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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0047

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li'.nlkte Aufgabe nur emigermafscn und nicht ganz zu meinen!
Nachtheile lösen, so nnils mir noch eine vorbereitende Bemerkung
gestatUtf sein. Wenn ich die gegitterten und gewürfelten Zeuche
in schottischen Mustern, die in dieser Leipziger Ostermesse mehr
als je, besonders auch in Merino's, an der Tagesordnung vjaren,
mit dem Beiworte barbarisch belegte, so gab diefs in Ihren zarten
Obren wahrscheinlich einen weit härteren Mifstou und schien etwas
weit Scliimpfliclieres zu'bedeuten, als es von mir gemeint sein
konnte. Ich, als Antiquar, verstehe durch barbarisch durchaus
nichts weiter als ausländisch im Sinne der alten Griechen-
und Römerwelt, und so will also auch meine Behauptung nichts
sagen als: die Frauen jener classischen Völker des Allerthmus,
welche Griechenland lind Italien bewohnten, würden nie Stoffe zu
ihren Kleidungen gewählt (iahen, die nicht blos in buntfarbiger,
sondern auch in buntschäckiger Mannigfaltigkeit Muster darstellen,
in welchen die Linien sich in der Länge und Breite durchschnei-
den. Sie kanuten diese gegitterten Gewänder zwar sehr gut, als
die Tracht celtischer, asiatischer und afrikanischer Yülker, aber
ihr feiner, durch tägliche Beschallung der nach der Kunslregel
gearbeiteten Denkmäler und durch den Gebrauch der auf der Bühne
und in Fcstaufzügen herkömmlichen Gewänder geübter Blick be-
wahrte sie vor jeder geschmacklosen Nachahmung des Fremd-
artigen und Ungehörigen.

Denn, sagen wir's nur unumwunden und frei heraus, überall,
Wo im Allerthum oder auch in neueren Zeiten diese quadrillii(en
Stoffe zuerst vorkommen, sind es ursprünglich Nachahmungen je-
ner, noch jetzt bei den Wilden aller Klimate, vorzüglich in Ame-
rika und Australien, seilsam genug hervortretenden Sitte der Ilaut-
bcmalung und der Befestigung dieser Malereien durch ajjerlei
ätzende Pflanzensüfte oder glühend gemachte Giifl'el und Nadeln,
was mau bekanntlich Tüttowiren nennt. Auch ist es eine oft
wiederholte Bemerkung, dafs da, wo diese Haoibemaiungeri und
Einreibungen strich- oder lleckenartig sich zeigten, die W|föTen
dabei auf die so gezeichneten Felle einheimischer Thiergallungen,
z. B. des Panthers, des Zebra n. s. w,, ihre bewundernden und
nachahmenden Blicke hefteten *). So galten also auch dem Helle-
nen und dem später bei ihm in die Lehre gehenden Römer alle
dergleichen Stoffe und Farhenmuster immer für das , was sie auch
wirklich waren, für Abzeichen und Nachäil'ungcu eines, von Thier-

*) In einem noch vorhandenen griechischen Tramnbuche des Artemi-
dorus II, 12. pi 157. ed. Keisk. bemerkt der kundig Traum-
deuter, erblicke man einen Bardel im Traum, so bedeute diefs
abgefeimte Betrüger, wegen des iieekigen Felles , denn diese Thiere
•wären da einheimisch, wo die meisten Bewohner sich Zeichen
einbrenneten und täUowirt würden.
 
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