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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0024

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Natürlich stiegen auf der Rechentafel Werth und Bedeutung
der Zahlen nach der Stellung- *), von den Einern zu Zehnern,
Hunderten, Tausenden u. s. w. , die aller Wahrscheinlichkeit nach
durch Linien (scripta) getrennt und potenzirt wurden. Man sieht
diel's unter Anderem deutlich aus der, schon von I, Fr. Gronov **)
belohten Stelle des Polvbius, wo von dem in Ungnade gefall eiftifl
Günstling Apellcs die Rede ist und der Geschichtschreiher dabei
die Bemerkung macht***): „die Günstlinge der Fürsten gleichen
den Rechenpfennigen auf der Rechentafel f); denn diese gelten
Dach dem Willen des Rechnenden bald einen Kiipferpfennig, bald
ein Talent, und so sind die Höflinge, die ein Blick ihres Herrn
beseligt, auf der Stelle die Verstofscncn und Unglücklichen."
Dieses Gleichnifs hatte früher schon Solon gebraucht, und es
•wurde in den Apophthegmen der Alten auf mannigfaltige Weise
verändert wieder erzählt, indem es nun auch auf die blose Fin-
gerreelinnng bezogen wird ff). Allein der Hauplbegrilf ist über-
all derselbe. Der Stein, Rechenpfennig, oder wie das Rechen-
zeichen sonst heifsen mag, gilt nach der Reihe, in welcher es
steht, so viel oder so wenig.

Man versteht nun mit einem Blicke auf den Rechenmeister
in unserem Marmor auch alle die Redensarten von R e c h e n s t ei n
setze n, abziehen u. s. w. fff). Die Rcchensteine selbst waren
unstreitig Anfangs wirklich kleine runde Kiesel, wie das Wort
^(fo; (und calculus) zur Genüge beweis't. Es leidet aber keinen

*) Die sich nach der Schriftweise richtete, von der Rechten zur
Linken oder von der Linken zur Rechton. S, Herodot II, 30,
**) de Pecnnia vet. III, IS. p. 237.
**?) Polybius V, 26. Vol. 2. p. 267. ed. Schweigli,

+) iraga^X^ioi to7; swi twv ocßay.lwv (ä/3äx(ov ist also der Namo
der Rechentafel, was der damals noch junge Heins t erh uy s
zu Pollux X , 105. falsch verstand) ^(poiq,
■j-f) S. Wytt enbach, Animadvcrsiones in Plut, Apophth. Reg-, n,
174. B. T. II. p. 1047. der Octavausgabe.
•j-ff) Man nennt diefs im Allgemeinen calculoruni ratio. Nun dio
Formen-ponere, disponere, ducere - calculos, ducere ralioneni,
subducere, dedneere (subtrahiren), calculos, rationem, s, Gro-
noY, observat. II. 10, p. 221. etc. Rulinken zu Terenz, Adolph.
V, 4. 1, Daher näkvcti und ponere für Summiron, Ansetzen,
S. Hemsterlmys zu Lucian T. 1. p. 340. Valckenaer zu
Theokrit's Adoniaz. p. 241. Zu bemerken ist, dafs polare mit
seinen conipositis, compularc, exputare u, s.w. eigentlich von der
Fingerrechnung, ducere von der Rechnung mit Rechcnslcinen zu
vorstehen ist, obgleich der verstümmelte Donatus zu Terenz,
Adolph. V, 4, 1,, das Gegenlheil sagt. ■
 
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