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Haupt, Richard; Weysser, Friedrich
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Kreise Herzogtum Lauenburg (Band 1): Die Bau- und Kunstdenkmäler im Kreise Herzogtum Lauenburg — Ratzeburg, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.25183#0132

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Marienwohld.

die Gebäude mit Vorwissen des sächsischen Herzogs. Das Bewegliche sollen die
Möllner vorher nach Mölln in Sicherheit gebracht haben, darunter angeblich
15 Wiegen. Nach dem Kriege wurden die Wirtschastsgebäude hergestellt und
zwei Conventualen zogen wieder hierher; doch sah sich der Convent, um des
Herzogs Nachstellungen zu entgehen und seine Absichten zu kreuzen, 1558 ge-
nötigt, das Kloster dem Rate zu Lübeck abzutreten. Der Herzog aber sehte sich
nun durch gewaltsamen Ueberfall in Besitz. Die letzte Aebtissin starb 1573, die
letzte katholische Schaffnerin 1587; sie war überhaupt die letzte aus dem alten
Convent, der 1538 noch 28 Schwestern und 14 Brüder begriffen hatte. Der
Brigittenhof zu Lübeck besteht noch als ein letzter Rest.

Der Herzog hatte von den Gebäuden das Meiste abgerissen. Das von ihm
neugebaute Haus befaßte nach einem Jnventar von 1571 im wesentlichen 3 Ge-
mächer und 3 Schlafkammern sür das fürstliche Ehepaar und die Jungfern, die
große Hofstube und eine Altfrauenkammer. Die Forsten wurden von der neuen
Herrschaft verhauen, die Vesitzungen zum Teil veräußert, die Bauern in elende
Knechtschaft gezwungen.

Das Hofgut ward später verpachtet und das „Schloß" verschwand.

Als 1847 das Wohnhaus neugebaut ward, deckte man ausgedehnte Grund-
lagen auf. Man sand im Schutt Steine mit Jnschriften und Gebeine, auch
einen goldenen Ring, auf dem eine Kreuzigung mit Nebenfiguren dargestellt war.
Dieser soll an den König nach Kopenhagen gelangt sein (s. Ber. vat.
Alt. 13. 41. Hach K. K. S, 167).

Manche Fundsachen sind im Museum zu Mölln; Anderes, was aus dem
Kloster gestammt habeu soll, war in der Möllner Kirche aufbewahrt. Jn der
Sakristei daselbst ist ein Stein eingemauert, den die Möllner gleich nach der
Zerstörung des Klosters geholt haben sollen und der in den Prozessen um Mölln
(S. 23) eine Rolle gespielt hat, als bezeuge er die Auferbauung der Mölluer
Kirche. Er sagt: n 14A6 firmmrfi dusss stLÜs gskoN unfio bsgunt tu bumsn
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tlLtLgLN. tlidÜLt got vur SL. — Ferner waren in der Möllner Kirche viele höl-
zerne bemalte Statuen, die aus Ntarienwohld stammten. Sie wurden um 1880
verkaust und sind teilweis ins National-Museum nach München gelangt, einen Teil
besitzt Joh. Nöhring zu Lübeck. Zum Teile sind es sehr schöne spät- und spätest-
gotische Arbeiten. Vgl. Hach 70.

Die Kirchengeräte, welche nach Lübeck geflüchtet waren, umfaßten unter
anderem 23 Kelche, 4 Monstranzen, davon eine mit dem Backenzahn (Pfise) des
hl. Johannes, 2 silb. Crucifixe, 1 silb. Marienbild mit Korallenschnüren und
Gürteln und prächtigem Mantel mit vielen Spangen, 17 Ringe sür die Finger
der hl. Brigitte u. a. m. Das Wertvollste ward zwischen 1560 und 80 samt
vielen kostbaren Gewändern ins Westfälische verkauft.
 
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