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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 7.1911/​1912

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Bd. VII.

Blätter für Gemäldekunde

Seite 87

angedeuteten Baum-Landschaft kommen
2 Reiter heran, denen von links sich eine
Gruppe von jüngeren und älteren Männern
Almosen heischend nähert. Einer der Reiter
greift in seinen Beutel. Die Trachten
deuten auf den Anfang des 16. Jahr-
hunderts. Die Zeichnung ist mit dem
Pinsel wie mit einer Feder aufs feinste
ausgeführt, namentlich auch die Pflanzen
im Vordergründe und die mit Gold auf-
gesetzten Ornamente auf den Kleidern
und auf dem Zaumzeug der Pferde. Die
beleuchteten Stellen sind mit zahlreichen
weißen Strichen hervorgehoben. Die Pferde
sind etwas verzeichnet. Die derben Typen
mit ihren mannigfaltigen Trachten und
Kopfbedeckungen, die Anordnung der
Komposition wie die sorgfältige Zeichnung
scheinen mir der Art des Lukas von
Leyden sehr nahe zu stehen. Das in-
teressante Bild stammt aus Privatbesitz;
es ist am Rande sehr beschädigt.
Eine detaillierte, große Ansicht der ge-
samten Stadt Antwerpen mit ihren Wällen
vom Lande aus gesehen, die aber leider
schlecht erhalten ist, verdient des Gegen-
standes wegen Beachtung. Dem Kostüm
der zahlreichen Staffage-Figuren nach zu
schließen, ist die Zeit der Entstehung
etwa um 1630.
Ein gutes Bild „Herkules spinnend zu
Füßen der Omphale“ wird wohl mit Recht
Luca Giordano genannt; lebhaft rot-
braunes Inkarnat mit schwarzen Schatten.
Antonio Philipp ist ein seltener
Meister, ein Franzose, der zur Neapler
Schule gezählt werden muß. Von ihm ist
eine „Antonio PHilipp Naples 1700“ (die
letzte Ziffer undeutlich) signierte, sehr
stimmungsvolle Küstenlandschaft bei
untergehender Sonne vorhanden, die sich
in der Auffassung an Claude Lorrain an-
lehnt, während die kraftvolle und virtuose
Ausführung, die dunklen, leuchtenden
Farben an Salvator Rosa erinnern.
(Wird fortgesetzt.)

ZUR ABBILDUNG DES MARCO
PALMEZZANO AUS DER
FÜRST-LI ECHTENSTEI N’schen
GALERIE
bitte ich die Bemerkungen in Band VI.
Seite I32f. und in Band VII. Seite 65
nachlesen zu wollen.
AUS DER LITERATUR.
J. J. W. H einse „Briefe aus der Düs-
seldorfer Gemäldegalerie“ 1776—1777
„mit einer Skizze der deutschen Genie-
zeit, des Lebens und der Werke Heinses
und einer Entwicklungsübersicht der ästhe-
tischen Grundbegriffe im 18. Jahrhundert,
herausgegeben von D r. ArnoldWinkler“
(Leipzig und Wien, Edmund Schmid,
1912) 8°.
Willkommene Erscheinung auf der Bühne
kunstphilosophischer Arbeiten. Die Ein-
leitung der Heinse’schen Briefe aus der
alten Düsseldorfer Galerie ist durch
A. Winkler geschickt bewerkstelligt, na-
mentlich damit, daß der Herausgeber,durch
Abschnitte über die Geschichte der Ästhe-
tik in vor-Kant’scher Zeit das Verständnis
für die Würdigung Heinses vorbereitet.
Wer es noch nicht gewußt haben sollte,
erfährt daraus, daß Heinse das Wesentliche
aus der Kunstphilosophie früherer Zeiten
in sich aufgenommen hatte, daß er aber
selbst zu schauen verstand und sich zu
vertiefen in den Gedankengehalt der Bil-
der. Was mich persönlich von Heinse’s
Erörterungen abdrängt, ist sein fortwähren-
des Rechnen mit „Schönheit“ und „schön“,
ohne daß irgendwo ein brauchbares Maß
für diese Posten zu finden wäre. Hie und
da wird Schönheit bei Heinse, wie bei
vielen anderen, ausdrücklich (S. 155), oder
stillschweigend für Vollkommenheit ge-
nommen. Gewöhnlich aber ist Heinse’s
„Schönheit“ nur der Ausdruck seines
subjektiven Wohlgefallens, und man kann
vermuten und nachweisen, daß Andere zu
Heinse’s Zeit und später Anderes „schön“
 
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