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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0079

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G7

dnrch'Berührung licillcn , kurz einen Kropf, halle und diesen durch
solches Unterbinden nur zu verdecken suchte?

Was sollen wir nun aber gar erst zu der Erscheinung auf
dem Modenkupfer Tafel XXII, im Wiener Modenjournale sagen I
Ein Schüssel- oder najifrunder Basfhut deckt den allerliebsteu 311—
milikopf. Daran hängt nun von allen Seiten, völlig wie von der
Stange der türkischen Rofsschweife oder von den Stengeln gewis-
ser Disteln oder der Papyrusstaude, eine haarartige, fadenförmige
Umbnschung herab, und das Ding heifst — eine Pleureuse. So
war also das zierliebe Mädchen da auf einmal zu einer wandeln-
den Thräneirweide geworden! Wir erinnern uns, in Cook's
Reisen dergleichen wirre Kopfbedeckung aus den Fasern der
Kokospalme bei den Neuseeländerinneu gesehen zu haben, und er-
warten nun mit Sehnsucht, dafs sich die reizende Donaunjniphe
auch nächstens im lätowirlen Naturzustände sehen lassen werde.

Damit man mich aber nur nicht mifsverstehe! Gegen den
Sonnenbrand schützten sich auch Griechinnen und Römerinnen nicht
nur durch die zierlichsten Umbi ellas und Sonnenschirme, welchen wir
auf antiken Vasengcinäldeii gar oft und immer in der anmutliig-
sten Gestaltung begegnen, sondern auch durch wirkliche Sonnen-
hüte, deren Kopfdeckel mit einem sehr weit hervorstehenden
Rande, aber ohne alles Gefieder, alle Bandeinfassung und andere Zu-
that, vollkommen zweckmäßig war, nur nicht zum Putze diente,
sondern die Ländlichkeit und das Reisen bezeichnete. Und so er-'
kläre ich mich wieder da, wo die ländliche Tracht, besonders
auf Reisen, beabsichtigt wird, ganz unbedingt für dergleichen
Hüte und erinnere mich mit Vergnügen, wie einer, von den Gra-
zien selbst geschmückten Schauspielerin auf unserer Bühne dieser
Hut, wenn sie ihn als Margarethe in dem Hagestolzen oder als
die Waise von Genf trägt, bei aller Einfachheit zum wahren
Schmuck dient. Es sei mir übrigens erlaubt, mich zur milbigen
Beweisführung an eine Stelle in des griechischen Bukolikcrs Tbco-
krit fünfzehnter Idylle zu erinnern. Syracusanische Frauen gehen
in Alexandrien zum Festgepränge und Katafalk des Adonis,
den Ptolemäus errichten liefs. Da ruft die Eine, Praxinoa, ihrer
Dienerin zu, ehe sie das Haus verläfst:

Rasch mir den Mantel gereicht und setze den schattenden Hut

auch

_ Ordentlich*). —

Doch schon längst sehe ich Ihre mit ganz anderen Gedanken
beschäftigten huldbegabteu Leserinnen bei meiner schwerfälligen
Abhandlung die Mondfalten -in solche Wiukcl zieheu, dafs hieraus

*) Nach J, II. Vofs in den griechischen Dukolikern. S. 136.

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