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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0018

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Müller des Titus linden, wogegen die historische Kritik allerdings
noch Einiges zu erjnricrn haben könnte, erscheint mich eine bär-
tige männliche Figur, die in einen Aesculap ausgedeutet wird.
Schwerlich würde der heilende Gott hier die Rolle eines Wasser-
trägers (auuarioltis), die zu den niedrigsten gehörte *), übernommen
haben. Auch fehlt durchaus jedes andere, vom Aesculap unab-
trennlichc Kennzeichen. Daraus würde also das Alterthum der
Sitte, dafs es schon im Alterthum männliche Hebammen gegeben
habe, nicht zu beweisen stehen. Die Sache hat mich, seit ich
meine Ditbyia schrieb, immer beschäftigt, so gut als die gleich-
falls noch sehr im Dunkeln liegende Frage von den römischen
Feld wundärzteo. Ich habe bis jetzt noch keinen ganz unzweideu-
tigen Beweis dafür, weder in Buchstaben noch Bild, linden können.
Die bekannte Fabel im Hygin von der bcldentnüthigen Alhcnerin
Agnodike beweis't keineswegs, dafs Männer Geburtshilfe geleistet
hätten, sondern spräche vielmehr, wenn sie historische Glaubwür-
digkeit hätte**), von der züchtigen Schatnhaftigkeit der Frauen.
Dann niufs man aber auch hysterische Krankheiten und Mutferübel
genau von den gewöhnlichen Geburtsschmcrzen und der dabei zu
leistenden Entbindungshilfe unterscheiden. Dafs wegen der ersten
auch Männer Beiralh und Beihilfe leisteten, wer mag diefs leug-
nen? Eine ganze Section der Hippokratisehen Schriften führt den
Beweis dafür. Endlich mag auch wohl hei nufserordonllich schwe-
ren Geburten, wo das Kind eine verkehrte Lage halte, und also,
um in unserer mythologischen Sprache zu reden, die Güttin Post-
verta helfen sollte, die Hilfe des Arztes und seines Famulus
erfordert worden sein ***), Aber diefs Alles beweis't noch keines-

*3 Casaubonns zn des Lampridius Commodus c. 2, T. !. p. 480.
und N. Ileinse zu Petron c. 27. p, 98.

**) Das Gescliiclilclien steht mitten unter vielen anderen Fabeleien in
der, Hygin's Fabeln angehängten Compilalion über die Brandun-
gen fab. 274. p, 388. ed. Staveren und ist auch schon von un-
serem kritischen Cnrt Sprengel, Geschichte der Modi ein
Th. I. S. 609. neue Ausgabe, in's Register der.Mährchen mit
Fug und Recht gesetzt worden. Wie kam das Athenische Mäd-
chen zu dem Alexandrinischen Arzte Herophihis? Uebrigens ver-
gesse man nur auch -nicht die Worte in jener Erzählung in An-
schlag zu bringen: si feminam laborantem audisset ab inferiore
parte, ad eam veniebat, Hier ist nicht von einer schweren Ge-
burt, sondern von einer ganz anderen Krankheit an den Geschlechts-
teilen die Rede.

J*f) Diefs ist auch Alles, was der gelehrte Johann Zacharias Plat-
ner in Leipzig in seiner sach- und geistreichen Abhandlung: de
' arto obstelricia veterum in den Opusculis T. II. prolus, Vit. p. G6.
durch eine Stelle des Celsus und Paulus von Aegina zu erweisen
 
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