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Blätter für Gemäldekunde
Ed. VII.
enthaltes selbst zu versetzen, oder eine Ent-
stehung unmittelbar danach anzunehmen.
Leider ist die ausschlaggebende Ziffer in
der Jahreszahl nicht völlig sicher. 1603
oder 1607 kann man lesen. Darüber Einiges
in den Blättern für Gemäldekunde I. S.
150 f, wo die Lesung 1603 als die wahr-
scheinlichere angenommen und wo auf eine
Zeichnung in Dresden hingewiesen wird,
die mit dem Bilde bei Todesco einiger-
maßen verwandt ist. Die Entstehung des
Bildes im Jahre 1603 wird mir auch durch
eine freundliche Zuschrift Monsignore
Frieseneggers in Augsburg wahrscheinlich
gemacht. Nach Friesenegger kommt Rotten-
hammer schon 1606 wieder in Augsburger
Urkunden (im Steuerregister) vor. Das
Todescobild ist in Venedig erworben wor-
den. Auf eine Entstehung in Venedig selbst
weist der Umstand hin, daß das Bild auf
geköpertem Gewebe gemalt ist. Doch
könnte sich der Künstler solchen Malgrund
auch aus Venedig nach Deutschland mitge-
nommen haben. Werke Rottenhammers, die
nachweisbar in Venedig gemalt sind, tragen
u.“a. folgende Jahreszahlen. Die Jahreszahl
1594 auf einem Bildchen in Kassel (Nr. 564)
will noch kritisch geprüft werden. Eine An-
gabe des Amsterdamer Kataloges bei Nr.
2062 und 2063 scheint mir auf einer Ver-
wechslung von: „invenit“ mit: in Venetia
Zu beruhen. Beide Bilder stammen aus dem
Jahre 1604. Das Faksimile der Signatur
des einen Bildes ist im großen Galerie-
katalog noch mit dem großen Vversehen,
das mitten im Wort: in Venit auf fallen
muß. Überdies ist nach dem älteren Fak-
simile eher „in Venet“ zu lesen als „Ven/'t“.
Endlich würde man ein: et vermissen zwi-
schen F(ecit) und „invenit“. Ich halte die
Sache für klar, zumal ganz ähnliche Orts-
angaben: in Venetia auf mehreren anderen
Bildern Rottenhammers aus derselben Le-
bensperiode vorkommen. Ick erinnere an
die Bilder von 1605 in Kassel, München
und in Schleißheim. Über die Datierung
der Göttermahlzeit in Sankt Petersburg,
die von Rottenhammer ebenfalls in Venedig
geschaffen worden ist, fehlen mir eigene
kritische Notizen. Nach dem Faksimile der
Inschrift, das mir zur Verfügung steht, wäre
die Jahreszahl 1600. Ein in Venedig ge-
maltes Bild von 1601 wird bei Moschini
erwähnt (siehe unten). 1604 hat Rotten-
hammer in Italien eine Zeitlang mit Paul
Bril zusammengearbeitet, wie man von
einem datierten Bilde in Kassel (Nr. 565)
und einem im Haag unschwer ablesen kann.
Dieses Zusammenarbeiten ist merkwürdig
genug. Rottenhammer malte in Venedig
die Figuren und P. Bril fügte in Rom die
Landschaft hinzu. Ridolfi (II, 76) erzählt
„Alcuni Signori gli facevan fare figure in
rame, mandandole poscia a Paolo Brillo a
Roma accio vi facesse il paese“. Ein Bild
der Sammlung Muselli in Verona wird als
Beispiel angeführt. Was den ganz eigens
venezianischen Einschlag in Rottenhammers
Kunst betrifft, so erinnere ich daran, daß
ein Rottenhammer im Germanischen Mu-
seum zu Nürnberg (Nr. 370) durch Tizian
beeinflußt ist. Von einer Kopie des Rotten-
hammer nach (Paolo) Veronese ist die Rede
im Inventar der Galerie des Erzherzogs
Leopold Wilhelm. Wenn in San Bartolom-
meo zu Venedig das Verkündigungsbild
noch als Original von Rottenhammer gelten
darf (und das ist recht wahrscheinlich) und
nicht etwa alte Kopie nach Rottenhammers
Original ist, so spricht auch dieses Werk für
den Einfluß der Venezianer auf Rotten-
hammer. Rottenhammer hat das Bild für
San Bartolommeo gemalt, für die Stelle,
an der sich früher Dürers Rosenkranzbild
befunden hatte. Die Erhaltung läßt vieles
zu wünschen übrig. Immerhin läßt sich
eine breite Manier in der Art der Vene-
zianer gegen 1600 feststellen. Die Ab-
messungen wurden schätzungsweise mit
2 m. 30 ctm. Höhe und I m. 20 ctm. Breite
notiert. Was die Darstellung betrifft, Fol-
gendes: Links kniet Maria. Weißes Kopf-
tuch, fleischrotes Kleid. Blauer Mantel.
Nimbusreif elliptisch. Maria legt die Linke
auf die Brust, die Rechte ist bis zur Brust-
höhe erhoben. Der Verkündigungsengel isp
gelb und weiß gekleidet. Oben Gottvater
und die Taube zwischen Kinderengelchen.
Rechts unten Nähkorb. Von diesem Bilde
und einem in der Chiesa degP Incurabill,
Blätter für Gemäldekunde
Ed. VII.
enthaltes selbst zu versetzen, oder eine Ent-
stehung unmittelbar danach anzunehmen.
Leider ist die ausschlaggebende Ziffer in
der Jahreszahl nicht völlig sicher. 1603
oder 1607 kann man lesen. Darüber Einiges
in den Blättern für Gemäldekunde I. S.
150 f, wo die Lesung 1603 als die wahr-
scheinlichere angenommen und wo auf eine
Zeichnung in Dresden hingewiesen wird,
die mit dem Bilde bei Todesco einiger-
maßen verwandt ist. Die Entstehung des
Bildes im Jahre 1603 wird mir auch durch
eine freundliche Zuschrift Monsignore
Frieseneggers in Augsburg wahrscheinlich
gemacht. Nach Friesenegger kommt Rotten-
hammer schon 1606 wieder in Augsburger
Urkunden (im Steuerregister) vor. Das
Todescobild ist in Venedig erworben wor-
den. Auf eine Entstehung in Venedig selbst
weist der Umstand hin, daß das Bild auf
geköpertem Gewebe gemalt ist. Doch
könnte sich der Künstler solchen Malgrund
auch aus Venedig nach Deutschland mitge-
nommen haben. Werke Rottenhammers, die
nachweisbar in Venedig gemalt sind, tragen
u.“a. folgende Jahreszahlen. Die Jahreszahl
1594 auf einem Bildchen in Kassel (Nr. 564)
will noch kritisch geprüft werden. Eine An-
gabe des Amsterdamer Kataloges bei Nr.
2062 und 2063 scheint mir auf einer Ver-
wechslung von: „invenit“ mit: in Venetia
Zu beruhen. Beide Bilder stammen aus dem
Jahre 1604. Das Faksimile der Signatur
des einen Bildes ist im großen Galerie-
katalog noch mit dem großen Vversehen,
das mitten im Wort: in Venit auf fallen
muß. Überdies ist nach dem älteren Fak-
simile eher „in Venet“ zu lesen als „Ven/'t“.
Endlich würde man ein: et vermissen zwi-
schen F(ecit) und „invenit“. Ich halte die
Sache für klar, zumal ganz ähnliche Orts-
angaben: in Venetia auf mehreren anderen
Bildern Rottenhammers aus derselben Le-
bensperiode vorkommen. Ick erinnere an
die Bilder von 1605 in Kassel, München
und in Schleißheim. Über die Datierung
der Göttermahlzeit in Sankt Petersburg,
die von Rottenhammer ebenfalls in Venedig
geschaffen worden ist, fehlen mir eigene
kritische Notizen. Nach dem Faksimile der
Inschrift, das mir zur Verfügung steht, wäre
die Jahreszahl 1600. Ein in Venedig ge-
maltes Bild von 1601 wird bei Moschini
erwähnt (siehe unten). 1604 hat Rotten-
hammer in Italien eine Zeitlang mit Paul
Bril zusammengearbeitet, wie man von
einem datierten Bilde in Kassel (Nr. 565)
und einem im Haag unschwer ablesen kann.
Dieses Zusammenarbeiten ist merkwürdig
genug. Rottenhammer malte in Venedig
die Figuren und P. Bril fügte in Rom die
Landschaft hinzu. Ridolfi (II, 76) erzählt
„Alcuni Signori gli facevan fare figure in
rame, mandandole poscia a Paolo Brillo a
Roma accio vi facesse il paese“. Ein Bild
der Sammlung Muselli in Verona wird als
Beispiel angeführt. Was den ganz eigens
venezianischen Einschlag in Rottenhammers
Kunst betrifft, so erinnere ich daran, daß
ein Rottenhammer im Germanischen Mu-
seum zu Nürnberg (Nr. 370) durch Tizian
beeinflußt ist. Von einer Kopie des Rotten-
hammer nach (Paolo) Veronese ist die Rede
im Inventar der Galerie des Erzherzogs
Leopold Wilhelm. Wenn in San Bartolom-
meo zu Venedig das Verkündigungsbild
noch als Original von Rottenhammer gelten
darf (und das ist recht wahrscheinlich) und
nicht etwa alte Kopie nach Rottenhammers
Original ist, so spricht auch dieses Werk für
den Einfluß der Venezianer auf Rotten-
hammer. Rottenhammer hat das Bild für
San Bartolommeo gemalt, für die Stelle,
an der sich früher Dürers Rosenkranzbild
befunden hatte. Die Erhaltung läßt vieles
zu wünschen übrig. Immerhin läßt sich
eine breite Manier in der Art der Vene-
zianer gegen 1600 feststellen. Die Ab-
messungen wurden schätzungsweise mit
2 m. 30 ctm. Höhe und I m. 20 ctm. Breite
notiert. Was die Darstellung betrifft, Fol-
gendes: Links kniet Maria. Weißes Kopf-
tuch, fleischrotes Kleid. Blauer Mantel.
Nimbusreif elliptisch. Maria legt die Linke
auf die Brust, die Rechte ist bis zur Brust-
höhe erhoben. Der Verkündigungsengel isp
gelb und weiß gekleidet. Oben Gottvater
und die Taube zwischen Kinderengelchen.
Rechts unten Nähkorb. Von diesem Bilde
und einem in der Chiesa degP Incurabill,