72
Kreis Oscherölebeü.
Sehr berühmt war auch die Orgel, an der sich Pfeifen von 8 Ellen Länge be-
fanden, von David Beck in Halberstadt gebaut, mit 59 Stimmen: am Rück-Positiv
standen die Verse:
Halberstadensis praesul, Brunonis in arce
Et Luenborgo dux, Henricus Julius istas
Argutas Musas, haec aurea templa dicavit,
Christe, tibi, tu redde duci sobolique vicissim
Longaevam vitam, pacem patriaeque salutem,
Denique promissi consortia musica coeli.
Verschiedene Künstler werden bei der Ausführung dieser Herrlichkeiten genannt,
vor allem der Maler Adam Offinger, der auch die Kreuzigung Christi in der
Asseburgischen Kirche in Ampfurt gemalt hat, Karl Löff und Joachim von der
Leite, der Bildhauer Andresen u a.; Maler und Bildhauer, Juweliere und Uhr-
macher, Schwertfeger und Büchsenmacher, Perlensticker und andere Meister fanden
am Hofe dieses kunstsinnigen und reichen Fürsten dauernd Beschäftigung: einige
der Bilder sind später von Preissler in Kupfer gestochen worden.
Auch das weltberühmte grosse Fass von Groningen, das seiner Zeit in zahl-
losen Gedichten, deutsch und lateinisch, gefeiert worden ist, soll nicht unerwähnt
bleiben. Meister Michael Werner aus Landau, der im Kirchenbuche von 1597 —
1600 wiederholt als Gevatter mit dem Zusatze der „Gross-Vas-Macher“' genannt
wird, verfertigte es aus 93 Eichenstäben, je 30 Fass lang und bis zu 8 Zoll dick,
lßl Fuder Wein waren zur Füllung nöthig.
Heute ist nur noch der Marstall, der erst unter Bischof Christian 1617 er-
baut wurde, einige Stallgebäude und die grossartigen Keller vorhanden.
Wo sind alle diese Prachtgebäude und ihr kostbarer Inhalt geblieben?
Nur der Erbauer hat hier oft und länger gewohnt. Hier wurde der zweite
Sohn des Bischofs, Heinrich Julius (f 11. Juli 1606), am 7. Okt. 1597 geboren
und am 16. Okt. getauft, das Kirchenbuch zählt alle Pathen auf: die Mutter
Elisabeth von Dänemark, die Grossmutter Hedwig von Brandenburg, Herzog Hans
von Holstein, den Oheim Herzog Julius August, die Schwestern Dorothea und
Hedwig, das Domcapitel, die Universität Helmstedt, August und Ludwig von
Asseburg und ihre Frauen, Heinrich Schenk, Apitz von Griineberg, die Kanzler
Hagemann und Paurmeister und verschiedene hohe Beamte. 1599 wurde am
11. Sept. der spätere Bischof Christian, der 3. Sohn von Heinrich Julius, hier
geboren und am 30. Sept. getauft. Am 5. Sept. 1613 wurde die Leiche des Er-
bauers, der am 30. Juli in Prag gestorben war, hierher gebracht, in der Kirche
niedergesetzt und eine Leichenpredigt „zu unterthänigem Gedächtniss“ am 6. Sept.
gehalten. — Aber in der Folgezeit war das Schloss nur vorübergehend Residenz,
erst folgte die Zeit des Interregnums des Capitels, dann die Regierung Christians,
den die Kriegswogen verschlangen: Christian Wilhelm wohnte bis zu seiner
Absetzung in Magdeburg, Leopold Wilhelm war selten in seinem Bisthum. So
wurde das Schloss bald nach seiner Erbauung öde, die Kapelle, die vom 2. April
1630 bis nach der Schlacht bei Breitenfeld zu katholischem Gottesdienste ein-
gerichtet gewesen ist, wurde nicht mehr benutzt. Nach dem westfälischen Frieden
hat der grosse Kurfürst noch mehrmals hier einige Tage geweilt, sonst aber war
Kreis Oscherölebeü.
Sehr berühmt war auch die Orgel, an der sich Pfeifen von 8 Ellen Länge be-
fanden, von David Beck in Halberstadt gebaut, mit 59 Stimmen: am Rück-Positiv
standen die Verse:
Halberstadensis praesul, Brunonis in arce
Et Luenborgo dux, Henricus Julius istas
Argutas Musas, haec aurea templa dicavit,
Christe, tibi, tu redde duci sobolique vicissim
Longaevam vitam, pacem patriaeque salutem,
Denique promissi consortia musica coeli.
Verschiedene Künstler werden bei der Ausführung dieser Herrlichkeiten genannt,
vor allem der Maler Adam Offinger, der auch die Kreuzigung Christi in der
Asseburgischen Kirche in Ampfurt gemalt hat, Karl Löff und Joachim von der
Leite, der Bildhauer Andresen u a.; Maler und Bildhauer, Juweliere und Uhr-
macher, Schwertfeger und Büchsenmacher, Perlensticker und andere Meister fanden
am Hofe dieses kunstsinnigen und reichen Fürsten dauernd Beschäftigung: einige
der Bilder sind später von Preissler in Kupfer gestochen worden.
Auch das weltberühmte grosse Fass von Groningen, das seiner Zeit in zahl-
losen Gedichten, deutsch und lateinisch, gefeiert worden ist, soll nicht unerwähnt
bleiben. Meister Michael Werner aus Landau, der im Kirchenbuche von 1597 —
1600 wiederholt als Gevatter mit dem Zusatze der „Gross-Vas-Macher“' genannt
wird, verfertigte es aus 93 Eichenstäben, je 30 Fass lang und bis zu 8 Zoll dick,
lßl Fuder Wein waren zur Füllung nöthig.
Heute ist nur noch der Marstall, der erst unter Bischof Christian 1617 er-
baut wurde, einige Stallgebäude und die grossartigen Keller vorhanden.
Wo sind alle diese Prachtgebäude und ihr kostbarer Inhalt geblieben?
Nur der Erbauer hat hier oft und länger gewohnt. Hier wurde der zweite
Sohn des Bischofs, Heinrich Julius (f 11. Juli 1606), am 7. Okt. 1597 geboren
und am 16. Okt. getauft, das Kirchenbuch zählt alle Pathen auf: die Mutter
Elisabeth von Dänemark, die Grossmutter Hedwig von Brandenburg, Herzog Hans
von Holstein, den Oheim Herzog Julius August, die Schwestern Dorothea und
Hedwig, das Domcapitel, die Universität Helmstedt, August und Ludwig von
Asseburg und ihre Frauen, Heinrich Schenk, Apitz von Griineberg, die Kanzler
Hagemann und Paurmeister und verschiedene hohe Beamte. 1599 wurde am
11. Sept. der spätere Bischof Christian, der 3. Sohn von Heinrich Julius, hier
geboren und am 30. Sept. getauft. Am 5. Sept. 1613 wurde die Leiche des Er-
bauers, der am 30. Juli in Prag gestorben war, hierher gebracht, in der Kirche
niedergesetzt und eine Leichenpredigt „zu unterthänigem Gedächtniss“ am 6. Sept.
gehalten. — Aber in der Folgezeit war das Schloss nur vorübergehend Residenz,
erst folgte die Zeit des Interregnums des Capitels, dann die Regierung Christians,
den die Kriegswogen verschlangen: Christian Wilhelm wohnte bis zu seiner
Absetzung in Magdeburg, Leopold Wilhelm war selten in seinem Bisthum. So
wurde das Schloss bald nach seiner Erbauung öde, die Kapelle, die vom 2. April
1630 bis nach der Schlacht bei Breitenfeld zu katholischem Gottesdienste ein-
gerichtet gewesen ist, wurde nicht mehr benutzt. Nach dem westfälischen Frieden
hat der grosse Kurfürst noch mehrmals hier einige Tage geweilt, sonst aber war