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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0322

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310

sehen Zeilen überzutragen, die Waud- und Deckenleuchler im fest-
lichen Speisesaale der Dido:

— es durchrollt die geräumigen Säle
Stimmengetön; schon hangen von goldenen Decken die Leuchter
Rundumflammt, und, Sieger der Nacht, glüh'n strahlende Fackeln,

Aeneis I, 725. nach Vofs.

Indefs pflegte man weit häufiger unter Teppichen zu speisen,
welche unter dem Deckengeläfel über die ganze Tischgesellschaft
ausgespannt wurden*). Dann hatte man entweder lebendige
Leuchter, d. Ii, Sclaven, welche die ganze Zeit über Fackeln hal-
ten niufsfen **), oder vom Boden hoch emporragende Cahdelaber
mit Lampen.

Da die Talg- und Wachslichter, die jetzt allgemein unter uns
gebräuchlich sind, im Aiterthuuie fast gar nicht gekannt und ge-
hraucht wurden ***), so fällt auch schon dadurch die ganze Form
unserer zum Auffassen einer Lichtkerze bestimmten Leuchter
weg. Aufser den verschiedenen Arten von Fackeln von gröfserem
uud kleineren Umfange f) kannte man nur Lampen aus Metall

*) Auch darf man hierbei nicht vergessen, dafs die einzige Mahlzeit
der Alten nach der ge wohn liehen Tagesordnung Nachmittags
gegen 4 Uhr stattfand und also gar keiner künstlichen Beleucht-
ung durch Lampenschein bedurfte. Nur festliche Schmause dau-
erten in die Nacht und brauchten Lampen- und Fackellicht. Dar
her zum Theil auch der Mangel der Straßenbeleuchtung in den
volkreichsten Städten des Alterthums, weil man sich früh schlafen
legte, um früh unter Nachts sein Tagewerk beginnen zu können.
S. Beckmanns Gesch. der Erfind, II, 520. Vergl, Fabriz,
Bibliogr, antiqu. p. 1008.
**) Man kennt die metallenen Jünglinge, die das Gastzimmer erleuch-
ten, aus Homer und seinem Nachahmer Lucrez II, 24, Aber es
ist nicht zu zweifeln, dafs da, wo so vieles durch Sclavenhände
geschah, es auch zu dieser Tafelbeleuchtung einige (servos ad
lychnum, s. Pignori, de servis p, 128. ed. Patav.) gegeben
habe. Von dieser Herabwürdigung des Menschen zur Maschine
bis zur Neronianischen Kurzweil, Menschen als Pechfackeln anzu-
zünden , um den Circus zu erleuchten, sind nur noch wenige
Schritte.

***) Selbst Saumaise ad Solin. p. 266. 705. hat hier zu viel auf die
neueren Sitten Rücksicht genommen,
•f) Man kennt dreierlei Arten, nämlich aus zusammengebundenen Holz-
schleusen (iax), aus Seilen, mit Harz und Pech bestrichen (funa-
les), in Wachs oder Talg getaucht fjsereus, candela). Selbst bei
den Fackeln fand mancherlei Verzierung durch Festons und Färb-
ung statt.
 
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