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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1891

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Heft 1/2
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Krell, F.: Mittelalterliche Wohnungsausstattung und Kleidertracht in Deutschland, [1]: Vortrag, gehalten im bayer. Kunstgewerbe-Verein von F. Krell
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https://doi.org/10.11588/diglit.7907#0011

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immer mehr einbüßte, eine erhöhte Bedeutung. So ist es
denn verständlich, daß dasselbe in der Lebensführung, in
Sitte und Tracht tonangebend wurde. Es ist daher
kaum als ein Zufall anzusehen, daß die neue Stilweise,
welcher eine spätere Zeit den Schimpfnamen der Gothik
gegeben, in Gebieten des nördlichen Frankreich entstand, dort,
wo sich mit keltischen Elementen germanische, und wohl auch
ein kleiner Prozentsatz von romanischen, gemischt hatten.

des Wohn-

was nun speziell die Umgestaltung ü0r sich.

Hauses betrifft, so gieng dieselbe folgendermaßen^ ^
Die Embanmmg, welche der Bürger 5ur ' aUf er

erfuhr, mußte ihn antreiben, das Gehäuse, ^cue

angewiesen war, möglichst behaglich auszusta • wan
Bedürfnisse stellten sich ein; der Aufwand, ,vo" oei
bisher nur bei den vornehmsten und Reichsten IV
konnte, verbreitete sich, wenn auch langsam, im begu e

Bürgerthum. Die Wohnung des deutschen Bürgers mittleren
Schlages blieb allerdings bis zum Ende des XIV. Jahr-
hunderts sehr einfach und nüchtern, doch zog die Herstellung
neuer wohnlicherer Däuser allmählig den Umbau von vielen
alten nach sich.

Wan begnügte sich nun nicht mehr damit, außer einein
Hauptraum, welcher als wohn-, Gesellschafts- und Arbeits-
zinlmer, sowie für einen Theil der Hausgenossen als Schlaf-

zimmer gedient hatte, nur noch kleine, dürftig ausgestattete
Gelasse zur Verfügung zu haben. Nach wie vor behielt
man zwar jenes saalartige Gemach als Hauptstück der
ganzen Wohnung bei, denn der bürgerliche Geist der
gothischen Zeit war der Aonservirung des patriarchalischen
Wesens zugethan. Aber dieses große Wohnzimmer,
das nun fast durchweg ins erste Stockwerk verlegt wurde,
hörte, schon dieser Verlegung wegen, auf, gleicherweise, wie

Äj

Thürflügel aus Schmiedeeisen ausgeschnitten (XV. Jahrhundert).

Nach J. J. van Ysendyck, documents dasses de l’art dans les Pays-bas.
 
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