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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 7.1911/​1912

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BLÄTTER
FÜR
GEMÄLDEKUNDE

Verlag von
FRANZ MALOTA, WIEN
IV. Hauptstraße 22

HERAUSGEGEBEN
von
Dr. TH. v. FRIMMEL

Adresse des Herausgebers :
WIENER-NEUDORF Nr. 21,
Heydnerhaus.

VII. BAND

APRIL UND MAI 1912

HEFT VII

ÜBER EINIGE BILDER IN DER
FÜRST- LIECHTENSTEIN’schen
GALERIE ZU WIEN.
III.
(Zum neu erworbenen Naddo Ceccha-
relli.)
Die Wiener Galerien sind so arm an be-
merkenswerten Gemälden des Trecento,
daß die Erwerbung; eines signierten Werkes
von Naddus Ceccharellus durch den Fürsten
Liechtenstein eine besondere Bedeutung
gewinnt Der genannte sienesische Meister
war bis vor etlichen Jahren wenig bekannt,
stellte sich aber bei näherem Studium als
eine ziemlich eigenartige, verhältnismäßig
kraftvolle Künstlerei scheinung heraus, die
sich im Allgemeinen der Gefolgschaft des
Simone Martini beigesellen läßt. Vorläufig
sind nur zwei signierte Werke des Ceccha-
relli nachweisbar: die Madonna ehemals
bei Donadini in London, jetzt im Besitz
von Sir Frederick Cook. Das Bild ist
datiert mit 1347. Eine Abbildung und ein-
gehende Beschreibung findet sich in der
Publikation von 1904 des „Burlington Fine
arts Club“: „Exhibition of pictures of the
school of Siena and examples of the minor
arts.“ Erwähnt wird es auch schon in der
ersten Auflage der Geschichte der italie-
nischen Malerei von Crowe und Cavalca-
selle.
Das zweite signierte Werk des Ceccha-

relli ist der Schmerzensmann in der
Galerie Liechtenstein, ein Gemälde,
das anbei abgebildet wird. Für die Photo-
graphie des Ceccharelli sowie für die wei-
teren Abbildungen bin ich dem Herrn
regierenden Fürsten Johann von und zu
Liechtenstein zu vielem Dank verpflichtet.
Das Bild mit dem Schmerzensmann könnte
nach Anordnung und Malweise auch in’s
Jahr 1347 gehören oder ganz nahe da-
neben. Die Inschrift
„nflcvs
eeeeHH.. ne
seins me p
(unten in gotischer Majuskel) bringt keine
Jahreszahl. Das Ganze stelle sich der fremde
Leser vor als ein Bild auf kräftiger Weich-
holzunterlage und mit reicher Anwendung
von Gold. Mit samt der dazugehörigen
Umrahmung mißt das Bild in der Höhe
0,705 Meter, in der Breite 0,50. Das Haar
Christi ist hellbraun. Alles Wesentliche
wird durch die Abbildung getreu wieder-
gegeben.
Nach diesen zwei sicheren Werken des
Ceccharelli sind demselben Meister noch
mehrere andere Bilder zugeschrieben wor-
den, worüber neuestens M. H. Bernath im
sechsten Band des Thieme-Becker’schen
Allgemeinen Künstlerlexikons berichtet.
Dort ist auch noch weitere Literatur über
Ceccharelli benützt.
 
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