Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0060

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
48

versteht sich, dafs es aneji night an Frunkgewändern fehlte, v,o
goldene Slerne, oder kleine Kreise eingewebt oder eingestickt
■waren *). Doch bleiben bei allen diesen Ausschmückungen die
zwei Hauptpunkte als Norm sieben: mit seltenen Ansnabmen finden
dergleichen fast mir immer .auf weifsen Gewändern statt und nie
bilden sie, den Fall abgerechnet, wo sie den Hals, den Acrmel, oder
den unteren Saum einfassen, eine quer durchlaufende Linie. Denn
jede.dieser Linien zerschneidet, zerhackj ja gleichsam den nun in
schön gerundeter, bald 'anschwellender, bald abschwellender Form
sich anmntbig darstellenden Körper- und Glfedefban, da hingegen
hei herabgehenden Streifen und Linien dem beobachtenden Auge,
das ihren Gang verfolgt, alle Rundung des schönen Körpers und
aller Reiz in der Schönheitslinie der wellenförmigen Bewegung
noch deutlicher sieh offenbart.

Gewil's war in allen diesen Verhrämnngs- und Einfassungs-
Linien im Alterthuin ein grofscr Schönheitssinn entwickelt, bei
■welchen auch für' uns Nachkömmlinge noch Manches zu erlernen
lind zur Nachahmung zu empfehlen wäre. Solche Purpur- und
Goldstreifen recht einzuwirken oder einzusticken war das .Werk
des feinsten Geschmacks , und nur in diesem Sinne ruft der zarte
Tibull dort, wo er sein Mädchen auf's Herrlichste und Geschmack-
vollste geschmückt haben w ill:

barbarisch, sei, erhellet am deutlichsten ans der Vorstellung dos
vor dem Achilles niedergestürzten Memrio'n in Millingen1! Samm-
lung pl. 40, Dasselbe gilt Von den Theatercostumes ausländischer
Sklaven oder Morionen lind Possehreifser,. wovon sicli gleichfalls
eine merkwürdige Vase bei Millingen pl. 4G. vorfindet.
Es gab besonders zu festlichen Repräsentationen auf der Bühne
oder bei Aufzügen und bei der Bacchusl'eier viele mit Sternen oder
anderen kleinen Kreisen, Ringen oder Körnern bestreute Frauenge-
wänder. Dazwischen waren auch Wold Palmzweige oder Acanthus-
ranken gestickt. Man sieht das Alles vereinigt in einem zarten
coischen oder amorgischen ßrachfgewand von Musselin mit Sticke-
rei auf einem der prachtvollsten Vasengemälde bei Millingen1 pl. 4-1.,
wo die Gottin der Schönheit, Venus selbst, auf ihrem vielfach
geschmückten Throne sitzend vorgestellt ist. Wir gedenken, wenn
diese Art des Alterthums selbst in ein Modejournal einzuführen,
nicht mißfallt, dieses Vasengemalde ganz initzutheilen und durch
eine Copie im Kupferstich vorzuführen. (Vergl, diese Sammlung
B. U. S. 2G8. if.) Schon Saumaise zu den Script. Hist. Aug. T. II.
p. 850 (f. hat gelehrt gezeigt, dafs die Griechen dergleichen einge-
streute Verzierungen auf Gewändern bald Nagelköpfe (daher das
lateinische clavus}, bald Siegel, bald Hirsekörner nannten, Vergl,
meine Abhandlung über den Raub der Cassandra S, 70,
 
Annotationen