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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 7.1911/​1912

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Seite 124

Blätter für Gemäldekunde.

Bd. VII.

reicüischen Maler des 18. Jahr-
hunderts (vielleicht Unterhuber) zu
passen, dessen Spuren ich nachgehe, ohne
damit zu reifen Ergebnissen gelangt zu
sein. Von spanischer Herkunft, die ver-
mutet wurde, möchte ich absehen.
Noch sei ein Bild mit ruhenden Haus-
tieren und einem Hirten genannt, das zu
den besseren Arbeiten des Rosa da Ti-
voli gehört.
Zwei Werke des jüngeren Brand:
Landschaft und Seestück seien als vor-
handen angedeutet.
Zwei tüchtige Architekturdarstellungen
(auf Leinwand 0*62XO48) von dem Pra-
ger und Wiener Maler Josef Platzer
(1752—1806) mögen noch beachtet wer-
den. Eines der Bilder ist in flüchtiger
gleichzeitiger Schrift von der Hand des
Malers signiert:
„Josep Platzer
inv. et fec“.
Das h bei Joseph fehlt und das t im
tz ist so über das z gestellt, daß man
den Namen verlesen hatte. Erinnerungen
an ähnliche Bilder, z. B. an eines in der
Sammlung Jahn zu Prag ließen mich
bald die Lesung finden.
Dem Peeter Neeffs im Allgemeinen ist
ein Kircheninneres zugeschrieben, das
sicher als Kopie zu erkennen ist. Vermut-
lich ist’s eine deutsche Kopie.
Einen Ex-Teniers, schon oben ange-
deutet, muß ich auch bei den Deutschen
erwähnen, ein kleines Bild mit zwei Fi-
guren, Mann und Frau an einem Tisch.
Es ist ja recht sauber im Sinne der Sitten-
bildchen aus dem Kreise des Teniers ge-
malt, kann aber nicht als Teniers gelten.
Einen einzigen Italiener fand ich in
der Sammlung, wo er die unhaltbare Be-
nennung „Rubens4* führte, Ich muß auf
die Gruppe des G. B. Piazzetta hin-
weisen, möchte aber eine entscheidende
Benennung noch aufschieben, bis an so
manchen, noch nicht photographierten
Bildern aus jenem Kreise eingehende ver-
gleichende Studien vorgenommen sein
werden. Trotzdem sei der frei und leicht
hingeworfene überlebensgroße Studienkopf

abgebildet (auf Leinwand H. 0'72, Br.
0-58).
Nicht zu übersehen ist ein großes
Blumenstück, das mit einer gewissen Be-
rechtigung als Jean Baptiste Monnoyer
geführt wird.
Schwierig zu benennen bleibt ein See-
stück mit Brandung bei Abendbeleuchtung.
Es verdiente wohl in seiner kräftigen
Farbe und sicheren Pinselführung ein
liebevolles anhaltendes Studium, das ge-
gewiß den Namen M at t häus P1 at ten-
berg in Erwägung ziehen wird.
Dr. Th. v. Frimmel.
REISEBRIEFE AUS FRANZÖSI-
SCHEN PROVINZ-GALERIEN.
Von Dr. Rudolf Artur Peltzer.
(Fortsetzung).
DUNKERQUE.
Ein großer Teil der Bilder, die heute die
neuen Museumsäle schmücken,1) ist der im
17. Jahrhundert angelegten bedeutenden
Gemälde-Sammlung der aufgehobenen Be-
nediktiner Abtei St. Winoc in Bergues ent-
nommen, so der „H. Holbein d. J.**,
angeblich Porträt Martin Luthers oder
Melanchthons (!), (Holz, hoch 0*43, breit
0*30 m). Es ist ein gutes, oberdeutsches
Bild aus der Zeit 1520—1540, aber nicht
von Holbein, Amberger nahestehend.
Halbfigur eines 50—60jährigen Mannes,
der Kopf in Dreiviertelansicht nach rechts
gewandt, der rechte Arm ganz sichtbar,
die linke Hand liegt geballt auf einer nicht
sichtbaren Brüstung. Graubrauner Hinter-
grund, schwarze Schaube mit braunem
Pelzbesatz, schwarzes Barett, bräunliches
Inkarnat. Der Dargestellte hat , weder mit
Luther, noch mit Melanchthon Ähnlichkeit.
Jan Brueghel und Rottenhammer,
vielmehr Rottenhammer allein, „Venus und
Adonis**. Gutes, echtes Bildchen auf Kupfer
in verhältnismäßig warmem Tone. Venus
rechts auf einem Ruhebett; Mars naht von
links, dabei 2 Amoretten.
’) Unzureichender Katalog von 19(15.
 
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