Seite 86
Blätter für Gemäldekunde
Bd. VII.
76 cm breit). Die Färbung ist lebhaft hell,
in den Gewändern ein Blutrot vorherr-
schend. Das älteste Bild von 1515 ist
weniger sorgfältig ausgeführt, das letzte
von 1536 etwas kälter im Tone als die
beiden mittleren. Die Wasser-Landschaften
erinnern an die Gegend des Bodensees.
Ein Bild von derselben Hand soll sich im
Museum zu Kolmar befinden. Die Signa-
tur W. S. würde auf Wolf Strigel
passen, der 1498 die Gerechtigkeit in
Augsburg erhielt und 1547 starb.1)
Derselben Zeit gehört eine figurenreiche
Tafel mit der „Entführung der Helena“
an, in der Art der bayrischen Maler Pe-
seten und Refinger. Die Mitte des Bildes
nimmt ein phantastischer Rundtempel im
Renaissancestil ein. Reste der Jahreszahl
153... sind zu erkennen sowie die Sig-
natur M R, die zu Seiten einer Haus-
marke steht. Auf einem Hundehalsband
stehen außerdem die Buchstaben BT. A. M.
Eine dem jüngeren Cranach zuge-
wiesene „Geburt der Jungfrau“ scheint
mir eher niederländisch zu sein.
Els he ime r ist mit einer wundervollen
kleinen Abendlandschaft vertreten, die als
Staffage vor einer plastisch, fast metallisch
hart modellierten Baumgruppe den Sama-
riter bei seinem barmherzigen Werk zeigt.
Den barmherzigen Samariter hat Elsheimer
auch auf einem ähnlichen -Bilde im Louvre
als Staffage benutzt aber in größerem
Maßstabe, auch ist das Louvrebild wärmer
im Ton.
Eine Rottenhammer zugeschriebene
große Darstellung desselben Gegenstandes
ist zu schlecht für diesen Meister. Es dürfte
sich um einen unbedeutenden niederländi-
schen Manieristen handeln.
Wiederum von Münchner Herkunft ist
ein Bild von Johann Carl Loth
„Isaak schickt den Esau auf die Jagd“.
Die sichere Zeichnung, der flüssige Farben-
auftrag mit vorherrschend grauen und
braunen T önen zeigt diesen einst in Venedig
’) Janitschek, Geschichte der deutschen
Malerei S. 437 Anm.
sehr geschätzten bayrischen Barockmaler
von einer vorteilhaften Seite.
Von D i e t r i c y sieht man einen in
Rembrandts später Manier breit gemalten
Philosophenkopf.
Italiener und Spanier fehlen nicht.Nament-
lich das späte 16. und das 17. Jahrhundert
ist mit großen Bildern vertreten. Riberas
„Taufe Christi“, signiert und 1643 datiert,
ragt durch die warmen, leuchtenden Farben
aus der Masse hervor. Von B a r o c c i ist
eine große „Verkündigung“ aus Pesaro
da, sehr hell und schillernd in seiner be-
kannten Manier. Der Manierist L. C a r d i
zeigt in seinem interessanten „Traum
Jacobs“ von 1590 stark niederländischen
Einfluß. Von dem in der Wiener Galerie
so gut vertretenen Domenico Feti
sieht man 2 große Bilder, einen „Erzengel“
und eine „Melancholie“ betitelte Frauen-
gestalt, die er wiederholt gemalt zu haben
scheint. Die große, jetzt Andrea Sacchi
genannte Leinwand, auf der Papst
Alexander VII. im Tragstuhl mit seinen
6 Trägern, von denen nur die Köpfe
sichtbar sind, in Lebensgröße dargestellt
ist, überrascht durch die vorzügliche Ma-
lerei. Pietro da Cortona erscheint
in seiner auf graue Töne fein abgestimmten
Darstellung des „Kaisers Augustus und
der Sibylle“, die mit 9 ähnlichen großen
Gemälden desselben Meisters einstmals
ein Pariser Palais schmückten, als ein
Vorläufer der französischen Barockmaler.
II. DIEPPE.
Das Museum enthält nur wenige alte
Bilder, darunter aber einige, die beachtens-
wert sind. Ein kleines Rundbild mit der
„Beweinung Christi“ in 5 Halbfiguren,
f r anz ös isch-b ur gundis ch e Schule
genannt, zeigt Berührungspunkte mit der
Gruppe von alten Kopien nach dem unter-
gegangenen Hugo van der Goes.
Höchst merkwürdig ist eine lx/2 breite,
1 Meter hohe, grau in grau mit weißen
Deckfarben und Gold gemalte Leinwand
(Tempera ?), die unter der Bezeichnung
„ecole allemande“ figuriert. In einer nur
Blätter für Gemäldekunde
Bd. VII.
76 cm breit). Die Färbung ist lebhaft hell,
in den Gewändern ein Blutrot vorherr-
schend. Das älteste Bild von 1515 ist
weniger sorgfältig ausgeführt, das letzte
von 1536 etwas kälter im Tone als die
beiden mittleren. Die Wasser-Landschaften
erinnern an die Gegend des Bodensees.
Ein Bild von derselben Hand soll sich im
Museum zu Kolmar befinden. Die Signa-
tur W. S. würde auf Wolf Strigel
passen, der 1498 die Gerechtigkeit in
Augsburg erhielt und 1547 starb.1)
Derselben Zeit gehört eine figurenreiche
Tafel mit der „Entführung der Helena“
an, in der Art der bayrischen Maler Pe-
seten und Refinger. Die Mitte des Bildes
nimmt ein phantastischer Rundtempel im
Renaissancestil ein. Reste der Jahreszahl
153... sind zu erkennen sowie die Sig-
natur M R, die zu Seiten einer Haus-
marke steht. Auf einem Hundehalsband
stehen außerdem die Buchstaben BT. A. M.
Eine dem jüngeren Cranach zuge-
wiesene „Geburt der Jungfrau“ scheint
mir eher niederländisch zu sein.
Els he ime r ist mit einer wundervollen
kleinen Abendlandschaft vertreten, die als
Staffage vor einer plastisch, fast metallisch
hart modellierten Baumgruppe den Sama-
riter bei seinem barmherzigen Werk zeigt.
Den barmherzigen Samariter hat Elsheimer
auch auf einem ähnlichen -Bilde im Louvre
als Staffage benutzt aber in größerem
Maßstabe, auch ist das Louvrebild wärmer
im Ton.
Eine Rottenhammer zugeschriebene
große Darstellung desselben Gegenstandes
ist zu schlecht für diesen Meister. Es dürfte
sich um einen unbedeutenden niederländi-
schen Manieristen handeln.
Wiederum von Münchner Herkunft ist
ein Bild von Johann Carl Loth
„Isaak schickt den Esau auf die Jagd“.
Die sichere Zeichnung, der flüssige Farben-
auftrag mit vorherrschend grauen und
braunen T önen zeigt diesen einst in Venedig
’) Janitschek, Geschichte der deutschen
Malerei S. 437 Anm.
sehr geschätzten bayrischen Barockmaler
von einer vorteilhaften Seite.
Von D i e t r i c y sieht man einen in
Rembrandts später Manier breit gemalten
Philosophenkopf.
Italiener und Spanier fehlen nicht.Nament-
lich das späte 16. und das 17. Jahrhundert
ist mit großen Bildern vertreten. Riberas
„Taufe Christi“, signiert und 1643 datiert,
ragt durch die warmen, leuchtenden Farben
aus der Masse hervor. Von B a r o c c i ist
eine große „Verkündigung“ aus Pesaro
da, sehr hell und schillernd in seiner be-
kannten Manier. Der Manierist L. C a r d i
zeigt in seinem interessanten „Traum
Jacobs“ von 1590 stark niederländischen
Einfluß. Von dem in der Wiener Galerie
so gut vertretenen Domenico Feti
sieht man 2 große Bilder, einen „Erzengel“
und eine „Melancholie“ betitelte Frauen-
gestalt, die er wiederholt gemalt zu haben
scheint. Die große, jetzt Andrea Sacchi
genannte Leinwand, auf der Papst
Alexander VII. im Tragstuhl mit seinen
6 Trägern, von denen nur die Köpfe
sichtbar sind, in Lebensgröße dargestellt
ist, überrascht durch die vorzügliche Ma-
lerei. Pietro da Cortona erscheint
in seiner auf graue Töne fein abgestimmten
Darstellung des „Kaisers Augustus und
der Sibylle“, die mit 9 ähnlichen großen
Gemälden desselben Meisters einstmals
ein Pariser Palais schmückten, als ein
Vorläufer der französischen Barockmaler.
II. DIEPPE.
Das Museum enthält nur wenige alte
Bilder, darunter aber einige, die beachtens-
wert sind. Ein kleines Rundbild mit der
„Beweinung Christi“ in 5 Halbfiguren,
f r anz ös isch-b ur gundis ch e Schule
genannt, zeigt Berührungspunkte mit der
Gruppe von alten Kopien nach dem unter-
gegangenen Hugo van der Goes.
Höchst merkwürdig ist eine lx/2 breite,
1 Meter hohe, grau in grau mit weißen
Deckfarben und Gold gemalte Leinwand
(Tempera ?), die unter der Bezeichnung
„ecole allemande“ figuriert. In einer nur