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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 7.1911/​1912

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Bd. VII.

Blätter für Gemäldekunde

Seite 103

REISEBRIEFE AUS FRANZÖ-
SISCHEN PROVINZ-GALERIEN.
Von Dr. Rudolf Arthur Peltzer.
(Fortsetzung.)
VALENCIENNES.
Vor zwei Jahren sind die Kunstobjekte
der Stadt, darunter 323 Gemälde, aus dem
alten Rathaus in das neue prächtige „Palais
des beaux arts“ überführt worden.*) Ru-
bens und seine Schule dominieren auch
hier. Daneben sind besonders gut die
Manieristen vertreten, denen sich neuer-
dings das Interesse der Forscher wieder
zuzuwenden beginnt. Die französischen
Vertreter dieses Kunststils können sich frei-
lich mit ihren niederländischen Kollegen
nicht messen. So ist die wohl wegen der
Anklänge an das „Jüngste Gericht“ im
Louvre Jean Cousin genannte kleinere
Darstellung desselben Gegenstandes ’ein
unerfreuliches Machwerk, dem man die
Sucht, Michelangelo nachzuahmen, nur zu
deutlich anmerkt. Genießbarer ist schon
die in mehreren Wiederholungen vorkom-
mende Darstellung „Diana und Actaeon“
des in Rom führenden Manieristen Cava-
liere d’Arpino, wenn die braunen Töne
und das warme Kolorit nicht etwa einem
späteren Kopisten gutzuschreiben sind. Das
Bild stammt, wie so viele andere dieser
Sammlung, aus dem in der Revolution
konfiszierten Besitz der Herzöge von Croy.
Weshalb die Kniefigur einer Leda mit
dem Schwan und drei Putten von dem
Archäologen Hubert Goltzius herrühren
soll, von dem es zweifelhaft ist, ob er
überhaupt Maler von Beruf war, ist nicht
ein'euchtend. In der im Oktober 1909
bei Helbing in München versteigerten
Mannheimer Sammlung befand sich ge-
nau dieselbe Darstellung unter dem eher
zutreffenden Namen Michiel Coxie (Abb.
Tafel 10 des Katalogs). Auch Ca Iva er t
tut man mit der Zu Schreibung der vor-
trefflichen Beweinung zu viel Ehre an.
Der ergreifende Realismus der Kompo-
sition, die gegen helles Licht gesetzten
*) Katalog von dem Konservator Jules Pillion,
1909.

Marco Palmezzauo: Altarflügel mit Sankt
Franziskus (Wien, Galerie Liechtenstein).
Text hiezu in Bd. V. S. 132 f.
 
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