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Das Irocknen des H3nfe5.
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keine
Kreuzen sich doch
beider Wege —
zu! Das letzte
ja nicht ge-
Hauskleider
und ein Sonn-
tagskleid
nimmst du
mit."
Mieze schlug
die Hände zu-
sammen vor
Staunen.
„Drei neue
Kleider!
Tante! Um
Gottes willen,
was werden
die Leute sa-
gen!" — Da
nahm sie das
alte Fräulein
in die Arme
und küßte sie
von ganzem
Herzen.--
Das war ein Abschiedstag!
Pastor Seller, welcher die Begleitung und Ein-
führung Miezes übernommen hatte, da seine alte
Freundin die
- Trennungs-
stunde so leich-
ter zu über-
stehen glaubte,
erschien im
Frühsonnen-
schein, als noch
derMorgentau
aufdemHeide-
kraut glitzerte,
und der weiße
Herbstdunst
Leben stellt so große Anforderungen an unsere sitt-
liche Kraft. — Lebe wohl, Kind!" Sie küßte Mieze
auf die Stirn. „Es ist zu deinem Besten. Kümmere
dich nicht um mich — mir fliegt manchmal was ins
Auge. Sage rasch Fips Adieu — du reißt ihm ja
das Beiu aus!"
Mieze kauerte sich hastig nieder, nahm den
Pudel in die Arme und drückte feine Schnauze
an ihre Wange. „Adien, Fips! Adieu, mein alter
Fips!" -
Und als ob der Hund die Bedeutung dieser
Stunde wohl verstand, umsprang er den davon-
rollenden Wagen nicht mit lustigem Bellen, sondern
schlich langsam hinter dem alten Fräulein her ins
Haus und legte sich unter Miezes Stuhl am runden
Eßtisch.
langsam im Äther zerfloß. — Mieze, der neuen Aus-
rüstung, welche sie schmückte, keine Beachtung
schenkend, stand schluchzend, Fips an einem Vorder-
bein haltend, neben der Tante, indes der Pastor
tröstend ihre Wange streichelte.
„Liebe und Treue spinnen unaufhörlich Fäden.
Wir werden deiner gedenken und aus deinen Briefen
lesen, wie sich
Garantie für Sie? Für Miezes Glück? Weil sie's
nicht besser weiß, würde sie denken: Das ist der
Rechte — und heiratet Sie frisch drauf los. Plötzlich
erscheint der wirkliche Rechte —"
„Aber ich bitte Sie," rief Seller entrüstet.
„Wenn man freilich so etwas voraussetzt "
„Ich will wenigstens mein Gewissen rein halten,"
sagte Fräulein Helling gebieterisch. „Und da können
mir alle Empfindlichkeiten und Verliebtheiten nichts
helfen. Es tut mir leid, daß ich Ihnen eine Illusion
rauben muß, aber im Grunde ihres Herzens hängt
Mieze vorläufig mehr an Fips als an Ihnen, lieber
Willi."
Er sprang hastig auf. „Dann allerdings! Diese
Zusammenstellung —"
„Bezeichnet den Standpunkt — die schlafende
Psyche oder was Sie sonst wollen — mit dem wir's
bei Mieze zu tun haben. Sie ist noch vollständig
Kind. Und Kinder können nicht über sich bestimmen.
— Gehen Sie mit Gott, Willi! Auch Ihnen wird
noch manche Versuchung in den Weg treten.
Kreuzen sich doch später Ihrer
dann immer
Wort ist
sprachen.
_ vielstes Kapitel.—
In der Pension erregte der neue An-
kömmling Staunen und Bewunderung.
Etwas so Reizendes in der Erscheinung
und so harmlos Kindliches im Wesen war
vereint noch nicht unter die feilenden Hände
der Vorstandsdamen gelangt.
Die jungen Mädchen, deren Interessen
schon weitab lagen von Miezes Freuden und
Leiden, belächelten und beneideten sie zu
gleicher Zeit. Ihr gründliches Wissen in
einzelnen Fächern hatte mit dem modernen
Schliff der Bildung allerdings wenig zu
tun. Überall gab sie sich Blößen, überall
fehlte der glänzende Lack.
M x Diesen anfzutragen, strich man zu-
,..j erst den Namen Mieze. „Was ist
Mieze? Ein Katzennamc. Wir
Aä werden Ihnen einen anderen
4 ,, Kosenamen geben, der Ihres
..WM Gesichtchens würdigerist:Mia!"
M Die neue Mia nahm dieses
Geschenk mit Unterwürfigkeit
t an. Ebenso steckte sie gehorsam
ihre gesalbten und massierten
Finger Nachts in Handschuhe,
um salonfähige Hände zu be-
kommen, ließ auch ihr Blond-
haar von der eingesogenen Heideglut durch Puder
und Sodawaschungen befreien. Sie wusch sich mit
Gerstenkleie und Mandelmilch, um den blonden
Teint in seiner ursprünglichen Reinheit herzustellen,
tanzte in federleichten Lackschuhen mit dem Gefühl,
nichts an den Füßen zu haben — und weinte
bitterlich, als die Vorsteherin eines Tages ihren
An sich betrachtet könnte ich mir keinen
lieberen Neffen wünschen als Sie."
Mit einem Gemisch von Zorn und
Wehmut nahm er die Hand, die sie
ihm bot. „So soll nicht ein Wort,
eine Andeutung —"
„Absolut nicht. Wenn's Zeit ist,
will ich selbst Ihr Anwalt sein. Sind
Sie's zufrieden?"
„Ich muß wohl."
Er beugte sich über die hartge-
arbeiteten Finger.
„Also — auf Wiedersehen!"
Mieze kam ihnen im Vorgärtchen
entgegengerannt.
„Bitte, bleibe bei deiner Arbeit!"
sagte Fräulein Helling. „Herr Seller hat
Zeit mehr zu Kindereien."
Sie sah ihm nach, wie er über die glühende
Heide ging, unter den Pfeilen der Sonne, durch
die zitternde Lust. — —
Einige Tage später machte Fräulein Helling
unter dem alten Holunderbusch, der mit grünweißen
Knospenbüscheln bedeckt war, Mieze eine Mitteilung,
welche diese förmlich zu Boden schmetterte.
„So ist's und so bleibt's!" sagte Fräulein Hel-
ling entschieden, obwohl ihr das Herz weh genug
tat. „Du sollst sehen, wie's außerhalb zugeht. Ein
bißchen andere Manieren können dir auch nicht
schaden. Und wenn der Herr Pastor auch ein sehr
guter Lehrer war, in den neueren Sprachen und
Literatur hast du noch viel zu lernen. Das sollst
du nun nachholen. Und ich rate dir, diese Zeit so
auszunützen, daß du für dein ganzes Leben etwas
dein Geistes-
blick erwei-
tert. Halte
nur fest an
deinemGott,
so wird er
dich auch zu
allem Guten
leiten. Und
nun — wir
davon hast."
„Aber das unmenschliche Geld!" schluchzte Mieze,
die hageren Schultern des Fräuleins umfassend.
„Ich spare für uns beide, kleine Heulliese! Meine
Stiftsrente hat immer etwas übrig gelassen — das
ist für die Pension. Und nun laß das Jammern
und freue dich aufs Wiedersehen!"
„Und Fips?" Wieder flössen reiche Tränen-
ströme.
„Dem werde ich inzwischen auch Manieren bei-
bringen, denn du hast ihn glücklich außer Rand und
Band gebracht. Zu Michaelis trittst du eiu. Bis
dahin müssen deine Sachen fertig sein. Zwei neue
könnten zu
spät zur
Bahn kom-
men."
„Sie ken-
nen meine
Gründe,"
flüsterte
Fräulein
Helling, dem
Pastor die
Hand drük-
kend. „Das