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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1891

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Heft 3/4
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Krell, F.: Mittelalterliche Wohnungsausstattung und Kleidertracht in Deutschland, [2]: Vortrag, gehalten im bayer. Kunstgewerbe-Verein von F. Krell
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https://doi.org/10.11588/diglit.7907#0027

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Aus der übermäßigen Verliebtheit in die heraldik
ergaben sich in der Zeit der- Gothik für das Straßenleben
und namentlich für öffentliche Aufzüge die farbenreichsten
Bilder. Nicht nur, daß die Dienstleute die Wappenfarben
und Wappenzeichen auf dem Leibe trugen, die Herrschaften
selbst ließen sich derartige Prachtgewänder Herstellen, oder
trugen Stoffe, welche mit ihren Devisen übersät waren.

Das Ui-p-ni. di. h-lbirung de. Al.id.mg der
nach, wobei außerdem die Farben des Dbe. erp.rs
der Beine übers Aren; stand.», war so rech nach . A
der Z-i, and ssimn»- mi, deren x°lvchr°m.n>
durchaus überej». Bezüglich der A-chil-"«- ,m

hiebei an die Bemalung
der Pfeilerkapitäle. Nicht
die einander gerade gegen-
überftehcnden, sondern jene,
welche an den Endpunkten
der Diagonalen eines Joches
standen, erhielten dieselbe
Bemalung, Für das Lächer-
liche einer solchen Farben-
vertheilung bei einer leben-
den Person hatte jene Zeit,
wie es scheint, kein ver-
ständniß. (Fig. 20 u. 2 s.)

Die kostbarsten brillante-
sten Scidengewebe und
gold- und silberdurch-
wirkten Stoffe bezog
man zuerst aus dem Grient.

Aber allmählig erreichte
auch das Abendland in
der Weberei und Färberei

eine bedeutende Gefchicklich- ,

keit und wußte nun nicht nur vortreffliche Tuche un
Leinwand zu liefern, sondern auch Seidenstoffe, am
and Brokate, sowie ferner Gobelins. Da Sam int wr
lange nur blau und grün getragen. Nicht minder e

20. Stutzertracht,

in den Farben wechselnd, mit Liebes,
knoten. Zweite Hälfte des 15. Iahrh.
Nach 3- v. Falke, Roftümgeschichte.

man feine Lederarten waroquin und Saffian herzu-
stellcn. Selbstverständlich wurden dadurch auch die wuster-
zeichnungen in irationalem Geschmacke umgestaltet. Das
prächtigste und Vorzüglichste in Geweben erzeugten die
Niederlande. Dort hatte der Seehandel gewaltige Reich-
thümer aufgehäuft, die Fürsten von Burgund aber,
deren Scepter einem großen Theile derselben gebot, suchten
schon aus politischen Gründen ihren Pos zum prunkvollsten
in der ganzen Christenheit zu machen. Die Berichte über
die Ueppigkeit, welche daselbst herrschte, klingen geradezu
fabelhaft. Das Uebermaß des Luxus an diesen: Pose
erzeugte aber eine starre Pracht, und führte in Verbindung
mit jener bereits bei der Wohnungsausstattung geschilderten
unbändigen Art, welche der Zeit der Spätgothik eigen ist,
zu wahrhaft monströsen Bildungen.

Früher als in der Architektur und im Uunstgewerbe
kündigte sich der bevorstehende große Umschwung in der
Uleidertracht an. Uonnte inan anderwärts nicht dieselbe
Pracht entfalten, wie in Burgund, das etwa von
ab die Vorherrschaft in der Wade erlangte, so blieb man
dafür in dem barocken, auffälligen Schnitt der Kostüme
und in den seltsamen Zuthaten, den Glöckchen, Schellen,
riesigen Federbüschen und Unterschuhen u. s. w. nicht zurück.
Auch nahm die Kleidung an Buntheit zu, und es kamen
die großgemusterten Stoffe in die Mode. Alle Verordnungen
gegen dieses ausschweifende Wesen, und alle die donnernden
Reden geistlicher und welt-
licher Sittenrichter, die sich
dabei in schreckhaften Aus-
drücken überboten, halfen so
gut wie nichts.

Die Freude darüber, daß
die Uhr des Ulittclalters
dem Ablaufen nahe war,
mußte sich austoben, und es
entspricht dem Verhältniß
der technischen Künste und
der Tracht, daß die krausen
und wilden, aber doch dabei
oft sehr schönen Gebilde der
Schnitzer, Steinbildhauer,

Goldschmiede und Waler
von den Schöpfungen der
Schneider in toller Laune
weit übertrumpft wurden.

_ in den Zeichen und Farben des Lvappens;

buchten die ersteren dabei zweite Hälfte des 3cchrh. — Nach 3. v.

. ' Falke, Roftümgeschichte.

doch immer noch innerhalb

der Grenzlinien der Schönheit zu bleiben, so überschritten
die letzteren und ihre Auftraggeber dieselben unbedenklich,
da ihnen vor Allem daran gelegen war, durch das Auf-
fällige und Unerhörte das Publikum zu verblüffen und
dessen Neid herauszufordern.

2\. Getheilte Tracht
 
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