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Prascssür Nr. JohuuukS v. Oppvlzcr.
Nach einer Photographie gezeichnet von C. Kolb. (S. i6Z.)

nen III sorgloser Heiterkeit, scheint es in düsterer Schwer-
imith vollendet."
„Diese Aeußerung beweist Enren scharfen Blick, Herr
Hofmaler. §8 ist so, Ivie Ihr sagt. Als der Meister
zuerst den Pinsel in die Hand nahm, war sein Herz
voller Seligkeit, nnd als er die letzten Farbcntöne auf-
setzte, voller Verzweiflung. Aber nun genug davon.
.Kommt mit mir iu meine Gemacher. Wir wollen dort
die Angelegenheit ordnen, wegen deren Ihr Euch zu
mir bemüht habt."

kalt wird cs keinen Beschauer lassen, dessen Ange eine
Zeit lang darauf geruht."
„Nicht wahr t Das meine ich auch," stimmte der
Prior bei. „Eben deshalb bedauere ich, es hier iu der
Sakristei vergraben zu müssen. Aber der Wunsch des
Stifters muß mir heilig sein."
„So ist es ein Vvtivüild?" fragte Beich.
Der Prior nickte, indem er das Gemälde wieder
gegen den Altar lehnte. Dann fragte er mit einem
schnellen forschenden Seitenblick ans den Schlachten-
malern „Habt Ihr nnn den Meister des Bildes er-
kannt?"
Beich schüttelte bedächtig den Kopf. „Wohl finde
ich hie nnd da einen bekannten Zug, aber mit Be-
stimmtheit zu sagen, der nnd der hat cs gemalt, und
nur der kann es gemalt haben, vermag ich nicht. Das
Bitd ist nicht ans einer Stimmung gemacht. Begon-

M j! als er Beich's Ueberraschung bemerkte,
schrieb dieselbe dem inneren Werthe
'' Bildes, das er ihm zeigte, zu.
„Ich bitte Euch, Hochwürden,"
Beich, „wer hat das gemalt?"
„Nur unter der Bedingung, den
men deS Meisters nicht zu verrathen, habe
ich das Bild erhalten," erwiederte der Prior. „Auch
habe ich versprechen müssen, hier in der Sakristei dem-
selben ein Plätzchen anzuweisen, wo es
nicht Jedermann in die Augen fällt. Schade
darnm! Meint Ihr nicht auch? Ist cs
nicht ein vortreffliches Bild, Werth, an
einem Platze zu stehen, wo cs alle Angen
ans sich ziehen muß?"
Noch immer konnte Beich keine Worte
finden. Je länger er die Madonna be-
trachtete, desto deutlicher trat ihm die
Ähnlichkeit mit Franziska entgegen. War
dies das Bild, was Xaver in Amigoni's
Atelier gesehen hatte? Beich Prüfte for-
schend, ob das Gemälde die Manier des
Italieners verrieth. Manchen Zug fand
er, welcher an Amigoni erinnerte, aber das
Antlitz der Maria zeigte eine Innigkeit
nnd Wärme der Empfindung, deren Beich
den Italiener nicht für fähig gehalten.
Fremd auch war Amigoni diese Färbung,
die einen seltsam düsteren Eindruck hervor-
brachte. Es war, als ob ein Schleier über
das Bild gezogen sei, welcher dem Ge-
mälde einen guten Thcil seiner Wirkung
raubte. Die Ausführung war von ganz
verschiedenem Werthe. In einzelnen Par-
thien, vor Allem in dem Antlitz der
Jungfrau, vortrefflich, ja meisterhaft zu
nennen, zeigte sic in anderen die größte
Flüchtigkeit, zumal in den beiden Kinder-
gestalten, des Jesus nnd Johannes, welche
ganz konventionell gemacht waren.
„Bei der Gebenedeiten, Ihr laßt mich
lange auf ein Urtheil warten, Herr
Hofmaler," mit diesen Worten schreckte
der Prior Beich ans seiner Betrachtung
ans.
Der Maler drehte an den Enden seines
langen Schnurrbarts, indem er erwiederte:
„Das ist ein interessantes Werk — nicht
eben durchgängig zu loben — aber in
der Hauptsache von guter Wirkung. Wer
es gemalt hat, muß zu verschiedenen
Zeiten nnd in gar verschiedenen Stim-
mungen daran gearbeitet haben. Aber

Degen und Palette.
Historischer Roman ans Bayerns Vergangenheit.
Egbert ßarlsse».
(Fortsetzung.) «Nachdruck verboten.)
er Prior des Theatinerklosters schmunzelte,
er
des

„Keine Wahrheit ist mehr in der Welt! Lüge, Lüge
— das ist das Ganze. Wehe dem, der seine wahre
Meinung sagt — den Leuten zu Gefallen zu reden,
darauf kommt's an. Sitze ich gestern im Schauspiel-
haus nnd vor mir der Affe, der Strobl, der Assessor
von der Hofkammer. Erst neigt er sich
rechts zu seinem Nachbar nnd fragt, wie
ihm 's Spektakle gefiele. — ,Gntst sagt
der. — ,Ja, cs ist excellent/ stimmt
Mosjö Strobl bei. Fünf Minuten später .
wendet er sich mit derselben Frage an
seinen linken Nachbar. Der zuckt die
Achseln, will nichts von dem Stück wissen.
,Ganz meine Meinung/ flüstert ihm der
Assessor zu, ,cs ist ein mechantes Mach-
werk? Ja, ja, der versteht's, der Strobl,
der ist Peterling ans allen Suppen, überall
beliebt. Warum? Weil er den Leuten
nach dem Maul zu reden weiß!"
Der so sprach, mit lebhaftem Mienen-
spiel nnd heftigen Gestikulationen, war
ein kleines, mageres Männchen in Pfir-
sichfarbencm, mit Silber bordirtem Rock,
dessen faltenreiches Gesicht fast unter der
mächtigen Allonge-Perrücke verschwand,
welche cs überschattete. Als er jetzt eine
kleine Panse machte, nm Athen: zu holen,
warf ein großer, behäbig dreinschanender
Herr, welcher eine goldene Schnupf-
tabaksdose zwischen den Fingern drehte,
ein: „Aber, bester Herr Vetter, was hat
denn in aller Welt der Assessor Strobl
mit der französischen Alliance zu thnn?"
„Ich muß auch gestehen, Monsieur
Strobl ist gar kein unebener Mann, Herr
Fundätions-Güter-Expeditions-Sekretär,"
begann eine ans dem Kanapee thronende
Dame in großgeblümtem Kleide, aber sie
kam nicht weiter, der Pfirsichfarbene sprang
wie von der Tarantel gestochen ans und
indem er flehend die Himdc gegen die
Dame ansstreckte, rief er mit komischem
Pathos: „Ich beschwöre Euch, Frau Base,
brecht Euch die Zunge nicht ab mit dem
Titel."
Kopfschüttelnd strich die Matrone über
ihr großgeblümtes Kleid. „Wahrhaftig,
Euer Wesen ist nicht immer leicht zu
verstehen," meinte sie spitz. „.Als ich
 
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