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(Eine Fontaine (Taf. (2() zeigt uns z. B. ein vier-
eckiges Bassin mit Ecksaulen, über dessen durchbrochener(l)
Brüstung Jagdhunde klettern, während andere um den
Sockel einer Mittelsäule herum einen pirsch und eine Hirsch-
kuh zersieischen. An einer anderen Fontaine sind die Brüst-
ungen des Bassins -mit Aquarien(l) ausgefüllt, während
auf denselben wasserspeiende Drachen und Seehunde liegen,
und um die Mittelsäule herum ein Fischer mit gefangenen
Fischen und ein Jäger, der mit einem Bären kämpft, in-
mitten einer wüthenden Meute von Kunden, möglichst
naturalistisch dargestellt sind. (Taf. (6(.) Unglaublich bizarr
sind die wandnischenfontainen auf Tafel (62—(66, wo
ein toller Wirrwarr figuraler Allegorien und Thiersymbole
einer nicht minder wildbarocken Architektur ein- oder besser
angesügt sind. Nur einige seiner Kompositionen dieser
Gattung zeigen einen wirklich gelungenen dekorativen Stil,
der nur, vermöge seiner vielfach durchbrochenen und zier'
,ich-n Formen und Moiive. mehr für Tas-lanslätz- „„„
“ ‘fd-lm-,-.» als für wirklich- Lontainen geeignet
s. ' taf. l (9 und (99.) wir geben eines dieser Blätter als
ro c vtner originellen Erfindungsgabe, welcher sprühendes
~.Cen un felbft bei ihren tollsten Sprüngen, gewiß
m>. fi abzusprechen ist. (Abbildung nach Taf. ( (ß nebenstehend.)
in Frankreich stellt am Ende des (6. Jahr-
hunderts ein Landsmann und Schüler Gianbologna's,
j?ietro Francavilla (eigentlich Francheville) im Auf-
träge peinrichs IV. eine Vrpheusfontaine her, obwohl da-
mals Paris schon die tüchtige, einheimische (wiewohl itali-
enisch geschulte) Bildhauerschule von Fontainebleau besaß.
Ein Werk dieser Letzteren ist die hübsche Fontaine cles Inno-
cents zu Paris, welche Pierre Lescot (550 als dreieckige
Aedikula an die Kirche cles Saints Innocents anbaute. *)
Auch an dieser Fontaine konnte man sich, trotz ihrer
reinen Renaissanceformen von der, durch die Gothik bevor-
zugten, architektonischen Behandlung nicht losmachen,
dasselbe finden wir in der Mehrzahl der Fontainenent-
würfe des Architekten Androuet du Lerceau,**) welcher
Ebenfalls von der Schule von Fontainebleau beeinflußt war.
Diese etwas gekünstelten Architekturfontainen suchte er durch
einförmige, nackte Frauengestalten, aus deren Brüsten Wasser
^iießt, zu beleben. Doch gab er in Tafel I und IV elegante,
wenn auch in der Silhouette etwas magere Tafelaufsatz-
fontainen. (Abbildung S. 5fl.)
Neben Gianbologna und seiner Schule, mit ihrem
weitverbreiteten Einfluß, traten in Italien jedoch noch einige
unmittelbare Schüler Michelangelos als bedeutende Fon-
tainenkünstler hervor, welche, seiner statuarischen Richtung
getreu, der Marmorfigur im Ganzen den Vorzug gaben
auc^ beu architektonischen Aufbau nach Gianbolognas
,weist vermieden. — Von Antonio Lalcagni (geb.
schön- x:** ^^p^üchlich zu Loreto wirkte, dürfte auch die
sehend'utaine vor der Marienkirche zu Loreto sein. Wir
—^^der das Kelchmotiv als Grundidee des Auf-
pilafter und RcMf^" °tfueten sich zwischen Pfeilern, die durch Doxxel-
verzierte Attika nNt?,^'"uckt waren, während eine ebenfalls plastisch
abschloß. Die Relief e'f'.Ien ckemtaine» und eine bsalbkupxel das Ganze
Jahre \788 machte' man*5- ä'erIicl!e Arbeiten des Jean Goujon. Im
daraus, dessen Sculpture "d" ^'st^endes, vierseitiges Brunnenhaus
**) In seinem Werke "t? "gänzt wurden.
e ?Lri8Ü8 ^56^, I. I—VI.
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baues, welches unstreitig auch als das klassische, d. h. an-
gemessenste Motiv der eigentlichen Fontaine anzusehen ist.
Auch Fra Giov. Angelo Montorsoli, einer der hervor-
vorragendsten Fontainenbildner aus Michelangelos Schule,
wendete dasselbe Motiv in seiner prachtvollen Fontaine auf
dem Domplatz zu Messina an, *) deren sämmtliche Theile aus
Marmor bestehen. Eine zweite Fontaine des Montorsorli, auf
der Piazza Marina zu Messina, zeugt gleichfalls von großem
dekorativen Gefühl. Pier bildet freilich den Kern ein architek-
tonischer Aufbau, der aber durch stufenweise auf vier Seiten
übereinander gereihte Muschelschalen, die von mächtigen Del-
phinen gestützt werden, vor jeder Trockenheit der Wirkung
bewahrt bleibt. Prächtig schwebt zu oberst die ätherische Figur
der Teres auf einem Adler, der feine Klauen in ein Gewirr
Brunnen-Entwurf von Wendel Diettcrlin.
Nach dessen »Architectura« Cas. ((JG).
non Drachen schlägt. In Genua, der Pauptstätte seines
Wirkens als genialer Dekorateur, schuf Montorsoli die riesen-
hafte Neptunsfontaine im Garten des Palazzo Doria, wieder-
um durchaus aus Marmor, welche einen terrassenförmigen
*) Das mit mythologischen Reliefs (Narziß, Arethufa, Ikarus,
Pegasus, Europa, Diana im Bad) und tragenden Sirenen verzierte
achtseitige Hauxtbassin ist von acht, auf Sockeln vortretenden See-
Pferden, Seelöwen re. umgeben, unter welchen aus Masken Wasser in
kleine Becken davor stießt. Zwischen den strahlenförmig vertheilten
Secthieren sind abwechselud Stufen und Tröge angebracht; in letztere
stießt ans dein tjauptbassin das Wasser durch je zwei Löwenköpfe ab.
Auf dem Rand des kjauptbassins lagern vier mächtige Flußgötter,
ans deren Urnen ebenfalls Wasser stießt. In der Mitte des Hauxt-
bafsins tragen Tritonen eine schönverzierte Schale mit Medusenmasken,
über dieser erhebt sich auf schlankem Rand, den nackte Nymphen um-
geben, eine zweite Schale; hierüber steht auf schlankem Sockel, um
welchen Amoren auf Delphinen gruppirt sind, die Statue des Mars.