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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0315

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vielleicht mit cl)cn solchen Wünschen zuschickte, als womit unsere
Gi •ofsvätor und Grofsmüflcr in jenen belobten Tagen, wo es noch
Sparbüchsen gab, ihre alten harten Tbaler nnter Enkel und Pa-
then zu dieser heiligen Zeit auszuspunden pflegten.

Bei den Alten wurde fast jede Fi ende, jeder Gennfs des Le-
bens durch die bildenden Künste verschönert und verherrlicht, und
eben dadurch diesen Künsten auch der weile Spielraum und die
belohnende Aufmunterung gegeben, ohne welche sie höchstens nur
Sei avinnen des Reichthums, aber nie Wohltäterinnen und Lehre-
rinnen aller Volksklassen in einem Staate weiden können. Jene
Geschenke an Früchten , Efswaaren und anderen Näschereien, die
man in sauberen Körbchen niedlich zu ordnen und aufzuputzen
pflegte, wurden bald ein Gegenstand der Malerei. Auch das Al-
terthun) kannte und schätzte die Art von Kunstwerken, die in neue-
ren Zeilen /von den Meistern der niederländischen Schule so täu-
schend dargestellt worden sind. Auch die Alten hatten ihre
Frucht- und Kucheln stücke in der Malerei und nannten sie
von der ersten und vorzüglichsten Veranlassung Gas tge sehe n-
k e *). In der alten neapolitanischen Gemäldegalerie, die uns der
griechische Sophist Philostratns so künstlich beschreiht, wa-
ren auch einige Gemälde dieser Art zu sehen **) , und wer sich
nur einmal die Mühe genommen bat, die Abbildungen der Hereu-
lanisehen Gemälde durchzublättern, wird sich erinnern, wie zahl—

thum nocli haben, Mos alsMedaillen zum Auswerfen und Verschen-
ken an solchen Festtagen gebraucht wurden. Davon würde ich also auch
die Stelle bei'in Herodi an I, 16. T. I. [). 688. ed. Irmisch. verste-
hen, wo gesagt wird, die Römer hätten sich am Neojahrstage
Münzen zugeschickt, nicht, wie Moritz sagt, von alten Mün-
zen aus den Zeiten der Könige. Damals hatte man höchstens nur
sehr unförmliche Kupfermünzen, Raritäten für den Alterthnms-
nnikler, aber nicht Geschenke für die eleganten Homer unter den
Kaisern,

*) Sie hiefsen mit einem griechischen Worte, das die Römer mit der
Sache selbst beibehielten, Xenia. „Am ersten Tage", sagt Vitru-
vius in einer merkwürdigen Stelle, „bewirthete man die Gast-
freunde aufs Herrlichste, Am letzten schickte man ihnen allerlei
Fliigelwerk, Eier, Zugemüse, Früchte und andere ländliche Pro-
dacte. Die Maler fanden in diesen Gastgeschenken einen ange-
nehmen Gegenstand für ihren Pinsel, und nannten dergleichen Ge-
mälde auch, wie die Geschenke, Xenia." Architect. V, 10, S.
Rad er zum Martial S. 843.

**) S. Philostrat's Gemäldegalerie I, 21. p. 809. II, 25. P. 851.
ed. Olear,
 
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