die mächtige vegetabilische Außenwelt anzukämpfen, freilich
mit der Erfolglosigkeit, die sich aus der Uebermacht ergibt.
Nachdem also der Mensch vergebens versucht hat, in die
Außenwelt vorzudringen, blickt er in die Tiefen seines
eigenen Intellektes, seines eigenen Bewußtseins. In dieser
Betrachtung ist der Inder emporgestiegen zur Welt der
letzten Ursache, zur Welt des Unendlichen, des Unbedingten.
Diesen Vorgang zeigt uns die große, Jahrtausende lange
Arbeit des indischen Intellektes. Umringt von der groß-
artigen Natur hat sich der Intellekt des pindu nie der
Erforschung der Natur zugewendet. Die Natur gab ihm
nur die Elemente für sein gegliedertes Pantheon; aber
die Wahrheit, die letzte Ursache des Leins, suchen sie immer
in ihrem Innern. Aehnlich verhält es sich mit dem
indischen Aunstgeist e.
„Die eine Richtung des indischen Aunstgeistes geht
nach dem Erhabenen, wie es der religiöse Rahmen des-
selben von selbst begreiflich macht, die andere.nach
dem Idyllischen. Auch dafür liegen die Prämissen.
in der indischen Natur. Doch ist diese idyllische Richtung
nicht blos als zahlreiche Vertretung der idyllischen Aunst-
gattung zu verstehen; das idyllische Element weht durch
die ganze Poesie; die Verklärung der äußeren Natur,
das innige Pineinleben in dieselbe, der zarte Sinn für das
geheimnißvolle Weben der Natur, die gänzliche Umstrickung
des menschlichen Wesens mit Naturbildern, in welchen das
erstere feine Bedeutung gewinnt, dies heitere Genügen an
der Anschauung der Naturschönheit ohne weitere Neben-
beziehung gehören zu den Paupteigenschaften der indischen
Aunst." (Springer.)
Indisches Räuchergefäß.
(A. k. österreichisches Yandelsmuseum in Wien.)
Dabei machen wir aber dann die interessante Erfahrung,
daß das gesammte Aunstgewerbe und in mehr oder
minderem Grade auch die hohe Aunst vielleicht gar nicht
das Werk der eigenthünllich begabten arischen Race, sondern
der arbeitsamen niedrigen Bevölkerung ist, welche natür-
lichen künstlerischen Sinn besitzt, den sie nicht durch Worte,
nicht durch intellektuelle Systeme, sondern im Meißeln,
Malen und Weben erkennen läßt. Die eigentliche hoch-
begabte arische Race in Indien, die Race des begeisterten
Liedes, die Race der verklärten Verzückung, diese Race hat
in noch ganz anderer Weise auf uns eingewirkt, als durch
ihre Aunstindustrie, ihre technischen und architektonischen
Fertigkeiten; diese Race hat von jeher auf unser Geistes-
leben ihren entscheidenden Einfluß ausgeübt. Leider ist
diese Einflußnahme bereits eine historische und die Strönmng
hat sich in eine Gegenströmung insbesondere von England
nach Indien verwandelt. Bei aller Milde, welche die
Engländer im organisatorischen Regiments übten, konnte
es doch nicht ausbleiben, daß der englische Einfluß sich
auf indisches Geistesleben wie auch auf indische Aunst in
nachtheiliger Weise geltend machte.
Die Stärke dieser Einflüsse war nicht immer die heutige;
sehr bemerkbar waren sie schon zu Zeiten der ostindischen
Lompagnie, verstärkten sich aber bedeutend, als der Pandel
Indiens, feit der Entziehung des Monopols der ost-
indischen Aompagnie, einen ungeheuren Aufschwung nahm.
Die Stabilisirung der englischen Macht in Indien durch
Gründung neuer Aulturstaaten war an und für sich ein
durchaus guter Gedanke, so lange nian der heimischen Aultur
die Schonung angedeihen ließ, welche England in Indien
durch Einführung des Selfgovernement anstrebte. Nach
und nach aber trat der kaufmännische Standpunkt in den
Vordergrund. Man hat die indische Industrie mehr und
mehr sruktifiziren wollen, bis man sie schließlich erschöpfte.
Auch wurde versucht, die Industrie leistungsfähiger zu
machen, indem man ihr fremde Elemente und Erfahrungen
mittheilte, welche sie angeblich auf bessere Wege führen
sollten, in Wirklichkeit aber darin bestanden, ihr schlechteres
Material unterzuschieben oder sie zu veranlassen, die Aus-
führung zu vernachlässigen, ein Vorgehen, welches theils
kaufmännischem Egoismus, theils mangelndem verständniß
der heimischen Formenwelt entsprang, jedenfalls aber in
beiden Fällen die Folge hatte, daß es dem modernen
indischen Aunsthandwerker in den meisten Fällen nicht inehr
gelingt, ein Objekt zu schaffen, welches den: alten Objekte
aus guter Zeit ebenbürtig ist. piezu kommen noch die
sinnlosen Imitationsbestrebungen europäischer Industrieller
und die Thätigkeit der unter europäischer Leitung stehenden
Iails, in deren Werkstätten der natürliche Schönheitssinn
des Eingeborenen systematisch unterdrückt und seine Aunst-
sertigkeit zu Aunstkniffcn mißbraucht wird.
Die originalen indischen kunstgewerblichen
Erzeugnisse sind von hervorragender künstlerischer
Wirkung, dabei aber von erstaunlicher Billigkeit, beides
Eigenschaften, welche sich unmittelbar aus den indischen
Arbeiterverhältnissen ergeben. Der indische Arbeiter be-
sitzt viel Geschmack neben einer auffallenden persönlichen
Bedürfnißlosigkeit und Ausdauer, die Arbeitslöhne sind in
Folge dessen äußerst niedrig. „Die Fähigkeit des indischen
Geistes, in der Naturanschauung die seltsamsten Aontraste
zu vereinigen, in einer Zauberwelt heimisch zu sein, und
doch wieder die sinnigsten Beziehungen zu einzelnen Thier-
und Pflanzenformen herauszufinden, bereitet uns auf ähnliche
Erscheinungen in der sozialen Welt passend vor." (Springer.)
Der indische Pausrath ist der denkbar schlichteste, an Ur-
zustände gemahnend; ein Stück Erde, mit Wänden umgeben
und von einem Dache überdeckt, das ist die Wohnstätte
des Arbeiters. Stühle und Bänke gibt es nicht, die Geräthe
find sehr kunstlos und einfach. „Wirklichen Geschmack
mit der Erfolglosigkeit, die sich aus der Uebermacht ergibt.
Nachdem also der Mensch vergebens versucht hat, in die
Außenwelt vorzudringen, blickt er in die Tiefen seines
eigenen Intellektes, seines eigenen Bewußtseins. In dieser
Betrachtung ist der Inder emporgestiegen zur Welt der
letzten Ursache, zur Welt des Unendlichen, des Unbedingten.
Diesen Vorgang zeigt uns die große, Jahrtausende lange
Arbeit des indischen Intellektes. Umringt von der groß-
artigen Natur hat sich der Intellekt des pindu nie der
Erforschung der Natur zugewendet. Die Natur gab ihm
nur die Elemente für sein gegliedertes Pantheon; aber
die Wahrheit, die letzte Ursache des Leins, suchen sie immer
in ihrem Innern. Aehnlich verhält es sich mit dem
indischen Aunstgeist e.
„Die eine Richtung des indischen Aunstgeistes geht
nach dem Erhabenen, wie es der religiöse Rahmen des-
selben von selbst begreiflich macht, die andere.nach
dem Idyllischen. Auch dafür liegen die Prämissen.
in der indischen Natur. Doch ist diese idyllische Richtung
nicht blos als zahlreiche Vertretung der idyllischen Aunst-
gattung zu verstehen; das idyllische Element weht durch
die ganze Poesie; die Verklärung der äußeren Natur,
das innige Pineinleben in dieselbe, der zarte Sinn für das
geheimnißvolle Weben der Natur, die gänzliche Umstrickung
des menschlichen Wesens mit Naturbildern, in welchen das
erstere feine Bedeutung gewinnt, dies heitere Genügen an
der Anschauung der Naturschönheit ohne weitere Neben-
beziehung gehören zu den Paupteigenschaften der indischen
Aunst." (Springer.)
Indisches Räuchergefäß.
(A. k. österreichisches Yandelsmuseum in Wien.)
Dabei machen wir aber dann die interessante Erfahrung,
daß das gesammte Aunstgewerbe und in mehr oder
minderem Grade auch die hohe Aunst vielleicht gar nicht
das Werk der eigenthünllich begabten arischen Race, sondern
der arbeitsamen niedrigen Bevölkerung ist, welche natür-
lichen künstlerischen Sinn besitzt, den sie nicht durch Worte,
nicht durch intellektuelle Systeme, sondern im Meißeln,
Malen und Weben erkennen läßt. Die eigentliche hoch-
begabte arische Race in Indien, die Race des begeisterten
Liedes, die Race der verklärten Verzückung, diese Race hat
in noch ganz anderer Weise auf uns eingewirkt, als durch
ihre Aunstindustrie, ihre technischen und architektonischen
Fertigkeiten; diese Race hat von jeher auf unser Geistes-
leben ihren entscheidenden Einfluß ausgeübt. Leider ist
diese Einflußnahme bereits eine historische und die Strönmng
hat sich in eine Gegenströmung insbesondere von England
nach Indien verwandelt. Bei aller Milde, welche die
Engländer im organisatorischen Regiments übten, konnte
es doch nicht ausbleiben, daß der englische Einfluß sich
auf indisches Geistesleben wie auch auf indische Aunst in
nachtheiliger Weise geltend machte.
Die Stärke dieser Einflüsse war nicht immer die heutige;
sehr bemerkbar waren sie schon zu Zeiten der ostindischen
Lompagnie, verstärkten sich aber bedeutend, als der Pandel
Indiens, feit der Entziehung des Monopols der ost-
indischen Aompagnie, einen ungeheuren Aufschwung nahm.
Die Stabilisirung der englischen Macht in Indien durch
Gründung neuer Aulturstaaten war an und für sich ein
durchaus guter Gedanke, so lange nian der heimischen Aultur
die Schonung angedeihen ließ, welche England in Indien
durch Einführung des Selfgovernement anstrebte. Nach
und nach aber trat der kaufmännische Standpunkt in den
Vordergrund. Man hat die indische Industrie mehr und
mehr sruktifiziren wollen, bis man sie schließlich erschöpfte.
Auch wurde versucht, die Industrie leistungsfähiger zu
machen, indem man ihr fremde Elemente und Erfahrungen
mittheilte, welche sie angeblich auf bessere Wege führen
sollten, in Wirklichkeit aber darin bestanden, ihr schlechteres
Material unterzuschieben oder sie zu veranlassen, die Aus-
führung zu vernachlässigen, ein Vorgehen, welches theils
kaufmännischem Egoismus, theils mangelndem verständniß
der heimischen Formenwelt entsprang, jedenfalls aber in
beiden Fällen die Folge hatte, daß es dem modernen
indischen Aunsthandwerker in den meisten Fällen nicht inehr
gelingt, ein Objekt zu schaffen, welches den: alten Objekte
aus guter Zeit ebenbürtig ist. piezu kommen noch die
sinnlosen Imitationsbestrebungen europäischer Industrieller
und die Thätigkeit der unter europäischer Leitung stehenden
Iails, in deren Werkstätten der natürliche Schönheitssinn
des Eingeborenen systematisch unterdrückt und seine Aunst-
sertigkeit zu Aunstkniffcn mißbraucht wird.
Die originalen indischen kunstgewerblichen
Erzeugnisse sind von hervorragender künstlerischer
Wirkung, dabei aber von erstaunlicher Billigkeit, beides
Eigenschaften, welche sich unmittelbar aus den indischen
Arbeiterverhältnissen ergeben. Der indische Arbeiter be-
sitzt viel Geschmack neben einer auffallenden persönlichen
Bedürfnißlosigkeit und Ausdauer, die Arbeitslöhne sind in
Folge dessen äußerst niedrig. „Die Fähigkeit des indischen
Geistes, in der Naturanschauung die seltsamsten Aontraste
zu vereinigen, in einer Zauberwelt heimisch zu sein, und
doch wieder die sinnigsten Beziehungen zu einzelnen Thier-
und Pflanzenformen herauszufinden, bereitet uns auf ähnliche
Erscheinungen in der sozialen Welt passend vor." (Springer.)
Der indische Pausrath ist der denkbar schlichteste, an Ur-
zustände gemahnend; ein Stück Erde, mit Wänden umgeben
und von einem Dache überdeckt, das ist die Wohnstätte
des Arbeiters. Stühle und Bänke gibt es nicht, die Geräthe
find sehr kunstlos und einfach. „Wirklichen Geschmack