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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 7.1911/​1912

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BLÄTT E R
FÜR
GEMÄLDEKUNDE

Verlag von HERAUSGEGEBEN
FRANZ MALOTA, WIEN von
IV. Hauptstraße 22 DR. TH. V. FRIMMEL

Adresse des Herausgebers :
WIENER-NEUDORF Nr. 21,
Heydnerhaus.

VII. BAND

JULI—AUGUST 1911

HEFT II

EIN EPITAPH VON JOSEPH
HEINTZ IN AUGSBURG.
Von Dr. Rudolf Arthur Pelzer.
Signierte Bilder von der Hand des
Joseph Heintz, eines der talentvollsten
Künstler am Hofe Kaisers Rudolf II.,
sind sehr selten. Von den 19 Gemälden,
die B. Haendke1) Heintz zuweist, sind
nur 3 signiert, nämlich ein Familienbild
von 1596 in Bern, die beiden kleinen
Bilder, Satyren und Nymphen von 1599
in Schleißheim und Diana und Aktäon
in der Wiener k. Gallerte. Neuerdings
sind noch hinzugekommen: ein mono-
grammiertes 1597 datiertes Bildnis eines
Mannes, welches das Baseler Museum
1909 erworben hat,2) sowie ein großer
Altarflügel mit dem Gang nach Emmaus,
den ich in Laxenburg auffand3) Mono-
gramm aus I, O, H und E sowie die
Jahreszahl 1598). Es gehört dieser Flügel
nebst dem gleichfalls erhaltenen von
Spranger gemalten linken Flügel, deren
beider Außenseiten ein Architekturbild
von Hans Vredeman de Vries tragen, zu
■) „Joseph Heintz, Hofmaler Kaisers Rudolf II.“
Jahrbuch d. Kunstsammlungen d. allerh. Kaiser-
hauses XV. S. 45 ff.
2) Der Cicerone, I. Jahrg. 1909, S. 673.
3) Das Bild wird mit zwei weiteren Heintz
Zuzuweisenden anonymen Aquarellen des Ferdi-
nandeums zu Innsbruck demnächst im Zusammen-
hänge mit Hans von Aachen im Jahrbuch der
Kunstsammlungen d. a. K. von mir veröffentlicht
werden.

einem verschollenen Altarbild des Hans
von Aachen, das für die Kirche der Prager
Burg gemalt war und von van Mander
genau beschrieben wird.1)
Das hier abgebildete Epitaph (Spitzbogen-
Format. Holz, etwa 2 m breit, 1*25 m hoch)
befindet sich in der an Kunstschätzen man-
cherlei Art reichen Annakirche zu Augs-
burg. Dasselbe trägt links unten die folgende
Signatur und Datierung die nach dem
Augenmaß nachgezeichnet ist:

(EE i ntz
IÖO7

In Augsburg ist das Bild nicht als
Werk des Heintz bekannt, auch die Lokal-
literatur enthält meines Wissens nichts
darüber. Die Stifter des Epitaphs sind
nach den unter dem Bilde angebrachten
Inschriftsstafeln Jeremias Oesterreicher und
seine Gattin Maria aus dem bekannten
Geschlecht der Welser, deren beider Wap-
pen der Maler in den Ecken angebracht
hat. Diese Inschriften lauten:
IEREMIAS OESTERREICHER
MA RI AQ VE CONIVNX
E FAMILIA WELSERORVM ORIVNDA
SIBI AC POSTERIS SVIS
MONVMENTVM HOC ERIGENDVM
CVRARVNT.
■) Das Leben der niederländischen und deut-
schen Maler, übersetzt von Hanns Floerte, Leipzig-
München 1906, Bd. II, S. 115.
 
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