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E E E d M M M M M M M A M M M O U M O O E M E N t N OM COME 2 f MEH N



_ hierher, an das offene Fenster, zu dem die

amen die Gedanken über ſie, Herbe, bittere
. Gedanken. '



finsteren Gesicht das Fest vergällen, war noch
_ weniger angegangen als ganz wegzubleiben.





worx dem Spiegel flüchtig ihr Haar auf,

das heiße Gesicht und ließ das kalte Waſſer
_ Y9lsber die Arme strömen. Ah, das that wohl!

in tiefen Zügen die friſche, kühle Luft ein.

ganz aber wollte der Druck, der auf ihr
laſtete, nicht weichen. Sie hatte kaum eine

Schreckliches und Banges zuſammengeträumt,
der, beängſtigender Vorſtellungen, bis ſie ſich

: ftttzertäh und die Wirklichkeit geflüchtet

Freilich + das hatte ſie thun müſſen um
des Vaters willen. Es war ja ſein Direktor

Deshalb zürnte ſie ſich auch nicht. Aber











s







Heft 18.

Jahrg. 1899.





_ Ams Geld.
Roman aus dem Wiener Leben.
Von

Guſkav Johannxrs Kraut.

(Fortſezung.)



(Nachdruck verboten.)

„ Juntzebntes Kapitel.

„m nächſten Morgen erhob sich Fanny so früh

und so verſtimmt von ihrem Lager, als

M ſchre fie iht yy rei u ! zh ia lehr
, In den Zimmern war gie Bleibens
nicht. In jedem hätte sie mindestens

IF einen, der ſchlafen konnte und wollte, ge-

t stört. Jhr Zimmer teilte ſie mit Eva und

: der kleinen Kathi, im Speiſezimmer ſchlief Karl auf

dem Diwan, der jeden Abend auf ziemlich umſtänd-
liche Weiſe in ein Bett für ihn verwandelt wurde,
und das dritte Zimmer der Wohnung war die Schlaf-
ſtube der Eltern. So ſteckte sie denn, nach- :
dem ſie in ihre Hauskleidung geſchlüpft war,



ſtrirte Familien-Zeituna.

ſie hatte ſich nur im Anfang Zwang angethan. Später

| war ſie wirklich, von innen heraus fröhlich gewesen. Die

Leckerbiſſen, der Champagner, die Freude über Vaters
große Gehaltserhöhung ~ tauſend Gulden bekam er
in seiner neuen Stellung mehr! das vornehm aus-
yt !cr!t!t hiteztete Lrweras sen tceultten
in ihrem Leben betreten würde + alles das hatte zu-
sammen gewirkt, sie gegen das Ende des Malles in
tt Rtylihe. licieltgt Säumung hineirgvetthehes.

Wie hart und lieblos hatte sie über Eva geurteilt !
- Und jettt, um was war ſie beſſer als Eva? +

Eva hatte Franz, den sie kaum liebte, verraten, weil

ihr der andere Herrlichkeiten, wie die des gestrigen

Abends, für ihr ganzes Leben bot. Tag für Tag lebte

Eva als Frau Hohenberger in solchen und noch ſchö-
neren Räumen, Feste, wie das gestrige, gab sie künftig
in ihrem eigenen Hauſe, täglich fuhr sie in der Equi-
page ſpazieren ~ und alles gehörte ihr; das Haus

mit den Prunkzimmern war ihr Haus, die Pferde |

waren ihre Pferde, bei den Feſten war sie die Haupt-
ver|§t ~§s aber hatte das alles nur für einen Abend



zu kosten bekommen, als unbeachtete Mitläuferin bei
einer Gelegenheit, bei der man sie eben mit in den

Kauf nehmen mußte. Und doch hatte sie über dieſen

nichtigen Außendingen Franz vergeſſen. Den Franz,
den sie liebte. Er rang zu Hauſe in seinem einſamen

Zimmer mit allen Qualen der Hölle, und sie laeten.
und jubelte. War das nicht ein Verrat, noch ſchimmer

als der von Eva verübte?
Während Fanny mit solcher Grauſamkeit gegen ſich

ſelbſt wütete, stand im Hintergrunde ihres Bewußtseins

riesengroß und ſchwarz wie die Nacht ein fürchterlicher
H hauts. htte rute. ft . 4gle!
sich etwas anthat. ..! - Mehr als einmal hatte es sie
gepackt, daß sie am liebsten hingelaufen wäre, nach ihm

zu ſehen. Aber die Mädchenscheu hielt ſie zurück. Was

für Augen würde seine Mietsfrau machen! Und der
Hausmeiſter! Die Thore waren gewiß noch nicht auf-
geſperrt. Sie hätte anläuten müſſen und angeben, zu
wem ſsie ging.

Sie atmete ordentlich auf, als es klingelte. Der
Bäckerjunge! Gottlob, jezt begann es lebendig zu
werden. Nun kam bald auch die Zeitungsfrau und
der Milchmann, sie mußte Vaters Bureauanzug bürsten,

das Frühſtück bereiten + kurz, der Werktag
_ begann. Vor der Arbeit mußten die Dumm-



nahm ſich ein Handtuch vom Waſchtiſch und
ſchlich hinaus in die Küche.
Unter der Waſßerleitung wuſch ſie ſich

~ Dann riß ſie das Fenster auf, sah zu
dem roten Morgenhimmel hinauf und sog

Ihr wurde bedeutend leichter ums Herz,

Stunde geschlafen und allerlei Wirres,
in dem Franz immer wieder vorkam. Dann
hatte sie eine Zeitlang halb wach gelegen,
eine Beute unklarer, wüst hin und her wogen-
endlich aus dem fieberhaften Taumel mit
einem Ruck aufgeriſſen und sich in das

Die Nachtgeſpenſter hatten ihr freilich
Luft sſo kühl und friſch und lebendig herein-
ſtrömte, nicht folgen können. Dafür aber

Sie war über ſich selbſt ungehalten.
Warum war ſie gesſtern doch mitgegangen?

da. Und hingehen und mit einem ſaueren,





heiten weichen. Denn das mit dem Franz

war doch nur Dummheit. Lächerlicht ~

Hratz Neumeier wurde nicht zum Selbst-

mörder.
Da llingelte es wieder. Aber nicht be-
hutſam und vorsichtig wie Geſchäftsleute, die
den Morgenſchlaf ihrer Kunden ehren, die
_ Klingel ziehen, ſondern heftig und laut. Wie
î_ ein Angstſchrei oder ein Hilferuf gellte der

Ton in Fannyys Ohren. : t:

Wie ein Berg stürzte die Angst wieder

über ſie her. Sie ſtand einen Augenblick
regungslos und starrte mit weit aufgeriſſe-
nen Augen nach der Thür. Dann ſrchüttelte
sie die Lähmung gewaltſam ab, ſtürzte hinaus
ins Vorzimmer und öffnete.

Eine ältliche Frau stand draußen, die
Fanny in ihrem Leben nicht gesehen hatte.
Die fragte haſtig: „Bin i da recht beim
Herrn Rauſcher ?“ . j

„Ja. Q
„Dann ſind Sie wohl die Fräul'n? Die
Braut von mein’ Zimmerherrn, dem Herrn
mm :
: Fanny wäre faſt zuſammengebrochen bei
der Frage. Ihre Ahnung! Sie griff nah
dem Thürſtock, um sich auf den Beinen zu
. erhalten, und Fragte tonlos: „Is er... is .
ihm was g ſcheh'n?“"

auch niemand hören könne. Dann drängte
ſie ſich herein ins Vorzimmer, zog Fanny
auch herein und drückte die Thür zu.
Nun begann sie der vermeintlichen Braut
ihres ZHimmerherrn + die mußte das Fräu-





Sie hatte ſich Zwang anthun müßsen.

Graf Caprivi t. (S. 426)
Nach einer Photographie von J. C. Schaarw ächter in Berlin.

lein nach ihrem Verhalten ja sein ~ ihre
Befürchtungen haſtig mitzuteilen.



Die Fremde ſah ſich ängstlich um, ob sie
 
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