Bd. VII.
Blätter für Gemäldekunde
Seite 137
Gallerte“ seit Ende Mai eine geschicht-
liche schottische Ausstellung. (Dl. Ns.
31. Mai.)
— Eine Art Ereignis bildete im Kunst-
handel die Versteigerung Charles Wert-
heimer bei Christie.
— Sommeraustellung der Royal Aca-
demy.
■— Im „New english Art-Club“ Aus-
stellung moderner Bilder.
MÜNCHEN. Bei Hugo Helbing
wurde am 11. Juni die umfangreiche und
wertvolle Sammlung Prof. Fr. J. Meder
versteigert. (Vornehm ausgestatteter Kata-
log.)
— Am 20. Juni folgt wieder bei Hel-
bing die Auktion der Wiener Sammlung
des Ingenieurs Julius Boscowitz
(Kunstgegenstände und Gemälde, die in
einem reich illustrierten Katalog be-
schrieben sind.)
PARIS. Madame Edouard Andre
hat ihr Palais mit allen Kunstschätzen
darin und ihrem ganzen Vermögen dem
Institut de France vermacht unter
der Bedingung, daß sie im Andre’schen
Palast am Boulevard Hausmann und in
Chaalis (Seine et Oise) unverändert auf-
gestellt bleiben. (Chronique des arts et
de la curiosite 18. Mai und 1. Juni 1912.)
— Der Louvre hat bei der Vente
Carcano das berühmte Bild von Theo-
dore Rousseau: „L’Allee de chätaig-
niers“ erworben. (Z.)
— Bei Charles Sedelmeyer eine
Tiepoloausstellung, in der auch die
Neuerwerbunng aus der Galerie Weber
zu sehen ist. (D. N.)
PRAG. Die Gesellschaft patriotischer
Kunstfreunde hat eine Ausstellung von
Kunstwerken aus der Zeit des Kaisers
Rudolf II. veranstaltet.
PRATO. Über die neu geordnete Gale-
rie im Palazzo Pretorio berichtet Giulio
Caprin im „Emporium“ vom Mai 1912.
jA
BEMERKUNGEN
ZUM „WIEDERHERSTELLEN“
VON GEMÄLDEN.
In neuester Zeit wird wiederholt darauf
hingewiesen, daß jene Art der Wieder-
herstellung von Bildern, die eine täu-
schende Ausbesserung verwirft und nur
eine Ausfüllung der Lücken mit indifferen-
ten Farbflecken wünscht, einer „laienhaft
unkünstlerischen Auffassung“ entspringen
soll. Ich erlaube mir die Bemerkung, daß
man im Gegenteil beim vollständigen
Ausmalen der ergänzten Stellen recht oft
dem Restaurator eine „laienhaft un-
künstlerische Auffassung“ vorwerfen muß.
Das sind alle Fälle, in denen es sich um
bedeutende Kunstwerke handelt, ob mittel-
alterlich, neuzeitlich, oder „antik“ ist
gleich. Kann man doch fragen: Wo ist
heute der „Restaurator“, der behaupten
dürfte, auf der Höhe der Van Eyck,
Dürer, Holbein, Raffael, Tizian, Rem-
brandt, Rubens (und so fort in langer
Reihe) zu stehen? Neben jenen alten
Meistern sind die Restauratoren ungefähr
ebensolche Laien, wie Leute die über-
haupt nicht berufsmäßig malen. In Fällen
von Wiederherstellung großer Meister-
werke danken die Einsichtigen, denen
Nachrichten über mißglückte Restau-
rierungen aus vergangenen Zeiten bis in
die jüngsten Jahre zur Verfügung stehen,
lieber von vornherein für die Pinselstriche
um nicht zu sagen Pinseleien der Wieder-
hersteller. Bei den Werken der Großen
kann das ergänzende Ausfüllen im Sinne
des Dazumalens im besten Fall nur den
Versuch einer Nachempfindung bedeuten.
Wo das Alte einmal verloren ist, wächst
es nicht mehr nach, auch wenn sich die
geschicktesten Restauratoren Tag und
Nacht um die Sache bemühen.
An Bildern, die sich der künstlerischen
Wertlosigkeit nähern, mag immerhin aus-
gebessert werden, wie an alten Stiefeln
und Hosen. Hat man die Löcher gestopft
und den äußeren Schein wieder herge-
stellt, so sind derlei Bilder wieder eine
Zeit lang brauchbar. An Zwischenstufen
Blätter für Gemäldekunde
Seite 137
Gallerte“ seit Ende Mai eine geschicht-
liche schottische Ausstellung. (Dl. Ns.
31. Mai.)
— Eine Art Ereignis bildete im Kunst-
handel die Versteigerung Charles Wert-
heimer bei Christie.
— Sommeraustellung der Royal Aca-
demy.
■— Im „New english Art-Club“ Aus-
stellung moderner Bilder.
MÜNCHEN. Bei Hugo Helbing
wurde am 11. Juni die umfangreiche und
wertvolle Sammlung Prof. Fr. J. Meder
versteigert. (Vornehm ausgestatteter Kata-
log.)
— Am 20. Juni folgt wieder bei Hel-
bing die Auktion der Wiener Sammlung
des Ingenieurs Julius Boscowitz
(Kunstgegenstände und Gemälde, die in
einem reich illustrierten Katalog be-
schrieben sind.)
PARIS. Madame Edouard Andre
hat ihr Palais mit allen Kunstschätzen
darin und ihrem ganzen Vermögen dem
Institut de France vermacht unter
der Bedingung, daß sie im Andre’schen
Palast am Boulevard Hausmann und in
Chaalis (Seine et Oise) unverändert auf-
gestellt bleiben. (Chronique des arts et
de la curiosite 18. Mai und 1. Juni 1912.)
— Der Louvre hat bei der Vente
Carcano das berühmte Bild von Theo-
dore Rousseau: „L’Allee de chätaig-
niers“ erworben. (Z.)
— Bei Charles Sedelmeyer eine
Tiepoloausstellung, in der auch die
Neuerwerbunng aus der Galerie Weber
zu sehen ist. (D. N.)
PRAG. Die Gesellschaft patriotischer
Kunstfreunde hat eine Ausstellung von
Kunstwerken aus der Zeit des Kaisers
Rudolf II. veranstaltet.
PRATO. Über die neu geordnete Gale-
rie im Palazzo Pretorio berichtet Giulio
Caprin im „Emporium“ vom Mai 1912.
jA
BEMERKUNGEN
ZUM „WIEDERHERSTELLEN“
VON GEMÄLDEN.
In neuester Zeit wird wiederholt darauf
hingewiesen, daß jene Art der Wieder-
herstellung von Bildern, die eine täu-
schende Ausbesserung verwirft und nur
eine Ausfüllung der Lücken mit indifferen-
ten Farbflecken wünscht, einer „laienhaft
unkünstlerischen Auffassung“ entspringen
soll. Ich erlaube mir die Bemerkung, daß
man im Gegenteil beim vollständigen
Ausmalen der ergänzten Stellen recht oft
dem Restaurator eine „laienhaft un-
künstlerische Auffassung“ vorwerfen muß.
Das sind alle Fälle, in denen es sich um
bedeutende Kunstwerke handelt, ob mittel-
alterlich, neuzeitlich, oder „antik“ ist
gleich. Kann man doch fragen: Wo ist
heute der „Restaurator“, der behaupten
dürfte, auf der Höhe der Van Eyck,
Dürer, Holbein, Raffael, Tizian, Rem-
brandt, Rubens (und so fort in langer
Reihe) zu stehen? Neben jenen alten
Meistern sind die Restauratoren ungefähr
ebensolche Laien, wie Leute die über-
haupt nicht berufsmäßig malen. In Fällen
von Wiederherstellung großer Meister-
werke danken die Einsichtigen, denen
Nachrichten über mißglückte Restau-
rierungen aus vergangenen Zeiten bis in
die jüngsten Jahre zur Verfügung stehen,
lieber von vornherein für die Pinselstriche
um nicht zu sagen Pinseleien der Wieder-
hersteller. Bei den Werken der Großen
kann das ergänzende Ausfüllen im Sinne
des Dazumalens im besten Fall nur den
Versuch einer Nachempfindung bedeuten.
Wo das Alte einmal verloren ist, wächst
es nicht mehr nach, auch wenn sich die
geschicktesten Restauratoren Tag und
Nacht um die Sache bemühen.
An Bildern, die sich der künstlerischen
Wertlosigkeit nähern, mag immerhin aus-
gebessert werden, wie an alten Stiefeln
und Hosen. Hat man die Löcher gestopft
und den äußeren Schein wieder herge-
stellt, so sind derlei Bilder wieder eine
Zeit lang brauchbar. An Zwischenstufen