereit, bei der ganzen Angelegenheit
den gxötzten Vorteil sich selbst einzustecken. Diese
Tatsachen sind ja auch unsoren heutigen Regie-
rungsparteien einigermatzen bekannt. denn auch
sie trösten sich damit. dasi schlietzlich die Entenre
daran interessiert ist, ein Deutschland vor sich
zu habcn, dem man möglichst viel abnehmen
kann. Nur haben die heute Negierenden nichr
die Fähigkeit, das verarmte Deutschland
wleder reicherzumachen. Jm Gegenteil
wird es unter ihrer Herrschaft immer ärmer
und verwahrloster. Die Entente wird also
gern darauf verzichten, für eine solche Repu-
blik Freundschaftsgefühle in sich grotzzuziehen,
wie sie schlietzlich auch nicht die monarchische
Staatsform an sich zum Eegenstand des Hasscs
macht. Eine deutsche Monarchie wird zwar auf
die Ententefreundschaft verzichten, sie wird
aoer dabei nicht autzer Acht lassen, datz man
mit dem Auslande rege Beziehungen unterhal-
ten mutz.

Und dazu ist die erste Voraussetzung die
Wiederaufrichtung der deutschen
Wirtschaft. Wenn ihr das gelingen sollte,
wird sie auch im Stande sein, ohne Widerstand
der Entente Autzenpolitik zu treiben, und die
braucht zunächst nicht aufs Kriegerische gerich-
tet zu sein, da die politische Sphäre Deutsch-
lands in absehbarer Zeit nicht wieder kriege-
rischen Verwicklungen ausgesetzt ist.

l,! gkei t; wve sollte sie also il,ren Noske salh'rion
lasson? . . . Kiein Ärbriiter, der noch etivas auf
Sauberkeit und Ehrlichkelit cvuch in der
Politik hält, brnn jebt noch bei diosex Kartei
Lleibonl"

Deutsches Reich

11 Grad Wärme im Süden —
20 Grad Kälte im Norden

Wäbreird herite (30. Dezenrber) in H^idelberg 11
Crad Wärine und laue bowegte Luft ssstsustelleTl
sind, kommen aus^ Nald- und Ostd.sut'schlanÄ Mel-
dungcn von vlötzlich auftretonlder Kälte, die z. B.
die Dersorgung Berlins auf dcm Wasserwcs erirst-
lich gesährdÄ. fschon jetzt liegen >wuif der Elbe 100
Kahne, deren Lädung rür Berlin bsstimmt ist, irv-
lolge der währe-nd der letzten 48 Stuvlden schnell
2unelhmet,>den Dereisung des Wsassers vöwug
fest. Das Thernvcmreter sank seihr rafch «us mirms
14-Grad. Am bsftigsten ist der Frost in den Osb
seegebieten auisetreten. Aus Dgemel wurLen heute
A.Erald KLlte gemeldet.

* Eorialdeinokraten unter fich. Erne Agitatio-ns-
Konserenz des sosialdemokvatischen BesirLsvorjban-
idcs Etroä-Berlin bat am letztön sSonntag sast ein-
sttmmig beschlossen, fich der Forderung dss Riick-
tritts von Noske nicht <rn»u!schliehen. Die .^Fvei-
cheit" antwortet der ..Noske-PaLtei" >auf dieffen Be-
schlub:

,/Die Partsr unld Noske g»hören zu einander. Die-
fer Mann ilst -um SuMbol s-einor Partei goworidsn.
Di« rochtssoz'Lrlistischs Pwrtei «lstickt icrlst an Ver
in ihrsn Reiihon herrscheEn Korruvt>io..
Niedortracht., Brutalität un!d Unsa-

Badische Politik

Beamten und Staat

Aus Baamtenkrollen wird uns lgeschpieibm:

Ungaachtet de-r Ssrge, die heute mehr als je
auis den Boamten lastet, ist im>mer wiodor das Liod
von doii unzulstvedenen >und unerlsüttllichen Beanr-
ten zuhöven. Trotchem wtrd lhoutle de-r Wärffte
Doamtenaegner zugoben mLffen, daff fich für die
Deamten uichaltbare Zulstände ergeben haben
und dafi irgond etwas gsschehen mutz, usm der
weiteren Aelvellonliung dex NüalmlMchaft vorzu-
beuoen.

Wie die Diuae heute liesen. muh davon vlus-
gegangen rvievden. datz m-am zur Mftveitung der
täglichen Lelbenslbedürsnisse he-ulte etwa stinstnail
soviel cvustuenden mufi. wie vor dom Kri«L Dar-
aus falüt. dafi der Benmte heute fünfimail soviel
Einkominicn LezieLim miitztr wiv stüiher. Das fft
aber wi-'iticvus nicht der Fall. Alle Zulagen und
Beihilsen «eiiilgcrechnet. beträgt nämbich dlas Be-
amteneinkommen durchschnittlich noch nicht eiNMal
das Doppelte dcir stüheven Bezüse. Halbein nun
schon vor dom Kri-og die stets leeren StcmtsLaffen
dafür sesorgt. dafi die Beamten niamcvls M vvel
erhielten, so kann sich jedermiann angofichts der
«ogeiiwärtigen Teuerung ein Nild machen,. w/ils
die Beaurten heute gestellt sind. und lbeurtoilen,
wie borechtigt -hve Klasrsn sind.

So unangenehm es nun ist. mit neuen Beaim-
tenforderun-grn zu fomnivn. so notwendig ijst es
aber nndererseits öffentlich davcmf hinMweifen,
datz die Einkommenverhaltniffe dlor Baalmiten drin-
gend der Neuregelung bedürfen. Es scht nücht an,
dafi dtze Doamten fortwährend bitten und Äotteiln
müssen, um etwas zu erlangen «mid datz immer
erst viel zu spät und dazu völlijg unzuroichend et-
was segeben werr-e. Es ist unibediugt notwendig,
datz das CinLmiMen nicht bruchteilmiätzig,
sondern amsglelichend der Teuecung angepatzt wird.
Fernei mutz omch d:r steigenden T-eiuerung Rech-
nung getragon werden. Es ist dccher weiter not-
wenllig. datz der Grad der Teueruins in kürzeven
Zeiträum'en reaierungsseitig festgesstellt und hier-
mit das Einkommen von Staatsmelgen m Ein-
klang gebracht wird. D.ies scheint uns der
einzige Weg. um aus der houtiaen. niennand'be-
stiedigenden Zulagenwirtschaft herausMoMmen
und die DeaMtenschaft unter deni Druck. den die
satllam bekannte ..SchrwM: ohne Ende" ouf ste
heute ousübt. nicht länger leiden zu laffen.

Die Berechti-gunig dieser Forderung ergtbt sich
ohne weitercs alus dem Wes-.m jcÄer GohaltSbewil-
ligung. Diese war vor de,m Krieg den Kosten der
LebenshMtmrg angepcrht und man sollte meinen,
datz dies auch heute noch der Fall fem müsse.

Ilobrigens hand-llt es stch hier nicht allein um
das Los der Beamten. soudern auch um das
Schicksal des States. DWrs ilst innig E jensm
oerbunden. wie schon darcrus erhellt. datz die wirt-
schaftliche Lase der Beamten ohne weitDves auch
auf die des Staiatics fchlietzj.'n lätzt. M ie-ne schlecht.
so ist r-crmutlich auch diese schlecht. Eibt der Staat
sseine Beamten dem Elend' preis. so schädigt er
domit auch ssein A'nsehen und seinen Kredit.
Und wenn es heute so schwcr fällt. unsere Valuta
zu heben. so liegt das zum Teil sicher darcrn, datz
die Entlohnung der- Bsamten eine ungenügLnde
isst. Dazu komimt noch ein weiteresi Es wird nicht
zu leugncn sem. latz uusor Staatswesen heute
hauptsächlich noch in der Behörden-
ovganisation verankert ist Die letztere beruht ih-
rersseits rvii^er auf der Zuverläffigkcit der Be-
amten. Hiieroue folgt. datz mit dem Schaoinden
oieser kder Staat seinen letzten Halt verlvert. Ee-
meinhin ist man zwar der Auffaffung. datz dem
Beamten nichts and,-res übrig bleibe. als stine

..ände naturgemätz die Gefahr der Korruption
mer näher rückt. Bedenklichor äls Streik und pass-
sive Resistenz wird diese wirken; denn jene sind
wreber beizuleisen. wähvend diese iminvr weitere
Kroise ziehen und das Dertrauen des Dolkes zur
BeamHenschäst u. zu denBehörden uutergvalben wrrd

Sloch sind wir nicht so weit. und ohnc Selbst'
überhebung dürfen die lÄeanitcn von sich saaen,
datz sie bishcr dsm Staat die Treuie gehalten ha-

-ben; abex «s kann auch anders kommen. und wivd
anders kommen. wenn es in der bisherigcn Weise
fortgeht. _

Aus Baden

Siedelungsgesellschaft „Badische Pfalz"

Am letzten Montag fand im Bezirksratssaal
in Heidelberg die zweite Sitzung des Aus-
fichtsrats der Siedlungsgesellschaft Ba-
difche Pfalz E. m. b. H. in Heidelberg statr.
Die am 28. März 1919 mit einem Stammkapi-
tal von 1950 000 M. gegründete GesellschafL
hat in den Eemeinden Dossenheim, Kirchheim,
Lcimen, Rohrbach, Wieblingen, Walldorf, Al-
tenbach, Bammental, Eppelheim, Nußloch, Sr.
Jlgen, Sandhausen, Waldwimmersbach, Zie-
gelhausen, Schriesheim. Edingen, Malschenberg
und Neckargemünd 77 Häuser im Bau, die
eirven Bauaufwand von mehreren Millionen
erfordern. Ein Dritlel der Häuser ist im Roh-
bau fertiggestellt oder steht kurz davor. Alle
Rohstoffe sind vorhanden. Nur anZiegeln
fehlen noch 200 000 Stück, eine Folge der im
Ostober mit besonderer Stcirke aufgetretenen
Kohlennot, die im nächsten Iahre, wenn nach
dem Friedensvertrag die Ablieferung von Koh-
Len an Frankreich, Belgien und Italieni be-
ginnt, noch schlimmer werden wird. Da die
Ziegeln auch bei Ersatzbauten schwer zu entbeh-
ren sind, müjsen N!ittel und Wege gefunden
werden, die Ziegelherstellung zu vergrößern.
Trotz aller Schwierigkeiten ist zu hoffen, daß
die im Bau befindlichen Häuser spätestens bis
1. Mai 1920 fertiggestellt sind. Die in der Form
von Doppelhäusern errichteten Bauten sind
auch bei den hohen auf das 6—bfache des Frie-
denspreises gestiegenen Baukosten, von denen
nahezu zwei Drittel aus Baukostenzuschüffen
des Reiches, des Staates und der Eemeinden
aufgebracht werden, ein wertvoller Besitz. Die
Eemeinden, in denen in diesem Iahre nicht ge-
baut werden konnte, werden im nächsten Jahre
in erster Linie berücksichtigt werden. Neben
Waschküche und Räumen für Schweine, Ziegen
und Hühner, sowie einen Earten in der Eröße
von 3—5 Ar und liegen durchweg im schönsten
Baugebiet der Eemeinde.

Der Aufsichtsrat stimmte der Einberufung
einer Eesellschafterversa mmlung
behufs Erhöhung des Stammkapi-
tals auf 1 124 600 M. zu und genehmigte das
von den Eeschäftsführern entworfene Bau-
programm für das nächste Iahr. Es sollen
vorläufig die Vorbereitungen für den Vau von
ungefähr 60 Häusern, von denen der größere
Teil als Ersatzbauten (Lehmbauten )erstelli
werden sollen, getroffeir werden. Geeigneten
Lehmboden gibt es in verschiedenen Eemeinven
des Bezirks. Die unbegründete Voreingenom^
menheit, die vielfach noch gegen Lehmbau
vorhanden ist und die in der Bezeichnung der
Lehmbauten als Lehmhütten zum Ausdruck
kommt, wird fich wohl beseitigen laffen. Sie
wird auch oor der Zeiten-Not, in die sich viele
Deutsche leider immer noch nicht schicken wol-
len, nicht lange standhalten. Da bei den zahl-
reichen neuen Eheschließungen und Eeburten
sowte der Zuwanderung von Auslandsdeur-
schen noch mit einer starken Zunahme der
Wohnungsnot zu rechnen ist, wird die
Siedelungsgesellschaft nrit allen Mitteln und
aller Kraft ans Werk gehen, um auch im kom-
menden Jahre neue Wohnungen zu schaffen.

E Willst du menschlich mit Menschen in Städten V

6 der Menschen verkehren, ^

^ Stelle die Uhr nach dem Turm, nicht nach der A

1V Sonne, mein Freund! Hebbel ig)

k;einrich Seifferts Ende

Ein Pfychologischeö Märchen von heute
Von I. v. Bülow

(9. ForMung.)

Heinrich hatto sl-eich bemerkt. datz der Mann
ihn beobachtete unld verhielt sich desha'lb schroSi-
aend ivnd zu.rückhaltend. Er mutzte s«in« Roll« asss
Geistesikranker dnrchhalten. damit nran nicht zu
fthr ersstaune. u>enn er die crlten Derwandten und
Bekannten nicbt erkenne.

Endlich. nachde-m sie «ine Zaitlang «esseffen und
der EanitätssslMat mit dem Wirt geschmatzt hatt«,
schlug der ihn auf die Schu'lter:

«Na. Armin, für deinen alten FreuRL Hannes
hast d-u wohl kein Wort mohr übrig."

Hcrnrich tcrt. als ob er erwache. und streckte
i«nem Lie Hcmd hrn und sab ihn wi« ziwVMnd an:

..Hannes," sagte er lanesam. «fa. ja. mir ist so,
als kennte ich dich"

^Na. Armin, mach doch nicht den Dulmmen!
Natürlich kennst du mich. Wir haben schon semeint
du bist Lsfallen. wei-l nvemand nichts mehr gühört
hal. Da sindet dich der Bürgermeister neulich im
Dlatt ochphotographiert. und da hat >eir ülaich hiu-
«eschrieben und aesagt. du wcirsts. Und du Lists
auch. siehste. datz dus bist?"

Dieser Veweisführung konnte Heinrich sich n/un
nicht entziehen

»Nun ja. wenn du es sagsst. Hannes. wird es
ichon so sein. und nun «rzähl m-äl. wi- «s sonst im
Aorfe aiu-Lieht!"

..Herrje. Armin, du redesst ia. wte elner aus
Halle; wo hast d>u denn das selernt? Du bist
roohl Offiziersbursch« sewesen?"

Heinrich merltte. datz er mit sseiiner Unkenntnis
-der Munbart noch Schwierigbeiten habon roerde.
Damm schwiog er lieber vorläufig ganz. Der

-Mirt sschwatzte «uch lieber selber, asss <datz er zuhör-
te, nnd so erifuhr Heinrich n«h «l^rlei.

Er hretz alsso Armm Schwarz. hatte «ine Fralu
Helene und zwei Junsen im Alter von Ntzn und
fechs Icchren nnd ein Mädctzen von vier
Das kleinsste Kind war vor einem halben Achr
gestorben. oiber die Frau tzcrtte sich jetzt wieQer
setrösstet. Auf dem Hof stand alleslewllch. ^Der
alte Vatcr sah noch nach dem Rochten. v>enn er
auch schvn etmas tnnb geworben war M^ ieine
Schwksst>er Mari«, die an den veichsn Stiotzeritz ü^r-
heiratet iwcrr. itzalf nach. wo es sins.

Bald war Heinrich vollko,mmen rm Bvlde.. und
wenn ihm auch die Nam«n nock» etwas Mrcheman-
der sschtvirrten, so konnte er doch hoff'n. nicht all-
-usehr durch Unkeniitnis aufMallen. Iinmerhin
nmtztc er noch eine Zeit den Stilben sspiieben. Spä-
1er konnte er ja aufleb«n.

Wie sts an das Dorf kamen. sagt,> Hsmricy.
..Ich tcnne mäch nicht aus. ich bin noch nicht sanz
bei mir. Frag du nach meinem HMe! Em
Änge führte sir hin „ ^ ^ ,

„Was bist du venn sür emer?" fragte Hmnrich.

„Ich bin doch der Schnndt Karl. Konnst du
mich nicht in-0hr?"

..So. du ibisst der Schmidt Karl. Du bist alber
grotz geworddn." ... „

..Ia, abcr dein Fritz ist noch groi;er.

Das Dorf zog sich ziemlich in dvz Lange. Es
war in eine leichte Talmulde geb7.ut; em paar
grotzc Linden standen in der Mitte. Da war dre
Kirckie mit dcm Holztrrrm und danebtrn das Pfarr-
haus.

Dann Lam Stiüberitzens Haus. wic Schmidls
Karl erLlärte. und nachher das sseine.

Hemrich blieb aufatmend sstehe-n. Nuin war
on sein Ziel gekommen. das zugleich einen Anfang
bcdeutetv. Er bat den Sanitätsssoldaten. hinein-
zugehen uud die Fraiu vorzubereiten, ihr das We-
sentlichv zu erzöhlen.

Er tats. und währenhdem stand Heinrich
allein aus der Dsvfftraße. Blitzschnell fasten sich
die Eiindrücke: das siaiubere Haus tvrt vor ibm
mit d>em hohen Dach. den fteinen Fenstern, hinver
deren Schei-ben bunte DVuMeu blützten. war crlsso
seins. Es gefiel itzm; er tzatte ein heimalliches
Gefühl. ein gowisses Wohlb«ha-g«n. und jeder Son-
nonsstrahl. der von der bunten GlasknÄI im Gair-

ten zuriickslitzerte. jede Studenttznblume da zwi-
schen dem Resseda amid dem Fmgerhut schi-en ihn
zu grützen und sich zu wundern, vatz er wieber da
soi und so gar nichts sage von Froudtz amd Will-
komm. -

Nun Lam ein« Frau aus dem Hausse h'.raus;
die Fvau. die er in seinen Trüulmen oft gesehen,
und umschlang ihn mit starkm. warmien Armen
imd kützte rtzn und schlnchzte, und die Kinder fvlg-
ten und tzinigpn sich an ihn, und er Mlto. wte er
sanz unbesansen und herzlich die Liebikchunigen
«rwlderte. Zuoleich hatte er fcnes Empfinden des
Veobachtens, des Dau-ebenstehens. das ihn schon
<in paarmal gequält hatte, wenn ssein Körper Un-
erwartetes tat. Bewegungen machte. di« er nicht
wollte. oder wenn er ihm nicht «schorchte, wie er
gewünscht. Es war nicht gevade unai.genetzm,
diesses E-ofiihl. aber es gab ihm etwas Entrücktes,
er Mlte sich dabei losgelösst von ollem Körperli-
chen; er merkte das Vorübergehende seines Besitz-
rechtes. Die Einheit zwischen Seele und Leib. dte
er tn de>m frühern Sein als Harmonje. gan,z lUinbe-
wutzt, Lesesson hatte. war sestört; noch war er weit
davon. sie wvetzrr auch nur einigermiatzen her^u-
stellen.

Er iwollte sich Mühe sebcn. -l-erzlich Zui sein.
aber er merkte schnell. liatz das sar nicht nötig sei;
er siihlte Zuneigung zu diLsier Frau. Licbe zu den
Kindevn. wie er sie bei den Seinen «ekannt. Er
vergatz diesie nicht etwa aiusenblickswei.se. Sie tva-
ten ihm «evade jetzt deutlich vor Augen. aber ea
verglich nicht. Sie waron allc fiir ihn vollw-srtig
Eine sstarke Freiude war hierüber in itzm swtz. und
cr begann vor sich tzin zu sprcchen: «Lieiber Gott.
lieber Eotl, ich danke dir."

„Ia" sagtr die Frau. „wir wollen Gott bian-
ken." Und sie faltete die Hände. und die Kinder
traten neb>eu si«; sie legten die Arme «ng uin den
LeiL und sahen hinauf zum Himmel. urrd dve Fvcm
sprach: „Lieher Eotr. ich dlanke dir. datz du uns
den Vater wiederaegcbcn hast. Amen."

Der Sanitäter begriff, datz er hier nicht stören
durfte. und hielt sich abseits. als sie ins Haus
traten.

„Wo ist der Bater?" fvagle Heinrich. denn er
dachte. datz ihm der Hannes von dem Alten sespro-
chen und datz «r nach itzm fragen müffe.

„Er holt die Kühe von der Weidel"
(Fortsetzung folari

Ie nachd.-m man die «estrise!^B^M-;A^
Burgevcmssschusses bctrachtet. werden sie
artrge GefUste auslösien. Dke Heidelb^^^"'
wohnersschalft tzätte es sicher als etwas
wvhntas ompssunden. wenn sie — nachlÄ«
nen Weihnachtsgesschenk m Forin emes
Sdciucrzcttels - nicht a.uch ein Wilich
Neuiahrsge>chenk erhMon hatte. Aber sie ^n^
bevuhrgen. Gas- und Strompreis habcn ein-
lrerung" erfahren. das Einzig«?L Mch Lr^2'
sen Zeit der stanbigen Strigerungen beraba?'
setzt wurde, ist — der SparLassenzinÄnb

bin Redner richtig^beniew?
MtzerobdenUich zur Hobung des Sparsi^? Af'
tragen! Aux der anderen Seide bewabrt di«.
derung ihres Zinsertrages serade die kleinen
ner vor der nahelivgendcn allzu arnbrn
Melleicht hat so nmnchem L^L
vovgeichwsbt,: „Vor dummem Zehren und ^sUü^.
wahren>E uns m Liebe der HerrE^

Dotz den städtischen Arbeitern. Veamten unb
Lehrvrn die Zulagcn wetter bewilligt werl^
muhtcn. war selbstvovständlich DaM Mte ^
^ «msgedehnten Dobatte bedurft

Datz daber «m demokratischcr Redner. dem es W
st.nst wahrlich nicht an Gslcgenbcit fehlt. stimn-
Anfichten Ar^druck zu geben. allzuweit in U
Ferne s.chwerfen muhte. jst sehr sondcrbar. Bessm
F^lhlkollegen haben es ihm sehr
dacht. datz er — wie auch ein.zelne andere — anä-
log dem Himmel di« Schlcaissen seiner D«redsamkeit
gar zu woit öffnete.

Ebeusso unanisebracht war der von Horrn Stadt-

Dr. (D. d. sesen die „B a-

d lsche Post und die Deutschv liberale
Volkspartei seführte Luftstotz und dem
Fuhrer d«r Dautschen Volksvartei Stadtv. Dr
Eurtius war es ein leichies. die Unrichtiskeit
t>er Kausmannschen Behauptuirg nachzurycisen.

Im Allgeineinen kann inain ieidcch gerne zrig«-
skehen, datz der Bürgercnisschutz mit ersvMiü-rr
Eründlichkeit und Sachlichkeit di- zur B.Mutz-
faffung stehenden Punkte bevaten hat.

» » »

Sitzungsbericht

Oberbürgevmeister Walz eröffnet um 4ss4 Uhr
die Srtznng. Durch Namensaufruf wird dve Amve-
senheüt von 89 Stadtverordneten festgestellt. Der
Bürgeraussschutz isst somit beschlutzfähig.

Vor Eintritt in die Tagesorbnung spricht der
Dorsttzonde über die Hochwassserkatastro.
phe. Die am Mittwoch eingetroffenen Mellmn-
gen waren nicht so beänchtigend. datz man «rn der-
artiges Ersignis hätte befürchlten inüffvn. Die
Hauptnachricht s«i zu sspät eingetroffen. Er spricht
dcrnn über die Abwehr- und Hilfsmatznahme-n der
Feuerwehr -und der Stadtverwaltung. über die wir
schon bsrichtet haben. Der BürgevMsschutz möge
dtc Eienchmiguns gebon. datz vorläufig auf Kossten
der Stadt alles Nötige in die Wege geleitet wird,
die Not zu lindern.

Es erhebt sich riagegen klein Miderspruch.

Ermätzigung des Zinsfutzes bri dcr
Sparkasse

Der Stadtvero-rdnetcnvorsstcmd «rklärt durch k«n

Sto. 'Dorn: Dcr Stadtverordnetenvorstünd
empfiehlt >in sei-ner Mchrheit die Annahme dcr
Vorlage,

Sto. Mayer-Rulcnkampf (Dem.) gedcnkl der vom
Hochwaffer Betroffenen. Sodann grbt sie 'lien Ee-
dankengang einer Rede wieder, dfe ttzr a!m Erschn-
nen verhinderter FvMionssenoff« Veith grhal-
ten tzätte. Die Fraktion werdr der Vorlage zu-
stimmen. Die Rednerin regt an. dasi der Bad.
Sparkaffonverbandi sich für «in!e Aenderung des
bad. Sparkaffengesetzes einsetze.

Stadto. Neuhaus (Zentr.) Durch die sstädt. Hilfe
für die durch das Hochwasser Geschädigten svll die
Privathils« nicht -eingesschränkt werden. Anch
das Zentrum werde der Dorlase zustimmen.

Stcf^trat Hoffmann (Soz): Die Hiffe für die
HochwaffergeschädiÄten soll «rus städt. Mitteln se-
schehen. Di>e sdkialdem. FvaÄion stimnit dcr Vor-
krge zu. Wie ftin Vorredner schlietzt l«r Rcdner
«iriise Anftagen an d>ie Verwaltung der städt.
Sparkaffe cm. Es sei an der Zeit. die Sparkassen
nach weitgchenden Gesichtspunktsn auszubauic-n.

Stv. Dorn (D. l. V.): Mit dieser Vorlccge
hätte der Stadtrat wart«n sollen. bis eine Klärung
unssersr Eeldverhäiltniffe eingetreten s«i. Fiska-
lische Intereffon der Stadt müffon zurücksstchen.
Die Stadt wird in den nächston Jatzren aiuf den
Zuschutz der Sparkasse oorzichten müssen.
Geg e n die Herabsetzung des Pg.ffivzinsfiutzes
sprechen vssrrschiedene Eründe. Die Uebcrschwenl-
mUns der Sparkaffen datiert nicht vom Kriegs-
ende. sondern schon vom Icchre 1916. Ietzt deuton
alle Anzeichen <ruf eine Versteifun>g des deut-
schen Geldmarktes hin. Die Reichsbanr kienkt
nicht dar-an. ihren Diskontsatz zu ermützisen. Aus
Rückstcht «ruf di« k'leinen Zeichnsr mühk eine
derartige Ermätzigung unterblerben. Mcm «nützte
-auch den Sp«rsinn tzöben, durch die Erniähi-
oupg wicd das Gegenteil errei-cht. Der Ausfall
könnte aiuf andere Weise wieder einsebracht w-r-
den, vor iallem dürch Aüsbm'. der Sparkaffe zu
cineni Bankbiotriebe. Die Fracktion lehnt die Vor-
lage ab. .

Sto. Wrrnex (Bvgl. Gr.ss «tzklärt die Zustim-
mlung seiner Fraktion.

Bürgcrmeister Wielandt antwortet cuuff die An-
fragcn und Anregungen der einzelnen Diskuffivns-
rcdner. Datz gegenwärtig von der Sparkaffjr erotze
Beträge abgetzoben würdpn, seien tzauptssächlich oi«
neuen SteMvgssetze sschüld. An Len Musbau oer
SparkaffLn zu Bankbotritzben müffe man mit grdtz-
1er Vorsicht heransehen.

Direnor Schneider besspricht die Gründe, die zu
diicsser Vorlage gesührr habm und -gcht <mf Einzel-
heiten des Scheck- und Eiroverkeh-rs ein.

Stv. Hellex (U. S. P) stiinmt lstr Vo-rlasc zu.

Nach eiirem Schlutzwort des Dorsttzenden wird
di« Vorliase mit snrtzsr M«hvhsit ansenom-
m e n. der Sparkaffenzinssutz isst ailso vam 1- 3au-
1920 auf 3^- Prozent hsraibgefrtzt.

Die Zulagen an Arbeiter. Bcamte uud Lehrer

Oberbürgermeister Walz bespricht die Dorlaoe
und erinnert an die Verlegung b«s Ge-
schäftsjahres. Das neue Reichsst-euer-
gesetz wird einschneidtznde Wirkung für die
nieinde haben. Dem nächsten MiraermüssMtz. wrro
eln sununarischer Voranschlag für das 1. Vierre'r-
jahr zugehen.

Stcllv. Obm. des Stv. Borstds. Haebrrle: Fur
'oie BeWilliMing der Z-ulagen kommcn in He'vcl'
berg 69? Kövhc in Bctracht niit e'inem GcssaiintE
wand von ctwa 190000 Mk. für das ViertelM^
 
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