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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0205

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dafs er alsdann noch einen Spaziergang in den belebtesten Stra-
Iseii und Plätzen zu machen pflegte. Doch dauerten selbst ge-
wöhnliche Gastgebote nicht länger als bis zum Untergänge der
Sonne. Trinkgelage und Bankette, die bis tief in die Nacht hin-
ein dauerten, bekamen eine eigene Benennung (comissalio) und
Wurden selbst in den luxuriösesten Zeilen Roms doch immer nur
als Ausnahme von der Regel, als Saturnalienfeste, die nicht im
Kalender standen, als Zeichen einer ungebundenen Leichtfertigkeit
gehalten. Und was (baten nun die Herren der Welt, die reichen,
Stolzgebietendeu Römer, wenn sie so früh abgespeis't halten ? Wie
werden unsere Frauen und Herren vom feinsten Ton die Nase
rümpfen und der altvaterischen Unsitte lachen, wenn icli ihnen
nach befstem Wissen und Gewissen die Antwort stelle: sie legten
sich schlafen. Gewifs, so ist es. Da, wo unsere neueste Mode-
welt sich erst in bunten Kreisen, Yisillen, Routs, Asseniblecn,
Thees, Opern, Schauspielen, Casinos, Spielgesellschaften herumzu-
drehen und zu tummeln anfängt, lag selbst in der glänzendsten
Periode Roms unter dem Kaiser Augustus und seinen entarteten
Nachfolgern der grüfsere und vornehmere Theil der Einwohner in
süfsen Schlummer gewiegt. Man erinnere sich doch nur, dafs
alle Schauspiele, Thealervergmigungen und Gepränge damals nie
eines anderen als des Sonnenlichts zu ihrer Beleuchtung bedurften,
so wie dafs alles Leben und Weben, alle Anstrengung und Abspannung
der damals auf's Aenfserste und vielleicht nocli weit mehr, als wir
uns gern überreden lassen mochten., cultivirten Menschen im Le-
ben, Wirken und Gcniefsen, wo möglich, im Freien und bei Tage
und also unendlich natnrgemäfser "war als unser nordisches, bei
allem Schimmer geschliffener Girandolen und zitternder Wachsker-
zen denuoch mühseliges, eingekerkertes Gnomen- und Troglody-
tenleben. Natürlich fällt nun auch die Verwunderung weg, die
man mehrmals darüber bezeigt hat, dafs die Alten des Nachts noch
keine Latemenbeleuchtungcn auf ihren Strafsen gehabt hätten. Bei
ihrer Lebensart konnten sie füglich das Lampenöl und die Later-
nenputzer entbehren. Galt es ein anfserordentliches Fest, so wufs-
ten sie sehr gute, auch prächtige Illuminationen zu geben. Als
Cäsar tiiumphirte, waren geschmückte Elephauten die Fackelträger
big tief in die Nacht hinein. „Aber", ruft mir hier ein Anwalt
unseres modernen Nachtlebens entgegen, „was waren denn deine
hochgepricsenen Alten durch jenes frühe Einschlafen gebessert'?-
Wer mag es aushalten, eine lange Winternacht dnrehzuschnarehen!
Mästeten sie sich etwa auch durch den langen Schlaf, wie jene
Murmelthiere, die sie in eigenen Behältern (gliraria) für Gaumenge-
nüssc auffütterten?" Wer möchte diefs bei einem so regsamen
nnd rastlosen Volke, als jene alten Römer waren, auch nur von.
fern vennuthen'? Nein, eben darin liegt der grofse Vortheil für
wahre Thäligkeit und Gesundheit, dafs man im allen Born da das
EötiiRcr'j kleine Schriften. TU, **
 
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