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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0202

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von den gewölbten Weinkamtnern auf ebener Erde (den eigentlieben
cellae vinariae), mit einem grieebiseben Worte, so wie die ganze
Sache von den Griechen, in Cainpanien und im unteren Italien ent-
lehnt war, Apotheken genannt wurden*). Die alle Welt stand
also auch hier mit der neuen im entgegengesetzten Pole. Wenn
wir sagen: „Johann, hole eine Flasche guten Johannisherger her-
auf!" so ruft der Römer: „Marcipor, hole eine wohlberäucherle
Amphora oben aus der Apotheke herab." Die Wirkung des Rauchs
denken wir uns übrigens am liebsten so, wie wir jetzt durch An-
zünden des Schwefels in einem schon gebrauchten Weingeiafs ver-
hindern , dafs der da aufgefüllte Wein nicht dumpfig und moderig
werde. Am schwersten möchte aber wohl der Umstand zu erklä-
ren sein, wie der Rauch auf verschlossene Amphoren zu wirken
und in sie einzudringen vermochte,

Endlicli ergibt sich aus vielen Stellen der Alten, dafs der so
behandelte alte, starke und, was Galen zur Haiipteigenschaf'l macht,
bittere Wein nur dadurch geniefsbar wurde, dafs man ihn durch
Trichter oder Durchschlüge durchseihte, wodurch allein das Zu-
rückbleiben vieler Unreinigkeiten bewirkt und die unbändige Kraft
des alten Weins gebrochen wurde. Man hatte dazu eigene metal-
lene Weintrichter (colum, yI3/j.ö;~), oder auch leinwandene Säcke.
Daher nannte mau diese Operation auch gewöhnlich den Wein
Säcken oder kaslriren **). Auf einem Steine mit einer allen In-
schrift findet man sowoiil das Weinfafs als den Weintn'cliter abge-
bildet ***). Um ihn abzukühlen, warf mau Schnee hinein, und so

*) Eine einzige Stelle bei'm Galen, de antidot. I. Op. T. II. p. 426.
Basil., gibt das Wort zum Räthsel. Man siebt daraus, dafs die
herben und starken Weine auf den oberen Stockwerken zwischen
aromatischen Kräutern so eingeschichtet wurden, dafs durch Oeff-
nungen die Wärme aus den geheizten Back- und Badöfen ein-
drang und die in Krügen bewahrten Weine vor dem Versauern
schützte. Schneider, der diese Stelle zu Columella excerpirt
hat, Script. Hist. Rust. T. II. P, II. p, 45 ff., urtheilt mit Recht,
dafs diese ganze Weinpflege die genauen Untersuchungen unserer
Scheidekiinstler verdiene. Vitruv. II, 8, Tli.If, S. 2G. der Uebersetz-
ung von Rode setzt die Apotheken (woraus botega, boutique in
den neuen Sprachen entstanden) gleich nach den Fruchtspeichern,
**) Diese ganze Materie von den Weintrichtern und Säcken zur Duxch-
seihung hat der gelehrte Rhodius zu den lateinischen Recepten des
Scribonius Largus, c, 122. p. 196. und Scriverius zu Martial, VIII,
45. p. 19C. erschöpfend abgehandelt. Das Sigeischo Denkmal,
nebst Chishull's Erklärung zeigt das Alterthum dieser Wein-
trichter.

***) Gruteri Corp. Inscript. p. DCCCCXXVI1I, 5.
 
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