Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0248

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
236

zehren, d. Ii. die znra Auflegen des Fleisches dienenden Brodfladeu,
liier doppelsinnig meusae genaunt, aucli mit hinabschlingen.

Da mit der Hand sie verletzten und eifrigem Zahne die Rundung
Der vom Verliängnifs bestimmten Krust' und gekanteten Fladen;
Weh doch! selbst die Tische verzehren wir! saget Iulus *),

Dafs aber diese Brodlöffelei selbst sehr gewöhnlich und auch da,
wo es hoch herging, gebräuchlich gewesen sein müsse, mag unter
anderen die Stelle in den Rittern des Aristophanes beweisen, wo
die beiden Lobhudler und Leckerbissen spendenden Schmeichler
des als Demos peisonificirten Athenischen Volks einen Wettkampf
in solchen Sehmarotzerkünsten beginnen. Nachdem nun der Ger-
ber Kleon gerufen: ich bringe Klüslein dir, schreit der Wurst-
bändler von der anderen Seite:

Ich diese Semmeln, die zu Löffeln ausgehöhlet

Die Göttin selbst mit der Hand von weifsem Elfenbein,

Demos. •

Wie grofs, o heifge Göttin, ist dein Finger doch?

Wurs thändler.
O Demos, sichtbar hält die Göttin dich in Hut!
Nun breitet sie über dich den Topf, von Suppe voll **).

Aber, könnte man einwenden, Griechen und Römer hatten ja
doch schon ein eigenes Wort für den Löffel, cochlear, cochleare
(V.o^iäfiov), wovon in der romanischen Sprache noch cncchiaio, cuil-
ler u. s. w. abstammt. Allein ich fürchte, dafs auch durch dieses
Wort wenig für den Gebrauch der Löffel unserer Art bei den
Mahlzeiten der Alten bewiesen werden wird, Cochlea bedeutet eine
Muschelsehnecke, und da die Schnecken vorzüglich zu den Lecke-
reien der allen Tafelgeuüsse gehören, indem die Art, sie zu füt-
tern und fett zu machen, sogar in eine eigene Theorie gebracht
worden war ***), so scheint man unter anderen Zubereitungen,

*) Aeneis VII, 114.': etiam mensas consumimus, inquit Iulus. Dort
hat schon der gelehrte De la Cerda viel hierher Gehöriges ge-
sammelt,

**) Aristophanes, Ritter V, 1168 ff. nach der Uebersetzung von
Vofs. Im Original heifst es ausdrücklich: //utr-riX«; //£/.uctuX;jjus-
Wcj uxo t>jf SsoD (der Pallas, die Phidias auf der Barg mit elfen-
beinernen Armen gebildet hatte]), wobei doch die gewöhnliche
Schreibart in die richtige /^iffruX«; etc. zu verändern ist, Man
sieht also, kein Suppentopf ohne diesen Brodlöffel.
***) Plinius handelt in mehreren Stellen von der Schneckenliebhaberci
der römischen Gaumenlüstlinge. Die ersten Schneckenbehälter (_yi-
varia) hatte in der Gegend von Tarquinii Fulejus Hirpinus mit
 
Annotationen