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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 7.1911/​1912

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Bd.VII.

Blätter für Gemäldekunde

Seite 67

Btanden’s Forschung. Vergl. die „Geschie-
denis der Antwerpsche Schilderschool“
(S. 702) und das „Antwerpsch Archieven-
blad“ XXII. Band, S. 94, wo das Inventar
der Bilder mitgeteilt wird, welche Jan
Bapt. van Eyck (f 27. Juni 1692) und
Pieter Jacob van Eyck (f 6. Juli 1692)
hinterlassen haben. Es waren sechs Bilder,
die den großen Gemälden entsprechen,
wie man sie aus der Liechtensteingalerie
kennt. Die volle Reihe umfaßt acht Bilder.
Das siebente oder achte (kaum war es ein
Bild von den schon erwähnten sechs), be-
fand sich 1690 im Nachlaß des Herrn
Jan Aertsens zu Antwerpen. Wieder Van
den Branden’s „Antwerpsch Archievenblad“
(XXII, S. 73) teilt das Inventar jenes Nach-
lasses mit. Darin die sonst nicht benützte
Stelle „Item competeert aen desen sterff-
huyse twee schoone schilderyen, d’e e n e
wesende van de Historie vanDe-
s i u s geschildert door den Heere van
Dyck, ende d’ander het Bat van Diana
oock van Van Dyck, doch alsoo deselve
twee stucken schildereye als pant metter
minnen syn ter handt gestellt aen den
Heere Oudt Borger meestere van Kessel
voor eene obligatie van vyfthien hondert
guldens, die hy van den afflyvigen moet
hebben, soo compt ter saecken van dien
alhier.“ Ein Stück der Reihe war also an
den Bürgermeister Van Kessel verpfändet
aus dem Besitz des Herrn Jan Aertsens
in Antwerpen.
Ich vermute, daß man sich von Seiten
des Fürsten Liechtenstein nicht nur um die
6 Bilder aus dem Nachlaß der Herren
Van Eyck, sondern auch um die 2 übrigen
Bilder der Decius-Reihe, also auch um das
aus Aertsens Besitz beworben hat, schon
1692, oder kurz danach. Denn Fleischer,
der übrigens zu dieser Frage aus dem Ar-
chiv noch keine Antwort beigebracht hat,
teilt eine Urkunde aus dem Jahre 1696
mit, welche eine Zahlung von 11,000
Gulden „für 8 Stukh Mahlerey von An-
tonio von Daykh“ bescheinigt. Diese
„8 Stukh“ sind, wenn man den ganzen
Zusammenhang beachtet, fast sicher
die acht Bilder der Decius-Reihe.

Die erwähnte Zahlung geschah nämlich
an den Agenten oder Kunsthändler Mar-
kus Forchond, der schon 1692, noch
einige Tage vor der Inventarisierung des
Eyck’schen Nachlasses an den Fürsten
Johann Adam Andreas über fünf oder
sechs Stück der „Historie von Desius“
gemalt von Van Dyck berichtet hatte.
In Forchonds ausführlichem Brief vom 7.
Juli 1692 wird auch erwähnt, daß die
Bilder Vorlagen für Tapisserien waren,
was doch trefflich zur Decius-Reihe der
Liechtensteingalerie paßt. „Dise Mahlerei
ist in Spallier vielmael nachgearbeytet.“
Das Schreiben erreichte den Fürsten am
25. Juli 1692. Die Unterhandlungen und
das Suchen nach den zwei Ergänzungsbil-
dern mögen bei dem damaligen Tempo
des Verkehrs und der üblichen Geschäfts-
führung lang genug gedauert haben, um
annehmen zu dürfen, daß der endliche
geschäftliche Abschluß des ganzen An-
kaufs erst 1696 gebucht erscheint. Im
Forchond’schen Brief ist zwar der Name
der Besitzer: Van Eyck in Antwerpen
nicht genannt, doch ergibt die Datierung
jenes Briefes mit „Anvers ady 7. July
1692 A“ den Zusammenhang so deutlich
als es nur unter den gegebenen Umstän-
den gewünscht werden kann. Von einer
Wiederholung der Reihe, die gerade da-
mals in Antwerpen oder sonst wo vorhan-
den gewesen wäre, ist ganz und gar nichts
bekannt. Alles in allem läßt sich nun als
höchst wahrscheinlich annehmen, daß
Fürst Johann Adam Andreas in
den Jahren gegen 1696 die ganze
Reihe von acht Bildern erworben
hat. F .
AUS DER SAMMLUNG OSMITZ
IN PRESSBURG.
Zu den Gemäldesammlern, die mit stei-
gendem Verständnis nach Erwerbenswertem
auslugen, gehört ohne Zweifel Herr Sub-
direktor Geza v. Osmitz in Preßburg.
Binnen kurzem hat er für seine aufkei-
mende Galerie eine Reihe von Bilde n
 
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