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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 7.1911/​1912

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Bd. VII.

Blätter für Gemäldekunde

Seite 19

VERA FIDES ANIMO EST CVRRVS
QVO LUCIS IN ARCEM
INVEHITVR VERAM VARIA EX
CALIGINE MVNDI.
EN : MORIER METVIS. MORS EST
PRECIOSA BONORVM.
Das Bild hing früher in der seither
restaurierten Goldschmiedskapelle, in dem
Bogen über der Eingangsseite von der
Kirche aus.1) Ein reich geschnitzter, breiter
Rahmen mit der Jahreszahl 1621 umgibt
dasselbe.
Dargestellt ist die Himmelfahrt des
Elias im feurigen Wagen, ein Thema,
welches als typologisches Vorbild der
Himmelfahrt Christi sich auch für Grab-
denkmäler eignete. Aus dem gold-gel-
ben Himmel stürmt [das Viergespann mit
dem ekstatisch erregten Propheten auf
den Wolken daher. So schnell geht die
Fahrt, daß der Mantel davonfliegt. Links
kniet an einem Lorbeerbaum ein alter
Mann, der begeistert zu Elias empor-
schaut. Auffallend gut für diese Zeit
ist die großzügig komponierte, stim-
mungsvolle Landschaft; ein breiter Strom
wälzt seine Fluten an Kastellen und Rui-
nen vorbei der fernen Ebene zu. Wie oft
bei Heintz, fällt auch hier ein greller,
gelber Lichtstrahl auf einen Teil — hier
die mittlere Partie — der Landschaft.
Das Kolorit zeigt nicht die kalte, porzellan-
artige Färbung der Werke aus den 90iger
Jahren, sondern ist auf einen wärmeren,
einheitlichen Ton abgestimmt. Übrigens
ist das Bild stark nachgedunkelt. Der
Mantel des Elias ist in bläulich-rötlich
schillernden Farben gehalten ; der Alte
links trägt ein rotes Gewand mit gelben
Ärmeln und einen blau-grünen Mantel.
Im Incarnat der beiden gut modellierten
Genien in den Ecken sind bläuliche Schatten
erkennbar. Die etwas akademisch gerate-
nen Rosse erinnern freilich auch in der
Färbung an das ähnliche Viergespann auf
dem Raub der Proserpina in Dresden.
Der ganzen Komposition ist aber ein
schwungvoller Zug nicht abzusprechen.
■) Freundliche Mitteilung des Kirchenrates Hans
in Augsburg.

Man spürt das Herannahen der Barock-
kunst mit ihrem leidenschaftlichen Pathos,
ihren rauschenden Farbenakkorden. So
läßt dieses letzte datierte Werk des 43jäh-
rigen Künstlers erkennen, nach welcher
Seite sich sein reiches Talent bei einer
längeren Lebensdauer entwickelt haben
würde.
Arbeiten von Heintz, die in Augsburg
entstanden sein konnten, ließen sich bis-
her nicht nachweisen. Man wußte zwar,
daß er sich im Jahre 1598 mit Regina
Grezinger verheiratet hat. Auch kommt
sein Name 1604 als Conterfätter im Steuer-
Register vor, und von Stetten berichtet
sogar, er habe dem berühmten Baumeister
Elias Holl beim Bau des Siegelhauses
Ratschläge erteilt, wie er denn auch auf
seiner Grabschrift in Prag als „pictor et
architectus“ bezeichnet war. Der bekannte
Augsburger Kunstagent Hainhofer schreibt
im Jahre 1610 an den Herzog von Pom-
mern: „vom Joseph Hainz ist auch gar
wenig vorhanden, und das wenig, so er
gemahlt, wol auf zubehalten, ohnange-
sehen er offt allhie gewest, auch eine
Augspurgerin zum weib gehabt, so sein
doch nur 3 stück allhie, die er gemahlt
hat.“1) Man darf aus dieser Stelle wohl
schließen, daß Heintz sich stets nur vo-
rübergehend in Augsburg aufgehalten hat,
zumal feststeht, daß er bis zu seinem 1609
erfolgten Tode fortgesetzt größere Sum-
men im Auftrage des Kaisers Rudolf aus-
bezahlt erhielt.
ZUR GESCHICHTE DER
PUTHON'SCHEN GEMÄLDE-
SAMMLUNG.
Unlängst war in der Beilage zu den
Blättern für Gemäldekunde (S. 175 ff.)
wiederholt von der alten Wiener Galerie
Puthon die Rede. Sie ist, wie sich schon aus
dem ergibt, was neulich darüber mitgeteilt
■) O. Doering, Quellenschriften zur Kunst-
geschichte VI. S. 15. — Eine ähnliche Äußerung
auf Seite 40.
 
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