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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 7.1911/​1912

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Bd. VII.

Blätter für Gemäldekunde

Seite 133

Pendants aus dem Jahre 1836. (Eines
trägt die echte Signatur „Schwind 1836“).
Dem Gatten der gegenwärtigen Besitzerin,
der Frau Henriette Dux in Wien, ge-
lang es, sie im Kunsthandel zu erwerben.
Das signierte Bild stellt eine reizvolle
junge Dame an die 30 Jahre alt in
weißem Kleide, einen roten Shawl um
den Nacken, mit der rechten Hand einen
Sonnenschirm am Schoße haltend, dar.
Sinnend sitzt sie unter einem Baume in
die Ferne blickend. Den Hintergrund
bildet eine Landschaft von echt Schwind-
schem Charakter. Dargestellt ist die in
seiner Jugendzeit im Freundeskreise des
Meisters eine nicht unbedeutende Rolle
spielende Frau Therese König, später wie-
der verehelichte Gutherz, worüber zwei
drollige Federzeichnungen (Abbildungen
in Otto Weigmanns Schwind-Werk Seite
röm. XXVIII und XXIX) Aufschluß
geben.
Bereits um 1828 findet sich ein Porträt
der Dame, eine Tuschzeichnung (Weig-
mann, Seite 59) vor. Eine dritte Feder-
zeichnung, Porträts in verschiedener Kopf-
haltung, (Weigmann, Seite XXX) ist
zweifellos eine Vorstudie zu unserem Öl-
bilde. Der Auffassung Dr. Otto Weig-
manns, daß die vorstehend angeführten drei
Federzeichnungen um 1840 fallen dürften,
können wir mit dem Hinweis auf unser
Ölbild nur bei der Annahme verhältnis-
mäßig weiter Zeitgrenzen zustimmen, da
dieses die unzweifelhaft eigenhändige Da-
tierung des Künstlers trägt. Die Feder-
zeichnungen sind sonach auf und um 1836
zurückzudatieren.
Das Zweite der beiden Gemälde ist das
würdige Pendant des Ersten: Eine junge
Dame in schwarr zem Kostüm. Fast wie
ihre Partnerin, sitzt sie in Gedanken ver-
sunken unter einem Baume, in die Ferne
blickend. Wir vermuten, daß die Lieblings-
schwester Ernestine des Meisters in diesem
Bilde zu sehen ist.

BLASIUS HÖFELS VERSUCH,
DEN HOLZSCHNITT AN DER
WIENER AKADEMIE EINZU-
BÜRGERN.
Die Wiener Akademie der bildenden
Künste hätte einmal bald eine Schule für
Holzschneidekunst erhalten. Die Sache war
allen Ernstes angeregt worden, und zwar
durch Blasius Höfel. Es hat aber nicht
sollen sein. Der akademische Rat und der
Kurator Fürst Metternich verkannten die
günstige Gelegenheit. Metternich, obwohl
er, wie es scheint, dem Künstler freund-
lich gesinnt war*, ließ sich durch das
abratende Gutachten der Akademie be-
stimmen. Dies erhellt aus den Akten des
Jahres 1832 in der Wiener Akademie.
Blasius Höfel war 1832 „Lehrer der
freien Handzeichnung an der k. k. Mi-
litärakademie zu Wiener Neustadt“. An
den „General-Direktor dieser Anstalt“, an
Erzherzog Johann hatte er einen Vor-
schlag übergeben, der darauf hinauslief,
an der Wiener Akademie eine Professur
der Holzschneidekunst einzurichten. Am
6. April 1832 forderte Metternich das
Präsidium der Akademie auf, sich über
Höfels Vorschlag zu äußern. Das Gut-
achten der Akademie erblickte nun in
der Errichtung einer Schule für den Holz-
schnitt eine Gefährdung der alten Kupfer-
stichschule und eine Beeinträchtigung des
Absatzes der Kupferstiche durch die so-
genannte „akademische Kunsthandlung“.
Diese war, nebstbei angemerkt, 1818 be-
willigt und erst einige Jahre später eröffnet
worden, hatte aber durchaus mehr den
Charakter einer Papierhandlung, oder
eines Verschleißes von Kunstrequisiten,
als den einer Kunsthandlung im Sinne
etwa des Altwiener Kunsthandlungshauses
Artaria, oder der neueren allbekannten
großen Firmen mit ausgebreitetem Ge-
* Dazu teilt Jos. Wünsch mehreres mit in
seinem „Blasius Höfel". Zu beachten auch der
Schluß der nachfolgenden urkundlichen Angaben.
— Die Literatur zu Blasius Höfel ist zum Teil
in meinen „Beethovenstudien“ Bd. I zum Teil
bei Wünsch zusammengestellt.
 
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