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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 7.1911/​1912

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Seite 74

Blätter für Gemäldekunde

Bd. VII.

des Bischofs von Montpellier Charles Joa-
chim Colbert. D’Argensville erzählt noch
seitenweise von der Entstehungsgeschichte
dieser beiden Porträte, von denen die
heutige Literatur nicht einmal den Auf-
bewahrungsort anzugeben weiß. Ein em-
siges Studium der Werke des Raoux wird
gewiß noch manches Wertvolle zu Tage
fördern. Raoux ging 1720 nach England,
wo er frei ich nicht lange acshielt. Aber
die Arbeiten seiner englischen Zeit sind
der Beachtung und der Nachforschung
wert. In den Lexika finden sich er-
wähnt Bilder in Paris, Bordeaux (dort
eine eigenhändige Wiederholung der Vesta-
lin in Versail es, über die Clement de Ris
näheres mitteilt), in Douai, Montpellier,
Nantes, Orlean-, Marseille, Berlin, angeb-
lich in Schleißheim, in St. Petersburg.
Ich füge hinzu, daß sich auch zu Pom-
mersfelden in Bayern in der gräflich
Schönborn’schen Sammlung altbeglaubigte
Werke des Raoux befinden.
In die Nähe des Raoux gehört wohl
auch (nach der Abbildung zu schließen)
ein noch nicht benanntes Bild mit bac-
chantischer Szene der Galerie zu Gre-
noble (Nr. 121. S. 53 des neuen Kata-
loges. Abbildung bei Beylie: „Le Musee
de Grenoble“ S. 78. In den früheren
Katalogen als Bon Boulogne).
Ein Werk des Raoux von 1720 kam
vor in der Versteigerung Höch zu
München 1892 (Bacchantenfest Nr. 400
[85x70]. Möglicherweise ein Gegenstück
zu dem vermutlichen Raoux [85R67] in
Grenob e).
Aus der Sammlung Allard war 1897
in Brüssel ein Werk des Raoux aus-
gestellt, das du ch H. Heymans in der
Gazette des beaux arts (1897 II. S. 81),
in der „Weltpost“ (Wien 1897, S. 156)
und im Repertorium für Kunstwissenschaft
(Bd. XX, S. 250) beschrieben wurde. Es
ist das Bildnis des Herzogs Philipp von
Vendöme (genannt „grand prieur“). Ven-
döme war, so erfährt man aus d’Argens-
ville, langjähriger Förderer des Raoux,
der für ihn Vieles, darunter auch Dar-
stellungen mit Vestalinnen gemalt hat.

Auch sei noch auf das aufmerksam
gemacht, was Paul Seidel in seinem Werke
„Französische Kunstwerke im Besitz des
Kaisers von Deutschland“ (1900, S. 134)
Zu Raoux vorbringt.
Bei der Versteigerung Brunsvik (Holz-
mann und Schwediauer) in Wien wurde
ein Gemälde: Nach der Eberjagd dem
Raoux zugeschrieben. (Abb. im Katalog.)
Fr.
(Wird fortgesetzt) ♦
EIN ÜBERSEHENES ÖLGE-
MÄLDE VON RUDOLF ALT.
Lange Jahre hindurch war in einer
Wiener Bürgerfamilie, die nicht genannt
sein will, ein Werk von Rudolf Alt ver-
bo-gen, das vor kurzem durch Frau
Henriette Dux entdeckt und angekauft
worden ist. Die Abbildung anbei sagt
vieles Wesentliche über das prächtige Werk
aus der Jugendzeit des einzigen Meisters.
Zur Ergänzung der Vorstellung sei ange-
merkt, daß es sich um ein Gemälde in
sauber ter Alt-Wiener Öltechnik handelt,
auf Leinwand und Ölkreidegrund gemalt,
63 Zentimeter breit, 50 hoch. Vorne
fast mitten unten steht „Rudolph Alt
1832“ (in dunkler Schrift). Die Klarheit
der Luft, die auf einen Spätsommertag
hinweist, hat durch den Künstler eine
vortreffliche Wiedergabe gefunden. Feinste
Beobachtung kommt in den Tönen der
Ferne und der mittleren Gründe zum Aus-
druck. Der Vordergrund ist hinzukompo-
niert. Wäre man bei R. Alt nicht ohne-
dies auf ungewöhnliche Präzision gefaßt,
so müßte man von diesem Bilde über-
rascht sein, ob der technischen Siche heit,
die weit über das Mittelmaß aller Zeiten
hi aufreicht. Kaum läßt man da unse em
Waldmüller noch den Vorrang, und man
muß schon Autochrome hernehmen, wenn
man noch größere Naturtreue wünscht.
Eine aquarellierte Skizze zu diesem Öl-
gemälde hat sich erha'ten. Als ich das Ge-
mälde kennen lernte, hatte Herr Ludwig
Dux es schon genau studiert. Er wies mich
 
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