Heft 20. Das Vuth für Alle. . ... ui
Geschäft zu benutzen, dann werden Sie natürlich eine er ihr morgen vormittag plötlich den Dienst aufkün- | nach meiner Privatwohnung, Langenſstraße 14, Beſcheid
beſſere Verzinſung haben. “ digte? Doch einerlei! Das war ſein gutes Recht, | zu geben, ob ich auf Ihren Eintritt meinem Wunſche
„Damit würde ich ſchon einverstanden sein, “ ent- da er vierzehntägige Kündigung mit Frau Enzius ver- | gemäß rechnen kann. Andernfalls müßte ich auf Ihre
gegnete Franz, dem der adelige Herr sehr imponierte. abredet hatte. ; | Thätigkeit verzichten. .. v. Allerts."
| . cin. so brachen Sie fich
" uAlſo abgemacht, Sie
treten ſo bald wie möglich,
Franz brauchte nicht
lange Zeit zum Ueberlegen.
ſpäteſtens am 1. Auguſt
ein.. Lieb wäre es mir,
wenn Sie früher kommen
könnten. Sollte dies durch
irgend einen Zufall möglich
nur zu melden. Adieu so
lange !“ i
Damit war Franz ver-
abſchiedet und entfernte ſich
eilig, um die durch die
Unterredung verſäumte Zeit
bei den Besorgungen für
die gnädige Frau wieder
einzuholen.
Der. Herr General:
direktor aber packte mit
zufriedenem Lächeln die
großen Briefschaften wieder
in den Geldſchrank und
machte sich ebenfalls zum
Jortgehen fertig.
Beim JDaurchſchreiten
des Vorzimmers fragte er
den dürren Sekretär : „Noch
jemand dagewesen, Kräter?“"
„Ja, Herr Direktor.
Ein ältere Mann. Er
schien mir recht kränklich
zu sein und hätte gewiß
nicht als Kaſssenbote thätig
sein können. Da habe ich
ihm gesagt, .die Stelle sei
ſchon beſett. “
„Konnte er Kaution stel-
len?" fragte Allerts barſch.
„Nur eine Kleinigkeit.
Zweihundert Mark, meine
ich. Und da glaubte ich
„Sie haben gar nichts zu meinen und zu glauben! |
Ich habe Ihnen ein für allemal gesagt, daß Sie ſich
nur um das zu kümmern haben, was ich anordne.
Verſtanden? Wenn Sie das nicht wollen, dann können
Sie wieder gehen. Ich bekomme zehn für Sie wieder
- Damit ging der Generaldirektor hinaus, die Thür
knuachend hinter ſich ins Schloß werfend. '
Der kleine Kräter ſaß noch lange in Gedanken
verſunken. „Das nimmt
kein gutes Ende, “ seufzte
Der Schneeſturm in New York : Der im Hafen eingefrorene Dampfer „„Hermanic'®. (S. 483)
] 44 §
Er entſchloß sich, seine so-
fortige Entlaſſung von Frau
Enzius zu erbitten. Als
er das Frühſtück in das
Zimmer brachte, trug er ihr
ſein Anliegen vor.
Frau Enzius glaubte
ihren Ohren nicht trauen
zu dürfen, als sie vernahm,
daß ihr Diener noch an
demſelben Tage zu gehen
wünſche. :
antwortete sie. „Sie wollen
Ihre Arbeit im Stich laſſen
Kündigungszeit gehen ? Da-
von kann keine Rede ſein !“
die Ecfültarse seines ‘he
nung gefährdet ſah, wollte
einer Herrin die Gründe
auseinanderſeßen, die ihn
zu der ſchleunigen Auflö-
ſung seines Dienſtverhält-
niſſes veranlaßten; Frau
Enzius wollte aber davon
nichts hören. Die Gründe
ſeien ihr ganz gleichgültig;
sie verlange nicht nur, daß
Franz bis zum Ablauf der
vierzehntääggen Kündi-
gungsfriſt bleibe, ſondern
ſogar bis zum Beginn des
Winters. Denn das habe
ie vorausgeſett, als ſie ihm .
vor einigen Wochen sein
Gehalt erhöht und ihm
Am püchficn Morgen brachte der Postbote einen | habe. Damals habe er du *tzu te uu *..
Brief für Franz. Der Generaldirektor ſchrieb ihm: gegeben, daß er ihrem Wunſche, vorläufig nicht zu
„Herrn Franz Breidling, Hier. kündigen, nachkommen wolle.
Unter Bezugnahme auf unsere gestrige Unterredung _ Franz beſtritt, daß er damals irgend welche Ver f .
muß ich Ihnen mitteilen, daß ich nur dann auf Ihre | pflichtung übernommen habe, und Frau Enzius wurde
Dienſte reflektieren kann, wenn Sie noch am Mittwoch | infolgedeſſen so erregt, daß der Hausherr aus dem
dieſer Woche antreten. Ich habe soeben ein bedeuten- | Nebenzimmer erſchien.
des Geschäft eingeleitet, das den ſofortigen Abſchluß Als er hörte, um was es ſich handelte, fragte er
den Diener nach den Grün-
den seines plötlichen Ent-
er. „Der Breidling iſt
der dritte Kaſſenbote, den er
engagiert, und er hat nicht
Beſchäftigung für einen.
Doch ich darf nichts ſagen;
ich muß still halten. Sonst
wirft er mich hinaus. Ü
Franz Breidling kehrte
nach Erledigung ſeiner Auf-
träge nach Hauſe zurück.
Er war recht froh. Die -
neue Stellung bot ihm doch
etwas ganz anderes, als
die bisherige. Da brauchte
.er nicht mehr zu jeder
Tages- und Nachtzeit auf
dem Poſten zu ſein. Wenn
die Dienſstſtunden im Ge-
schäft vorüber waren, war
er Herr über ſeine freie
gHeit, und niemand hatte
ihm dann etwas zu befeh-
len. Und dazu war ihn
ein anständiges Gehalt ge-
boten, sogar eine Erhöhung
in Aussicht geſtellt. Herr
v. Allerts hatte einen ſehr
guten Eindruck auf ihn ge-
macht. Das bestimmte, mi-
litäriſche Wesen, das ihm
an seinem Hauptmann im-
mer ſo außerordentlich im-
poniert hatte, war recht
nach Franzens Geſchmack.
ſchluſſes. Franz teilte sei-
nen Beſuch bei Allerts mit
und hob die außerordent-
lich günstige Gelegenheit
hervor, eine auskömmliche
und anständige Stellung zu
erhalten, wie ſie ihm viel-
leicht nie wieder geboten
werde. : '
„Ich werde mit meiner
Frau über Ihre Bitte noch
eingehend sprechen. Sie
erhalten nachher Beſcheid. “
Nachdem der Diener ſich
entfernt hatte, überhäuſte
Frau Hilde ihren Mann
mit Vorwürfen darüber,
daß er durch ſein ſchein-
bares Eingehen auf die
Wünſche des Dieners ge-
radezu deſſen Partei ge-
nommen habe.
Er wehrte die Vorwürſe
in aller Ruhe abb, innſem
er ſagte: „Liebes Kind, ich
habe in den vielen Jahren
meiner geſchäftlichen Thä-
tigkeit immer gefunden,
daß es nicht gut thut,
einen Menſchen gegen ſei-
nen Willen bis zum Ab-
lauf der Kündigungsfriſt
zu behalten, besonders,
wenn er ſtichhaltige Gründe
für einen früheren Austritt
Die vielen Bâriefpakete,
auf denen die hohen Werte Der Schneeſturm in New York: .Wlici auf das Deck des Dampfers „Germanic“. (S. 483)
verzeichnet standen, hatten
ſein Vertrauen zu dem
Generaldirektor noch mehr gefestigt. Er sehnte den
Augenblick herbei, wo er der Enziusſchen Villa den
_ Rücken kehren konnte.
zu haben glaubt. Ich gebe
zu, daß die Forderung
î rücksichtslos und gegen die
eingegangenen Verpflich-
einer großen Anzahl von Versicherungsverträgen zur | tungen ist; troßdem würde ich dir raten, Franz noch
Folge haben wird. Da sich mir noch zwei Perſonen | heute zurentlaſſen. Es giebt sonst nur tägliche Aerger-
zur Verfügung gestellt haben, die sogleich antreten | nisse.“
I. Burton in New York phot.
Was die Gnädige wohl dazu ſagen würde, wenn | können, so erſuche ich Sie, mir noch.heute bis elf Uhr Frau Hilde war empört, kam aber doch endlich zu
„Das iſt unerhört!“ -
und ohne Innehalluu n dee.
Geschäft zu benutzen, dann werden Sie natürlich eine er ihr morgen vormittag plötlich den Dienst aufkün- | nach meiner Privatwohnung, Langenſstraße 14, Beſcheid
beſſere Verzinſung haben. “ digte? Doch einerlei! Das war ſein gutes Recht, | zu geben, ob ich auf Ihren Eintritt meinem Wunſche
„Damit würde ich ſchon einverstanden sein, “ ent- da er vierzehntägige Kündigung mit Frau Enzius ver- | gemäß rechnen kann. Andernfalls müßte ich auf Ihre
gegnete Franz, dem der adelige Herr sehr imponierte. abredet hatte. ; | Thätigkeit verzichten. .. v. Allerts."
| . cin. so brachen Sie fich
" uAlſo abgemacht, Sie
treten ſo bald wie möglich,
Franz brauchte nicht
lange Zeit zum Ueberlegen.
ſpäteſtens am 1. Auguſt
ein.. Lieb wäre es mir,
wenn Sie früher kommen
könnten. Sollte dies durch
irgend einen Zufall möglich
nur zu melden. Adieu so
lange !“ i
Damit war Franz ver-
abſchiedet und entfernte ſich
eilig, um die durch die
Unterredung verſäumte Zeit
bei den Besorgungen für
die gnädige Frau wieder
einzuholen.
Der. Herr General:
direktor aber packte mit
zufriedenem Lächeln die
großen Briefschaften wieder
in den Geldſchrank und
machte sich ebenfalls zum
Jortgehen fertig.
Beim JDaurchſchreiten
des Vorzimmers fragte er
den dürren Sekretär : „Noch
jemand dagewesen, Kräter?“"
„Ja, Herr Direktor.
Ein ältere Mann. Er
schien mir recht kränklich
zu sein und hätte gewiß
nicht als Kaſssenbote thätig
sein können. Da habe ich
ihm gesagt, .die Stelle sei
ſchon beſett. “
„Konnte er Kaution stel-
len?" fragte Allerts barſch.
„Nur eine Kleinigkeit.
Zweihundert Mark, meine
ich. Und da glaubte ich
„Sie haben gar nichts zu meinen und zu glauben! |
Ich habe Ihnen ein für allemal gesagt, daß Sie ſich
nur um das zu kümmern haben, was ich anordne.
Verſtanden? Wenn Sie das nicht wollen, dann können
Sie wieder gehen. Ich bekomme zehn für Sie wieder
- Damit ging der Generaldirektor hinaus, die Thür
knuachend hinter ſich ins Schloß werfend. '
Der kleine Kräter ſaß noch lange in Gedanken
verſunken. „Das nimmt
kein gutes Ende, “ seufzte
Der Schneeſturm in New York : Der im Hafen eingefrorene Dampfer „„Hermanic'®. (S. 483)
] 44 §
Er entſchloß sich, seine so-
fortige Entlaſſung von Frau
Enzius zu erbitten. Als
er das Frühſtück in das
Zimmer brachte, trug er ihr
ſein Anliegen vor.
Frau Enzius glaubte
ihren Ohren nicht trauen
zu dürfen, als sie vernahm,
daß ihr Diener noch an
demſelben Tage zu gehen
wünſche. :
antwortete sie. „Sie wollen
Ihre Arbeit im Stich laſſen
Kündigungszeit gehen ? Da-
von kann keine Rede ſein !“
die Ecfültarse seines ‘he
nung gefährdet ſah, wollte
einer Herrin die Gründe
auseinanderſeßen, die ihn
zu der ſchleunigen Auflö-
ſung seines Dienſtverhält-
niſſes veranlaßten; Frau
Enzius wollte aber davon
nichts hören. Die Gründe
ſeien ihr ganz gleichgültig;
sie verlange nicht nur, daß
Franz bis zum Ablauf der
vierzehntääggen Kündi-
gungsfriſt bleibe, ſondern
ſogar bis zum Beginn des
Winters. Denn das habe
ie vorausgeſett, als ſie ihm .
vor einigen Wochen sein
Gehalt erhöht und ihm
Am püchficn Morgen brachte der Postbote einen | habe. Damals habe er du *tzu te uu *..
Brief für Franz. Der Generaldirektor ſchrieb ihm: gegeben, daß er ihrem Wunſche, vorläufig nicht zu
„Herrn Franz Breidling, Hier. kündigen, nachkommen wolle.
Unter Bezugnahme auf unsere gestrige Unterredung _ Franz beſtritt, daß er damals irgend welche Ver f .
muß ich Ihnen mitteilen, daß ich nur dann auf Ihre | pflichtung übernommen habe, und Frau Enzius wurde
Dienſte reflektieren kann, wenn Sie noch am Mittwoch | infolgedeſſen so erregt, daß der Hausherr aus dem
dieſer Woche antreten. Ich habe soeben ein bedeuten- | Nebenzimmer erſchien.
des Geschäft eingeleitet, das den ſofortigen Abſchluß Als er hörte, um was es ſich handelte, fragte er
den Diener nach den Grün-
den seines plötlichen Ent-
er. „Der Breidling iſt
der dritte Kaſſenbote, den er
engagiert, und er hat nicht
Beſchäftigung für einen.
Doch ich darf nichts ſagen;
ich muß still halten. Sonst
wirft er mich hinaus. Ü
Franz Breidling kehrte
nach Erledigung ſeiner Auf-
träge nach Hauſe zurück.
Er war recht froh. Die -
neue Stellung bot ihm doch
etwas ganz anderes, als
die bisherige. Da brauchte
.er nicht mehr zu jeder
Tages- und Nachtzeit auf
dem Poſten zu ſein. Wenn
die Dienſstſtunden im Ge-
schäft vorüber waren, war
er Herr über ſeine freie
gHeit, und niemand hatte
ihm dann etwas zu befeh-
len. Und dazu war ihn
ein anständiges Gehalt ge-
boten, sogar eine Erhöhung
in Aussicht geſtellt. Herr
v. Allerts hatte einen ſehr
guten Eindruck auf ihn ge-
macht. Das bestimmte, mi-
litäriſche Wesen, das ihm
an seinem Hauptmann im-
mer ſo außerordentlich im-
poniert hatte, war recht
nach Franzens Geſchmack.
ſchluſſes. Franz teilte sei-
nen Beſuch bei Allerts mit
und hob die außerordent-
lich günstige Gelegenheit
hervor, eine auskömmliche
und anständige Stellung zu
erhalten, wie ſie ihm viel-
leicht nie wieder geboten
werde. : '
„Ich werde mit meiner
Frau über Ihre Bitte noch
eingehend sprechen. Sie
erhalten nachher Beſcheid. “
Nachdem der Diener ſich
entfernt hatte, überhäuſte
Frau Hilde ihren Mann
mit Vorwürfen darüber,
daß er durch ſein ſchein-
bares Eingehen auf die
Wünſche des Dieners ge-
radezu deſſen Partei ge-
nommen habe.
Er wehrte die Vorwürſe
in aller Ruhe abb, innſem
er ſagte: „Liebes Kind, ich
habe in den vielen Jahren
meiner geſchäftlichen Thä-
tigkeit immer gefunden,
daß es nicht gut thut,
einen Menſchen gegen ſei-
nen Willen bis zum Ab-
lauf der Kündigungsfriſt
zu behalten, besonders,
wenn er ſtichhaltige Gründe
für einen früheren Austritt
Die vielen Bâriefpakete,
auf denen die hohen Werte Der Schneeſturm in New York: .Wlici auf das Deck des Dampfers „Germanic“. (S. 483)
verzeichnet standen, hatten
ſein Vertrauen zu dem
Generaldirektor noch mehr gefestigt. Er sehnte den
Augenblick herbei, wo er der Enziusſchen Villa den
_ Rücken kehren konnte.
zu haben glaubt. Ich gebe
zu, daß die Forderung
î rücksichtslos und gegen die
eingegangenen Verpflich-
einer großen Anzahl von Versicherungsverträgen zur | tungen ist; troßdem würde ich dir raten, Franz noch
Folge haben wird. Da sich mir noch zwei Perſonen | heute zurentlaſſen. Es giebt sonst nur tägliche Aerger-
zur Verfügung gestellt haben, die sogleich antreten | nisse.“
I. Burton in New York phot.
Was die Gnädige wohl dazu ſagen würde, wenn | können, so erſuche ich Sie, mir noch.heute bis elf Uhr Frau Hilde war empört, kam aber doch endlich zu
„Das iſt unerhört!“ -
und ohne Innehalluu n dee.